Nazi-Veranstaltung "Wir bauen das Reich" in Iserlohn Letmathe
Schwarze Katze Terminseite, 15.07.00


Am 15.07.2000 besuchte Manfred Roeder Iserlohn-Letmathe um dort um 18 Uhr im Letmather Hof den Vortrag "Wir bauen das Reich" zu halten. Die Polizei setzte mehr als eine halbe Hundertschaft mit Schlagstöcken bewaffneter Polizisten ein, um die etwa 30 Nazis durch Strassensperren unbehelligt von der aus ebenfalls 30 Personen starken antifaschistischen Kundgebung zu ihrem Veranstaltungsort zu bringen. Um 17.30 Uhr wurden die Nazis auf dem Weg von der Bahnhofsbrücke zum nahegelegenen Letmather Hof vor den Gegendemonstranten beschützt.  Die Antifas folgten und wurden 50-100 Meter vor dem Veranstaltungsort von der Polizei durch quergestellte Fahrzeuge, einen Kordon und Personenkontrollen aufgehalten. 

Der seit Jahren größte Polizeieinsatz in Letmathe fand mit der Polizeieinsatzhundertschaft Recklinghausen und der Polizei aus dem Märkischen Kreis statt. Das Deutsche Kulturwerk", welches die Veranstaltung organisierte, bedankte sich bei der Polizei für ihren "massiven Einsatz und die gute Kooperation des Einsatzleiters".  Das Spruchband "Kein Fußbreit den Faschisten" wurde hochgehalten. Nachfolgend die Presseerklärung der Antifa Hemer, die in vielen Zeitungen des Märkischen Kreises abgedruckt wurde und das Antifa-Flugblatt, welches auf der Kundgebung verteilt wurde:


Manfred Röder, nein danke
Antifa Hemer, Juli 2000

Am 15.7. hat das Deutsche Kulturwerk in Letmathe Manfred Röder zu einer Vortragsveranstaltung eingeladen. Titel der Veranstaltung ,,Wir bauen das Reich".

Viele Bürger, und vielleicht auch Timo Pradel von der NPD, wissen vielleicht nicht, welche Aktivitäten Herr Röder schon hinter sich hat:

1976 unternahm Röder auf Einladung des Ku-Klux-Klans eine Reise in die USA, um Kontakte zu Gleichgesinnten zu vertiefen. Am 27.7.76 wird Röder vo m Amtsgericht Heilbronn zu 5.000 DM Geldstrafe verurteilt, weil er den 45 im KZ ermordeten Pfarrer Dietrich Bonnhoeffer als einen ehrlosen Vaterlandsverräter bezeichnet hatte. 76 und 77 nimmt Röder an Treffen der illegalen NSDAP teil.

80 verübten seine ,,Deutschen Aktionsgruppen" 7 Brand- und Sprengstoffanschläge. Dabei kamen 2 Vietnamesen ums Leben. Deswegen war er von 1982-1990 im Knast.

Anfang Juni 96 verübt er in Erfurt einen Anschlag auf die Ausstellung ,,Vernichtungskrieg: Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944". Seine antisemitischen ,,95 Thesen zum Lutherjahr" werden auch in der Nachbarstadt Hagen verbreitet.

Am 9. November 97 fand ein Neonazi-Aufmarsch in Marburg statt, der durch Röder angemeldet war. Die nazistische ,,Sauerländer Aktionsfront" war dort gut vertreten. Danach war er an einem ,,Regermanisierungsprogramm" in Ostpreußen beteiligt. Die russischen Sicherheitsbehörden verhängten 96 ein unbefristetes Einreiseverbot gegen Manfred Röder für Kaliningrad.

97 hielt der mehrfach vorbestrafte Röder bei der Führungsakademie der Bundeswehr zum Thema: ,,Übersiedlung von Rußlanddeutschen in den Raum Königsberg" einen Vortrag.

Manfred Röder, der sich als NPD-Bundestagskandidat auch schon mal als ,,Kanzleralternative" ansah, wurde wegen Verharmlosung der NS-Verbrechen vom Landgericht Marburg zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.

So jemanden nach Letmathe einzuladen, ist schon ein starkes Stück. So eine Person trägt bestimmt nicht zur Attraktivitätssteigerung der Kilianskirmes bei.

Die Antifa Hemer meint: Wehret den Anfängen! Letmathe darf sich sowas nicht bieten lassen!

Keine Nazis am Lennestrand und anderswo!


Die Anwohner von Iserlohn Letmathe erhielten ausserdem folgendes Flugblatt:

Die Neonazi-Veranstaltung am 15.07.2000 in Letmathe verhindern!
ein Flugblatt antifaschistischer Gruppen aus NRW

Liebe Anwohnerinnen und Anwohner, liebe Passantinnen und Passanten!

Am heutigen Abend will das neonazistische "Deutsche Kulturwerk" (DKW) in Letmathe um 18.00 Uhr eine Vortragsveranstaltung mit dem Neonaziterroristen Manfred Roeder durchführen. Hier am Bahnhof sollen zwischen 17.00 und 17.30 Uhr Besucherinnen und Besucher dieser Veranstaltung von den Veranstaltern empfangen und zum Veranstaltungslokal geleitet werden.

Das DKW tritt seit 1997 durch regelmäßige Veranstaltungen mit hochkarätigen Referenten und mit bis zu 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der extremen Rechten in Erscheinung. Die meisten Veranstaltungen haben völlig ungestört hier in Letmathe und in der näheren Umgebung stattgefunden.

Das DKW versteht sich nach eigenen Angaben als "parteiunabhängiger Zusammenschluss von volkstreuen und kulturell interessierten Deutschen" und hat sich als "jüngere Generation die Aufgabe gestellt, im Bereich der deutschen Kulturarbeit unseren Beitrag zu leisten".

Beim DKW handelt es sich um eine NPD-Vorfeldorganisation, deren Aufgabe es ist, insbesondere jüngere Personen aus unterschiedlichsten Gruppierungen und Spektren der extremen Rechten ideologisch zu festigen und zusammenzubringen. Wozu dieses Festigen und Zusammenbringen führen kann, zeigt der Überfall auf Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Gedenkveranstaltung am 9.07.2000 an der Gedenkstätte des ehem. KZ Kemna in Wuppertal.

Einer der Personen, die wegen der Beteiligung an diesem Überfall verhaftet wurden, ist auch der Gründer des DKW. Es handelt sich hierbei um Thorsten Crämer, Stadtratsabgeordneter der NPD in Schwelm. Crämer ist auch Mitglied des NPD-Landesvorstands NRW und des JN-Bundesvorstands. Gemeinsam mit Timo Pradel (Iserlohn), NPD-Kreisvorsitzender MK, hat er das DKW aufgebaut.

Der Referent auf der heutigen Veranstaltung, der Naziterrorist Manfred Roeder, wurde 1982 zu 13 Jahren Haft verurteilt, da er u.a. an mehreren Sprengstoffanschlägen beteiligt war. Bei einem dieser Anschläge wurden zwei Vietnamesen ermordet. Zuletzt geriet Roeder durch seine Vortragstätigkeit bei der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg in die Schlagzeilen. Er ist heute Mitglied des NPD-Bundesvorstandes. Roeders Referat in Letmathe lautet: "Wir bauen das Reich".

Aufgrund der "Verhinderung" von Crämer wird die Veranstaltung von Timo Pradel und von Stephan Haase dem NPD-Ortsverebandsvorsitzenden Lüdenscheid, geleitet. Beide sind ebenso wie Crämer Mitglieder des NPD-Landesvorstands. Haase war noch 1998 führendes Mitglied des "Rudolf-Hess-Aktionskomitees", das die Organisation eines Neonaziaufmarsches zu Ehren des 1987 verstorbenen Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess übernahm. Den beiden zur Seite steht Prof. Dipl. Ing. Hagen Prehl aus Schalksmühle.

Sorgen wir gemeinsam dafür, dass sich Neonazis auch in Letmathe nicht ungestört versammeln können.

Verhindern wir gemeinsam die Veranstaltung des Deutschen Kulturwers!

Kein Vergeben, kein Vergessen!!!!!!


ein Flugblatt antifaschistischer Gruppen aus NRW

Schwarze Katze Nachtrag 01.08.14: Manfred Roeder starb am Mittwoch, 30.07.14 im Alter von 85 Jahren in Neukirchen (Knüll) im Schwalm-Eder-Kreis.