Die Nachfolgeorganisation der Wehrmacht hatte vor sich am 18. April 1996 in Hemer mit einem "Grossen Zapfenstreich" selbst zu feiern. Die Bundeswehr bevölkert seit exakt 40 Jahren die ansonsten schöne Stadt am Felsenmeer. Die ungefähr 50 DemonstrantInnen, vor allem Autonome, aber auch Antifas, Friedensgruppen und einige JungdemokratInnen sahen keinen Grund zum Feiern und fanden sich pünktlich zu einer Protestdemonstration ein. Polizei und Feldjäger reagierten äusserst nervös auf die angemeldete und friedlich verlaufende Demonstration.
Hundeführer mit Schäferhunden drängten die meist jungen TeilnehmerInnen auf die andere Strassenseite, wo mit Trillerpfeifen und anderen Lärminstrumenten weitergetrötet wurde. Im gegenüberliegenden Haus Hemer waren nämlich die Stadtgrössen anwesend, die, wenig angetan von der Protestschar, das Haus Hemer in Richtung Dammstadion verliessen, wo der Zapfenstreich stattfand. Plakate wie "Helm ab zum Denken - Militär tötet" oder Sprechchöre wie "BRD Bullenstaat - wir haben dich zum Kotzen satt" sorgten sowohl bei den geladenen Festgästen als auch bei den zwei Staatssch(m)utzfotografen nicht für die erhoffte Zustimmung. Die beiden Staatsschützer aus Hagen betonten auf Nachfrage beim "Allgemeinen Beobachter" beschäftigt zu sein.
Einer der Festgäste liess sich sogar zu der Bemerkung hinreissen: "Die sollte man alle an die Wand stellen". Beim Zapfenstreich selber sorgte ein Soldat für Erheiterung, weil er während des feierlichen Zeremoniells wegen Kreislaufproblemen zusammenklappte. Im Vorfeld der Demo waren sowohl Polizei als auch Wehrmacht-Nachfolger stark daran interessiert zu erfahren, wer denn dahinter steckt. Einzelnen Demonstranten wurde nachher von den Feldjägern ohne Begründung untersagt an der (eigentlich öffentlichen) Festveranstaltung teilzunehmen. Die Polizei drohte Einzelnen mit Anzeigen wegen "Schmähung der Bundeswehr" - aber es blieb bei einer Drohung.
Die antimilitaristische Aktion sorgte in der kleinen Stadt am Felsenmeer sowohl in der Presse als auch im Lokalradio für grosses Aufsehen. Die DemonstrantInnen waren zum Ärger der Bundeswehr in den Medien ungefähr genauso gut vertreten wie sie, obwohl an ihrer Veranstaltung über 3.000 Militärfans teilnahmen (fast jeder 10. Hemeraner). Fazit: Eine gelungene Aktion, die auch in anderen Städten wiederholt werden sollte.