Kein Vergeben, kein Vergessen

Den antifaschistischen Widerstand organisieren

Die Deutschen haben ein Problem
Sie sind im Ausland nicht angesehn.
Drum machen sie jetzt Lichterketten
um ihren guten Ruf zu retten.

Lange Lichterketen durchziehen Deutschland, wandeln das schlechte Bild der Deutschen als Ausländerfeinde in Ausländerfreunde um. Im Jahre 1 nach Rostock und Mölln ist die Welt wieder in Ordnung. Die bürgerkriegsähnlichen Bilder aus Rostock und die Fotos der Trauernden in Mölln, alle diese Opfer des neu aufkeimenden Faschismus scheinen vergessen.

Doch noch immer nehmen die ausländerfeindlichen Pogrome nicht ab. In Freiburg oder Hoyerswerda wurden erneut Menschen Todesopfer des deutschen Neofaschismus. In ganz Deutschland werden Ausländer, Flüchtlinge, Linke oder Behinderte noch immer, teilweise tätlich diskriminiert.

Die fast zweistelligen Erfolge der Republikaner bei der Komunalwahl in Hessen rückten ob der Politikpleite der etablierten Parteien in den Hintergrund. Rassistische und faschistische Parteien sind Normalität in der bundesdeutschen Parteienlandschaft.

Deutschland ist auf dem Weg sich nach aussen abzuschotten. Die heilige Kuh der BRD wird angetastet. Mit Grundgesetzänderungen wie dem Asylrecht und den Out-of-Areaeinsätzen begeben sich die Parteien auf Schlitterkurs und verdecken die Sicht auf die wahren Probleme wie Massenarbeitslosigkeit und Wohnungsnot.

Aber, was noch schlimmer ist durch die sogenannte Erweiterung des Artikel 16 GG ist das Recht auf Asyl praktisch abgeschafft. Noch durchläuft es die Instanzen, aber wenn es verabschiedet wird, dann ist eine wichtige Errungenschaft des Nachkriegsdeutschland zerstört. Anstatt endlich zuzugeben, daß Deutschland ein Einwanderungsland ist und die vom reichen Norden verschuldete Armut und den Hunger in den Herkunftsländern zu bekämpfen, werden menschenfeindliche Pogrome genutzt um Grundrechte zu ändern, werden Flüchtlinge zu Sündenböcken für verfehlte Wohnungsbaupoltitik und Arbeitslosigkeit, für Rezession und Politikverdrossenheit gemacht, reichen sich Politiker und militante Neonazis die Hände.

Das darf nicht so weitergehen. Der Kampf gegen den Faschismus erfordert mehr als Lichterketten.

Wir treten entschieden gegen die Änderung des Grundrechts auf Asyl ein und rufen hiermit in Solidarität mit vielen anderen Antifagruppen, BürgerInneninitiativen und Parteien zum Boykott des Bundestages am Tage X (verm. 15.5.1993) auf.

Wer über Lichterketten hinaus Lust auf antifaschistische und antirassistische Arbeit hat und andere Jugendliche seiner Gesinnung, unabhängig von politischer Einstellung sucht, oder weitere Informationen zur Blokadeaktion des Bundestages haben will, der sollte einfach mal Mittwochs um 18.00 Uhr ins (...) kommen.

Antifa Moby Dick


Unabhängige Iserlohner Antifa

Flugblatt der Iserlohner Antifa Moby Dick von 1993