SPIELE REZENSIONEN   



Abenteuer in der Tiefsee

Nautilus, 2-4 Spieler, Kosmos

Zwei bis vier Spieler gehen in Nautilus auf Tauchstation. Zur Erforschung der Tiefsee müssen sie unter anderem eine Unterwasserstadt aufbauen, die mit Forschungsstationen und weiteren Modulen ausgerüstet werden kann. Die faszinierende Spielidee wurde sehr ansprechend umgesetzt – vom Spielplan bis zur komplexen Logik, die besonders Strategiefans begeistern dürfte. Allerdings ist davor ein intensives Studium der Anleitung nötig – damit der Sprung ins Wasser auch tatsächlich ein spannendes Abenteuer wird.

Nautilus erscheint im Kosmos Verlag.


Kolonialer Spielspass

Puerto Rico, Alea

Hintergrund des Spiels ist die „Besiedlung“ der „Neuen Welt“. Während diese real ein ziemlich gewaltsamer Prozess inklusive der massenhaften Ermordung von UreinwohnerInnen war, wird das im Spiel nicht ein mal benannt. Es kommt noch schlimme - aus der Anleitung: „So werden beispielsweise durch den Siedler neue Plantagen angelegt, auf denen dann, mit Hilfe des Aufsehers, Waren hergestellt werden.“ Zwischen den Zeilen verbirgt sich hier – ganz selbstverständlich ­– sogar die Sklaverei. Nur wer diesen unsensiblen Umgang mit der Geschichte vergisst, kann sich an diesem Spiel erfreuen, welches ansonsten ein solides Wirtschafts- und Strategiespiel darstellt. Puerto

Puerto Rico erscheint bei Alea / Ravensburger.


Paläste für alle?

Medina 3-4 Spieler, Hans im Glück

Eine verfallenen Wüstenstadt steht vor dem Wiederaufbau. 3-4 Spieler sind daran beteiligt, eine mit einer Menge schöner Holzmaterialien Paläste unterschiedlicher Farbe, Ziegenställen, Mauern und Marktgassen aufzubauen - eine Medina wird errichtet. Entstehende Paläste werden über das Aufsetzen eines Daches abgeschlossen und vergeben; die Punktzahl ist abhängig von der Größe, Lage zur Stadtmauer und Marktgasse. Strategie und Voraussicht prägen den Spielverlauf. Mit ein wenig Phantasie lässt sich sicher auch eine Variante entwickeln, die ohne Eigentumslogik auskommt ... und HausbesetzerInnen hätten sicher nichts dagegen, Paläste zu besetzen.

Medina erscheint bei Hans im Glück und kostet ca. 20 Euro.


 

Strategische Azteken-Städtebauer

Mexika, 2-4 Spieler, Ravensburger

2-4 Spieler stampfen bei Mexika eine Azteken-Stadt aus dem Boden - dabei geht's recht kapitalistisch zu: Durch Auslegen von Kanalteilen wird das Spielfeld nach und nach einzelne Bezirke unterteilt - abgeschlossene und gegründete Bezirke bringen Punkte. Vorne liegt, wer hier die wertvollsten Gebäude errichtet ... so lässt sich den anderen Spieler der ein oder andere Bezirk stibitzen. Das Spielprinzip erschließt sich bereits beim ersten Durchgang, die hohe strategische Komponente verspricht viele, spannende Partien und anhaltendes Vergnügen.

Mexika erscheint bei Ravensburger und kostet ca. 20 Euro.


 

Köpfen wie in der französische Revolution

Guillotine, 2-5 Spieler, Amigo

Fürsten, Priestern und weniger wichtigen Gestalten droht das Ableben durch die Guillotine. Für 2-5 Personen geht es hier darum, die begehrtesten Adligen zu köpfen. Zahlreiche Aktionskarten, die den Spielverlauf beeinflussen, bringen immer wieder Überraschungen mit sich, verändern die Reihenfolge der Geköpften usw. Ein eingängiges, schnelles Kartenspiel für Freunde schwarzen Humors. Schade, dass die witzige Spielidee nicht genutzt wurde, um spannend aufbereitet ein wenig über die Hintergründe der französischen Revolution zu vermitteln.

Guillotine erscheint bei Amigo und kostet 9,50 Euro.


 

Eingängiges Spielprinzip und Strategie

Carcasonne, 2-5 Spieler, Hans im Glück

Durch das Auslegen von Kärtchen entsteht eine mittelalterliche Landschaft mit Städten, Klöstern, Straßen und Wiesen - mit jedem Spiel ganz anders. 2-5 Spieler sind gefragt, das Spielfeld zu entwickeln und ihre Figuren - Ritter, Mönch, Wegelagerer oder Bauern - geschickt zu platzieren. Das einfache Spielprinzip ermöglicht den direkt Einstieg trotz beachtlicher Tiefe. Weitsicht ist gefragt, und manchmal auch Seilschaften, die aus politischen Zusammenhängen wohl bekannt sind.

Carcassonne erscheint bei Hans im Glück und kostet 15 Euro.


 

Goldland mit kolonialistischen Zügen

Goldland, 2-5 Spieler, Goldsieber

In einem "wilden Land" gehen 2-5 Spieler auf Entdeckungsreise - mittels taktisch klugem Einsatz von Ausrüstungsgegenständen geht es darum, möglichst viele Schätze einzusammeln. Das Spiel ist zwar nett aufgemacht, trägt aber durch und durch klar rassistische und kolonialistische Züge - von der Logik des "wildes Land-Entdeckens" bis hin zu "Eingeborenen", die während der Verlaufs als zu bewältigendes Abenteuer auftreten. Angesichts der blutigen Vergangenheit des Kolonialismus inklusive der fast totalen Elimination indigener Gemeinschaften ein widerlicher Spiegel der herrschenden Geschichtsschreibung. Das einzublenden schmälert den Spielspass deutlich.

Goldland erscheint bei Goldsieber-Spiele und kostet ca. 20 Euro.


 

Archäologischer Puzzle-Spass

Fossil, 2-6 Spieler, Goldsieber

2-6 Spieler machen sich in Fossil mit Archäologie vertraut und gehen auf die Suche nach Versteinerungen von Farnen, Fischen und ausgestorbenen Trilobiten. Zwei Halbedelsteine dienen als gemeinsame Setzfigur auf dem schön aufgemachten Spielfeld, das sich aus vielen Kärtchen zusammen setzt. Jedes ist Teil verschiedener Fossilien ... komplette Fossilien bringen entsprechende Punkte in der Wertung. Trotz der guten Spielidee entwickelt sich im Verlauf leider wenig Drive und Spannung - da die taktische Komponente des Spiels extrem hoch ist, werden wohl vor allem geduldige Strategen ihre Freude an Fossil haben.

Fossil erscheint bei Goldsieber und kostet ca. 20 Euro.


 

Phantasie und Kindheit entdecken

Der kleine Prinz, 3-6 Spieler, Kosmos

In Anlehnung an den gleichnamigen Roman befindet sich "Der kleine Prinz" in diesem Spiel auf der Suche nach Freundschaft. 3-6 Spieler helfen ihm bei der Reise von Asteroid zu Asteroid bis hin zur Erde, wo der Fuchs auf ihn wartet. Im Mittelpunkt stehen unterschiedliche Aufgabenkarten: So geht es darum, z.B. ein schönes Erlebnis zu erraten, dass ein Spieler mit seiner Kindheit verbindet, ein Bild möglichst kreativ zu interpretieren oder Sätze aus der Romanvorlage zu vervollständigen. Bei erfolgreich gelösten Aufgaben dürfen die Spieler eine Anzahl Sterne um den aktuellen Asteroiden ablegen - ist das Sternbild vollständig, rückt der kleine Prinz der Erde ein Stück näher. Besonders positiv fällt auf, dass Kommunikation und Kooperation so stark betont wurden. Es geht nicht darum, zu gewinnen, sondern den Mitspielern vertraut zu werden ... gute Ausgangsbedingungen, um mit diesem schönen Spiel gemeinsam die eigene Kindheit zu entdecken.

Der kleine Prinz erscheint bei Kosmos und kostet ca. 20 Euro.