Freiheit für Mumia Abu Jamal!


Interview mit Michael Schiffmann über Mumia Abu Jamal
Webseiten über Mumia
Mumia Veranstaltung in Iserlohn


Damit es weitere Kreise zieht und Leute selbst die Initiative ergreifen
Schwarze Katze Interview mit Michael Schiffmann über Mumia Abu Jamal

Schwarze Katze: Ich spreche jetzt mit Michael Schiffmann. Er referierte bei einer Veranstaltung der Schwarzen Katze über Mumia Abu Jamal. Wer ist Mumia Abu-Jamal?

Michael Schiffmann: Mumia Abu-Jamal ist ein schwarzer amerikanischer Journalist, der seit 20 Jahren in der Todeszelle sitzt für einen Mord, den er nicht begangen hat - dafür gibt es jetzt auch im überwältigendem Maße Beweise. Wir in Heidelberg mit unserer Gruppe "Freiheit für Mumia Abu-Jamal" zusammen mit anderen Gruppen aus der Bundesrepublik und der ganzen Welt kämpfen dafür, dass er vor Gericht Beweise für seine Unschuld vorlegen darf und dass er freigelassen wird.

Schwarze Katze: Wieso ist er zur Todesstrafe verurteilt?

Michael Schiffmann: Er soll im Dezember 1981 einen Polizisten ermordet haben. Die Beweise dafür waren von Anfang an sehr dürftig. Andererseits gab es starke Hinweise darauf, dass Mumia im Knast sitzt weil er ein radikaler schwarzer Journalist ist und Mitglied der Black Panther Party war. 2001 gab es noch ein weiteres Ereignis, das die Umstände noch zweifelhafter macht: Es hat nämlich ein anderer Mann den Mord an dem Polizisten gestanden. Gegenwärtig kämpfen Mumia und seine Verteidigung darum, dass dieser Mann vor Gericht vernommen wird.

Schwarze Katze: Was für eine Rolle spielt es, dass Mumia Abu-Jamal als Radioreporter rassistische Praktiken der Polizei aufgedeckt hat? Und was für eine Rolle spielt es, dass er eine schwarze Hautfarbe hat?

Michael Schiffmann: Also dass er eine schwarze Hautfarbe hat, spielt nachgewiesenermaßen eine überwältigende Rolle. Das gilt bei Gerichtsverfahren in den USA und in Philadelphia, wo Mumia herkommt, im Besonderen. Bis zur Auswahl der Jury, und man kann es auch sehen an der Anzahl der Leute die im Bundesstaat Pennsylvania im Todestrakt sitzen, von denen die überwältigende Mehrheit Farbige, das heisst Schwarze oder Latinos sind. Die politische Frage spielt auch eine enorme Rolle. Der Staatsanwalt hat sich in Mumias Prozess immer wieder darauf berufen, dass Mumia Mitglied der Black Panther Party war, um ihn als gefährlichen und radikalen Schwarzen, der zum Schutz der Gesellschaft beseitigt werden muss, hinzustellen.

Schwarze Katze: Wie sieht denn das Verfahren im Moment aus?

Michael Schiffmann: Im Moment sieht es so aus, dass Mumia ein neues Verteidigungsteam hat, seit Mai 2001. Sie haben auch das Geständnis des tatsächlichen Täters vorgelegt und etliche andere neue Beweise für Mumias Unschuld. Unter Berufung auf seit 1996 bestehende Anti-Terror-Gesetzte versuchen die Gerichte jetzt, die Vorlage dieser neuen Beweise und das Geständnis des wirklichen Täters abzuschmettern, weil Mumias Fall mittlerweile international zum Symbol für die ungerechte Praxis der Todesstrafe und für die politische Justiz in den USA geworden ist.

Schwarze Katze: Wie sieht es mit der Mumia Abu-Jamal Solidaritätsbewegung weltweit aus?

Michael Schiffmann: Es gibt sowohl in den USA selbst, als auch in Europa eine breite internationale Solidarität die von Leuten reicht, die ausschließlich aus Menschenrechtsgründen gegen seine Hinrichtung protestieren bis zu Sozialisten, Anarchisten, Trotzkisten, Kommunisten, Leuten die Revolution wollen. Erstaunlicherweise ist es in den letzten 10 Jahren, in denen diese Bewegung erstakt ist, diesen Leuten gelungen, zusammenzuarbeiten. Nicht nur für die Freilassung Mumia Abu-Jamals sondern auch für die Abschaffung der Todesstrafe in den USA und die Freiheit für alle politischen Gefangenen.

Schwarze Katze: Amnesty International hat sich ja auch der Sache angenommen, oder?

Michael Schiffmann: Es gibt einen im Februar 2000 erschienenem Bericht von Amnesty International allein über Mumia Abu-Jamal, der 32 Seiten lang ist. Das ist eine sehr ungewöhnliche Sache und zeigt welche Bedeutung Amnesty diesem Fall zumisst. Dieser Bericht ist seit Oktober 2000 auch auf deutsch erhältlich bei unserer Gruppe. Kontakt kann man herstellen über www.mumia.de, da steht auch unsere Heidelberger Gruppe und Möglichkeiten über Informationsbeschaffung drauf. Wir fordern natürlich jeden und jede auf, sich diese Informationen zugänglich zu machen.

Schwarze Katze: Mumia ist ja der bekannteste politische Gefangene der Welt. Es fand auch in Iserlohn eine Veranstaltung der Schwarzen Katze mit dir als Referent statt. Wie fandest du die Reaktionen der Teilnehmenden bei dieser Informationsveranstaltung? Wie viele Leute waren da und wie hast du das so eingeschätzt?

Michael Schiffmann: Es waren etwa 15 vorwiegend junge Leute da. Mir hat diese Veranstaltung, obwohl sie relativ klein war, sehr gut gefallen. Sie ging etwa 3 Stunden lang. Was mir sehr gut gefallen hat, war das Interesse und die interessanten Fragen, die aus dem Publikum kamen und vor allem das Interesse der Leute daran, was sie selbst tun können, um für die Freiheit von Mumia einzutreten. Denn letzten Endes sollten solche Veranstaltungen nicht einfach nur der kulturellen Unterhaltung und Erbauung und Weiterbildung dienen, sondern es geht natürlich darum, in solch einem Fall auch für den Eingekerkerten etwas zu tun.

Schwarze Katze: Was können Radiohörer/innen denn tun?

Michael Schiffmann: Sie können das tun, was man immer tun kann. Sie können sich weiter selbst über den Fall informieren und selbst aktiv werden. Im Moment ist eine der Hauptaktivitäten der internationalen Bewegung Faxe an die Richterin und an den Richter zu schicken, die für die Vernehmung des geständigen Täters zuständig sind und für die Vorlage von neuem Beweismaterial. Solche Listen und Vorlagen für Faxe finden sich auf www.mumia.de, braucht man sich also nur runterzukopieren. Man kann Unterschriften sammeln, Leute Faxe unterschreiben lassen und nach Amerika schicken. Wie gesagt, wie immer ist das richtige Rezept das, was wir gestern in Iserlohn gemacht haben, damit es weitere Kreise zieht und Leute selbst die Initiative ergreifen und sich informieren und dann wiederum weiter andere Leute informieren.

Schwarze Katze: Vielen Dank für das Gespräch. Ich sprach mit ...

Michael Schiffmann: ... Michael Schiffmann von der Gruppe "Freiheit für Mumia Abu Jamal" aus Heidelberg.

Schwarze Katze: Wer weiteres Interesse an der Menschenrechtsthematik bzw. an Anti-Repressionsarbeit hat, kann sich auch eine lokale Adresse wenden: Schwarze Katze, Postfach 41 20 in 58664 Hemer.


Webseiten über Mumia
Weitere Infos zu Mumia Abu Jamal gibt es unter anderem hier:
www.mumia.de grösste deutschsprachige Seite zu Mumia
www.freiheitfuermumia.de Solidaritätsbündnis Free Mumia Abu-Jamal
www.mumia.org auf englisch
www.mumia.de/link.html Linkliste zu vielen anderen Mumia-Seiten


Schwarze Katze Veranstaltung "on a move" am 22.10.01 in Iserlohn

Am Montag, 22.10.01, fand in Iserlohn eine Veranstaltung der Schwarzen Katze statt. Die Anwesenden hörten gespannt der Lesung "on a move" zu. Dabei ging es um die neu erschienene Biographie über den zum Tode verurteilten Afro-Amerikaner Mumia Abu Jamal. Neben einzelnen Textpassagen gab es auch zwei kurze Filme zu sehen; anschließend beantwortete der Referent die Fragen der etwa 15 BesucherInnen, zum grössten Teil interessierte Jugendliche.

Mumia sitzt seit '81 im Todestrakt unter heftigen Isolationsbedingungen; ihm wird vorgeworfen, einen Polizisten erschossen zu haben. Obwohl es bis heute keinen Beweis dafür gibt. Der Prozess trug u. trägt bis heute eindeutig rassistische Vorzeichen: Vor Gericht wurde Mumia sein Recht verwehrt, sich selbst zu verteidigen - nicht der einzige krasse Regelverstoss. Aus Sicht von Freunden und UnterstützerInnen Mumias steht seine Verurteilung in klarem Zusammenhang mit seiner politischen Arbeit, seinen Radioreportagen, in denen er schonungslos den institutionalisierten Rassismus der US-amerikanischen Polizei offen gelegt hat.

An der Gründung einer Black Panthers Ortsgruppe war Mumia, damals erst 15, unmittelbar beteiligt. Nachdem das staatlich organisierte Counter Intelligence Programm ihr Ziel, die Zerschlagung der Panther's erreicht, wird Mumia Anfang der 70er journalistisch tätig; seine gut recherchierten Radioreportagen bringen ihm den Titel "Die Stimme der Unterdrückten" ein und machen ihn in der Bevölkerung bekannt. Bei seiner Radioarbeit trifft er auch auf die radikal-ökologische Gruppe MOVE, über die er auch berichtet hat & mit der er sich bis heute eng verbunden fühlt.

Mumia hat bereits 18 Jahre (!) im Knast verbracht. Zweimal, im Aug '95 und im Dezember '99, ist seine Tötung ausgesetzt worden. Dass Mumia immer noch lebt, ist der breiten, globalen Solibewegung für Mumia zu verdanken. Zur Zeit hat sein neues Anwaltsteam, das massig Unschuldsbeweise für Mumia gesammelt hat, sowohl vor dem Amstgericht in Philladelphia, als auch vor dem Bundesgericht eine Wiederaufnahme des Verfahrens beantragt. Inzwischen hat sich ein 51 j. Schwarzer als Täter geoutet; er ist auch zur Aussage vor Gericht bereit. Der Antrag auf seine Anhörung ist vom Bundesrichter allerdings abgelehnt worden.

Wichtig sei, so der Referent am Ende, da zu sein, wenn die heisse Phase beginnt - denn wenn die Anträge abgelehnt werden ist ein neuer Hinrichtungstermin fällig. Verhindert werden könnte Mumias Tod durch Aktionen vor amerikanischen Botschaften plus grossen Demonstrationen in aller Welt. Und im Vorfeld geht es vor allem darum, mehr Menschen zu informieren und für Mumia zu gewinnen.


hier zur Vollständigkeit noch unser Aufruf für die Mumia-Veranstaltung:

Am 22. Oktober 2001 organisiert die Schwarze Katze in Zusammenarbeit mit dem Atlantik-Verlag und dem Aspekte-Bildungsforum die Veranstaltung "ON A MOVE" mit folgendem Programm:

  • Video-Beitrag über Mumias Fall
  • Wortbeitrag von Jürgen Heiser, Freund und Verleger von Mumia, über die Entstehung der internationalen Solidaritätskampagne und die Gründe, für Mumia Partei zu ergreifen
  • Lesung aus dem Buch »on a move« - mit dem Übersetzer Michael Schiffmann und Jürgen Heiser Videoausschnitt aus dem Film »Unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils«
  • Bericht über aktuelle Situation Mumias und die Entwicklung in seinem Wiederaufnahmeantragsverfahren

    ON A MOVE - Die Lebensgeschichte von Mumia Abu-Jamal

    Die Herausgabe dieses Buches und die Verleihung des Erich-Mühsam-Preises am 27. Mai 2001 haben Mumia Abu-Jamals Fall wieder ins Bewußtsein der deutschen Öffentlichkeit gebracht. Endlich - denn Mumia Abu-Jamal sitzt seit über 19 Jahren unschuldig in den USA in der Todeszelle. Dieses Buch ist ein unverzichtbares Dokument für alle, die mehr über die Person Mumia Abu-Jamal erfahren wollen. Die aktuellen Entwicklungen im Wiederaufnahmeverfahren und wichtige Hintergrundberichte sind in dem Buch "free mumia!" nachzulesen. Während der Veranstaltung in Iserlohn kann das Buch erworben werden.

    Ab dem 06.09.01 reisen der Übersetzer Michael Schiffmann und der Verleger und Freund von Mumia Abu-Jamal Jürgen Heiser in diverse Städte im Bundesgebiet. Sie berichten über die aktuellen Entwicklungen im Fall Mumia Abu-Jamals, zeigen Ausschnitte aus dem aktuellen Film über Mumia "Unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils" und aus aktuellen Fernsehberichten und lesen aus der soeben in deutscher Sprache erschienenen Biographie "on a move - Die Lebensgeschichte von Mumia Abu-Jamal" von Terry Bisson.

    Freiheit für alle (politischen) Gefangenen!