Wie auch das Jahr zuvor waren die Rechten nicht allein, als sie in Wunsiedel anlässlich dessen Todestages des - konstruierten - "Märtyrers" Rudolf Hess gedenken wollten - "begleitet" von hunderten antifaschistischen GegendemonstrantInnen. Bei der Befragung der AnwohnerInnen zur Faschodemo tritt deren erschreckendes Desinteresse ("Is mir egal", "Mir is es wurscht") an den rechten Aktivitäten zu Tage - stillschweigende Toleranz. Ein älterer, sich zuerst wortkarg und uneindeutig äußernder Herr sagt im Verlauf des Interviews, dass Hess sein Vaterland habe retten wollen - daraufhin: "Sie entschuldigen jetzt, wenn ich mich versprochen habe."
1989 fand erstmalig eine störungsfrei verlaufende Gegendemo statt, organisiert vom "Arbeitskreis gegen alte und junge Nazis". In einer Pressekonferenz betont ein Polizist das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit, unabhängig von der politischen Meinung. Man wolle von Seiten der Polizei jedoch keine Gewalt, diese solle mit allen Mitteln (z.B. knüppelvermittelter Gewalt?) verhindert werden...
Vor der Demo werden anreisende TeilnehmerInnen der Antifademo von grünen Männchen aufgehalten. Als Zeichen des - mehr als nur symbolischen - Widerstandes zünden Antifas eine Reichskriegsflagge an, nicht nur zu diesem Zeitpunkt gibt es verbale Auseinandersetzungen mit den Nazis und ihren "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus"-Rufen.
Die sich in Bewegung setzende, buntgemischte Gegendemo, bestehend aus FrauenLesben, Autonomen und AnarchistInnen, macht mit zahlreichen Transparenten auf sich aufmerksam. Eines enthält die Forderung "Das ganze Scheiß-System begraben". Zwischendurch gibt es eine Kundgebung. Ein großes, nicht gerade zimperlich vorgehendes Polizeiaufgebot trennt die Nazis von den GegendemonstrantInnen, weshalb es bei erbitterten Wortgefechten bleibt und die Antifas das braune Treiben nicht verhindern können.