Antisemitische Schmierfinken in Hemer
Schwarze Katze, April 06
veröffentlicht im Schwarze Katze Rundbrief 19.06.06

Hemers dunkelstes Kapitel ist zweifellos das Stalag VIa. Im Nazi-Kriegsgefangenenlager vegetierten vor allem Russen, aber auch Serben, Polen, Franzosen, Amerikaner und Gefangene aus anderen Ländern. Nach Schätzungen wurden 20.000 im Stammlager VIa inhaftierte Menschen auf dem Duloh beerdigt. Dazu kommen noch einige tausend andere Opfer des Faschismus auf weiteren Hemeraner Friedhöfen wie am Höcklingser Weg. Die Bürgerinitiative für Frieden und Abrüstung Hemer erinnerte in den 80ern an das Massensterben im StalagVIa und wurde dafür jahrelang von vielen Hemeranern als Netzbeschmutzer diffamiert. Es gab sogar Morddrohungen. Erst durch das mutige Eintreten der Bürgerinitiative erinnern seit einigen Jahren auch Offizielle von der Stadt Hemer und der Bundeswehr an das traurige Geschehen. Seitdem ist das Kriegsgefangenenlager in Hemer kein Tabuthema mehr.

Am Duloh befindet sich eine Gedenkstätte, die von Antisemiten geschändet wurde. Auf dem mehrere Meter hohen Gedenkstein wurde ein Hakenkreuz mit dem aus dem KZ Buchenwald bekannten Spruch "Jedem das Seine" aufgesprüht. Darüber haben die braunen Schmierfinken "Rache Amalek" hinterlassen und ein kleines Schauglas zerstört. Amalek gilt den Juden als ihr Erzfeind. Julius Streicher bekannte beim Kriegsverbrecherprozess in Nürnberg, dass er ein Nachfahr Amaleks sei. Nazis nutzten mal wieder den aus der Tora und der Bibel bekannten Namen Amalek, der stellvertretend für die Feinde der Juden steht, um ihren widerlichen Antisemitismus auszudrücken.

Auf der am Eingang befindlichen Tafel am Tor stehen folgende Worte: "Hier ruhen mehr als 20.000 Opfer der nationalsozialistischen Diktatur und des Krieges, Opfer verschiedener Nationalitäten, die überwiegende Mehrheit aus der Sowjetunion. Die sowjetischen Kriegsgefangenen wurden von der Zwangsarbeit im Ruhrgebiet krank und fast verhungert in das Stammlager in Hemer (Stalag VI A) zurückgebracht. Dort starben sie an den Folgen ihrer Entbehrungen."

Beschmiertes Mahnmal Duloh Hemer - Fotos: Schwarze Katze, April 2006

Hakenkreuz und Nazi-Spruch "Jedem das Seine"


Rache Amalek: Antisemitische Schmiererei
Die braunen Schmierfinken übermalten die russische Inschrift.


Ersetztes vorher demoliertes Glas


Brauner Müll abladen verboten


Grabstein


Zur Erinnerung an den im StalagVIa inhaftierten
Kriegsgefangenen Nikolai Gubarev


1982 fand die erste Gedenkveranstaltung
ohne Unterstützung der Stadt Hemer statt.