Antisemitismus in Hagen
Schwarze Katze, Mai 06
veröffentlicht im Schwarze Katze Rundbrief 24.07.06
Im November 2003 beschmierten Antisemiten die Hagener Synagoge. Auch 2006, über 60 Jahre nach dem Ende des NS-Terrorregimes, liessen sich Judenfeinde wieder was neues einfallen. In Hagen geschah in der Nacht vom 19. auf den 20. April pünktlich zum Führergeburtstag wieder ein antisemitisches Schurkenstück. Das in Form eines Davidsterns aus Edelstahl und Acrylglas bestehende Mahnmal wurde direkt vor der Synagoge durch einen stumpfen Schlag beschädigt. Die Stadt Hagen stiftete das Mahnmal zur Erinnerung an die durch Nazis zerstörte Synagoge.
Künftig wird es Judenfeinden nicht mehr so leicht fallen etwas an der Hagener Synagoge zu beschädigen. Sicherheitskameras mit Infrarotscheinwerfer, verstärkte Polizeipräsenz und aufmerksame Anwohner ergeben ein grosses Risiko erwischt zu werden und sich vor dem Kadi zu verantworten. Eigentlich wäre es statt Polizeipräsenz und Überwachungskameras besser, wenn aufmerksame Anwohner den Übeltätern direkt die Antwort geben, die sie verdienen...
Am 05.05.06 fand eine mit 40 Antirassisten besuchte antifaschistische Kundgebung vor der Synagoge statt, an der sich auch die Schwarze Katze beteiligte.
Enttäuschend, dass ausser einem Rathsherren der Linkspartei kein anderer Stadtrat es für nötig befand dort aufzutauchen. Ein Transparent mit der Aufschrift "Solidarität mit der jüdischen Gemeinde - Gegen jeden Antisemitismus" wurde gezeigt. Die vor der Synagoge gehaltene Rede wurde von einer Jüdin für die anwesenden russischstämmigen Juden ins Russische übersetzt:
Liebe Mitglieder der jüdischen Gemeinde,
wir von der Antifa Hagen und von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und alle, die uns hier jetzt unterstützen, wollen Ihnen unsere Solidarität zeigen - und wir begrüßen die Wiederherstellung des Mahnmals.
Wie Sie waren auch wir sehr erschrocken und empört über seine Demolierung am 20. April.
Wir überlegen: WAS wurde WANN zerstört?
Zerstört wurde an einem Erinnerungstag für Faschisten eine Erinnerungstafel mit der Aufschrift:
"Hier stand seit 1859 die Synagoge der Jüdischen Gemeinde Hagen. In der Nacht vom 9. November 1938 wurde sie von den Nationalsozialisten in Brand gesetzt und zerstört.- Zum Gedenken an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger, die in den Jahren von 1933 - 1945 gedemütigt, entrechtet, vertrieben und ermordet wurden."
Auf der Gegenseite steht:
"Ihr Alle, die ihr vorübergeht, kommt und seht, ob ein Schmerz sei wie mein Schmerz, den man mir angetan."
Warum wird so ein Kunstwerk, vom Künstler und Mitbürger Arwed Fritsch gestaltet, zerschlagen?
Wir brauchen doch gerade solche Erinnerungen und Mahnungen dringend!
Die größten Verbrechen gegen die Menschheit dürfen NIE vergessen werden!
Wer macht so etwas?
Aus dem braunen Sumpf der Naziideologie kriechen immer noch Unmenschen. Sie schreiben die Geschichte neu, sie leugnen sie, sie verharmlosen die größten Verbrechen gegen die Menschheit.
Diese Unbelehrbaren, die erneut Angst und Schrecken verbreiten und selbst vor Morden nicht halt machen.
Über 200 Morde haben Neonazis allein in den letzten fünfzehn Jahren nur in der Bundesrepublik Deutschland begangen.
Und noch vor wenigen Wochen verletzten Neonazis einen jungen Menschen von uns schwer.
Alle Antifaschistinnen und Antifaschisten registrieren sehr aufmerksam und besorgt alle Entwicklungen und werden immer, liebe Freundinnen und Freunde, auf ihrer Seite stehen.
Der braune Sumpf muss ausgetrocknet werden.
Wir ehren seine unzähligen Opfer dadurch, dass wir uns den neuen Nazis in den Weg stellen.
Nie wieder Faschismus!
Nie wieder Rassismus und Antisemitismus!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Schabat Schalom!