Atomenergie ist menschlich nicht beherrschbar
Schwarze Katze Interview mit der Bürgerinitiative Kein Atommüll in Ahaus

Schwarze Katze: Ich spreche jetzt mit einem Aktiven der Bürgerinitiative Kein Atommüll in Ahaus. Hallo!

BI Kein Atommüll in Ahaus: Hallo.

Schwarze Katze: Was ist die Bürgerinitiative?

BI Kein Atommüll in Ahaus: Die BI ist ein Zusammenschluss Ahauser Menschen, die seit 27 Jahren Widerstand leisten gegen die Nutzung der Atomenergie. In Ahaus gegen die Errichtung eines Zwischenlagers und in Gronau gegen die Errichtung und mittlerweile Erweiterung der Urananreicherungsanlage.

Schwarze Katze: Das Brennelemente-Zwischenlager in Ahaus war ja auch schon 1998 in aller Munde – da gab es nämlich eine große Demonstration gegen – was habt Ihr eigentlich gegen das Brennelemente-Zwischenlager?

BI Kein Atommüll in Ahaus: Wir haben folgendes gegen das BZA: Es besteht die Problematik, dass beim Betrieb von Atomkraftwerken hoch radioaktiver Müll anfällt, der über –zig tausend Jahre sicher verwahrt werden muss wegen eines sehr großen Risikos durch Strahlung. Ich spreche Tschernobyl an, ich spreche Hiroshima an, das sind historische Begriffe, die jeder kennt und die auch das Risiko der Nutzung der Atomenergie deutlich machen. Wir sind deswegen gegen eine Zwischenlagerung, weil sie keine wirkliche Lösung darstellt. Es gibt weltweit nirgends ein funktionierendes Endlager, aber auch keins, das nicht funktioniert und wir halten es für absolut unverantwortlich, mit Material, was dermaßen gefährlich ist, über lange Zeiträume so zu verfahren, dass man es in hochwertige Blechbüchsen einschweißt und dann in irgendeiner Halle zwischenlagert – aus dem einfachen Grund, weil kein Mensch weiß, wie auf Dauer damit zu verfahren sein wird.

Schwarze Katze: Castor-Transporte sind ja auch in den Medien vertreten, das liegt auch daran, Demonstrantinnen und Demonstranten da was machen und zehntausende Polizisten auf den Beinen sind. Kann man da eigentlich von Bürgerkriegsstimmung sprechen?

BI Kein Atommüll in Ahaus: Nein, wir wollen keinen Bürgerkrieg provozieren. Die Problematik die besteht ist, dass teilweise erhebliche Polizeigewalt ausgeübt wird. Wir als Demonstranten üben eigentlich nur unser demokratisch verbrieftes Demonstrationsrecht aus. Und wir haben uns die Castor-Transporte deswegen ausgesucht, weil die einen ziemlich hohen Symbolwert haben und weil grundsätzlich Atomtransporte – ob nun Uran nach Gronau oder von Gronau nach Russland transportiert wird oder aber Restmüll von Frankreich nach Ahaus oder von Rossendorf nach Ahaus, wir diese Transporte für unverantwortlich gefährlich halten und auch für unnötig. Aus dem einfachen Grund, weil es nur eine Zwischenlagerung ist und noch keine Lösung auf Dauer.

Schwarze Katze: Was würde denn passieren, wenn ein Castor-Transport verunglücken würde?

BI Kein Atommüll in Ahaus: Man kann darüber eigentlich nur spekulieren, ich glaube nicht, dass es wirklich realistische Szenarien dazu gibt. Es wäre sicher eine Katastrophe, die vielleicht nicht gerade den Umfang von Tschernobyl hat, aber durchaus in einem kleineren Bereich regional ähnlich dramatische Folgen hätte. Wenn also wirklich so ein Behälter undicht würde und unkontrolliert Radioaktivität austritt, dann werden Leute sterben, es werden auch Leute verstrahlt und auch ganze Landstriche auf lange Sicht radioaktiv verseucht sein. Und ich glaube nicht, dass das planbar oder organisierbar ist.

Schwarze Katze: Die BI Kein Atommüll in Ahaus kümmert sich ja nicht nur um den Castor-Transport sondern auch um Atomkraft im Allgemeinen. Was gibt es denn für Kritikpunkte an Atomkraftwerken?

BI Kein Atommüll in Ahaus: Die weltweit immer wieder passierenden Pannen und Unfälle zeigen, dass Atomenergie menschlich nicht beherrschbar ist. Ausserdem ist die Entstehung der Atomenergie ganz eng an die militärische Nutzung der Atomenergie, nämlich die Atombombe gekoppelt ist. Das lehnen wir selbstverständlich auch gründlich ab. Die Atomenergie basiert weltweit rohstoffmäßig auf sehr begrenzten Uranvorräten, die vermutlich in 15-20 Jahren aufgebraucht sein werden, dann aber Restmengen von Atommüll vorhanden sein werden, die über Hunderttausende von Jahren sicher verwahrt werden müssen – und da bevorzugen wir klipp und klar alternative und reproduzierbare Energiequellen, die ohne dieses Umweltrisiko Strom erzeugen können.

Schwarze Katze: Die rot-grüne Bundesregierung beschloss vor einigen Jahren den Atomkonsens – dieser soll nach Angaben der Regierung dem Atomausstieg dienen. Die Anti-Atom-Bewegung traut dem ganzen nicht so, oder?

BI Kein Atommüll in Ahaus: Wir halten die ganze Geschichte für eine geschickt eingefädelte Beschwichtigung, eine groß angelegte Betrugsaktion, denn de facto haben die vorhandenen AKWs Restlaufzeiten eingeräumt bekommen, die ganz kolossal sind und die auch von den Betreibern ursprünglich gar nicht so eingeplant waren. Punkt 2 ist, dass im Rahmen der technischen Sicherheitsnachrüstung Erleichterungen geschaffen worden sind. Punkt 3 ist, dass mittlerweile Atommüll an den Reaktoren gelagert wird – was die Betreiber jahrelang wollten, was aber nicht genehmigt worden ist. Und wenn man jetzt mal wirklich guckt, die Urananreicherungsanlage in Gronau wird erweitert, wir haben einen neuen Forschungsreaktor, der in Garching, einem militärisch relevanten Gebiet forscht und produziert. Und wir glauben von daher gesehen nicht an wirklichen Wunsch der derzeitigen Bundesregierung, tatsächlich aus dem Atomprogramm auszusteigen. Es handelt sich für uns einfach um eine Aktion, um Bürgerinitiativen und um die Bürger zu beschwichtigen und ihnen den Eindruck zu vermitteln, die Sache werde ordentlich gelöst.

Schwarze Katze: Die BI Ahaus hat auch eine Internetseite, die unter www.bi-ahaus.de erreichbar ist und wer sich von Atomkraftgegnern im Märkischen Kreis informieren lassen möchte, kann dies unter http://atom.katze.dk tun. Vielen Dank für das Gespräch.

BI Kein Atommüll in Ahaus: Gern geschehen.