Auf einer siebenwöchigen Tour quer durch Europa zeigt die autonome Videogruppe "ak-kraak" (Arbeitskreis kraaken = hausbesetzen auf niederländisch) die verschiedensten Widerstandsprojekte - AutobahngegnerInnen, Hausbesetzungen, Anti-Atom und Antimilitarismus. Dazwischen kommt zur Auflockerung was von "Satan-TV".
Die erste Station ist ein Protestcamp von BaumbesetzerInnen gegen den Bau der A17 in Dresden, welches den Betroffenen ein anderes Bild autonomen Widerstands vermitteln soll. Die AktivistInnen wollen damit eine Anstoß gebende Vorbildfunktion einnehmen, auch wenn sie letztendlich den Bau der Autobahn nicht verhindern können.
In Zittau, einem Dreiländereck, stellen ProtestlerInnen eine geöffnete Tür inmitten einer Wiese auf und verteilen den Pass für alle Länder. Dieser Pass soll als Symbol gegen die Abschottung der deutschen Grenze und des Rechtspopulismus stehen, welcher sich in flüchtlingsfeindlichen, mit dem BGS gekoppelten "Bürgerinitiativen" äußert.
Im folgenden besucht das autonome Team von ak-kraak Fort-Barreux, ein seit 8 Monaten besetztes Fabrikgebäude in Genf, welches die Basis für ein kollektives Zusammenleben darstellt. Seit 6 Jahren ist die Zahl der Hausbesetzungen in Genf konstant angestiegen, so dass derzeit etwa 100 Häuser besetzt sind, wobei Wohnungssuche vorrangiges Motiv ist. Auf dem Brenner, österreichisch-italinienische Grenze, stellen Künstler ein Schild mit der Aufschrift "Wer berührt stirbt" auf, welches viele Bedeutungsfacetten besitzt: Es soll auf zwischenmenschliche Berührungsängste hinweisen, ebenso auf die Funktion von Grenzen als Umrandung politischer (Einfluß-)Sphären. Es erinnert an einen 1995 verübten rechten Anschlag, bei dem mehrere Roma getötet wurden und stellt somit einen traurigen Bezug zur Realität her.
"Protest ist der Tanz der Freiheit gegen Unterdrückung, die ewige Umarmung, die die Geschichte gestaltet hat." hält eine Aktivistin in einer Zwischensequenz fest.
Zwei Monate vor Baubeginn besetzen im thüringischen Suhl AutobahngegnerInnen Bäume, da ihnen der Protest innerhalb des Rahmens rechtlich Erlaubtens zu wenig ist. "Direkte Aktionen stellen moralische Bindungen über Gesetze." Bei einem Auftritt der Polizei betont ein Sprecher der BaumbesteigerInnen die Verschiedenheit der Motivation aller Beteiligten, die keiner Ideologie unterstehen und dadurch geeint sind, dass sie gemeinsam gegen die bestehende Wirtschaft kämpfen, welche Natur, Tier und Mensch das Recht auf Selbstbestimmung abspricht.
3.000 Menschen aus 30 Ländern kommen im Zuge des 2. Treffens für eine menschliche Gesellschaft und gegen Neoliberalismus, gedacht als Austausch und Weiterverbreitung von Ideen, an der südspanischen Küste zusammen. Ob aus Australien oder Mexiko, alle sind mit ähnlichen Problemen wie Faschismus und kapitalistischer Globalisierung konfrontiert. Eine Anwesende greift einen Ausspruch der ebenfalls anwesenden Zapatisten auf, der gegen eine isolierte Betrachtung einzelner Widerstandsbewegungen plädiert: "Die beste Unterstützung für die Welt ist, den eigenen Kampf zu führen."
Am Starnbergersee werden Obdachlose von der Bevölkerung diskriminiert, die sie aus ihrer ach so feinen Gesellschaft ausschliessen will, weil es das positive Bild des Erholungsgebietes bei den zahlreichen TouristInnen zerstöre.
In Tübingen besucht ak-kraak das unabhängige Radioprojekt "Wüste Welle", das jeden Tag ein 12stündiges Programm auf die Beine stellt, bei dem die Beibehaltung der Subjektivität über die Anvisierung einer Hörergruppe steht. No compromise!
In Weimar findet unter der SchirmHERRschaft Chiracs und Kohls eine Bundeswehrausstellung statt, bei der es um eine positive Selbstdarstellung dieser geht. Während angepasste BürgerInnen der Präsentation eines Panzers applaudieren, werden an anderer Stelle unter den Klängen der Nationalhymne demonstrierende KriegsgegnerInnen abtransportiert.
Nächste Station ist das EK-Haus, zur Zeit das einzig besetzte Gebäude in Wien, das als multi-kultureller Treffpunkt dient und ständig wechselnden Flüchtlingen Unterschlupf gewährt. Ein Beteiligter erzählt davon, dass während der Jahre die österreichischen Grenzen dicht gemacht wurden und ImmigrantInnen auf vielfältige Weise verfolgt werden. Mit anti-rassistischem Strassentheater in der Fußgängerzone und Flugis sollen die BürgerInnen über die militarisierte (EU-Außen)Grenze aufgeklärt und dem aufkommenden Rechtspopulismus entgegengewirkt werden.
Nach einem Abstecher zur "reclaim the streets party" in Dissen kehrt ak-kraak zurück nach Suhl. Ein Aktivist berichtet von den Methoden der Polizei, die die BaumbesetzerInnen während der ganzen Nacht mit Scheinwerfern, Aufheulenlassen des Motors und Beschimpfungen wach gehalten hat. Ebenso lassen die Beamten nicht zu, dass HelferInnen den ProtestlerInnen dringend benötigtes Essen bringen. Nach einer Woche ist das Baumdorf geräumt. Von AutobahngegnerInnen, die die Baukräne besetzen und mit Transparenten bestücken, werden 7 in U-Haft genommen, wobei erstmalig ein neues Gesetz zur Anwendung kommt, welches ein Schnellverfahren ermöglicht. Das ruft Proteste in Form von Demos hervor, die sich gegen die staatliche Willkür richtet, BesetzerInnen unverzüglich zu verurteilen, rechte Ausschreitungen aber zu dulden.
In der letzten Etappe beschäftigt sich ak-kraak mit der Anti-Atom-Bewegung. In einer Reflexion der Wackersdorfer Zaunkämpfe loben bürgerliche VertreterInnen die Autonomen, welche stets das Einverständnis der Bürgerinitiativen gesucht haben und sich als hilfsbereite MitstreiterInnen erwiesen. Abschließend wird der Widerstand gegen den Castor-Transport im Wendland gezeigt, bei dem die Trennung zwischen militanten und undogmatisch Gewaltfreien im Vordergrund steht. Auch wenn x-tausendmal-quer durch Gewaltverzicht auszeichnet, dessen Gandhi-Ansatz die Menschen berühren soll, sagt eine Frau, dass in der Kombination der verschiedenen Aktionsformen die beste Möglichkeit liegt, die Polizei zu verunsichern.
Einige sehen die Gefahr der Entpolitisierung bei der Beschränkung auf friedliche Aktionen und obwohl die Diskussionen zwischen den Gruppen begrüßt wird, besteht die Angst, das es zu einer Spaltung kommen könnte.