In dem Buch "Gefangen zwischen Terror und Krieg?" kommen verschiedene um Frieden bemühte AutorInnen, sowohl aus Israel als auch aus Palästina, zum Nahostkonflikt zu Wort. Dabei ist das Buch in zwei Teile unterteilt, im ersten, wesentlich längeren, geht es um den Israel - Palästina Konflikt im allgemeinen, im zweiten um Kriegsdienstverweigerung in Israel.
Der erste Text ist ein Gespräch, welches Rudi Friedrich und Karin Fleischmann mit Moshe Zuckermann führten. Hier geht es generell um die Probleme des Konfliktes und die israelische Friedensbewegung. Uri Avnery setzt sich in seinem Text "Schlussfolgerungen eines Terrorismus", unter Einbeziehung seiner eigenen Vergangenheit, mit der Frage auseinander, wie Terrorismus überhaupt definiert werden kann und welche Mittel legitim sind. Zum Schluss stellt er einige Thesen darüber auf, wie diese verfahrene Situation überwunden werden kann. Wobei zu bedenken ist, dass der Befreiungskampf der einen der Terrorismus der anderen ist. Auch deswegen fällt in Israel Verständigung und Problemlösung schwer.
Im dritten Artikel befasst sich Subhi al-Zobaidi unter der Überschrift "Optionen des Wiederstandes", mit dem Zeitraum vom 11. September bis Juni 2002, wobei er teilweise seine persönlichen Erlebnisse schildert. Es versucht dadurch die Wahrnehmung der in Palästina lebenden Menschen von den Ereignissen darzustellen und zeigt auf welche Chancen, aber auch Probleme, es für die Frieden auf palästinensischer Seite gibt.
"Israel / Palästina: Geschlechterverhältnisse unter der Vorherrschaft der Gewalt" von Uta Klein, Soziologin und Vorstandsmitglied des "Deutsch - Israelischen Arbeitskreises für Frieden im Nahen Osten" (DIAK), behandelt die Emanzipation weiblicher Menschen in beiden Gesellschaften und das Einwirken des Konfliktes auf diese. Dabei führt sie aus, dass die Militarisierung der israelischen Gesellschaft und das damit verbundene Männlichkeitsbild das Patriarchat stützt. In der palästinensischen Gesellschaft tritt laut Uta Klein der "Kampf um Emanzipation" hinter dem "Befreiungskampf" zurück und die in ihm von weiblichen Personen erreichte Emanzipation drohe nach einer Beendigung des Konfliktes rückgängig gemacht zu werden.
Der nächste Text ist ein Auszug aus dem Buch "Mit fremden Augen - Tagebuch über den 11. September. Den Palästinakonflikt und die arabische Welt" von Rafik Schami.
Reuven Kaminer liefert in "Friedenskräfte in Israel - ein Überblick", wie der Name schon sagt, einen Überblick über die israelische Friedensbewegung und deren Entwicklung, seit dem scheitern des Friedensprozesses.
Endy Hagen berichtet in "Militär und Kriegsdienstverweigerung in Israel" von der Verankerung des Militärs in der Gesellschaft, aber auch von der Geschichte und den Möglichkeiten der Verweigerung.
In zweiten Teil des Buches schreibt zuerst Taro Belo über Selbstmord eines jungen Soldaten. Danach berichtet Guy Grossman von der Verweigerung unter Offizieren und seinen eigenen Erfahrungen diesbezüglich. In den beiden nachfolgenden Texten verdeutlichen Itai Haviv und Avner Kokhavi, dass die Besetzung der Gebiete eine sogenannte schwarze Fahne, ein Ausdruck für illegale Befehle, sei.
Rotem Avgar erzählt von den Gründen die Jugendliche haben zu verweigern und den gesellschaftlichen Schwierigkeiten die damit verbunden sind. Abschließend berichtet Ariel Levin von seine politischen Tätigkeit und seinen Erfahrungen mit der Verweigerung.
Des weiteren enthält das Buch zwei Offene Briefe, einen von Soldaten und Reservisten, einen von SchülerInnen, sowie eine kurze Chronologie des Konfliktes.
Positiv an dem Buch ist, dass durch die verschieden AutorInnen, der Konflikt aus völlig verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wird. Hierdurch werden Aspekte des Konfliktes aufgezeigt, die ansonsten in der Diskussion nicht oder kaum auftauchen. Leider kommt es durch die verschiedenen AutorInnen auch vor, dass bestimmte Dinge immer wiederholt werden.
Die Auswahl der AutorInnen bemüht sich möglichst breit gestreut zu sein, doch leider überwiegen VertreterInnen der israelischen Friedensbewegung.
Interessant ist auch die Kritik an der palästinensichen Autonomiebehörde von aus Palästina stammenden Autoren. Leider gehen die palästinensichen Autoren des Buches nicht auf den Antisemitismus von Hamas, Dschihad und anderen islamistischen Gruppen ein.
Insgesamt lässt sich sagen, dass "Gefangen zwischen Terror und Krieg?" zwar keine revolutionären Erkenntnisse beinhaltet, aber einen guten Einstieg in die israelische Friedensbewegung und die Möglichkeiten der Verweigerung in Israel und einige interessante Einblicke in das Denken aus Palästina stammender Menschen beinhaltet.
Gefangen zwischen Terror und Krieg?