In "Verbotene Verhältnisse" wird die Verfolgung österreichischer Lesben zwischen der Annektierung durch das Deutsche Reich 1938 und dem Ende des Krieges 1945 anhand von 10 Fallbeispielen beschrieben.
Neben den konkreten Fällen, welche die Autorin anhand von Gerichtsakten rekonstruiert, ist jedoch der damit verbundene Hintergrund sowie die Verknüpfung der Rolle von Frauen im öffentlichen Leben.
Die einzelnen Fälle laufen überwiegend nach dem Muster Denunziation, Verfolgung, Abweisung des Vorwurfs der Homosexualität, Urteil ab. Auf eine Darstellung der einzelnen Fälle, soll hier aber verzichtet werden. Lest selber...
Informativ ist auch das Nachwort. Hier beschreibt Schoppmann die Entwicklung der Homosexualität kriminalisierenden Paragraphen des deutschen und österreichischen Strafgesetzbuches bis in die heutige Zeit. Sie stellt u.a. fest das die Novellierung des §143 im preußischen Strafgesetzbuches in Jahr 1851, deshalb weibliche Homosexualität nicht mehr unter Strafe stellte, da männliche Sexualität, also Penetration, als Norm angesehen wurde (woran sich bis heute selbstverständlich nichts geändert hat) und weibliche Homosexuelle also per Definition per Straftatbestand der "widernatürlichen Unzucht" nicht erfüllen konnten.
Die Diskussionen und Entwicklungen der Verfolgung von Lesben während der Herrschaft der NationalsozialistInnen in Deutschland und Österreich wird hier besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Schoppmann stellt die Auswirkung der völkisch-biologistischen Ideologie der Nazis, auf das deutsche und österreichische Strafrecht (bei ersterem erfuhr der §175 StGB in Jahr 1935 eine Verschärfung, bei zweitem änderte sich lediglich die Auslegung und Anwendung des §129I StGB). Auch die Diskussionen innerhalb der Führungsclique der NS-Juristen, die von völkischen Denken und Androzentrismus (Weltsicht von einem männlichen Standpunkt aus) bestimmt wurden, stellt sie dar. Abschließend beleuchtet Schoppmann die jüngste Entwicklung der kriminalisierung Homosexueller in Österreich, wo es etwa Schwulen und Lesben noch bis 1989 verboten war, eigene Vereine zu gründen.
Der Text ist leicht verständlich und liest sich flüssig. Lesenswert sind besonders die Lebensgeschichten der lesbischen Frauen, die von den Nazis verfolgt wurden.
Interessant sind die Verknüpfungen von Entwicklung und Anwendung von Strafrecht, und gesellschaftlichen Normierungen, die Schoppmann herstellt.
Ein gutes und informatives Buch, nicht nur für Lesben, Schwule und Queers, sondern auch für Antifas zu empfehlende Lektüre.