NPD stört Gedenkveranstaltung für die Opfer des Faschismus
bei der Friedensplenumsveranstaltung am 04.07.02 in Iserlohn

Die Friedensbewegung hat die NPD-Mitglieder aufgefordert wegzugehen Schwarze Katze Interview
Flop für NPD Schwarze Katze, 04.07.02


Die Friedensbewegung hat die NPD-Mitglieder aufgefordert wegzugehen
Schwarze Katze interviewt jemand von der Friedensgruppe Lüdenscheid

Schwarze Katze: Du machst bei der Friedensgruppe Lüdenscheid mit. Am Donnerstag den 4. Juli 2002 fand vor dem Iserlohner Mahnmal schräg gegenüber vom Hauptbahnhof eine Veranstaltung vom Friedensplenum statt. Das war eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Faschismus. Dort gab es dann auch eine Schweigeminute und ein Kranz wurde niedergelegt, du warst der Redner. Was hast du gesagt?

Friedensgruppe Lüdenscheid: Ich sollte den Schwerpunkt auf die Gegenwart setzen und habe darüber berichtet, dass die Friedensgruppe in Lüdenscheid sich die innenpolitische und aussenpolitische Seite der Friedensarbeit vorgenommen hat. Und aussenpolitisch eben im Moment auf den Krieg in Afghanistan hinweist, und innenpolitisch sehr engagiert ist auch in Zusammenarbeit mit Kirchen, Gewerkschaften und auch dem Rat der Stadt die NPD-Aufzüge in Lüdenscheid nach Möglichkeit zu vermeiden.

Schwarze Katze: Es gab ja auch einige ungebetene Besucher, oder?

Friedensgruppe Lüdenscheid: Ja, sie stellten sich im Hintergrund auf, NPD-Mitglieder der hiesigen Region - aus dem Kreis - und verhielten sich etwas zurückhaltend, allerdings nur auf den ersten Blick. Auf dem zweiten Blick waren sie intensiv damit beschäftigt, Flugblätter in ihrem Sinne zu verteilen und somit die Veranstaltung des Friedensplenums zu sabotieren.

Schwarze Katze: Wie wurde denn von Seiten der Friedensbewegung darauf reagiert?

Friedensgruppe Lüdenscheid: Die Friedensbewegung hat die NPD-Mitglieder aufgefordert wegzugehen. Die waren nicht dazu bereit, deswegen hat ein Mitglied der Iserlohner Friedensgruppe die Polizei gerufen, die aber leider nicht gekommen ist.

Schwarze Katze: Warum wurde die NPD denn aufgefordert zu gehen?

Friedensgruppe Lüdenscheid: Die NPD ist auch in der Tradition der ehemaligen NSDAP zu sehen und stört eine Veranstaltung in der an die Opfer dieser Zeit erinnert wird. Wir sehen die Gefahr, dass durch die NPD wieder erneut Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt unter die Bevölkerung getragen wird, und genau das gehört nicht dahin und deswegen hat die NPD bei so einer Veranstaltung nichts zu suchen.

Schwarze Katze: Die NPD bestreitet selber aber Nachfolgerpartei der NSDAP zu sein. Du nimmst ihr das nicht ab und du glaubst, dass das halt nur soŽn Lippenbekenntnis ist, oder?

Friedensgruppe Lüdenscheid: Ja, ähnlich sehe ich das, eben weil sich sehr viele Gedanken von damals wieder in den Gedanken der NPD wiederfinden, so zum Beispiel sogenannte nationalbefreite Arbeitszonen, und heisst: "Ausländer raus!", sie dürfen nicht mehr arbeiten, oder auch abfällige Bemerkungen gegen Behinderte. Da sehe ich grosse Parallelen.

Schwarze Katze: Vielen Dank für das Gespräch.


Flop für NPD
Schwarze Katze, 04.07.02

abgedruckt im Schwarze Katze Rundbrief 16.07.02

Das Friedensplenum veranstaltete am 04.07.02 um 18 Uhr in Iserlohn eine Gedenkveranstaltung zu Ehren der Opfer des Faschismus. Dort wurde mit einer Schweigeminute und einer Kranzniederlegung der Opfer des deutschen Faschismus gedacht.

Ein etwa 20minütiger Redebeitrag von einem Mitglied der Friedensgruppe Lüdenscheid mit dem Thema "rechte Umtriebe im Märkischen Kreis" stoss auf grosses Interesse der ZuhörerInnen. In der Rede ging es um die Naziaufmärsche in Lüdenscheid und die vielfältigen Aktionen dagegen. Wir haben den antifaschistischen Redebeitrag aufgenommen und werden eine Radiosendung über die Mahnmalsveranstaltung senden.

Die NPD MK liess sich mit etwas unter 10 Kameraden auch blicken. Daraufhin gab es vom Friedensplenum einen Platzverweis und die Polizei wurde gerufen. Die kam aber bis Ende der Veranstaltung nicht. Es wurde deutlich gemacht, dass keine Kooperation mit der NPD gewünscht sei und dass ihr Auftauchen unerwünscht sei. Von der Iserlohner Stadtwacht kamen drei Schwarze Sheriffs, die die NPDŽler aber auch nicht wegschickten.

In einem gesonderten kurzen Redebeitrag wurde von einem Vertreter des Friedensplenums auf die Verbindungen der NPD zum Nationalsozialismus hingewiesen. Als die NPDŽler eine Diskussion anfangen wollten, wurde dies klipp und klar zurückgewiesen.

Dabei waren der NPD-MK Vorsitzende Axel Schoppmann aus Lüdenscheid, Timo Pradel aus Iserlohn-Letmathe (NPD-NRW Landesvorstand) und Rüdiger Kahsner. Rüdiger Kahsner war Mitglied des Hagener Aktionsbündnisses, der Deutschen Liga für Volk und Heimat, ist Mitarbeiter bei der nationalistischen Postille Unabhängige Nachrichten. Er hat über seinen RK Druck und Vertrieb massig rechtes ausländerfeindliches Propagandamaterial verbreitet. Also eine illustre uneingeladene Mannschaft.

Interessant war, dass die NPD mit so wenig Leuten am Start war. Sie plagen wahrscheinlich Nachwuchssorgen, da wieder mal nur die bekannten Nasen antanzen mussten. Eigentlich war bei dem Thema damit zu rechnen, dass NPDŽler auftauchen. Ihnen hat sicher nicht gefallen, dass den Opfern des Faschismus gedacht wurde und dass die Iserlohner Bevölkerung über die rechten Umtriebe im Märkischen Kreis aufgeklärt wurde. Sie wurden einfach rechts liegen gelassen. Da sonst aus verständlichen Gründen keiner mit ihnen politisch zusammenarbeiten will, versuchen sie sich erfolglos an Veranstaltungen vom politischen Gegner dranzuhängen um wenigstens etwas Öffentlichkeit abzukriegen.

Ein NPD-Kader versuchte Propagandamaterial zu verteilen. Bei der Iserlohner Bevölkerung stiess er dabei aber auf keine Gegenliebe. Eine Frau zerriss das NPD-Flugblatt, nachdem sie erkannt hatte, von wem es stammte.