Dies ist ein Entwurf für die angestebten antimilitaristischen und antipatriarchalen Aktionstage vor und während des G8- Gipfels 2007. Politische Hintergründe und Näheres zu den Aktivitäten werden auf einem AG-Treffen während der Aktionskonferenz in Rostock (10. - 12. 11. 2006) diskutiert.
G8 und Krieg, Flucht, Migration gehören zusammen. Das steht für uns als antimilitaristische, autonome und antipatriarchale Gruppen außer Frage. Die Absicherung und Ausweitung der Politik der Privatisierung, Kommerzialisierung und Ausbeutung aller greifbaren Ressourcen ist nur mit militärischem Rückhalt machbar. Daher leuchtet uns die Planung einer Aktion zur Wiederaneignung des geplanten Bombenabwurfplatzes in der Kyritz-Ruppiner Heide (zwischen Rostock und Berlin) ein. Und zwar zum Zeitpunkt des G8-Gipfels in Zusammenarbeit mit den örtlichen Protest- und Widerstandsgruppen.
Ziel einer Probebesetzung, mittelfristig vielleicht einer Wiederaneignung des Bombodromgeländes, ist die Diskreditierung der Bundeswehr, die diesen Platz gegen den Willen der überwiegenden Mehrheit der örtlichen Bevölkerung durchsetzen will - und natürlich die Verhinderung des Bombenabwurfplatzes. Ziel der Bundeswehr ist es, sich selbst und der NATO einen Übungsplatz zu schaffen, auf dem sie den komplexen Luftkrieg (Boden-Luft-Boden), einschließlich der Atombombenabwürfe trainieren können (sog. Schulterwurf). Ein solcher Bombenabwurfplatz im eigenen Land, noch dazu der größte auf dem europäischen Festland, würde den militärischen Einfluss der BRD weiter stärken, nicht zuletzt im Hinblick auf den angestrebten ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat.
Auf zum Bombodrom im Heidesand
Um das Bombodrom herum gibt es einen regionalen Widerstand mit langer Geschichte. In den Großstädten der weiteren Umgebung gibt es Zusammenhänge mit antimilitaristischen Theorie- und Praxisschwerpunkten. "NO WAR" ist eine zentrale Parole der globalen globalisierungskritischen Bewegung. Wenn diese Widerstandsebenen zusammenkommen, dann ergibt das eine neue Qualität. Die wollen wir entwickeln. Konkrete soziale Prozesse aus der gemeinsamen Zusammenarbeit gegen Bombodrom, Militärflughafen und Gipfeltreffen können Beziehungen ergeben, die den "Event G8" überdauern und die einerseits die Durchsetzung des Bombodroms und andererseits die Vorbereitung kommender Kriege erschweren.
Um die Extreme zu benennen: Im Hinblick auf die gemeinsame Aktion vor dem Gipfel 2007 und darüber hinaus haben wir die Verbindung der örtlichen Bevölkerung mit autonomen Gruppen von außerhalb vor Augen. Wie bei der Startbahn-West, in Wackersdorf, im Wendland. Es sind die Mischungen und Bündnisse, die bei aller Unterschiedlichkeit die Qualität radikaler, sozialer Prozesse ausmachen. Respekt für die Vielfalt und die Unterschiedlichkeiten bildet die Basis, auf der wir ein Konzept entwickeln wollen, in dem der örtliche Widerstand unterstützt und gestärkt wird. Ziel ist es, angepasst an die örtliche Situation zu agieren, und den (internationalen) Schwung der G8-Mobilisierung zu nutzen, um auf dem Bombodrom und am Flughafen Rostock-Laage den Zusammenhang von Militarisierung und G8 herzustellen und anzugreifen. Eine Probebesetzung des Platzes, das Wegrenovieren widerrechtlich errichteter Zäune oder die Verlegung der Zielpyramide für die Bombenabwürfe an einen passenderen Ort mögen für "echte Gipfelstürmer" nicht radikal erscheinen. Für die Region und für die Entwicklung einer überregionalen antimilitaristischen Praxis wäre eine solche Aktion unmittelbar vor den Gipfeltagen aber ein gewaltiger Schritt.
Bis dahin ist angedacht, das Symbol einer rosafarbenen "Zielpyramide" als Widertsandssymbol wie das X im Wendland überall bekannt zu machen. Warum die Farbe rosa? Es gab viele Aktionen auf dem Bombodromgelände, u.a. die, bei der ein Kommandoturm immer wieder rosa angestrichen wurde, bis die Bundeswehr den Turm wegen der Farbe gesprengt hatte. Die Bundeswehr fühlte sich durch rosa in ihrer Männlichkeit angepißt.
Wir rufen dazu auf und arbeiten daran, dass Widerstandsspektren mit verschiedenen Geschichten, unterschiedlichem soziopolitischem Alltag (urban - ländlich, vielleicht sogar: nord - süd) und unterschiedlichen Praxiserfahrungen langfristig zu einer gemeinsamen Verankerung in der Region kommen. Das geht nur durch gegenseitiges Kennenlernen und Erfahrungen-miteinander-machen. Die Gelegenheit ist günstig, da auch der regionale Protest nicht mehr ausschließlich auf die juristische Schiene setzt. Die Chance ist groß, über die Proteste gegen den G8-Gipfel auch die bundes- und weltweite Öffentlichkeit gegen das Bombodrom zu erreichen, - eine dem militärischen Wert dieses Übungsgeländes angemessene kritische Öffentlichkeit.
Weiter zum Flughafen....
Der Flughafen Rostock-Laage gehört in dieses militärische Ensemble und er ist ein Teil der Infrastruktur des Gipfels: 2006 landete dort die Präsidentenmaschine für den Bush-Besuch bei Frau Merkel. Etliche der G8-GipfelteilnehmerInnen und Regierungschefs werden dort 2007 einschweben wollen. Ihre Landebahn ist heute schon die Startbahn von Eurofightern: Rostock-Laage ist Standort des Jagdgeschwaders 73 "Steinhoff". Die Eurofighter haben sowohl für die Bundeswehr als auch für NATO zentrale Bedeutung. Zudem stiegen während der Fußball-WM Tarnkappenbomber auf. Und auch Bomber aufs Bombodrom werden von Rostock-Laage losfliegen. Der Flugplatz liegt direkt an der Autobahn Berlin-Rostock und stellt sich als ein ideales Aktionsterrain dar. Der Aktionstag amDienstag, den 5. Juni 2007 in Rostock-Laage eignet sich ganz großartig, um nicht nur schleichende Militarisierung des Alltags hier und offene Kriege weltweit zu kritisieren, sondern auch um konkrete Infrastruktur sichtbar und angreifbar zu machen.
Die Bedeutung des Flughafen Rostock-Laage für das Bombodrom leuchtet auch den örtlichen GegnerInnen des Bombenabwurfplatzes ein. Wir wollen die Verbindung der Proteste gegen diese für die weltweite BRD/NATO-Kriegsführung bedeutsame militärische Infrastruktur mit der lokalen Protestbewegung gegen das Bombodrom. Wir sehen die Möglichkeit, dass bei einem solchen Aktionstag Menschen aus den unterschiedlichsten Zusammenhängen mitmachen: nach dem Aktionstag auf dem Bombodromgeländes geht es dann am 5. Juni 2007 über zur Blockade des Flughafens - am Tage der Ankunft der PolitikerInnen, des Begleitpersonals und der Logistik. Die Blockade des Flughafens skandalisiert Militarisierung, Krieg als Fluchtursache, kriegerische "Weltordnungspolitik" der G8-Staaten, Hochrüstung der Bundeswehr - und den geplanten Bombenabwurfplatz. Sie verschafft den Gipfelprotesten einen antimilitaristischen, antipatriarchalen Ausdruck. Und sie bereitet dem Treiben der Gipfelgangster ganz konkrete Probleme. Das gesamte G8-Spektrum ist gefordert, eine zentrale und breite Mobilisierung zu diskutieren, damit die Aktionen auf dem Bombodrom und am Flughafen Rostock-Laage zustande kommen und damit sie in Mitten öffentlichen und medialen Interesses stattfinden.
Die Kopplung Bombodrom, Militärflughafen, Präsidentenlandung bietet die einmalige Möglichkeit, verschiedene Bereiche thematisch und praktisch(!) sichtbar miteinander verknüpfen. Und Deutschland als einen zentralen Pfeiler von Militarisierung und Krieg im Zusammenhang mit G8 sichtbar zu machen.
G8 delegitimieren, antimilitaristische und antipatriarchale Bewegung stärken, Alternativen leben - für globalisierte Solidarität und ein klares "NEIN" zu allen Kriegen.
Dazu rufen auf: Antimilitaristische, anarchistische, graswurzelorientierte, antipatriarchale und autonome Gruppen aus Berlin "Gegen G8 und Militarisierung"
["Gegen G8 und Militarisierung"]