Presserklärung (aus: Interim # 486, 21.1.99, Seite 28)

Zu den Pressemeldungen vom 25./26.9.99, die eine rechtskräftige Verurteilung meiner Person suggerieren, gebe ich heute, am 30.9.99, folgende Presseerklärung ab:

Das Amtsgericht Bielefeld hat gegen mich einen Strafbefehl wegen des Farbeutelwurfs auf Aussenminister Fischer erlassen.

Die Angehörigen der Menschen in Serbien und im Kosovo, die im Krieg von Natobomben ermordet wurden, werden hier kein Gericht finden, das die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Das gilt ebenso für die Verstümmelten und Traumatisierten.
Aussenminister Fischer hat dagegen schon ein Gericht gefunden, das deine Ohrbeeinträchtigung am Kriegsparteitag der »Grünen« mit 7 Monaten Gefängnis auf Bewährung ahndet - in Form eines Strafbefehls ohne öffentliche Verhandlung.

Im Gegensatz zu Aussenminister Fischer möchte ich Öffentlichkeit über den Widerstand gegen den Krieg und die Kriegsfolgen schaffen. Ich habe fristgerecht Einspruch gegen den Strafbefehl erhoben, so dass es zu einem öffentlichen Prozess kommen wird.

Nach dem Krieg ist vor dem Krieg. Einstellung aller Verfahren gegen KriegsgegnerInnen.
Dies ist die Presserklärung von Samir F., der Aussenminister Joschka Fischer auf dem Grünen-Parteitag mit einem Farbbeutel beworfen hat.