Schwarze Katze Rundbrief 12.10.06
In der Religionsstunde fragt der Lehrer: "Was passiert, wenn du eines der Zehn Gebote brichst?" Der Schüler nach langem Nachdenken: "Dann sind es nur noch neun..."
1.) Tips für Demos1.) Tips für Demos
Antifa Jugendinfo 1/04, Brandenburg
Mensch, ich freu mich schon richtig auf die Demo! Hoffentlich werdens richtig viele Leute! Festes Schuhwerk, wie die Turnschuhe dort sind am besten geeignet. Hast du eigentlich schon gefrühstückt? Du solltest gut, aber auch nicht zu gut gefrühstückt haben, also nicht so gut, dass du pappsatt und träge bist. Und du Kalle, bleibst heute zuhause, wer unbedingt schon zum Frühstück ´nen Bierchen zischen muss, der bleibt hier, wir trinken dann heute Abend auf die gelungene Demo, kannst ja dann nachkommen. Micha, du hast ja schon wieder so glasige Augen, so wie du im Sessel hängst kannste Kalle Gesellschaft leisten. So, noch mal schnell ´nen Blick in die Tasche, ups, fast hätte ich das Gras mitgenommen - mensch, das hätten die Polizisten bei den Vorkontrollen am Auftaktort sicherlich interessant gefunden. Und du Kay, hast du deine Eddings hier gelassen? Und die Fotos von deinem Train-Bombing? Lass dein Taschenmesser hier, das zählt als Waffe und ist verboten. Habt ihr alle eure Persos dabei? Dann ist gut.
Bei den Temperaturen ist es auch nicht schlecht, ne kleine Flasche Wasser einzustecken. Ich will zwar friedlich bleiben, aber festgenommen werden kann ich manchmal doch. Maximal 48 Stunden können die mich festhalten. Wie ihr euch in so einer Situation verhalten solltet, erzähle ich euch unterwegs.
Schnell noch die Ohrringe raus. Wenn jemand hängen bleibt, das tut ziemlich weh. Jetzt aber los! Auch wenn wir schon ganz schön spät dran sind, lassen wir die Fahrräder besser hier, unterwegs auf der Demo können wir sie eh nicht mitnehmen. Im Falle einer Panik stört es bloß und die Leute fallen drüber.
So Leute jetzt erzähle ich euch vom EA - dem Ermittlungsausschuss. Der hilft den Leuten, die verhaftet werden, organisiert, falls notwendig AnwältInnen. Falls jemand von uns mitgenommen werden sollte, müssen die anderen das sofort dem EA melden. Deshalb ist es wichtig, dass ihr alle Telefonkarte und Kleingeld dabei habt.
Der oder die Betroffene sollte versuchen
aus dem Gewahrsam anzurufen. Die Cops
werden versuchen dich in ein Gespräch zu
verwickeln, mit wem du auf der Demo
warst, wieso du meinst verhaftet worden
zu sein.
Meist erklären sie dir, dass dir niemand was Böses wolle und dass dein Demonstrationsanliegen ja gut und wichtig sei. Lasst euch grundsätzlich nie auf ein Gespräch ein! Ist die Person wieder frei, soll sie sich beim EA wieder anmelden. Weil dann die Demo meist schon vorbei ist, ist meist nur der Anrufbeantworter geschaltet. Also nicht wundern.
Da Telefonzellen neuerdings alle offen sind, passt auf, wer um euch rum steht. Nazis finden Namen und Adressen, die ihr dem EA mitteilt höchst interessant. Das gleiche gilt für Handy. Damit wir uns auf der Demo wieder finden, falls jemand verloren geht, sollten wir einen Ruf einfallen lassen, am besten Apfel, oder so, denn Namen sind wie gesagt, für einige Kreise sehr interessant.
Wir sollten eine Kette bilden, das lässt die Stimmung steigen und ist sicherer für uns alle. Wir sollten immer darauf achten, nach vorne aufzuschließen und keine Lücken entstehen lassen. Damit die Demo kraftvoll und entschlossen ist und wirkt ist klar, dass niemand von uns am Rand läuft, oder?
Nach der Demo treffen wir uns bei Sabine wieder, um zu gucken, ob noch alle da sind, O.K.? Falls jemand fehlt, hinterhertelefonieren, sprich: Zuhause anrufen, oder auf Handy. Falls das alles nichts bringt den EA informieren, die Situation schildern und fragen, ob der Verbleib der Person bekannt ist.
Hey, ich kann schon die Musik hören, ganz schön viele Bullen unterwegs heute, hehe, die werden doch wohl nicht extra wegen uns da sein? Boah! Das sind ja echt viele Leute! Hey, da sind ja auch Ingo und Christina! Lasst mal Hallo sagen!
2.) Selbstdarstellung
Antinationale Offensive
Ja, nach etwas mehr als einem Jahr haben wir es nun endlich geschafft eine Art "Selbstverständnis" zu verfassen, welches wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen:
Selbstdarstellung der Antinationalen Offensive
Die Antinationale Offensive (ANO) gründete sich im Jahr 2005. Mit diesem Namen verbindet sich eine Gruppe, welche unabhängig von Parteien und anderen Organisationen konkret und in erster Linie gegen Faschismus, Rassismus, Patriotismus, gegen Sexismus, gegen Kapitalismus und Repression und somit gegen Staat und Kirche agiert.
Wir veranstalten selbst bzw. bieten Mitfahrgelegenheiten zu politischen Veranstaltungen und dienen als Anlaufstelle zur Beschaffung von Infomaterial für interessierte Leute. Wir verwalten und verleihen Bücher, Broschüren, Zeitschriften, Tonträger und Filmmaterial. Desweiteren verbreiten wir informelle Flugblätter und bieten bei Veranstaltungen auf unserem Infotisch Literatur sowie Film-Dokumentationen für wenig Geld an.
Überall finden sich Beispiele für Unterdrückung und Ausgrenzung, teilweise sogar mit offener Gewalt. Dieser Angriff, egal ob aus rassistischen, sexistischen oder anderen Gründen, zielt in seiner Intoleranz und Diskriminierung auf alle Menschen, insbesondere aber auf Kinder, alte Menschen, Menschen mit Behinderungen, anders lebende und denkende Menschen. Dieses verstehen wir als Struktur und Methoden der Unterdrückung, die teilweise vom Rechtssystem mit getragen werden (z.B. Asylgesetzgebung, §218 Abschiebungen). Dem immer entgegenzustehen ist schwer, wegschauen alltäglich und die Teilnahme an diesem asozialen Ganzen wird ermöglicht und belohnt.
Angesichts der anhaltenden Krise der radikalen Linken halten wir es für eine wichtige Aufgabe, in die aktuellen Auseinandersetzungen einzugreifen und Strukturen aufrecht zu erhalten, umso einen gefestigten Widerstand gegen den Staatsapparat zu mobilisieren. Nicht eine kleine Gruppe allein, sondern nur eine breite Massenbewegung wird letztlich die bestehende Ordnung abschaffen können. Nur wenn die Menschen selbst, ohne sich von "Stellvertretern" führen zu lassen, für ihre Interessen eintreten, kann eine befreite Gesellschaft erreicht werden.
Bezüglich der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung ist es notwendig dem antifaschistischen Kampf einen besonderen Stellenwert zu geben. Dem erstarkenden Rechtsextremismus kann nur durch organisiertes und gemeinsames Handeln wirkungsvoll begegnet werden. Faschismus ist für uns nicht nur eine gesellschaftliche Randerscheinung, vielmehr entspringt er aus der Mitte der gesellschaftlichen Ordnung.
Die Menschenwürde, die Idee, dass jede/r Mensch aufgrund seiner/ihrer bloßen Existenz einen sinnstiftenden Wert für die Gesellschaft hat, bedarf existentieller Grundvoraussetzungen des Überlebens. Deswegen fordern wir den freien Zugang zu Wasser, Nahrung und Wohnung, die Möglichkeit auf geistige und freie Entfaltung, Bewegungsfreiheit sowie Bildung. Wir
fordern alles für alle und zielen auf Selbstorganisation, Selbstbestimmung und zwar frei von jedem Herrschaftszwang, dezentral und autonom.
Dabei wollen wir unser praktisches Handeln respektvoll an der Vielfältigkeit der Menschen, der Möglichkeiten und Ideen orientieren. Für eine freie Welt ohne Grenzen, für einen verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit den Ressourcen.
KAPITALISMUS ABSCHAFFEN !!!
FASCHISTISCHE STRUKTUREN ZERSCHLAGEN !!!
"Du bist und bleibst ein Chaot", sagt der langjährige Freund und frühere "Mitchaot", der heute eine mäßig florierende Werbeagentur betreibt. So etwas wie Zärtlichkeit durchzieht die Kritik und ein wenig Herablassung. "Was bringt Dir nur dieses Engagement ein? Was kommt für dich dabei heraus und darin: "In deinem Alter sollte man sich doch in realistischeren Kategorien bewegen, was das Politische angeht." So spricht der grüne Realo. Spätestens bei der letzten Bemerkung durchfährt es mich heißkalt, im nächsten Jahr werde ich 40, in Worten, vierzig. Ein bis vor kurzem für mich noch nicht vorstellbares Alter. Ich verband mit diesem Alter stets alles, was ich auf dieser Welt nicht ausstehen konnte. Den Vater, gegen den sich meine erste Rebellion richtete, die Lehrerinnen und Vorgesetzten, die einem das Leben versauten, wo immer sie Gelegenheit dazu bekamen und vor allem: stromlinienförmige Karriere, Daddys in Anzügen auf dem Weg in Büros. Dies war mein Hauptfeindbild der vergangenen Jahre der Rebellion.
Nun bin ich selbst hart an der Schallmauer und immer noch ein "Chaot". Eigentlich ein Grund zum Freuen meinen einige meiner Freundinnen. Aber bei mir selbst will sich die richtige Freude nicht einstellen. Zu wenige Altersgenossinnen gibt es in der Szene. Zu viele sind unterwegs verlorengegangen durch Knast, Drogen oder, wie das Gros, in der zuvor heftig bekämpften bürgerlichen Gesellschaft. Die Einstiegsdroge heißt hier "Die Grünen". Beteiligung an der Macht und Geld ist es, was selbst ehemalige StreetfighterInnen euphorisch und abhängig macht, wie von Kokain. Was einen ihres Alters bei "denen" hält, ist für sie meist nicht begreiflich. Irgend etwas kann da nicht stimmen.
Das Fehlen der Mit-Vierziger und Spät-Dreißiger führt zu paradoxen Reaktionen. So stellte ich vor kurzem bei einer Veranstaltung im H VI (Uni Ffm.) fest, daß ich mich über das Erscheinen einiger Leute kindlich freute, die ich noch vor einigen Jahren ideologisch auf das unsachlichste bekämpft hatte. Und jetzt diese Wiedersehensfreude.
Alte Kategorien geraten ins Wanken! Die alte Ordnung ‘‘unserer‘‘ Szene ist im Schwinden begriffen.
Aber halt!
Ist sie nicht schon vor fast 10 Jahren verschwunden? Das war die Zeit als wir, damit meine ich die "Nach 68er", endlich unsere K-Gruppen-Traumata überwunden hatten und dabei waren, uns in den diversen Nischen und Ecken des Kapitalismus einzunisten. Es war die Zeit der Projekte und des Wortes "Alternativ", bei dem heute fast alle anfangen zu gähnen. Eine schöne und gemütliche Zeit. Eine Zeit des in der Kneipesitzens und einer nach allen Seiten offenen Solidarität.
In diese wohlige Atmosphäre, in die wir uns vor dem deutschen Herbst (1977) gerettet hatten, platzten nun zwei Dinge. Erstens tauchten in unseren bevorzugten Plätzen (Batschkapp, etc.) plötzlich seltsam zurechtgemachte Jugendliche auf, die in Permanenz schnorrten und auch sonst ziemliche "GeistgeherInnen" waren.
"Punks" nannten sie sich, und ihr Hauptanliegen war, uns, die wir diese Subkultur miterschaffen hatten und uns als originären Teil ihrer selbst fühlten, klarzumachen, daß wir eigentliche der Entfaltung "ihrer" Rebellion im Wege standen. Es war ein Schlüsselerlebnis für Leute, die es bislang gewöhnt waren zu rebellieren, daß hier eine Revolte im Gange war, die sich auch und •im speziellen gegen sie selbst richtete. Ihre Hauptwaffen waren eine ziemlich schwer zu ertragende Musik und das Wort "Hippie" als Schimpfwort. Eine Zeit der widerwilligen Anpassung begann. Haare fielen und im Plattenregal standen Platten mit den seltsamsten Namen. Im Gegenzug übernahm ein großer Teil dieser Punks, unter denen es viele, wie wir heute sagen würden „Marginalisierte" gab, unsere Ideologien. Diese Synthese aus kampfbereiten Punk-Jugendlichen und den kampferprobten Siebziger-Anarchaos, der Frankfurter "Szene-Chronist" Horx nennt sie "Polit-Freaks", schuf das Phänomen der achtziger Jahre: "Die Autonomen".
Diese, schon wegen ihrer Herkunft ziemlich resistent gegen fast jedes gängige Mittel wie Wasserwerfer, Knüppel, etc., hatten sich, mit einigen Einkreuzungen rnarxistisch-leninistischer Ideologien (vor allem in Kreuzberg oder Hamburg), bis heute auf der Szene gehalten und die Kämpfe der letzten Jahre bestimmt. Daneben entstanden zur gleichen Zeit, z. B. in Berlin sogen. "antiimperialistische" Gruppen. In ihrem Selbstverständnis militante KommunistInnen. Zwischen ihnen und den mehr anarchistisch geprägten Autonomen entwickelte sich im Lauf der Zeit eine Rivalität (es geht doch hier nicht um bloße Rivalitäten, d. T.), die dem Kampf gegen den gemeinsamen Gegner Staat keinen Abbruch tat. In der letzten Zeit beginnen sich die Grenzen zu verwischen. Auch und vor allem bedingt durch die Kampagne zum Hungerstreik der politischen Gefangenen in diesem Jahr. Wer weiß, vielleicht wird diese Synthese das politische Subjekt der neunziger Jahre!
Alle diese Veränderungen der Achtziger Jahre erlebte ich schon mehr als Zuschauer, denn als handelndes politisches Subjekt.
Die Demo, sie war uns in den Siebzigern wichtigstes Ritual, gleichzeitig Kampfmittel und Kommunikationsmittel, begann uninteressanter zu werden. Man/Frau traf nicht mehr dort die alten MitkämpferInnen aus 78 und 79 (Antifa/El Salvador). Auch auf der Straße hatte sich ein Generationenwechsel vollzogen. Die neuen Leute, die Autonomen, waren kompromißloser als wir, und vor allem als es die Studies und Spontis waren. Anders als ihre VorgängerInnen hatten die meisten von ihnen nicht die Möglichkeit des Rückzugs in eine bürgerliche AuffangstelIung. Das machte ihren Widerstand härter, aber auch authentischer.
Zu dieser Zeit zog ich mich und mit mir noch viele andere in ein neues Phänomen zurück, es hatte den seltsamen Namen "Bürgerinitiative" kurz BI genannt. Hier war die Welt wieder überschaubaren und hier trafen sich auch wieder viele der ehemaligen NischenbewohnerInnen.
Um die wichtigsten zu nennen: Startbahn BI und Antifa BIs. Diese BIs waren zu einem Teil, ich will nicht behaupten nur, Rückzugsplätze und Reservate der nun auch vom biologischen Altern erfaßten Anarchaos der Siebziger. Das Auftreten von Leuten wie Alexander Schubart, der schon über 50 war, machte auch dem, von einer Vorahnung der "Midlife Krise" heimgesuchten Dreißiger wieder Mut. Da hatte man/frau ja noch gut 20 Jahre in Petto.
Als sich aus den BIs und anderen Inis dann schließlich die "Grünen" herauskristallisierten, verlor ich einen Gutteil meiner MitchaotInnen. Zumindest die PädagogInnen sahen nun endlich die Möglichkeit, sowohl radikal zu sein als auch Beamte. Für mich war dies keine Alternative. Es war mir, mittlerweile ein Altanarcho, zu unehrlich und dazu stehe ich heute noch. Für meine FreundInnen war die Ablehnung schwer nachvollziehbar, bot sich ihnen doch hier ein Ausweg aus einer Sackgasse. Der bekämpfte Staat, offensichtlich ein Masochist, war bereit, via Grüne, die verlorenen Söhne und Töchter in bester christlicher und auch sozialdemokratischer Tradition, ungeachtet ihrer Verachtung für ihn, wieder in seine patriarchalen Arme zu schließen.
Für die Übriggebliebenen begann eine trübselige Zeit. Auf den Demos lief ich einsam herum, von den Autonomen beargwöhnt als Zivi (man/frau hatte da so ihre Vorstellung). Die Staatsmacht wiederum pflegte jeden älteren Anarchisten a priori als RZ-verdächtig einzusortieren. Hin- und hergerissen zwischen der Resignation und dem "Ausstieg" aus der Politik des Widerstandes und einer diffusen Sehnsucht nach Erneuerung beschloß ich Mitte der Achtziger Jahre nunmehr Mitte Dreißig noch einmal einen Versuch zu machen.
Schnell mußte ich jedoch feststellen, daß meine Erfahrungen, die ich so gerne in den "Dienst der Sache" gestellt hätte keinen interessierten. Die Skala der Ablehnung reichte von Gähnen bis hin zu manchmal absolut miesen Bemerkungen. (Liegt das wirklich an den Erfahrungen, d. T.?)
Ich stellte fest: Die Leute mochten nicht zuhören, und es dauerte lange bis ich in der Lage war, dies zu begreifen. Wo ich erwartet hatte, als verdienter "Anarchist" geachtet zu werden, fand ich mich auf einmal als eine Art Don Quichote wieder, der mit wehenden schwarzer Fahne immer noch die gleichen Angriffe gegen immer noch die gleichen Windmühlen ritt wie von zehn Jahren. Eine Erkenntnis, die weh tat. Nach einem kurzen Zwischenhoch bei den Libertären Tagen beginnt nun wieder das Nachdenken über die Verknüpfung der eigenen Zukunft mit der Zukunft der Bewegung des Anarchismus, des Anarchosyndikalismus. Wobei für mich die Kernfrage ist: Sind wir eine Jugendbewegung? Ist es wie bei den Jusos und bei 35 ist Schluß. Oder - und das ist für mich persönlich wichtig - kann man in der Szene auch noch 40-50jährige verkraften.
Für mich als Älteren ist der Balance-Akt zwischen Erfahrung vermitteln und belehrenden Klugscheißerei natürlich immer schwierig. Auch ist es mir nicht mehr möglich, mich einer Szene-WG anzupassen und deren Lebensstandard zu teilen. Warum auch? Wollten wir nicht besser leben? Warum soll ich dann schlechter leben? Auch Armut sollte für Anarchistinnen und Autonome kein Dogma sein. Daß die Armen die besseren Menschen sind, glaubt heute nicht einmal der verbohrteste Pietist.
Geblieben ist mir eine tiefsitzende Abneigung gegen Pünktlichkeit, Anweisungen, Befehle und Ungerechtigkeiten jeglicher Art. Es ist dies, was uns alternde ChaotInnen für den Kapitalismus gleichzeitig so unbrauchbar und wichtig macht. ChaotInnen findet man/frau bevorzugt bei Zeitungen, in Werbung, Funk und Fernsehen, völlig klar fast immer als freie MitarbeiterInnen. Jegliches Korsett ist ihnen verhaßt, dafür sind sie kreativer. Die weitaus meisten findet man/frau jedoch auf den Arbeits- und Sozialämtern. Sie hangeln sich von "Maßnahme zu Maßnahme", halten sich mit "Projekten" über Wasser oder arbeiten ungarantiert in sogenannten Alternativbetrieben (Bioläden/Kneipen, etc.) Auch sie sind, wie die jüngeren Autonomen, mit ihrem Status und ihrer Lebenssituation alles andere als zufrieden. Mit diesen zusammen hat die Kumpanei der Mächtigen in diesem Staat, was alle Parteien (auch die Grünen), die Gewerkschaften und die Kirchen einschließt, sie in das letzte Drittel der Gesellschaft gedrängt, das nicht vom "Aufschwung" der Achtziger Jahre profitiert. Aus ihren früheren Hochburgen, den WGs in der Stadt verdrängt und geistig beklaut von den Yuppies und zumeist ohne Aussicht auf Rente oder ähnliche Wohltaten, wäre es an der Zeit, daß auch diese Altersgruppe sich noch einmal auf ihre Tradition der Rebellion besinnt und mit den Jüngeren in den Ring steigt, in dem zur Zeit die nächste Runde für die neunziger Jahre eingeläutet wird. Es geht gegen Nazis, Sozialabbau, Patriarchat, Repression. Zu gewinnen gibt es für uns eine bessere Zukunft für die Kinder und die Einlösung einiger Utopien. Hören wir also auf Vergangenes aufzuarbeiten, beenden wir die Trauerarbeit um Verlorenes und wenden wir uns endlich der Zukunft zu, die auch für uns immer wieder beginnt, wenn wir nicht aufhören, dafür zu kämpfen.
4.) Wenige bei netter Atmosphäre dabei
8. Tierrechtsfest Iserlohn, 16.09.06
Fotos und Bericht: Schwarze Katze
Nimm anderen nicht ihr Leben |
Zwischenstopp vor Ledergeschäft |
Redebeitrag vor Parfümerie Douglas |
Demo vor Metzgerei |
Banner gegen Eikonsum |
Stoppt die Jagd! |
Totes Tier als Gaumenfreude? |
Infostand der Tierbefreier Rhein/Ruhr |
vierbeiniger Gast |
veganes Essen |
JOR spielt ruhige Musikstücke |
Schwarze Katze Stand mit Globalisierungskritik |
veganer Schokoladenkuchen |
Workshop |
Ernährungsgewohnheiten überdenken
In Zeiten von Gammelfleisch, BSE, Rinderwahnsinn, Maden im Fisch, Salmonellen und ähnlichem ist es Zeit die eigenen Ernährungsgewohnheiten zu überdenken. Dazu versuchte das 8. Tierrechtsfest(ival) in Iserlohn beizutragen. Mit Betonung auf versuchte, denn der Andrang war wirklich nicht besonders gross. Im Aufruf wurde auf die geringen Teilnehmerzahlen der letzten Jahre Bezug genommen:
Aufruf
In diesem Jahr wollen wir in Iserlohn das 8. Tierrechtsfestival veranstalten. Allerdings mit geändertem Programm. Wir haben uns folgende Kritik zu Herzen genommen: Wir erreichen zu wenig Aussenstehende. Es ist zwar super mal wieder alle bekannten TierrechtlerInnen wiederzusehen, aber einige haben die Kritik geäussert das aus dem Tierrechtsfestival eher ein internes Tierrechtstreffen geworden.
Deshalb haben wir für dieses Jahr geplant, eine Demo anzumelden und vorab für die Rechte der Tiere durch die Iserlohner Innenstadt zu ziehen. Auch Redebeiträge in der Innenstadt sind geplant. Dort können wir auch gleich die Aufmerksamkeit der Iserlohner Bevölkerung auf das Tierrechtsfestival lenken.
Wir werden wieder das Jugendzentrum nutzen können und drinnen oder draussen könnt ihr einen Infostand machen. Es wird ein reichhaltiges Büffet mit veganen kalten und warmen Speisen geben. Kaffee und Kuchen ebenfalls.
Der Erlös soll wie immer den Tieren eines Gnadenhofprojektes zugute kommen.
Also merkt euch den Termin und macht etwas Werbung für das Tierrechtsfestival.
Daten 16.09.06
Die Demo startet um 11.30 Uhr am Unnaer Platz in Iserlohn. Um 13 Uhr fängt im JuZ Karnacksweg das Tierrechtsfest an. Wenn ihr auch in diesem Jahr teilnehmen möchtet, meldet euch bitte wegen Planung der Veranstaltung im JuZ.
Wir überlegen auch noch, ob es statt Vorträgen wie im letzten Jahr eine grosse Diskussionsrunde über ein bestimmtes Tierrechtsthema, z.B. "Die Zukunft der Tierrechtsbewegung" besser ankommt. Ansonsten wollen wir diesmal alles auf einer Ebene veranstalten damit auch diejenigen die ihren Stand nicht verlassen wollen alles mitbekommen.
Fleisch, Leder und Pelz gehört den Tieren!
Die Demonstration für die Tiere konnte nicht wie geplant am Alten Rathausplatz starten, da dieser momentan umgebaut wird. So geht es mit Zeitverzögerung am wenige Meter entfernten Unnaer Platz los. Vor einer Metzgerei wird der Fleischkonsum angeprangert. Passend dazu schallt folgender Slogan durch das beschauliche Iserlohn: "Fleisch
ist Mord. Tiere fühlen, Tiere leiden". Die Demo stoppt vor einem Ledergeschäft und mit Hilfe eines Megaphons wird darauf hingewiesen, dass kein Tier sich freiwillig seine Haut abziehen lässt. Einige Tiere wie Zebras, Krokodile und Robben werden ausschliesslich für die Lederproduktion getötet, so der Redner. Wir haben nach Ansicht des Redners ebensowenig das Recht, einen Menschen zu enthäuten und zu Leder zu verarbeiten, wie Tieren das gleiche anzutun. Folgende Einschränkung folgt: "Kinder und andere, die kein eigenes Geld haben, können keine Vorwürfe gemacht werden, sie können sich nicht aussuchen, was sie kaufen. Für alle anderen sollte gelten: Kauf keine Produkte aus Tierhäuten! Ob Pelz oder Fell: Das muss nicht sein!" Beim Schwarze Katze Redebeitrag vor einem Geschäft, das neben Leder auch Pelz verkauft, wird auf die Boykottaktion der Offensive gegen die Pelzindustrie gegen Pelzverkauf bei P&C eingegangen: "Die Tierbefreiungsbewegung war erfolgreich. Durch Boykottkampagnen und Home-Demos vor den Häusern der Verantwortlichen ist Peek & Cloppenburg aus dem Pelzhandel ausgestiegen. Es lohnt sich also was zu tun. In dem Sinne: Dranbleiben, zieht der Pelzmafia das Fell über die Ohren!"
Rede vor Parfümerie Douglas
Neben den Redebeiträgen vor den Geschäften konnten sich Iserlohner Bürgerinnen und Bürger an einem Stand in der Innenstadt über die Lebenssituation der Tiere informieren. Vor der Parfümerie Douglas ging es um Tierversuche und Konsumverhalten:
Liebe Mitstreiter, liebe Mitbürger
Warum stehen wir hier? Warum vor ausgerechnet vor diesem Geschäft? Vor Douglas? Wir könnten auch vor jeder anderen Parfümerie haltmachen. Es gibt ein Sprichwort: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. So ist es auch hier.
Diese kostbaren, gutduftenden Parfüme und Pflegeprodukte, die hier in wunderschönen Verpackungen angeboten werden, sind die Quelle von unsagbarem Tierleid.
Vielleicht haben Sie schon Bilder gesehen, von Kaninchen, eingeschlossen in ein Rondell. Bewegungsunfähig gemacht. Mit blutunterlaufenden Augen.
Man hat ätzende Substanzen in ihre Augen hineingeträufelt. Immer und immer wieder. Das nennt man Draize-Test. Der Gesetzgeber schreibt das angeblich so vor..
Dieser Test wurde entwickelt um Sie als Verbraucher zu schützen vor den Chemikalien auf denen Kosmetika und Parfüme basieren.
Obwohl es bereits viele tausend Schönheits und Pflegeprodukte gibt forscht die kosmetische Industrie unermüdlich an neuen chemischen Wirkstoffen.
Dabei geht es es darum Modetrends zu folgen. oder den Konsumenten mit angeblichen Neuheiten zu locken.
Die neue Sommerfarben Lidschatten-Kollektion.
Das ultrafeste Haargel.
Die neue Anti-Schuppen Formel beim Shampoo.
Dies alles lässt die Kassen der Hersteller klingeln.
Jeder dieser Stoffe und die daraus resultierenden Endprodukte werden in der Regel im Tierversuch getestet. Mindestens 38.000 Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten, Mäuse und andere Tiere müssen dafür jedes Jahr allein in der EU sterben.
Wie sieht die rechtliche Situation aus? Das Deutsche Tierschutzgesetz verbietet Tierversuche für Kosmetik.Seit 1998 auch für die Entwicklung der dekorativen und pflegenden Produkte und sowohl für ihre Rohstoffe und die Endprodukte...und jetzt kommt wie immer die offene Hintertür ....sofern sie nicht unter das Chemikaliengesetz fallen... und der Zusatz: AUSNAHMEN SIND ERLAUBT!
Innerhalb der EU war im Sept. 2004 der erste kleine Teilerfolg zu verzeichnen. Tierversuche für die Prüfung fertiger kosmetischer Mittel wurden verboten. Tierversuche für neue Inhaltsstoffe sind
jedoch weiterhin bis 2009 erlaubt. Auch Kosmetika die ausserhalb der EU in Tierversuchen getestet werden, können hier bis 2009 bzw. 2013 uneingeschränkt verkauft werden. Dieselbe Hinhaltetaktik kennen wir ja bereits durch das Verbot der Käfighaltung für Legehennen. Versprechungen die am Ende nicht gehalten werden. Faule Kompromisse und kein Ende des Leidens in Sicht!
Ein beliebtes Argument mit dem die kosmetische Industrie
die Durchführung von Tierversuchen verteidigt ist der Vorwand
der Gesetzgeber würde diese Experimente vorschreiben.
DAS IST NICHT DER FALL!
Das Gesetz fordert lediglich das die Unbedenklichkeit
der Produkte gewährleistet ist und damit die Sicherheit der Verbraucher. Auf welche Weise diese Sicherstellung vorgenommen wird bleibt den Firmen überlassen.
Es ist so, das Tierversuche eine Alibifunktion erfüllen. Der Hersteller kann sich auf diese Weise jeder Verantwortung und Haftung für seine Produkte entziehen.
Die Palette der für Kosmetikprodukte durchgeführten Verträglichkeitsprüfungen umfasst gut ein Dutzend, durchweg äusserst grausamer und schmerzhafter Tierversuche. Ausser dem bereits erwähnten Draize-Test am Kaninchenauge wird die akute Giftigkeit getestet. Ratten oder Mäusen wird die Substanz per Magensonde eingegeben. Je nach Art und Menge winden sich die Tierchen stundenlang in Krämpfen, sie leiden an Durchfall, Fieber und Lähmungen. Für den chronischen Toxizitätstest werden den Tiere die chemischen Substanzen über Wochen in einer geringen Dosis zugeführt. Eine chronische Vergiftung mit all seinem Leid.
Weiter gibt es Hautreizungstests, den Hautallergietest, den Test auf krebsauslösende Substanzen und schlussendlich die Frucht und keimschädigende Wirkung.(teratogenität) Dabei werden die Substanzen trächtigen Tieren verabreicht. Die Tiere werden dann zu verschiedenen Zeitpunkten ihrer Schwangerschaft getötet und ihre Embryonen untersucht. Bitte machen Sie sich das bewusst! JEDER neue Wirkstoff in Jedem neu entwickelten Produkt durchläuft die ganze Palette dieser grausamen Versuche.
Falls sie zu den Menschen gehören die für Mäuse, Ratten, Meerschweinchen oder Kaninchen wenig Mitgefühl aufbringen, lassen sie sich gesagt sein:
Auch Affen oder Hunde sterben auf qualvollste Weise. Für Ihr Wohlbefinden oder Ihre Schönheit, ebenso wie für ihre blitzsaubere Wohnung oder damit Ihre Wäsche so weiss wird, weisser geht es nicht.
Diese Tests finden hinter verschlossenen Türen statt. Sie sehen nichts, sie hören die Schreie der gequälten Wesen nicht. Nur selten kommen diese Schändlichkeiten ans Licht.
Deshalb sind wir hier.
Um diesen entrechteten Tieren Gehör zu verschaffen.
Das kann Sie doch nicht gleichgültig lassen.
Lebende Tiere, die Schmerzen und Angst empfinden wie wir Menschen, werden als Messinstrumente missbraucht und monatelangen Qualen unterworfen. Mit welchem Recht? Wenn wir hier auf der Strasse ein Kaninchen zu Tode quälen würden oder einen Hund foltern, würden Sie uns dann fragen:
Hallo, hat das was sie gerade tun einen Nutzen? Und wenn wir Ihnen dann lang und breit erklären würden, das dieses Zufügen von Qualen irgendwann vielleicht dazu führt eine Creme zu entwickeln die endlich ihre Falten verschwinden lässt, würden Sie uns weitermachen lassen? Würden sie zulassen das wir das zitternde, wimmernde Bündel Schmerz weiterquälen? Ich glaube nicht.
Vielleicht erinnern Sie sich an den Beitrag im ZDF über die Covance Laboratories in Münster. Covance führt im Auftrag der Pharma-Chemie und der Kosmetikindustrie äusserst grausame Toxizitätsstudien hauptsächlich an Primaten durch. Als vor etwa 3 Jahren die Tierquälereien der Covance Laboratories in Münster aufgedeckt wurden und im ZDF öffentlich gezeigt wurde wie grausam und unmenschlich der Laboralltag für die Affen ist. Wie man ihnen auf brutale Weise mit einer Magensonde Gift in den Körper pumpte. Wie abgestumpft und brutal das Personal mit den Tieren umging.
Wie das Leben und Sterben dort vor sich geht....
Da ging ein Aufschrei durch unsere Bevölkerung und Menschen aus ganz Europa beteiligten sich an der Forderung Covance sofort zu schliessen. Dieser Skandal gerät mehr und mehr in Vergessenheit...
Dabei war es kein Skandal, denn das Gericht hat Covanc freigesprochen, es hat festgestellt, das die Vorkommnisse dort nichts besonderes waren, sondern der ALLTAG wie in jedem anderen Labor auch. Niemand wurde zur Rechenschaft gezogen. Das ist der Skandal. Dieses Urteil wurde im Namen des Volkes gesprochen. Also in Ihrem und meinem Namen. Covance darf weiter Affen zu Tode foltern und in Deutschland allein sterben Millionen Versuchstiere für eine Pseudo-Wissenschaft, die uns eine trügerische Sicherheit vorgaukeln soll und die Produkthersteller von aller Verantwortung und Haftung befreit.
Wir treten für die Abschaffung aller Tierversuche ein. Wenn diese Versuche für uns als Verbraucher gemacht werden, dann soll man die Türen der Labore öffnen. Damit wir alle sehen können, für welchen Sinn oder Unsinn die Tiere leiden und welche Tierquälereien dort mit zig-Millionen unserer Steuermitteln finanziert wird.
Was können Sie tun?Wenn irgendeine Macht diesen Irrsinn stoppen kann, dann die Macht die Sie als Verbraucher haben. In dieser Welt dreht sich alles um eines…Um das Geld. Um den Profit.
Das Ganze nennt man Marktwirtschaft..
Boykottieren Sie.
Fragen Sie in den Geschäften nach Produkten die tierversuchsfrei hergestellt werden.
Verlangen Sie von unserem Gesetzgeber eine Kennzeichnungspflicht für Produkte die unzweifelhaft zeigen, ob für diese Produkte Tiere leiden und sterben mussten. Damit Sie sich überhaupt entscheiden können.
Setzen sie sich ebenfalls für die Abschaffung von Tierversuchen ein.
Ausserdem können Sie zum Beispiel beim deutschen Tierschutzbund eine
Positivliste anfordern , die Ihnen Hersteller von Produkten ohne Tierleid nennt.
Ansonsten haben sie heute die Möglichkeit sich im JuZ in Iserlohn
genauer zu informieren wie sie den Tieren helfen können..
Von 13 Uhr bis 18 Uhr läuft dort ein interessantes Programm rund um das Thema Tierrechte. Musik und gutes Essen eingeschlossen.
Redebeitrag über Gammelfleisch
Der Redner wies darauf hin, dass Fleisch, dass im Geschäft zu kaufen ist, aus seiner Sicht sowieso immer Gammelfleisch sei, da es vom Moment des Todes vom Tier verwest. Der Verwesungsprozess kann verlangsamt, aber nicht aufgehalten werden. Deswegen versteht er die Aufregung um Döner-Gammelfleisch nicht. Im Radio hiess es, dass dies nur die Spitze des Eisberges sei und der Eisberg schnell abschmelzen solle. Dem widersprach der Redner, da bei einem Eisberg der grösste Teil unter Wasser ist und noch mehr über den Gammelfleischskandal aufgedeckt werden soll. Er schloss mit den Worten: "Der Skandal ist nicht, wie wir mit den toten Tieren umgehen, sondern mit den lebendigen!".
Redebeitrag über Fleisch vor einer Metzgerei
Der letzte Redebeitrag der Demo für Tiere fand vor einer Metzgerei statt. Dort gab es auch die meisten negativen Reaktionen der sich verwesende Leichen reinstopfende Konsumbürger, da diese sich zurecht angegriffen fühlten. Für diejenigen, die nicht dabeiwaren, der Redebeitrag zum nachlesen:
Die Einzigartigkeit und Würde jedes einzelnen Tieres wirklich zu respektieren heisst, nicht länger seine grenzenlose Ausbeutung zu unterstützen, sondern aktiv zu seiner Befreiung beizutragen. Das ist unser Anliegen.
Auch hier in dieser Stadt Iserlohn, wird die Würde und die Einzigartigkeit des Tieres mit Füssen getreten. Wieso sagen wir dies? Nehmen wir als Beispiel den Fleischkonsum. In den Metzgereien auch in dieser Stadt … liegen einstmals, lebendige, fühlende Lebewesen. Tiere, nicht mehr erkennbar, weil man sie zerhackt, zersägt und zerstückelt - bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und für den sogenannten Verbraucher mundgerecht zurechtgemacht hat!
Die wenigsten der Menschen, die diese tierischen Leichenteile verzehren, denken an das unsagbare Leid , die oftmals grausame Tierquälerei, die diese armen Geschöpfe durchgemacht haben. Und warum?
Aus einem einzigen Grund, weil der Mensch ihr Fleisch essen will.
Nicht wenige denken sogar, das die Lebensberechtigung der Tiere sich von ihrer Nutzbarkeit gegenüber dem Menschen ableitet.
Tiere schmecken so gut und man kann sie optimal ausbeuten.
Die Folgen dieser Einstellung gegenüber Lebewesen die die gleiche Lebensberechtigung haben wie der Mensch, sind entsprechend. Tiere werden als Nahrungsmittellieferant und Ausbeutungsobjekt betrachtet und auch so behandelt.
Artgerechte Haltung - wozu wohl? Zu teuer.
Die Würde des Tieres? Tiere haben keine Würde!
Angst, Freude, Trauer, Schmerz?
Attribute die nichtmals für alle Menschen gelten oder zugelassen werden.
Wozu wohl für Tiere? Diese Viecher landen doch sowieso alle am gleichen Ort. Im Schlachthaus...
Das Ergebnis liegt hier, in einer dieser sogenannten Metzgereien vor uns.
Frage: Muss dies so sein? Muss der Mensch sich von seinen Mitgeschöpfen den Tieren ernähren?
Wir sagen nein!
Es geht auch anders.
Der Veganismus ist der Beweis das es anders geht.
Eine wachsende Zahl von Menschen aller Altersstufen, die vegan leben, beweisen das es ohne dieses Tierleid, ohne diese grenzenlose Ausbeutung geht.
Wer sich über diese Lebensweise näher informieren möchte, oder selbst einmal veganes Essen probieren möchte , ist eingeladen im Jugendzentrum Karnacksweg 44 ab 13 Uhr. Dort findet heute ein Tierechtsvestival statt.
Redebeitrag vor der Nordsee-Filiale Iserlohn: Fische leiden
Die Restaurantkette "Nordsee" bezeichnet sich selbst als Konzeptgastronomie. Das Konzept besteht darin, eine bestimmte Spezies töten zu lassen, um sie dann als Spezialität anzubieten. Auf die Idee, dass Fische genauso leidensfähig sind wie Hühner, Rinder, Katzen oder Hunde und somit genauso Schmerz empfinden wie wir Menschen, kommen die Wenigsten. Vielen VegetarierInnen und VeganerInnen ist es bereits erzählt, dass sie ihnen Unbekannten von ihrer Ernährungsweise erzählt haben und zur Antwort dann befragt wurden: Aber Fisch isst du noch, woll? Wenn in offiziellen Statistiken die Rede vom Fischfang ist, wird dort nie das einzelne Individuum benannt, sondern die Fänge werden in Tonnen oder ähnlichen Gewichtsklassen beziffert. Der einzelne Fisch wird als Individuum nicht wahrgenommen! Warum ist das eigentlich so? Weil Fische anders kommunizieren als wir? Weil sie ihren Schmerz nicht herausschreien können? Das hält den Menschen natürlich auch nicht davon ab, Millionen von Schweinen für seinen umweltschädlichen und die Gesundheit ruinierenden Gaumenkitzel abzuschlachten. Tiere können nicht sprechen, Fische geben nicht mal Töne von sich. Aber ist das ein Grund für den Menschen sie zu töten? Es liegt an uns für die Tiere zu sprechen und mitzuteilen, was sie empfinden, wenn sie am Angelhaken hängen! Es liegt an uns, eine Konzeptgastronomie als Konzeptmord zu bezeichnen!
Reaktionen
Vor der Parfümerie Douglas beobachtete eine aus dem bürgerlichen Spektrum stammende Frau das Geschehen. Ihr Eindruck von der Demo: "Das ist ein winziger degenerierter Haufen von Asozialen. Bisschen seriös adrett kleiden würde die Leute nicht abschrecken. Dummes Gegröhle, von dem ich kein Wort verstanden habe. Man sollte eine Ziege mitnehmen, dann blieben Leute stehen."
Während es vor dem Fisch- und Ledergeschäft kaum Reaktionen gab, kamen diese vor der Fleischerei mehrfach vor. Die fleischfressenden fetten Iserlohner regten sich auf, dass ihr mörderisches Tun thematisiert wird. Unsachliche Beleidigungen und wütendes Gekeife zeigen klar, dass die Kritik ins Schwarze trifft. Nach diesem unterhaltsamen Intermezzo gingen wir gemeinsam zum nahegelegenen Jugendzentrum.
Tierrechtsfest
Angekommen im Jugendzentrum fängt nach der Demo das 8. Tierrechtsfestival an. Auf Infoständen von Tierbefreier MK, Schwarze Katze und Tierbefreier Rhein/Ruhr lag diverses Informationsmaterial aus. T-Shirts mit ökoanarchistischen Motiven gingen gut weg und der Erlös kommt der Antirepressionsarbeit für die vier kriminalisierten Menschen zugute, denen vorgeworfen wird in Mainz bei P&C eine Scheibe eingeschlagen zu haben. Fast jeder nimmt am Schwarze Katze Stand Flugis und die neue Globalisierungsbroschüre mit. In dieser wird in einfachen Worten beschrieben, wie Ausbeutung weltweit funktioniert und was diese mit Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds zu tun hat.
lecker veganes Futter
Ein reichhaltiges und preisgünstiges Essensangebot zeigte vegane Alternativen auf: fleischfreie Gyrostaschen, Gemüsefrikadellen und Bratlinge, Hirtensalat, Nudelsalat, Kartoffelsalat, fritierter Tofu, Schokoladenkuchen, Gemüsepfanne, Nudelpfanne, gebratene Zuccinis in Sesampanade mit Knofidipp, Kartoffelsalat.
Schwarze Katze Workshop
Letztes Jahr bot die Schwarze Katze beim 7. Iserlohner Tierrechtsfest einen Workshop zum Thema "Kritik am Tierrechtsbegriff" an. Am 16.09.06 hörten die etwa 30 Anwesenden beim 8. Tierrechtsfest einem anderen Schwarze Katze Vortrag zu. Der Workshop handelte von Gruppendynamik und wie am besten mit negativen Aspekten der Arbeit in ausserparlamentarischen Zusammenhängen umgegangen wird. Destruktive Verhaltensweisen von den eigenen Leuten werden oft tabuisiert. Das sollte offen angesprochen werden. Deswegen stellte der Schwarze Katze Aktivist einige negative Charaktereigenschaften von ehemaligen MitstreiterInnen der ausserparlamentarischen Opposition in humoristischer Weise und anonymisierter Form vor. Soll ja schliesslich keiner in die Pfanne gehauen werden. Jedenfalls nicht namentlich. Die sich daraus ergebenden Fragen wurden am Ende des Workshops behandelt: Wie können Defizite überwunden werden? Wie sieht das mit dem Aneignen von Fähigkeiten und dem Hinterfragen des Fehlverhaltens aus? Nach einer Stunde diskutierte das Publikum 15 Minuten und schilderte eigene Erfahrungen mit Dummschwätzern, Versagern und Labertaschen.
Angenehm ruhige Musik von JOR
Um 15 Uhr spielt JOR, eine Kölner Rockband. Diese macht sich in ihrer Selbstdarstellung Gedanken über das Schönste an der Musik:
das schönste an der musik?... die töne.. alle töne. auch bei uns finden sie verwendung, soweit wir sie auf der gitarre finden oder unsere stimmbänder sie hergeben... und da schönheit äußerst unterschiedlich wahrgenommen wird, magst du uns vielleicht gerne hören.. und falls nicht, auch gut, es gibt ja schließlich noch so viel andere musik, die du nett finden kannst.
in unseren texten spiegeln sich die erfahrungen mit denen wir tagtäglich, auf der straße, in unseren beziehungen und in unseren köpfen konfrontiert werden wieder. Wir schreiben alle an den liedern und nutzen auch das ein oder andere mal schöne/interessante/wichtige texte von anderen menschen , die wir für unterstützendwert und gut halten.
Workshop Balance zwischen Tierrecht und Tierschutz
Der zweite Workshop beinhaltete eigene Erfahrungen im Balanceakt zwischen Tierrecht und Tierschutz. Einige angeschnittene Fragestellungen aus dem Workshop der engagierten Aktivistin: Viele Menschen aus dem Spektrum Tierschutz stossen zur Tierrechtsbewegung, weil sie erkennen das die grossen und kleinen Tierschutzvereine zuwenig bewirken. Es kann nicht damit getan sein, Haustierschutz für Kuscheltiere zu betreiben. Oder nur die groben Tierschutzverletzungen anzuprangern, so wie zu lange Tiertransporte, zu kleine Käfige, Grausamkeiten durch unbetäubte Schlachtung/Schächten usw. Andererseits driften viele Tierrechtler in den Tierschutz ab. Beispielsweise durch Tierrettungen oder der Aufnahme von Tieren in Not. Wie sieht es mit der Theorie und Praxis und dem Land Utopia aus? Wie sieht es mit der Zeit aus? Sollte lieber die Zeit in Aktionen oder in die eigenen Tiere investiert werden? Oder ist Haustierhaltung Sklaverei? Das ist vielleicht richtig. Aber was machen wir nun mit den Tieren? Artgerecht ist nur die Freiheit. Heftig diskutiert wird die Frage, ob Hunde kastriert werden dürfen oder dies der Freiheit des Tieres widerspricht. Alle bis auf einen Hundebesitzer haben dagegen nichts einzuwenden. Problematisiert wird die Haustierhaltung, weil dadurch keine Zeit für Aktivitäten mehr bleibt. Weitere in dem Workshop der Hundebsitzerin angesprochenen Punkte:
- Die Freiheit und die Probleme.
- Der Zwang des Gesetzgebers und die Kritiker aus den eigenen Reihen.
- Wie sieht die Realität aus?
- Protestieren, Aufklären und tätig werden.
- Sollte ein Tierrechtler auf keinen Fall Tiere halten?
- Wenn er es doch tut ,was gibt es für Probleme?
- Wie kann ich einen Fleischfresser wie einen Hund vegan ernähren, ohne das er krank wird?
- Soll man das Einzelne oder das Ganze sehen?
Fazit des Workshops: Jedes Leben zählt.
Workshop über Vegetarierbund
Ein Mitglied des Vegetarierbundes informierte über die Jugendarbeit seines Verbandes. Der VEBU (Vegetarier-Bund Deutschlands e.V.) verstärkt seine Kinder- und Jugendarbeit und startet dafür das neue Projekt vebu4you. Jugendlichen wird die Möglichkeit geboten, in ihren Städten eigene vebu4you-Gruppen zu bilden und Gleichgesinnte zum Diskutieren, Aktiv werden und Spaß haben zu treffen. Unterstützt werden die jugendlichen Veggis dabei vom vebu4you-Orgateam, das selbst aus jungen Vegetariern und Veganern besteht und das Projekt auf die Beine gestellt hat. Dieses Team gibt Anregungen für Gruppenaktivitäten und organisiert Workshops, Seminare oder bundesweite Treffen. So soll es beispielsweise jedes Jahr einen Veggiday für die Jugendlichen geben. Die Teilnahme in einer vebu4you-Gruppe ist natürlich kostenlos. Ziel des Projektes ist es, vor allem denjenigen vegetarisch oder auch vegan lebenden Kindern und Jugendlichen Unterstützung zu bieten, die in ihrer Familie oder ihrem Bekanntenkreis auf wenig Verständnis stoßen. Bei vebu4you können sie Gleichgesinnte finden und auch Antworten auf Fragen zur gesunden, vollwertigen Ernährung erhalten.
Vortrag zu REACH
= Registration - Evaluation - Authorisation of Chemicals
= Registrierung - Evaluierung - Autorisierung von Chemikalien
= Registrierung - Bewertung - Genehmigung von Chemikalien
In der Europäischen Union (EU) wird aktuell zwischen neuen und alten Chemikalien unterschieden. Es gibt ca 3.200 "neue" Chemikalien, die nach 1981 auf den Markt kamen und vor ihrer Marktzulassung nach EU-Richtlinie 67/548/EEC - in Tierversuchen - getestet wurden. Ungefähr 100.000 chemische Stoffe sind vor 1981 auf den Markt gekommen und wurden nicht getestet. Das bedeutet, dass ihre Wirkungen auf Mensch und Umwelt nicht geprüft wurden. Mit REACH soll diese Unterscheidung in alt und neu wegfallen. Dies hätte zur Folge, dass nach dem Willen der EU ca 30.000 alte Stoffe geprüft werden müssten.
Jede Firma, die eine Chemikalie auf den Markt bringen will, muss diese bei den EU-Behörden registrieren lassen, wofür sie einen Antrag stellen müssen. Dabei muss ein "Chemikalien-Sicherheitsbericht" vorgelegt werden, d.h. die chemischen und physikalischen Eigenschaften des Stoffes und seine Toxizität für Mensch und Umwelt und weitere Angaben, müssen dort drin stehen. Die EU-Behörden können dann weitere Tests verlangen oder vorgeschlagene Tests ablehnen. Am Ende des "positivem" Ausgang des Verfahrens steht dann die Zulassung.
Welche Tests verlangt werden, hängt von dem zu produzierenden Volumen ab. Es gibt dabei 4 Volumenklassen:
a) 1-10 Tonnen - dies betrifft ca 20.ooo Chemikalien, für die dann
Allergieteste und Umwelttoxizität geprüft werden. Hierbei werden Mäuse, Meerschweinchen
und Wasserflöhe verwendet. Ungefähr 30 Tiere pro Stoff = 600.000 Tiere
insgesamt.
b) 10-100 Tonnen - dies betrifft ca 4.6oo Chemikalien, die zu den Tests in Klasse a) in Hautverträglichkeittest geprüft werden, akute Toxizität, Toxizität bei wiederholter Einnahme, subchronische Toxizität bei wiederholter Einnahme, Reproduktionstoxizität, Toxikokinetik. Ungefähr 1.034 Tiere pro Stoff = 4.756.400 Tiere insgesamt.
c) 100-1000 Tonnen - dies betrifft ca 2.9oo Chemikalien, bei denen zu den Tests in Klasse a) und b) auch die Mutagenität geprüft wird, die Teratogenität, 2-Generationen-Repro-Toxizität und die Umwelttoxizität. Ungefähr 2.672 Tiere pro Stoff = 7.748.000 Tiere insgesamt.
d) über 1000 Tonnen - dies betrifft ca 2.600 Chemikalien, bei denen zu den Tests in Klasse a), b) und c) auch weitere Mutagenität geprüft wird, die Langzeittoxizität bei wiederholter Einnahme, weitere Toxizitätstests und die Wirkungen im Zusammenhang mit Krebs. Ungefähr 3.232 Tiere pro Stoff = 8.403.200 Tiere insgesamt.
Die EU-Kommission selber geht von ca 3,9 Mio Tieren aus, die in Tierversuchen "verwendet" werden. Wenn es gut läuft = optimale Bedingungen, dann könnten es auch nur 2,6 Mio Tiere sein, nach einem Bericht aus dem November 2004. Das "Bundesinstitut für Risikobewertung" geht von einer Zahl zwischen 7,5 Mio und 45 Mio Tieren aus. Laut den Berechnungen des Bundesverbandes "Menschen für Tierrechte" ist davon auszugehen, dass rund 20 Mio Säugetiere und Vögel im Rahmen des REACH-Programmes getötet werden. Fische und wirbellose Tiere sind hierbei nicht mit eingerechnet.
Die EU-Kommission kommt auf die relativ niedrige Zahl, weil sie davon ausgeht, dass die beantragenden Firmen ihre Testergebnisse vollständig zur Verfügung stellen und somit Doppeltests (also Experimente zweier oder mehrerer Firmen zum gleichen Stoff) vermieden werden. Davon ist aber nicht auszugehen, behütet doch jede Firma normalerweise argwöhnisch ihre gewonnenen Erkenntnisse und betrachtet sie als Betriebsgeheimnis.
Wegen dieser zu erwartenden Doppeltests haben vor allem England und Ungarn auf OSOR gedrängt. Dieses Kürzel steht für One Substance One Registration. Hört sich fast wie das Motto einer Love-Parade an und ist in der Wirkung ähnlich: Nette Absicht, aber sonst nichts weiter! In der aktuellen Fassung von REACH wurde OSOR nämlich tatsächlich aufgenommen, jedoch ohne gravierende Sanktionen gegen Firmen, die es umgehen!
Überhaupt gab es durch das EU-Parlament mit Abstimmung vom 17.11.2005 einige Änderungen im Programmtext, wovon sich einige ganz gut anhören:
- Kosmetika werden gestrichen, da es hier ein gesetzliches Verbot von
Tierversuchen gibt;
- ein Teil der Registrierungsgebühr soll für tierversuchsfreie Forschung verwendet werden;
- für jeden geplanten Tierversuch muss von den Firmen ein Vorschlag vorgelegt werden. Die EU-Behörden haben dann bis zu 90 Tage Zeit, tierversuchsfreie Methoden vorzuschlagen.
Eine signifikante Verschlechterung dagegen ist, dass die zur Kategorie a) gehörenden Chemikalien auch auf ihre akute Toxizität geprüft werden sollen. Für solcherart Tests gibt es keine anerkannten, tierversuchsfreien Methoden.
Im Prinzip ist REACH durchaus löblich und im Sinne des Verbraucherschutzes zu befürworten. Chemikalien können mitunter giftige Wirkungen haben und bei vielen Alt-Chemikalien (also vor 1981 auf den Markt gekommen), sind deren Auswirkungen auf die Umwelt unbekannt. Und da macht es natürlich Sinn, diese Auswirkungen zu ertesten. Aber Tierversuche sind hierfür der definitiv falsche Weg! Zum einen mutet es als ethischer Wahnsinn an, Millionen von Tiere in Experimenten zu töten. Das beim Menschen ethische Belange oft keine Berücksichtigung finden (siehe Fleischkonsum), ist sicherlich richtig, aber trotzdem kein Argument.
Zum anderen ist hinlänglich bekannt, dass Tierversuche keine verwertbaren wissenschaftliche Erkenntnisse bringen, da nicht übertragbar. Wenn in einem Labortest einer Maus ein Stoff injiziert wird, weiss man, welche Wirkungen dieser Stoff auf diese Maus hat! Auf eine freilebende Maus mag der Stoff schon andere Wirkungen zeigen und beim Menschen?
Aber nicht nur TierschützerInnen und TierrechtlerInnen sind gegen REACH in seiner bisherigen Form. Unterstützung im Kampf gegen dieses EU-Programm gibt es von "artuntypischer" Seite in Person von mittelständischen Unternehmen und der chemischen Industrie insgesamt. Die Industriebetriebe treibt hierbei naturgemäß weniger tierfreundliche Beweggründe an, als mehr die Kostenfrage. Gerade für mittelständische Unternehmen kann so ein "Chemikalien Sicherheitsbericht" teuer werden. Da sie für gewöhnlich über keine eigenen Forschungseinrichtungen verfügen, müssen sie diese im Zweifel teuer einkaufen. Aber auch ausländische Firmen sind alles andere als amüsiert, so sieht z.B. die chilenische Exportwirtschaft Kosten in Höhe von 1,98 Mrd. US Dollar auf sich zukommen.
In diesem Zusammenhang ist auch die Rede vor Wirtschaftsvertretern eines Prof. Dr. Walter Krämer - Wirtschaftsforscher und Sozialstatistiker der Uni Dortmund - interessant. Er beschwerte sich, dass mit REACH mal wieder die chemische Industrie stigmatisiert würde. Legale Drogen wie Tabak und Alkohol, aber auch zu fettige Ernährung und mangelnde Bewegung wären viel schädlicher als giftige Chemikalien. Würde man gesunden Menschen das Benutzen von Fahrstühlen verbieten, würde viel mehr für die Volksgesundheit erreicht, als es REACH jemals schaffen kann.
Pro REACH sind Umweltverbände wie Greenpeace oder auch Verbraucherschutzverbände. In einer gemeinsamen Erklärung aus dem Sommer diesen Jahres sprechen z.B. BUND und Greenpeace von Schlupflöchern, die vom Umweltrat der EU in den aktuellen Text eingeflochten wurden oder das die Deklaration unzureichend sei. Alles durchaus richtig, aber mit nicht einem Wort werden Tierversuche erwähnt, geschweige denn als Testmethode in Frage gestellt!
Chronologie der wichtigsten Ereignisse
entnommen von www.tierrechte.de
Januar 2001
EU-Kommission veröffentlicht Weißbuch über Chemikalienpolitik
2001 - 2003
Abstimmungen über Weißbuch im EU-Parlament und EU-Ministerrat; Erarbeitung
des REACH-Entwurfs durch EU-Kommission
7.5.-10.6.2003
Internet-Konsultation des REACH-Entwurfs
29.10.2003
EU-Kommission veröffentlicht REACH-Entwurf
2004-2005
Beratung de Ministerräte für Industrie und Umwelt
September 2004
Beratungen des EU-Parlaments beginnen (Federführung durch Umweltausschuss)
19.1.2005
Anhörung im EU-Parlament
4.10.2005
Abstimmung im Umweltausschuss des EU-Parlaments
7.11.2005
EU-Kommission: Workshop Alternative Approaches to Animal Testing
17.11.2005
Plenarabstimmung im EU-Parlament
13.12.2005
Abstimmung im EU-Ministerrat
Aktuell ist es so, dass REACH in die zweite und letzte Lesung im EU-Parlament und im EU-Rat geht. Am 14.11.2006 stimmt das Parlament ab, am 4.12.2006 der Rat. Im Jahr 2007 würde das Programm dann als Verordnung in Kraft treten. Es ist deshalb wichtig, möglichst schnell und wirkungsvoll als EU-Bürger Einfluß zu nehmen! Einfluß darauf, dass nicht Millionen von Tiere in sinnlosen Experimenten einen qualvollen Tod sterben! Dies kann man machen, indem man z.B. Leserbriefe an Zeitungen... schreibt, Briefe an Parteien und EU-Parlamentarier verschickt, im Bekanntenkreis über REACH spricht und es somit öffentlich macht usw. usf. Bei den meisten Tierschutz- und -rechtsorganisationen gibt es vorformulierte Protestbriefe und ähnliches, von der Tierschutzpartei gibt es eine Unterschrifteliste. Eine sehr gute, informative Quelle zu REACH ist die Internetseite der Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner (www.tierrechte.de). Wichtig aber ist, dass wir alle uns engagieren!
Erwartungen gingen nicht in Erfüllung
22 DemonstrantInnen und 32 Anwesende beim Tierrechtsfest sind eindeutig zu wenig. Ist das Konzept Tierrechtsfest Iserlohn mittlerweile überholt? Mit der Demo konnten - anders als geplant - keine Iserlohner angelockt werden. Stattdessen wurden wie letztes Jahr Eulen nach Athen getragen und wieder einmal ist nur die eigene Tierrechtsszene erreicht worden. Obwohl einige Tierfreunde in Iserlohn 2.000 Flugblätter verteilten, die Lokalpresse im Vorfeld berichtete und im Internet ein Hinweis erschien: Kaum Interesse. Kleinanzeigen in der taz, Pressemitteilungen an Wochenkurier, IKZ und Radio MK brachten diesmal wenig. Die geplante grosse Diskussionsrunde über die Zukunft der Bewegung kam nicht zustande. So wenig beim Tierrechtsfest sind für eine 100.000 Einwohnerstadt wie Iserlohn enttäuschend, vor allem, wenn die meisten überhaupt nicht aus Iserlohn kommen. Wieder konnten kaum Aussenstehende erreicht werden. Am Wetter kann es anders als beim letzten Friedensfest nicht gelegen haben. Wahrscheinlich eher daran, dass eigene Konsumgewohnheiten in Frage gestellt werden müssen...
Umfangreiches Programm rund ums Tier
Bei jedem Redebeitrag haben Leute zugehört. Die Anwesenden aus Hemer, Iserlohn, Altena, Köln, Stuttgart, Bonn und Rheinland-Pfalz konnten an interessanten Workshops teilnehmen, sich an Infoständen bedienen und leckeres veganes Essen in netter Atmosphäre zu sich nehmen. Nicht zu vergessen die angenehm ruhige Musik von JOR. Der Kosten-Nutzen-Effekt stimmte wie letztes Jahr für die Macher nicht. Dafür bekamen die Gäste ein umfangreiches Programm rund ums Tier geboten. Für den Schreiber dieses Artikels hatte die geringe Beteiligung einen Vorteil: Er nahm sich übriggebliebenes veganes Essen mit, um sich danach zwei Tage satt zu essen.