Schwarze Katze Rundbrief 16.04.07

Eine Katze in Handschuhen fängt keine Mäuse.
Benjamin Franklin

1.) Kapitalismus abschaffen!
2.) schwarz-rote Gruppierungen
3.) Wir wollen alles! Heraus zum 1. Mai!
4.) G8 stilllegen! Zaundemo in Heiligendamm
5.) Es gibt kein richtiges Leben im falschen

1.) Für ein freies und selbstbestimmtes Leben - Kapitalismus abschaffen!
Libertäre Vorabenddemo zum 1. Mai 2007 in Dortmund

Am 1. Mai wollen erneut Neo-Nazis unter dem Motto "Gemeinsam gegen Kapitalismus - Heraus zum 1. Mai" durch die Stadtteile Körne, Wambel, Brackel in Dortmund marschieren. Dies ist einer von mehreren bundesweiten Neonazi-Aufmärschen am 1. Mai. Nicht nur an diesem Tag kommt es in Dortmund zu einem breiten Widerstand, denn schon am Vorabend wird eine libertäre Demo stattfinden, die sich nicht nur gegen den Neonazi-Aufmarsch wendet, sondern auch Alternativen aufzeigt: für ein freies und selbstbestimmtes Leben fernab von jeglicher Autorität und Herrschaft und der damit verbundenen Unterdrückung und Ausbeutung.

Was geht mich Autorität und Herrschaft an?
Unser Alltag ist strukturiert durch Hierarchien, als ArbeitnehmerIn gegenüber dem Chef, als ArbeitsloseR gegenüber den Sachbearbeitern, als Frau oder Mann gegenüber der Rollenverteilung, als BürgerIn gegenüber der Gesetzgebung, schlichtweg als Mensch gegenüber dem Staat. In allen Situationen wird deutlich, dass Menschen auf Geschlecht, Stand und Herkunft reduziert werden und dem entsprechend behandelt werden. Dem steht ein Großteil der Gesellschaft ohnmächtig gegenüber, da der geringe Teil der kapitalistischen MachthaberInnen über die Welt regiert und sie zu ihren Wünschen, die in der Konsequenz rassistisch, umweltschädigend, faschistisch und neoliberal sind, formt. Deshalb bleibt nur als einzige Lösung, den Kapitalismus mit all seinen Auswüchsen abzuschaffen!

Du meinst es sind keine alternativen Lebensformen möglich?
Tatsächlich ist es kaum möglich, sich fernab dieser Zwänge, Freiräume für autonome und degagierte Lebensweisen und Handlungskonzepte zu schaffen. Gelingt dies einmal doch, werden diese kriminalisiert und haben dadurch oft nicht lange Bestand. Die kapitalistische Maschinerie ist derart geschaffen, um uns bis in die hinterletzte Privatsphäre zu kontrollieren und zu manipulieren, um den Status quo der sozialen und ökonomischen Hierarchisierung aufrecht zu erhalten. Aber anhand vorhandener alternativer Bündnisse, Lebensgemeinschaften und autonom verwalteter (Kultur-)Zentren wird ersichtlich, dass Alternativen realisierbar sind. Zwar werden autonome Plätze kriminalisiert, aber es gibt zunehmend Widerstand. Diesen wollen wir auf die Straße bringen! Eine pseudosozialistische Nazi-Alternative gibt es nicht, da eine Ethnisierung sozialer Probleme mit antisemitischer und antidemokratischer Färbung, stets bei ideologisch manipulativer und billiger Sozialdemagogie stehen bleibt und somit keine progressive Alternative zum Kapitalismus darstellt!

| | Herrschaft in jeglicher Form auflösen!
| | Kapitalismus abschaffen!
| | Für ein freies und selbstbestimmtes Leben!

Deshalb kommt zur libertären und antifaschistischen Demonstration:

Am: 30.04.2007
Um: 18:30 Uhr
An: S-Bahn-Haltestelle Knappschaftskrankenhaus (U-Bahn Richtung Stadthaus und ab Stadthaus die S4 Richtung Unna)
In: Dortmund

2.) Aufruf zur Bildung von schwarz-roten Gruppierungen 2007
Jeder Tag ist ein Tag im Kampf gegen unsere Unterdrückung - der 1. Mai insbesondere!

Allgemeines Syndikat Nordhessen – A S N,
http://asn.blogsport.de/

Die Gewerkschaften und auch wir als Teil der anarchosyndikalistischen Bewegung, gedenken zu Recht am 1. Mai der Tradition der Kämpfe um Befreiung und Gleichberechtigung weltweit.

Dieses Gedenken sollte aber nicht zu einem Trauermarsch oder einem sinnentleerten Ritual werden. Vielmehr nimmt die Notwendigkeit kontinuierlich zu, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu analysieren, um im Kampf um unsere Rechte, Ziele und Methoden zur Überwindung der gesellschaftlichen Blockaden qualitative Verbesserungen durchzusetzen.

2007 erleben wir eine Welt, die nicht nur nach Beendigung von Verhältnissen schreit, die durch Kriege, Interventionen, kapitalistischerAusbeutung und jeglicher Form von Unmenschlichkeit hervorgerufen werden, sondern die darüber hinaus auch durch die ungebremste Umweltzerstörung, die sich äußert durch Klimaveränderung, Vergiftung von Gewässern, Boden und Luft, aber auch Genmanipulation von Pflanzen und Lebewesen, bedroht wird.

Es gibt nur diese eine Welt, aber die zerstörerische Wirtschaftsweise der um Weltmarktanteile konkurrierenden kapitalistischen Systeme manipuliert mithilfe von Medienmonopolen, politischen Parteien und Regierungen die Meinungen, Überzeugungen und den Willen der Mehrheit der Menschen, denen Angst vor grundlegenden Veränderungen gemacht wird, und lähmt sie. Dabei sind diese Veränderungen notwendiger denn je, will die Menschheit noch das Zerstörungsszenario nicht nur unseres Planeten, sondern auch der grundlegendsten menschlichen Werte unserer Gesellschaft, wie Solidarität und Freiheit in Gleichheit, stoppen.

2007 gehen die staatlichen Angriffe gegen unsere Freiräume weiter, wie zB. die Zerstörung des Ungsdomhuset in Kopenhagen zeigt. Im Frühsommer 2007 soll der G8-Gipfel - das Treffen der Staats- und Regierungschefs der USA, Kanadas, Japans, Großbritanniens, Frankreichs, Italiens, Deutschlands und Russlands - in Heiligendamm an der mecklenburgischen Ostseeküste stattfinden. Dort wird unter anderem Bush, der als Kriegspräsident wegen seines von ihm und seiner Regierung zu verantwortenden Massakers im Irak in die Geschichte eingeht, von der deutschen Kanzlerin Angela Merkel mit militärischen und diplomatischen Ehrenbezeugungen empfangen, ebenso wie Putin, der als ehemaliger Geheimdienstchef, ein sogenannter "demokratisch legitimierter Volkssouverän" wurde.

Dieser Empfang beweist die Verkommenheit eines politischen Machtsystems, welches trotz Folterlagern wie in Guantanamo, verbrecherischen Geheimdienst- und Militäraktionen und Zerstörung unseres Planeten durch industrielle Projekte, durch seine eitlen Inszenierungen sich selbst Beifall spenden möchte. Wie lange wollen wir noch zusehen ?

An dieser Stelle soll der Abbau der Bildungsysteme und der soziale Sicherungssysteme, die Schließung von sozialen und kulturellen Projekten aus sogenannten Spargründen, die Rentenbetrügereien und der bereits vor einiger Zeit erfolgte reale Kaufkraftverlust durch Einführung des Euro, Lohndumping und ungarantierte Beschäftigungsverhältnisse, nicht vergessen werden.

Auch hier sollen die verarmenden Bevölkerungsteile nicht in materieller Unabhängigkeit leben dürfen, damit sie unterdrückt und Staat und Arbeitsmarkt verfügbar bleiben. Widerstand wie in Griechenland, wo hunderte Fakultäten dauerhaft von StudentInnen besetzt sind, und ArbeiterInnen und StudentInnen zu zehntausenden massiv demonstrieren, werden in den Medien ausgeblendet. Über monatelange Streiks wie in der Supermarktkette Mercadona in Spanien, wird nicht berichtet, aus Angst dass das Beispiel Schule machen könnte. Systemkritische Meldungen werden im staatlichen und sogenannten "privaten" Medienbetrieb zwischen Superstarparade und Unterhaltungsserien als "demokratische Errungenschaft" dosiert verabreicht, damit nichts ins Wanken gerät, was nicht gewollt ist.

Die Gruppe "Ton Steine Scherben" textete einst, Zitat: "Es gibt keine Wahrheit, wenn wir sie nicht suchen. Es gibt keine Freiheit, wenn wir sie nicht nehmen. Und es gibt keinen Frieden, wenn wir ihn nicht wollen." Diese Aussage hat ihre Bedeutung bis heute behalten. Wenn wir nicht die Kämpfe um Aneignung und Durchsetzung von Werten wie Selbstbestimmung, Antimilitarismus, Hierarchiefreiheit, Menschlichkeit und Solidarität aufgreifen und weiterführen, werden wir und viele Andere Opfer von Machtsystemen und Machthabern, die über Leichen gehen, und Ihren Krieg als "Kampf gegen den Terror" rechtfertigen.

Der Erste Mai 2007 soll uns mit vielen Anderen weltweit verbünden, die aufstehen und sich wehren, indem sie weltweite Solidarität in den Farben des Anarchosyndikalismus – symbolisch rot und schwarz auf unserer Fahne dargestellt, organisieren.

Bildet rot-schwarze Gruppierungen ! Heraus zum 1. Mai 2007 !

3.) Wir wollen alles! Heraus zum 1. Mai!
Anarchistischer Aufruf für die 1 Mai-Demos in der Schweiz

Wer wir sind
Das Wir wollen alles!-Bündnis entstand im Vorfeld des 1. Mai 2007. Verschiedene libertäre Gruppierungen aus der ganzen Schweiz sind Teil davon. Wir rufen dieses Jahr zu mehreren Demonstrationen in der Schweiz auf und fordern am 1. Mai und auch sonst: Wir wollen alles!

Squatter/As-Block an 1.Mai-Demo in Zürich. Radikale Solidaritaet mit den Gefangenen in Kopenhagen. Smash the System!

Immer weniger für immer mehr
Auch dieses Jahr ist gekennzeichnet vom Abbau der Sozialleistungen, Kürzungen im Bildungswesen und der Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse. Auch dieses Jahr klingelt früh morgens der Wecker und auch dieses Jahr reproduzieren wir das, was uns Tag für Tag in neue und alte Zwänge drängt, indem wir unsere Arbeitskraft für einen Lohn verkaufen, welcher immer unter dem Wert des von uns Produzierten liegen muss. Viele Arbeiterinnen und Arbeiter müssen ihre Arbeitskraft auf mehrere Jobs verteilen, die Arbeitszeiten steigen und trotzdem kommt tendenziell immer weniger Einkommen in die eigene Tasche und Jahr für Jahr sinkt die Kaufkraft der Arbeiterinnen und Arbeiter. Studentinnen und Studenten, welche nicht vom Staat oder ihren Eltern unterstützt werden, müssen sich ihr Studium mit Nachtarbeit unter schlechten Bedingungen finanzieren und Schülerinnen und Schüler werden bereits in jungen Jahren mit dem alles umfassenden kapitalistischen Alltag konfrontiert, in dem Jobs Mangelware sind und die Einbussen so hoch, dass sie schnell begreifen, „oben“ zu kriechen und unten zu treten. Leider merken dabei nur wenige, dass Perspektiven im Kapitalismus immer nur Perspektiven fürs Kapital und nie für diejenigen sind, welche die Existenz des Systems überhaupt erst garantieren – die Klasse der Lohnarbeiterinnen und Lohnarbeitern. Sie glauben immer noch an die märchenhafte Karriere vom Tellerwäscher zum Millionär.

Die aus dem System entstehende Standortkonkurrenz hat auch zur Konsequenz, dass zwischen Nationalitäten vermeintlich bestehende Unterschiede reproduziert werden. Wenn sich die Klasse schon als solche zu begreifen droht, soll sie doch wenigstens in die rassistischen Schemen gepresst werden. Keine Perspektiven mit systemtreuen Gewerkschaften und Sozialdemokratie Der Prozess des Begreifens, dass die Verwertung der Arbeitskraft keine Perspektive für ein angenehmes Leben in Wohlstand ermöglicht, hat längst begonnen. Dort gilt es anzusetzen und mitzukämpfen. Wer sich in dieser Situation mit Repräsentanten und Repräsentantinnen der herrschenden Klasse an einen Tisch setzt, um die „soziale Frage“ zu erörtern, macht sich zu deren Handlangerin und Handlanger. Weder die Sozialdemokratie mit ihrer klassenfeindlichen Politik noch die Gewerkschaften mit ihren altbackenen Halbweisheiten, welche schlussendlich immer nur über den Popularitätsanspruch in der Politik und das eigene finanzielle Budget bestimmt werden, zeigten und zeigen Perspektiven für die Arbeiter- und Arbeiterinnenklasse auf. Sie sind nur als regulierender und integrativer Teil des Ganzen zu verstehen, denn immer dann, wenn Arbeitskämpfe revolutionäre Tendenzen aufweisen, verhindern und blockieren Gewerkschaften diese. Beispiele verhinderter und blockierter Kämpfe gibt es viele – Es ist an der Zeit, daraus zu lernen und sich selbst zu organisieren.

Verteidigung des Wirtschaftsstandortes
Der Gegensatz zwischen Kapital und Lohnarbeiterinnen und Lohnarbeitern wird mit allen Mitteln verteidigt. Der Staat übernimmt hier eine wesentliche Funktion. Der Sozialstaat baut sich zwar selbst immer weiter ab – zu Gunsten des Kapitals - greift aber mit aller Härte in Streiks und Kämpfe auf der Strasse ein und übernimmt so eine regulierende Aufgabe. Der Wirtschaftstandort wird von sämtlichen Parteien und mit allen Mitteln verteidigt. Rücksicht auf diejenigen, welche die Folgen dieser Standortpolitik tragen müssen, wird natürlich keine genommen.

Nicht unsere Gesellschaft!
Während hunderttausende Arbeiterinnen und Arbeiter auf der Strasse stehen, werden die Arbeitsbedingungen für die Lohnarbeiterinnen und Lohnarbeiter kontinuierlich prekarisiert. Wer sich in dieser Lage noch traut nach etwas mehr Lohn oder Freizeit zu fragen oder nur schon versucht, die bestehenden Arbeitsbedingungen zu verteidigen, bekommt zu hören, dass Draussen noch Massen stehen, die auch einen Job wollen. So prostituieren sich immer mehr für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, welche dem ständigen Konkurrenzdruck auf dem globalen Markt ausgeliefert sind und selbst wenig Möglichkeiten haben, die Prekarisierung einzudämmen. Dieses System lässt keine Veränderung im System zu. Es kann nur gesamthaft überwunden werden.

Die rasante Verschlechterung der eigenen Lebensumstände wird als natürlicher Prozess für diejenigen verstanden, welche sich eben zu wenig angestrengt haben, nicht gescheit genug sind oder eben einfach aus der falschen Familie oder dem falschen Land stammen. Meist sind alle Länder, ausser natürlich das eigene, irgendwie falsch. Die Selbstverständlichkeit des natürlichen Rechts auf ein angenehmes Leben und Wohlstand existiert im Kapitalismus nicht. Die Vorstellung, einzelne Arbeiterinnen und Arbeiter hätten die Möglichkeit sich dies zu erarbeiten, entpuppt sich immer wieder als verklärtes Geschwätz. Mit einem solchen Verständnis können wir uns nicht identifizieren. Eine solche Gesellschaft ist nicht unsere Gesellschaft.

Darauf scheissen wir & wollen alles!

Die bürgerlichen Medien haben den ersten Mai seit Jahrzehnten immer wieder als rituelles Rumlatschen und die dazugehörende Randale dargestellt. Darauf scheissen wir. Der erste Mai mag für einige von uns ein besonderer Tag des Widerstandes sein, reiht sich aber ein in die alltägliche antikapitalistische Praxis, welche in der Schule beginnt, im Betrieb und in der Uni weitergeht und in den eigenen vier Wänden noch nicht zu Ende ist. So nutzen wir also den 1. Mai für diese Kampagne, welche sich nicht an diejenigen richtet, welche glauben, mit Abstimmungen und Wahlen den Kapitalismus zu überwinden. Sie richtet sich auch nicht an diejenigen, welche glauben, mit der Machtergreifung im Staat eine klassenlose Gesellschaft zu erreichen, sie richtet sich auch nicht an diejenigen, welche von nationaler Identität und Einheit schwatzen oder den Kapitalismus als jüdisch-amerikanische Verschwörung wahrnehmen. Diese Kampagne richtet sich an diejenigen, welche sich jeden morgen um 7 Uhr angeschissen fühlen, aus dem Alltag ausbrechen wollen, keinen Bock auf (Re-)Produktion des Systems haben, welches sie Tag für Tag fertig macht. Diese Kampagne steht für all diejenigen, welche die Überwindung des Kapitalismus und der damit verbundenen Zwänge anstreben, die klassen- und staatenlose Gesellschaft erreichen wollen und Bruchstellen erkennen, an welchen angesetzt werden kann. Sei es im Betrieb, in der Uni, in der Schule oder wo auch immer Gegensätze existieren.

Wir wollen eingreifen, mitkämpfen und uns selbst organisieren. Möglichst herrschaftsfrei, solidarisch und kämpferisch. Wilde Streiks, Sabotageaktionen, Informationsprojekte, Bildungskämpfe oder Beteiligung an dieser Kampagne. Es gibt genügend Wege zur sozialen Revolution – beschreiten wir sie!

Raus aus dem ganzen Scheiss!
Luxus für alle!
Lohnarbeit abschaffen!
Den kapitalistischen Alltag durchbrechen!
Herrschaftsfreiheit und Solidarität!
Geschlechterrollen zerschlagen!
Bildung für alle!
Gegen jeden Antisemitismus und Rassismus!
Kein Fussbreit für Faschismus!
Betriebe in die eigenen Hände nehmen!
Für die Freiheit – Für das Leben!
FÜR DIE ANARCHIE
Wir wollen alles!

Unterzeichnende Gruppen (Stand 4. April 2007) 1. Mai Aktionsgruppe Bern Anarchistische Aktion Antifarecherche Thurgau Bündnis alle gegen rechts Fau Murifeld Fau Thun LAO - Libertäre Aktion Ostschweiz LAW - Libertäre Aktion Winterthur Libertäres 1. Mai Bündnis Thun Sacco&Vanzetti Records

4.) G8 stilllegen! Zaundemo am 29. April anlässlich des Tschernobyl-Jahrestages
21. Tschernobyl Jahrestag Demo in Heiligendamm So. 29.04.07. - 13 Uhr

Was hat Tschernobyl mit dem G8 Treffen zu tun?

Vor 21 Jahren, am 26.04.1986, kam es in Tschernobyl zum GAU. In Folge der Katastrophe starben und erkrankten hunderttausende Menschen, und ein Ende des Leidens ist nicht absehbar. Dieser "Unfall" machte aber nicht nur die Tödlichkeit der Atomenergie deutlich, sondern auch die Unvereinbarkeit von Wachstums- und Herrschaftsideologie mit den Interessen der Menschen. Die alljährlichen Treffen der G8 Staaten sollen aber genau solche Möglichkeit vortäuschen. Der Club der einflussreichen Staaten versucht hier, die systembedingten Krisen auszubügeln und so die Rahmenbedingungen für eine weltweite Herrschaft abzustecken.

Atomenergie und Wachstum
Im Kapitalismus stehen nicht die Bedürfnisse der Menschen und ihre Lebens- und Umweltbedingungen im Vordergrund, sondern der Profit. Der Zwang zum Wachstum führt zu einem unstillbaren Hunger nach Energie. Der reibungslose Zugriff und die uneingeschränkte Verfügbarkeit von Energieressourcen weltweit ist eine notwendige Voraussetzung und Bestandteil von Neoliberalismus und kapitalistischer Globalisierung und fester Bestandteil militärischer Strategien. Die erste Ölpreiskrise stürzte die westlichen Industriestaaten in die schwerste Rezession der Nachkriegszeit. Ein koordiniertes Vorgehen zur Wahrung der Versorgungssicherheit war einer der Gründe für die Initiative zum ersten G-Gipfel 1975. In dieser Krise bot sich die Atomenergie als Königsweg an. Das Märchen von billiger, sauberer und unbegrenzter Energie, die die Produktivkräfte entfesseln könnte, wurde wiederbelebt und der militärische Machtaspekt, der Bau von Atombomben, wurde dadurch verdeckt. Die Atomtechnologie als Schlüsseltechnik für reine Wachstumsideologie wurde politisch und finanziell massiv vorangetrieben.

Atom und Gefahr
Rücksicht auf die immensen Gefahren für Umwelt und Menschen, die sowohl der Uranabbau, der Betrieb der Atomanlagen, das ungeheure Gefahrenpotential bei einem Unfall als auch die unlösbare Entsorgungsfrage für die Zukunft mit sich bringen, wird nicht genommen. Damit war die Atomtechnologie von Anfang an Ausdruck inhumaner und profitorientierter gesellschaftlicher Verhältnisse. Für einen Teil der Anti-AKW-Bewegung war und ist ihr Widerstand auch ein Kampf gegen das herrschende System. Deshalb ist es uns wichtig, unseren Widerstand auch beim G8-Gipfel in Heiligendamm sichtbar zu machen. Für uns und viele andere aus den unterschiedlichsten sozialen Bewegungen, stellt gerade der Tschernobyl-Jahrestag eine Möglichkeit dar, Gedenken in Kraft zu wandeln. Die gemeinsame Aktion wird uns auch für die folgenden sozialen Kämpfe stärken und vernetzen. Denn im Widerstand gegen das G8-Treffen arbeiten bundesweit die unterschiedlichsten Gruppen zusammen und auch die weltweite Zusammenarbeit stellt eine einmalige Chance da.

Zerstörung von Lebensbedingungen
Von den Folgen des Klimawandels sind die, die am wenigsten verbrauchen, am meisten betroffen. Das Streben nach ökonomischem Wachstum zerstört Umwelt- und Lebensbedingungen. Im Interesse der Menschen zu handeln heißt, die Verhältnisse weltweit zu verändern. Trotzdem ist für viele der freie Markt und globales Wirtschaftswachstum ein Synonym für Wohlstand und Aufstieg. Die rücksichtslose Ausbeutung natürlicher Ressourcen bringt vor allem in den Ländern des Südens Zerstörung von Lebensbedingungen, Armut, Krieg, Vertreibung und Flucht. Aber auch in den reichen Industrieländern werden immer mehr Lebensbereiche einzig nach kapitalistischen Verwertungskriterien strukturiert. Immer mehr Menschen fallen raus aus dem gesellschaftlichen Produktionsprozess und werden von diesem System nicht mehr gebraucht. Und wer noch Lohnarbeit hat, muss diese unter sich ständig verschärfenden und ungesicherten Arbeitsverhältnissen verrichten. Längst kann dieser Staat weder soziale Sicherheit noch Sinnhaftigkeit vermitteln. Wir wollen deutlich machen, dass es sich hier nicht um eine zwangsläufige Entwicklung handelt, sondern um eine menschengemachte und daher änderbare. Wir wollen uns weltweit darüber austauschen, wie eine neue Ordnung von Unten für Alle aussehen kann. Klar ist, dass eine Diskussion um Energiesparlampen statt Glühbirnen nur das Ziel hat, vorzutäuschen, es gäbe systemimmanente oder individuelle Lösungen. Da es diese aber nicht geben kann, suchen wir im weltweiten Austausch nach anderen Perspektiven!

Der Zaun muss weg
überall da, wo die herrschenden Verhältnisse unsere Köpfe und Herzen prägen, und überall da, wo wir Gewalt von Außen erfahren.

* In Hamburg starten die Busse am Sonntag, den 29. April um 10 Uhr ab S-Bahn Sternschanze. Vorbestellungen unter sand ATT nadir.org. (Betreff: BUS) Karten im Buchladen Schulterblatt und im Schanzenblitz (Bartelsstrasse).

* Berlin: Karten gibt es in Berliner Info- und linken Buchläden. Kontakt unter aap-berlin ATT squat.net

* Aus Bremen fahren die Busse um 8.30 Uhr, ab ZOB. Karten gibt es u.a. im Infoladen, St. Pauli-Str. 10, oder im Buchladen Ostertor, Fehrfeld 60.

* Es fahren auch Busse aus Lüneburg/ Wendland. Infos über: liga-tom ATT gmx.de

5.) Es gibt kein richtiges Leben im falschen
Schwarze Katze Flugblatt

Hey, dieses Flugblatt wurde geschrieben in der vagen Hoffnung, dich und andere aus ihrem Schlaf zu wecken. Falls du unbedingt weiter schlafen möchtest - wovon wir keine/n abhalten wollen -, kannst du es ja an eine/n andere/n weiter reichen, die bzw. der gewillt ist, unseren Gedanken eine klitzekleine Chance einzuräumen. Danke.

"Es gibt kein richtiges Leben im falschen" - warum das Leben im Kapitalismus nicht lebt

In der richtigen Wirtschaft würden unsere Bedürfnisse entscheiden, welche Produkte hergestellt werden. Und das richtige Ziel der Produktion wäre es, Menschen die Befriedigung ihrer Bedürfnisse zu ermöglichen. Obstplantagen sollten z.B. dazu da sein, Menschen satt zu machen. So einfach dies auch klingen mag: es ist ein ferner Traum, welchem die Wirklichkeit, in der wir aufwachsen, spottet. Wir leben nämlich unter dem Kapitalismus, einer Wirtschaftsform, welche das genaue Gegenteil dessen darstellt, was ich am Anfang beschrieben habe: das Ziel der kapitalistischen Wirtschaft ist es nicht, menschliche Bedürfnisse zu befriedigen, sondern Geld zu vermehren, die Gewinne bis ins Unendliche zu steigern. Die Produktion ist zum Selbstzweck geworden. Die weitreichenden Auswirkungen dieses Widerspruchs, die verheerender nicht sein könnten, will dieses Flugblatt in bescheidender Kürze beschreiben:

Die sich verselbstständigende Produktion ist wie eine Krebszelle, welche sich immer mehr ausbreitet und den gesamten sozialen "Organismus" übernimmt: alles Leben wird der Produktion unterworfen - und dabei selbst ausgelöscht. Natur, Tiere und Menschen werden zu einem Anhängsel der Wirtschaftsmaschinerie, zu einem Mittel erniedrigt, um immer mehr Profit zu erwirtschaften. Alles wird nur in Hinblick auf seine bzw. ihre Verwertbarkeit wahrgenommen: Menschen werden so vorab zu einer "Ressource", zum (Menschen-)Material, welches auf die Anforderungen der Maschine zugeschnitten wird: Ihr Ideal, dass fast alle Menschen verinnerlicht haben, ist das des ewig jugendlichen, vitalen und leistungsstarken Menschen, welches in jeder Werbeanzeige, jeder Fernsehserie wieder zu finden ist. Im Wunsch zu "funktionieren" gleichen sich die Menschen an die Arbeitsmaschinerie an, welche unser aller Leben bis ins Innerste bestimmt. Die Menschen machen sich selbst zu leblosen Maschinen und behandeln ihren eigenen Körper wie eine Leiche. Ihr Traum ist ein Alptraum: ein funktionierendes Rädchen sein. "Das Leben lebt nicht" in der falschen Gesellschaft. Aller Schönheitskult, wie ihn Talkshows, Werbung oder die EXPO produzieren, geht Hand in Hand mit der Feindschaft gegen das kranke, als "behindert" abgestempelte Leben, über dessen Abtreibung mensch schon heute ohne Gewissensbisse diskutieren kann.

Verachtet wird von den betriebsamen Menschen all das, was sich nicht "verwerten" und beherrschen lässt: Emotionen, Tränen und Triebe. An ihren Trieben wird den Menschen bewusst, dass sie keine funktionierenden Maschinen sind, sondern lebende, naturhafte Wesen. Und schon im Kindesalter lernen wir, dies zu verdrängen, z.B. wenn Eltern ihre Kinder fürs Erkunden ihrer Geschlechtsteile bestrafen: ungehemmte, öffentliche Sexualität hat keinen Platz in einer Welt, in der Zeit Geld ist und jeder "Zwischenfall" die Profitrate gefährdet. Nichts darf die Menschen von der Arbeit, vom Geschäftigsein ablenken.
  So greifen die Menschen zu sexuellen Ersatzprodukten, an denen es nicht fehlt, benutzt als kläglicher Ersatz für die Regungen, welche sie in der Wirklichkeit sich nicht auszuleben gestatten: einsam vor dem Fernseher masturbieren. Selbst aus der Triebunterdrückung zieht das kapitalistische System noch Profit. Die Menschen werden dabei betrogen um menschliche Beziehungen und freie Sexualität. Diese wird von den Menschen in die Privatsphäre, das Schlafzimmer abgeschoben. Und Menschen, die sich zu freier Liebe bekennen, sich nicht dem Muster der bürgerlichen Zweierbeziehung unterwerfen und ihre Triebe ausleben werden als "Schweine" bezeichnet. Solche Anfeindungen basieren auf Projektion: das Triebhafte in ihnen, was sie zu verdrängen lernten, wird auf die nicht entsagenden Menschen projiziert, um es dort verdammen zu können. "Du Schwein!"

Dem (Un-)Wesen des Kapitalismus wohnt ein Wachstumszwang inne: Immer mehr muss produziert werden, um noch mehr Gewinn einzufahren. Jedes Unternehmen, dass nicht freiwillig sein Tod besiegeln will, strebt danach: Am Ende des Jahres müssen die Einnahmen die Kosten überwiegen, um "konkurrenzfähig" zu bleiben. So bedeutet Fortschritt in der kapitalistischen Welt nichts anderes als die Steigerung des wirtschaftlichen Wachstums. Ihre größte Angst ist der Stillstand: immer muss es "weiter gehen", obgleich keine/r so recht weiß, wohin es gehen soll. Darin ähneln die einzelnen Menschen immer mehr der großen Wirtschaftsmaschine, in die sie eingebunden: immerzu sind sie mit Dingen beschäftigt und Panik ergreift sie überall dort, wo der Terminkalender noch Lücken lässt. Ruhige Stunden und Selbstbesinnung kennen sie nicht.
  In Vergessenheit geraten ist bei solcher Logik die simple Überlegung, ob Menschen das, was auf den Markt geworfen wird, überhaupt brauchen, ob es ihren Bedürfnissen entspricht. Diese Frage kann im wuchernden Kapitalismus nicht mehr gestellt werden: sie ist ein Mal der Blindheit, welches aus dem zwanghaften Streben nach Profit erwächst. An ihr wird die Irrationalität dieser Gesellschaft sichtbar: der Krieg, welcher nie vergessenes Schrecken und Leid für so viele bedeutet, wird zum lukrativen Geschäft für die Rüstungsindustrie. Und jedes wirtschaftliche Wachstum geht einher mit der Zerstörung von Natur, den Grundlagen allen Lebens auf der Erde. Ressourcen werden bei uns für sinnlose Waren verschwendet, während auf der Südhalbkugel Menschen verhungern: Kapitalismus und Ökologie sind unvereinbare Widersprüche.

Und so ist die Befriedigung der Menschen, für welche sie erschaffen, auch nicht das Ziel der kapitalistischen Wirtschaft. Mit Werbung, der mensch bei aller Anstrengung nicht entgehen kann, werden die Bedürfnisse der Menschen von Geburt an manipuliert, Tag für Tag. Immer neue Waren müssen ihnen angedreht werden, damit der kalkulierte Wahnsinn des Profits weiter seinen Lauf nehmen kann. Wenn ich durch die - sich immer weiter ausbreitenden - Konsummeilen wandere und all dieses Zeug sehe, was Menschen sich andrehen lassen, kann ich es nicht verstehen, wie wir noch stolz sein können auf die gepriesene "Vielfalt" dessen, für das wir unser Geld aus dem Fenster werfen "dürfen." All das ist nicht da, um Menschen glücklich zu machen, sondern um Geld zu vermehren. Der Konsum selbst dient längst nicht mehr der Befriedigung von menschlichen Bedürfnissen, sondern der Kompensation: alles, was von uns gekauft wird, soll nur über die erdrückende Wirklichkeit, den immer gleichen Arbeitsalltag hinweg trösten. Menschen flüchten sich in den Konsum, um sich am nächsten Montag morgen in den selben Trott zu begeben, dem sie entkommen wollten. So schliesst die falsche Gesellschaft ihren Kreislauf: aber mit jeder so erkauften Freude ist uns klar, dass richtiges Glück nicht zu ersetzen ist.
  Die Unzufriedenheit der Menschen, welche sie produziert und verewigt, wird von der kapitalistischen Wirtschaft noch als höchstes Glück verherrlicht. Dies drückt sich im Bild vom ständig nach oben strebenden Menschen aus, der weder Ruhe kennt noch Glück: hinter dem "immer in Bewegung bleiben", dem sich Wirtschaft wie die Einzelnen verschrieben haben steckt die traurige Wahrheit, dass es in dieser Welt keine Zufriedenheit geben kann, keinen Frieden. Dieser gehört erst zu einem Zustand, in der Gesellschaft und einzelner Mensch nicht mehr Sklaven der Wirtschaftsmaschinerie sind.

Es geht nicht einfach "nur" darum, dass ArbeiterInnen ausgebeutet werden - dass wäre zu einfach und eindimensional, wie Marxisten zu recht vorgeworfen wurde. Sondern darum, was die kapitalistische Produktion aus dieser Gesellschaft als Ganzem, aus jedem bzw. jeder von uns macht: die "(un-)freie Marktwirtschaft" ist nicht für uns da, sondern wir für sie - und deshalb kann sie nicht anders als a-sozial, inhuman sein. Diese Arbeitsmaschine wird nicht von dem Wunsch geleitet, allen Menschen ein schönes Leben zu ermöglichen, sondern dem, Profit zu machen, Kapital anzuhäufen - und genau so sieht unsere schöne Welt aus. "Aber man kann doch nicht gegen alles sein" und "man muss sich auch mal anpassen" ist das, was Andere mir sagen. Es sind die Worte derer, welche ihre Träume schon irgendwo zwischen Karriereleiter, Geld und trautem Familienleben begraben haben.
  Anpassung an diese Welt ist Verrat an der Idee eines schönen, freien Lebens für alle Menschen, welches in dieser Gesellschaft nicht zu verwirklichen ist: Freiheit für den einzelnen Menschen setzte eine Gesellschaft voraus, in der Wirtschaft für uns und unsere Bedürfnisse arbeitet - und nicht umgekehrt.

Nicht die, welche nicht mitmachen wollen sind es: nicht die Menschen, der Kapitalismus ist a-sozial.

Schwarze Katze, Postfach 41 20, 58664 Hemer
http://schwarze.katze.dk