Profit auf deine Kosten
Ist es wirklich vorteilhaft kostenlose Online-Angebote zu nutzen? Die
profitorientierten Firmen streben keinen Verlust, sondern Gewinn an. Und
zwar mit deinen Daten. Diese werden an Unternehmen für
zielgruppenorientierte Werbung verkauft. Es gibt Methoden dir deine
Kommunikation zuzuordnen, alles zu speichern und darauf zu einem
späteren Zeitpunkt zuzugreifen. Wo ich mich aufhalte, wie meine
Einstellung ist, was mich interessiert, was ich kaufe, all das ist für
Staat und werbetreibende Wirtschaft aufschlussreich. Du gibst dem
kostenfreien E-Mail-Anbieter die Erlaubnis dir Werbung zuzuschicken.
Entweder kassiert dieser für die Werbung oder es gibt prozentuale
Provisionen. Dann gibt es noch die Möglichkeit auf etwas
kostenpflichtiges umzustellen, was oft durch Tricks geschieht. Ein
falscher Klick bei Treue- oder Geburtstagsangeboten, keine rechtzeitige
Kündigung und schon bist du deine Kohle los.
AGB lesen!
Meistens werden die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) nicht gelesen
bevor man ihnen zustimmt. Dort steht beispielsweise, dass auf die
Rechte an eigenen Fotos, Filmen und Texten zugunsten des
Kostenlos-Anbieters teilweise oder ganz verzichtet wird. So wird dem
Kostenlosanbieter die Erlaubnis gegeben, dass dieser sie selbst
verwerten, unterlizensieren und weiterverkaufen darf. Das ist vielen
nicht klar, die ein Video bei youtube oder einen Text bei facebook
einstellen, mal schnell twittern oder eine Datei über ICQ rüberschieben.
Viele Online-Firmen kassieren ab, sammeln als Datenkrake alles, was sie
kriegen können, geben wichtige Informationen den Konzernen und dem
Staat. Sie lassen sich nicht in die Karten schauen, wollen aber alles
von anderen wissen und verwerten.
Kunde oder Produkt?
Sollte ich nicht lieber direkt bezahlen, statt hinten herum abgezockt
zu werden? Bezahlen musst du so oder so, mit deinen Daten oder direkt.
Da ist es besser, ein kostenpflichtiges Angebot bei einem kleinen
alternativen Anbieter zu wählen, der nicht mit den Daten handelt. Oder
sich zu überlegen, ob das alles wirklich nötig ist und es gleich sein zu
lassen. Wichtig ist, genau zu schauen, wer der Anbieter ist und welchen
Vertrag du eingehst. Wesentliche Einschränkungen sind oft im langen
Vertragstext versteckt. Im Web hat niemand etwas zu verschenken. Ein
gesundes Misstrauen ist angebracht. Überlegen und Hinterfragen sollte
vor dem Handeln erfolgen. Wenn du nichts bezahlst, bist du nicht der
Kunde. Du bist das Produkt, das verkauft wird. Wer nicht zahlt, wird
verkauft.
Schwarze Katze AG Datenschutz - http://schwarze.katze.dk
2.) Eine schwarze Katze putzt sichVon vielen Eltern/Müttern haben wir mitbekommen, dass durch ihre Kinder, die Entscheidung, ob und was sie politisch arbeiten, wie sie sich bei Demos, bei Aktionen usw. verhalten, stark eingeschränkt wird. Uns selber geht es genauso. Es besteht eine permanente Unsicherheit: Wer versorgt unsere Kinder, wenn wir einfahren, wie können sie als Druckmittel gegen uns eingesetzt werden?
Wir haben uns hauptsächlich damit beschäftigt, wie die ’elterliche Sorge’ im Voraus auf andere, den Kindern vertraute Personen, übertragen werden kann, weil wir denken, dass die Unsicherheit, ob die Kinder ins Heim kommen, oder zu den verhassten Schwiegereltern oder sonst wem, mit dem wir auf keinen Fall einverstanden sind, ganz schön viel an zusätzlichem Druck für die einzelnen im Knast macht.
Wenn dies vorher soweit wie möglich geklärt und abgesichert ist, haben die jeweiligen Frauen und Männer, die Kinder betreuen, auch eine ganz andere Grundlage, sich für bestimmte politische Arbeiten zu entscheiden. Um eine genauere Einschätzung zu bekommen, was im Fall einer Verhaftung mit den Kindern geschieht, haben wir uns mit Anwältinnen zusammengesetzt. Bei den Gesprächen ist herausgekommen, dass es grundsätzlich nicht mehr üblich ist die Kinder vorschnell in Heime zuschieben; selbst das Jugendamt lehnt eine solche Praxis erst mal ab, stattdessen wird nach Möglichkeiten gekuckt, wie das Kind in ihrem/seinem gewohnten Umfeld bleiben kann. Das ist natürlich keine Garantie, aber bei den uns bekannten politischen Verhaftungen von Eltern ist so was wie Heim nicht gelaufen.
Im Falle einer verschärften Repression, ist es sehr wohl vorstellbar, dass das Kind zwangsuntergebracht ist, um die Eltern / Mütter zu "strafen" und unter Druck (Aussagebereitschaft?) zu setzen. Natürlich ist die Vorraussetzung einer korrekten Unterbringung der Kinder, dass es überhaupt mehrere Bezugspersonen für das Kind gibt!!! Darüber müsste sich mal allgemeiner in der "Scene" Gedanken gemacht werden, denn, wenn dies nicht der Fall ist, heißt das natürlich meist für die MÜTTER, dass sie aus Verantwortungsbewusstsein dem Kind gegenüber auf alle möglichen politischen Arbeiten verzichten müssen. Kind oder Politik – so getrennt muss das eigentlich nicht laufen, wenn andere bereit sind auch Verantwortung zu übernehmen!!!
Dies soll als Appell aufgefasst werden, sich mal im Bekanntenumfeld darüber auszutauschen, wie welche Kinder eigentlich versorgt werden, wo es notwendig ist die eine oder andere zu unterstützen. Wenn es mehrere Bezugspersonen, dann taucht da noch ein anderes Problem auf, nämlich, dass durch auseinanderbrechende Gruppen, WG’s ... die Bezugspersonen der Kinder öfter mal wechseln. Deshalb ist es wichtig, dass ihr Personen angebt, zu denen ihr grundsätzlich das Vertrauen habt, dass sie sich in eurem Sinne um eine gute Unterbringung und Versorgung des Kindes kümmern; dabei ist es egal, ob das Kind dann tatsächlich bei ihnen wohnt oder bei mittlerweile vertrauten Personen. Mit älteren Kindern kann das ja auch schon gemeinsam abgeklärt werden.
Wie übertrage ich die "elterliche Sorge" im voraus auf andere Personen??
Bei alleinerziehenden Eltern besteht oft eine Amtspflegschaft für das
Kind. Es wäre gut diese sofort aufzuheben, damit sich im Falle einer
Verhaftung nicht gleich das Amt einschaltet. Soweit wir wissen, ist die
Aufhebung unproblematisch, wenn ihr kein Geld über die
Unterhaltsvorschusskasse kriegt, und es keinen amtsbekannten Stress mit
dem Vater gibt, das Amt also davon ausgeht, er zahlt und kümmert sich.
Erkundigt euch, ob die Aufhebung bei euch möglich ist.
Weiter bestimmt ihr mindestens 2 Menschen, die alternativ die
"elterliche Sorge" für einen solchen Fall übernehmen. In einer
ausführlichen, schriftlichen Erklärung begründet ihr, wie lange und
intensiv diese Menschen das Kind schon kennen und warum ausgerechnet sie
das Kind betreuen sollen. Eine solche Erklärung zeigt, dass ihr euch
intensiv um das Kind kümmert, und kann vor Gericht, als Argument für
euch verwand werden, falls euch unterstellt wird, ihr selber wärt ja gar
nicht in der Lage gewesen, euch korrekt um euer Kind zukümmern. Diese
Erklärung, sowie eine kurze Bestätigung der betreffenden Personen,
sollte notariell beglaubigt werden und allen Betroffenen zugänglich
sein. Wenn ihr die 2 Personen bestimmt, dann achtet nicht nur auf die
Beziehung zwischen ihnen und dem Kind, sondern auch, dass eine der
beiden in "geregelten Verhältnissen" lebt (gute Wohnung, Kinderzimmer,
geregeltes Einkommen, genug Zeit usw.)
Was gibt es zu tun, wenn’s dann tatsächlich passiert ist? (3xHolz)
Ist Frau/Mann eingefahren sollte der Mensch, der das Kind versorgen
wird, so schnell wie möglich zum Vormundschaftsgericht gehen. So wird
erst mal verhindert, dass die Bullen das Kind abholen. Außerdem sollte
eine Anwältin benachrichtigt werden, die sich um die Belange des Kindes
kümmert. Kinder sollten bei Demo’s oder Aktionen nie alleine in der
Wohnung gelassen werden. In den nächsten Wochen kommt das Jugendamt
(Termin muss angegeben werden!) und überprüft die Verhältnisse, in denen
das Kind lebt. Sowohl mit den Erwachsenen als auch mit dem Kind wird
ein Gespräch geführt; mit dem Ziel, deren Beziehung untereinander
beurteilen zu können. Deshalb ist es bei jüngeren Kindern schon wichtig,
das zur angegebenen Person eine Vertrautheit besteht.
Ab 14 Jahren erhalten die Kinder ein Mitspracherecht vor Gericht. Die Kinder werden nicht gegen den Willen des Sorgeberechtigten zu ihren Großeltern oder anderen Verwandten gesteckt. Auch hier findet eine Überprüfung statt, ob zwischen Kind und Verwandten überhaupt eine intensive Beziehung existiert. Die Angehörigen würden wahrscheinlich als erste gefragt werden, ob sie bereit wären, das Kind aufzunehmen, wenn ihr nichts festlegt, aber automatisch gibt’s da keinen Vorzug.
4.) Knast als gewerkschaftsfreie Zone?Seit Ende Mai dieses Jahres existiert die Gefangenen-Gewerkschaft/Bundesweite Organisation (GG/BO, vormals Gefangenen-Gewerkschaft der JVA Tegel). Das Agieren der GG/BO ist hinter Gittern formaljuristisch abgesichert und nicht angreifbar. Wo dennoch Angriffe bspw. gegen GG/BO-Sprecher versucht werden, greift die politische und juristische Gegenwehr. Das schafft die Voraussetzung, damit Knäste seitens der Gefangenen keine gewerkschaftsfreien Zonen mehr sind.
Zwei GG/BO-Forderungen stehen aktuell im Mittelpunkt: erstens der allgemeine flächendeckende gesetzliche Mindestlohn für Gefangenenarbeit und zweitens eine Rentenversicherung für Inhaftierte. Auf Sicht geht es um die Durchsetzung der uneingeschränkten Gewerkschaftsfreiheit in der Unfreiheit der Haft – inklusive Versammlungsfreiheit, Tariffähigkeit und Streikrecht!
Gewerkschaftsarbeit tritt im Konkreten höchst unterschiedlich auf. Es gibt eine Vielzahl von Gewerkschaften und Interessenverbänden, die sich für bestimmte Personengruppen und deren Belange einsetzen. Allerdings lassen sich mehrere Wesenszüge benennen, die für eine gewerkschaftliche Tätigkeit charakteristisch sind. Eine Gewerkschaft wie die GG/BO bezieht im Wesentlichen sich auf drei Grundsätze:
1. Das Prinzip der Autonomie besagt, dass die GG/BO eigenverantwortlich und selbstbestimmt auftritt. Das schließt eine Parteilichkeit für die eigenen Interessen ausdrücklich mit ein.2. Das Prinzip der Umgestaltung der Verhältnisse beinhaltet, dass (tiefgehende) Veränderungen angestrebt werden, die zu einer Verbesserung der Situation der (arbeitenden) Gefangenen führen sollen. Neben den beiden Kernthemen (Mindestlohn und Rente) ist auf die Arbeitsbedingungen in den JVA-Betrieben zu zielen. In den Blick ist hierbei vor allem die Akkordhetze in Form der Stücklohnbezahlung in den so genannten Unternehmerbetrieben in den Haftanstalten zu nehmen.3. Und nicht zuletzt orientiert sich die GG/BO auf das Prinzip der Solidargemeinschaft (Zusammengehörigkeit, Gemeinschaftssinn). Auch wenn Inhaftierte aufgrund ihrer Herkunft und Vergangenheit höchst unterschiedlich sind, können sie an ausgewählten Punkten gemeinsame Interessen ausdrücken. Ein Gefühl von Einheit und Genossenschaft kann sich einstellen, was die „Gefangenenfront“ von innen heraus stärkt.
Eine Ausweitung der GG/BO auf JVAs im gesamten Bundesgebiet hat – von der JVA Tegel-Berlin ausgehend – schnell stattgefunden. In einem halben Dutzend Knästen kann die GG/BO über ihre Sprecher Präsenz zeigen. In etlichen weiteren bestehen teils enge Kontakte zu Inhaftierten. Das Ziel ist klar: in keiner JVA soll die „soziale Schutzmacht“ der GG/BO fehlen. Des Weiteren sollen mit engagierten GewerkschafterInnen aus den Einzelgewerkschaften des DGB und den Basis-Gewerkschaften FAU sowie IWW enge Kooperationsverhältnisse eingegangen werden.
Die Gewerkschaftsgründung ist eine authentische Initiative aus dem Knast heraus. Darin liegt auch der zentrale emanzipatorische Akt von den Gefangenen. Diese Initiative erhält aber erst durch die zahlreiche und kontinuierliche Unterstützung außerhalb des Knasts ihre zusätzliche erforderliche Stabilität.Sowohl die bestehenden Bündniskonstellationen mit verschiedenen Gewerkschaften als auch der direkte Austausch mit KollegInnen der Unterstützungsgruppen vor den Anstaltstoren wie etwa in Köln und Berlin festigen das lokale, regionale und bundesweite Fundament, auf dem die GG/BO steht.
Die GG/BO setzt sich aktiv dafür ein, gegen Lohndumping sowie Hungerlöhne in den Haftanstalten politisch und juristisch vorzugehen. Diese Preisdrückerei wird von den Anstalten zynisch als Wettbewerbsvorteil angepriesen, um sich als besonders günstiger Akteur im Marktgeschehen in Szene zu setzen. Knäste werden so zu Sonderwirtschaftszonen, in denen arbeitsrechtliche Standards faktisch ausgehebelt werden. Konzerne funktionalisieren Knäste als verlängerte Werkbank und lagern bestimmte Tätigkeiten in JVA-Betriebe aus.
Der Kampf gegen prekäre Arbeitsverhältnisse kann nicht vor den Stahltoren der Haftanstalten Halt machen. Es gehört zu den ureigenen Aufgaben selbstorganisierter basisgewerkschaftlicher Initiativen, solche Zustände nicht nur anzuprangern, sondern abzuschaffen. Die Hebung der ökonomischen Klassenlage ist dabei ein Minimalziel.Schlussendlich geht es der GG/BO um die Erlangung aller Gewerkschaftsrechte hinter Gittern, die ihr vorenthalten werden sollen. Das bedeutet, dass inhaftierte und nicht-inhaftierte gewerkschaftliche AktivistInnen nicht auf Arbeitskampfmittel verzichten wollen, die zur „Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen“ geeignet sind. Die Lohnfrage ist hierbei eine zentrale Thematik des wirtschaftlichen Kampfes und die Rentenfrage eine der sozialen Absicherung im Alter.Durchsetzbar werden diese legitimen, zugegebenermaßen sozialreformerischen, Forderungen dann, wenn sich Kräfteverhältnisse innerhalb und außerhalb der Knäste zu verschieben beginnen. Eine Stärkung der GG/BO verschiebt ebendiese Kräfteverhältnisse…
Oliver Rast
Sprecher der Gefangenen-Gewerkschaft/Bundesweite Organisation (GG/BO), www.gefangenengewerkschaft.de