Sektentreffen im Sauerland
Schwarze Katze
Vorsicht: Menschenfischer
In einer Zeit, in der soziale Unsicherheiten immer mehr zunehmen, suchen viele Menschen Zuflucht in totalitären obskuren religiösen Wahnvorstellungen. Esoterische Spinner, fundamentalistische Christen, islamistische Gotteskrieger und totalitäre Politsekten - rechts wie links - sind verstärkt als Menschenfischer unterwegs. Da es für viele zu schwer ist, selber nachzudenken, freuen sich die künftigen Sektenopfer, dass der Guru ihnen das Denken abnimmt. Dafür gibts Sicherheit im Handeln, erkauft durch die abgegebene Selbstbestimmung und den Zehnten, der den Sektenboss reich macht.
Undercover Sektentreffen besucht
Da wir als anarchistische Atheisten gegen religiösen Schwachsinn immun sind, können wir ohne die Gefahr des Abgefischtwerdens Sektentreffen besuchen. Diesmal wird ein Treffen von schwulenfeindlichen Gläubigen besucht: Christlich-fundamentalistisch, bibeltreu, und nach außen einen auf locker-flockig machen. Jemand von uns ist also undercover zu Gast bei einem Hauskreis, der alle zwei Wochen neben den regulären Gottesdiensten in Privatwohnungen stattfindet. Die Wohnung der Besserverdienenden ist schön eingerichtet. Ein Polizist macht die Gesprächsführung. Vorwiegend naive, nach Gemeinschaft suchende Mädchen sind anwesend.
Debiles Dauerlächeln
Der Abend beginnt mit einer Vorstellung der Gäste. Clever gemacht. Die Gäste brauchen sich nicht selbst vorzustellen, sondern werden von der Person, die sie geködert hat, den Andern vorgestellt. Sowas mindert Hemmschwellen als Neue/r gleich was sagen zu müssen. Auffällig ist, dass von allen Christen das gleiche debile Dauerlächeln zur Schau gestellt wird. Ein Mädchen deutet kurz eigene Probleme an, fängt für eine längere Zeit an zu weinen und wird gleich von ihrer Nachbarin getröstet. Ansonsten geht keiner der Anwesenden auf sie ein, da der Schwerpunkt des Abends auf den neuen Sektenopfern liegt. Labile Menschen mit psychischen Schwierigkeiten sind bevorzugte Opfer solcher Gruppen. Da redet jedenfalls jemand mit ihnen, was im normalen Kapitalismus leider nicht üblich ist. Im Gegenzug bekommen die problembeladenen psychisch Gestörten dann eine Gehirnwäsche verpasst und dürfen dafür Geld für die Kirche spenden.
Sattessen auf Kosten der Christen
Der Polizisten-Christ liest ein Bibelzitat als Leitmotiv für den Abend vor. Eins, wo alles Mögliche reininterpretiert werden kann. Als Polizist kann er nicht nur Herrschaft, Kontrolle und Unterdrückung in seinem Beruf ausüben, sondern auch in seiner Freizeit als Führer eines christlichen Hauskreises. 15 Menschen, davon ein halbes Dutzend Gäste sind anwesend. Die Sekte hat sich Mühe gegeben: Gemütliche Stoffsitze laden zum Verweilen in der schön ausgestatteten Wohnung ein. Der Tisch ist mit Knabberzeug, Süßigkeiten, Tee und anderen Getränken gut gedeckt. Da konnte sich der Autor des Beitrages mal so richtig auf Kosten der Christen sattessen.
Bündnis zwischen Amtskirche und Fundamentalisten
Nach der Vorstellungsrunde werden die Gäste gefragt, was sie unter Christ-Sein verstehen. Ein katholischer Pfarrer ist anwesend. Dieser spricht den Schlusssegen. In einer zum Glück an Religion nicht mehr so interessierten Gesellschaft versuchen die beiden großen Kirchen neue Bündnispartner zu gewinnen. Auch die evangelische Landeskirche verbündet sich verstärkt mit den evangelikalen Scharfmachern innerhalb und außerhalb ihrer Reihen. Mit religiösen Fanatikern haben die Amtskirchen durch ihren gemeinsamen Gottesglauben mehr Verbindendes als mit der Mehrheit der Bevölkerung. Diese steht Religion und Kirche distanziert, gleichgültig oder ablehnend gegenüber. Wer sich mit den vielen üblen Verbrechen der Kirchen (Kreuzzüge, Kindesmissbrauch, Waffen segnen, Homophobie, Unterstützung der Nazis, Hexenverbrennung, Verkleistern der Köpfe mit ausgedachten Bibel-Storys, unterdrückerische Sexualmoral) auseinandersetzt, kann eigentlich nur zu einem Schluss kommen: Kirchenaustritt! Im Internet können religionskritische Selberdenker sich unter www.kirchenaustritt.de informieren. Wahrscheinlich wegen der Anwesenheit der Gäste haben die Sektierer und der katholische Pfarrer sich nicht über Tips zur Vertuschung von Missbrauch an Kindern ausgetauscht. Dadrin hat bekanntlich nicht nur die katholische Kirche große Erfahrung...
Dank dir Jesus für das Lateinbuch
Die interne Kontrolle über das Leben und die Aussenbeziehungen der Schäfchen funktioniert über Gebetskreise. Wer ein bestimmtes Anliegen hat, trägt es in diesem Kreis vor, dann beten alle gemeinsam dafür, weil "gemeinsames Gebet an Jesus mehr Gewicht hat". So wird beispielsweise an dem Abend für den Erfolg einer Lateinklassenarbeit gebetet. Das Lateinbuch, welches zum Lernen notwendig ist, ist über eine christliche Buchhandlung bestellt worden und angekommen. Den Schäfchen wird dies sogleich als Erfolg des Betens verkauft: "Danken wir Gott, denn durch das Gebet an Jesus ist dein Lateinbuch angekommen. Dank dir Jesus für das Lateinbuch." Erfolge werden in der Sekte als Glaubens-Erfolg und Misserfolge als Ergebnis von Sünden verkauft. Der Polizist hat ein großes Buch der Sünde vor sich liegen. Dort trägt er die Sünden der Anwesenden ein und alles Andere, was sie von sich geben. Da Christen besonders scharf auf sexuelle Verfehlungen sind, machen sich die Sektenopfer damit erpressbar. Das erschwert einen Austritt. Mehrmals werden die Einzelnen gefragt, wen sie neu angeworben haben und was seit dem letzten Treffen passiert ist. Alles wird fein säuberlich in das Buch der Sünde eingetragen. So findet in einer Zwangskollektivität soziale Kontrolle statt. Jemand interessiert sich für dich - sowas schafft Bindung.
Homophobe Sektierer
Der Schwarze Katze Aktivist, der undercover bei den Christen recherchiert, fragt diese nach ihrem Verhältnis zur Homosexualität. Gleich kommt ein Vergleich von Schwulen mit Mördern. Ein schwangeres christliches Mädchen meint, dass Schwul-Sein eine Sünde, ein Fehler und therapierbar ist. Uns tut ihr Kind leid, dass sich diesen diskriminierenden Schwachsinn in einer christlichen Erziehung die nächsten Jahre anhören muss und wahrscheinlich auch einer christlichen Gehirnwäsche unterzogen wird. Der Polizist erzählt, dass er bei Schwulen immer Furcht empfindet, was sicherlich mit seinen negativen Erfahrungen mit Homosexuellen in seinem Beruf zusammenhänge. Das schwangere Christenmädchen ergänzt, dass Christsein und Schwulsein letztendlich nicht zusammenpassen. Daraufhin ergreift der Schwarze Katze Aktivist das Wort und stimmt der letzten Aussage zu: "Ich finde auch, dass Christsein und Schwulsein nicht zusammenpassen. Aus diesem Grund entscheide ich mich gegen das Christentum und gegen eure Gemeinschaft!" Daraufhin ist es mit der Freundlichkeit vorbei und es ist die Hölle los. Der fromme Cop meint: "Der Teufel wartet schon vor der Tür. Wenn du durch die Tür gehst und uns verlässt, wartet draußen schon der Teufel auf dich. Die Alternative ist Gott oder Teufel." Einfaches binäres Denkschema, welches von mangelnder Intellektualität zeugt. Vor der Tür steht trotz der Aussage des gläubigen Polizisten kein Teufel. Es ist im Gegenteil angenehm, endlich frische Luft zu schnappen und dem hinterwäldlerischen christlichen Muff zu entkommen.