Die geheimen Jesus Tagebücher
Schwarze Katze Rundbrief 27.08.05

Vor kurzem gelang es einem Schwarze Katze Informanten in die Geheimarchive des Vatikans zu gelangen. Er fand alte Dokumente: Die geheimen Jesus-Tagebücher.

17. Mai 32
Liebes Tagebuch! Ich muss das alles mal aufschreiben. In letzter Zeit ist so viel passiert, das kann sich ja niemand merken. Zwar wird mir sowieso niemand glauben, aber ich habe den Eindruck, dass Menschen einfach zu blöd sind um zu merken, wenn man sie verarscht.

Gestern war ich bei Johannes, den alle den Säufer nennen. Stinkt wie ein Iltis und kämmt sich auch nicht die Haare, hat aber guten Wein, den er den Römern abluchst. Hat mich fast ertränkt im Suff, als wir am Jordan döppen gespielt haben. War trotzdem witzig. Hatte heute Fladenbrot und ein paar Oliven. Mutter war sauer, weil ich so spät kam und angetütert. Hat mir deshalb nichts vom Zicklein aufgehoben. Na warte, der werde ich es noch mal zeigen.

20. Mai 32
Seit dem Besäufnis verfolgen mich ein paar Obdachlose. Konnte ihnen nicht klarmachen, dass ich keinen Wein mehr habe. Naja egal. Die haben die Weisheit zwar nicht mit Löffeln gegessen, sind aber ergeben und glauben jeden Scheiss, den ich ihnen erzähle.
Habe immer noch einen Kater und mochte nichts essen.

17. Juni 32
Gestern neue Einnahmequelle entdeckt: habe meinen alten Kumpel Lazarus getroffen. Mann, der ist ein noch genauso guter Schauspieler wie damals in der Ausbildung. Vor Arbeiten hat der sich immer mit dem Vortäuschen von Aussatz oder eingewachsenen Zehennägeln gedrückt. Aber wie der einen zum Leben Erweckten gespielt hat: Wahnsinn. Lazarus will mir mehr Leute vermitteln, an denen ich Wunder tun kann. Endlich muss ich mit dem Alten nicht mehr in der Guthitze auf Dächern herumklettern. Das hat mir nämlich wirklich übel auf’s Gehirn geschlagen.
Bisschen Schafskäse und Fisch. Wird Zeit, dass es mal wieder Lammkeule gibt.

03. Juli 32
War heute im Tempel und wollte ein paar neue Sandalen kaufen. Da ist richtig was los, aber die Preise sind wirklich unverschämt. Die Priester bereichern sich an den Händlern und mich wollten sie nicht in die Ausbildung nehmen, weil ich zu jähzornig wäre. Die haben gar keine Ahnung. Musste statt dessen Zimmermann werden wie mein Alter. Habe da also so gestanden, darüber nachgedacht und mich geärgert, bis ich ausgerastet bin und ein paar Händler vermöbelt habe. Danach ging es mir besser.

22. September 32
Meine Jünger (so nennen sie sich jetzt) sind aber auch wirklich zu dämlich. Zergrübeln sich tagelang den Kopf über Blödsinn, den ich mir ausdenke. Die meisten Gleichnisse - so nenne ich sie - fallen mir auf dem Klo ein (Mutters Falafel bewirken immer stundenlange Sitzungen, da muss man sich halt beschäftigen). Seit neuestem schleichen die Jungs nur noch mit gesenktem Kopf durch die Gegend, um nicht aus Versehen eine der schnuckeligen Mädels aus Jerusalem attraktiv zu finden. Zum Weglachen.
Heute nur etwas Gemüse und Brot.

26. Dezember 32
Gestern hatte ich Geburtstag. Und ich habe einen ganz neuen Aspekt am Gurusein entdeckt. Irgendso ein dankbarer Trottel hat mir eine Geburtstagsfeier ausgerichtet, weil ich seine Mutter/Schwester/Cousine (keine Ahnung, weiss ich nicht mehr) angeblich von der Fallsucht geheilt habe. Da sitze ich so nichtsahnend und schlürfe meinen Wein, als sich eine junge Frau vor mich auf den Boden schmeisst, mir die Füsse vollheult und sie mit ihren Haaren trocknet. Holla, die Waldfee, die konnte noch mehr salben als Füsse. Maria Magdalena hat zwar getobt, aber man muss halt Prioritäten setzen.
Lammbraten mit Knoblauch von gestern.

7. Februar 33
Habe mich vom Alten breitschlagen lassen, den Liefervertrag für Dachlatten und Nägel mit Ponti klarzumachen. Die haben einen enormen Verbrauch im römischen Imperium. Mir solls Recht sein, muss ich den Alten nicht mehr finanziell unterstützen. Ponti fragte mich zu vorgerückter Stunde, ob ich wirklich der Messias wäre, worüber meine Jünger immer faseln. Ich sagte etwas wie klar, bin ich das. Genauso sicher, wie meine Mutter Jungfrau ist. Wir haben so gelacht.

April 33
Mir reichts, ich steig aus. Die Sonne und der viele Wein vertragen sich nicht. Ich ziehe mit Magdalenchen nach Gallien. Meine Geschäfte führt Petrus weiter. Der scheut sich auch nicht, sich bei der Geldeintreiberei auch schon mal die Finger dreckig zu machen. Ausserdem hat er sich eine Bombengeschichte einfallen lassen, um mein Verschwinden zu erklären. Ich habe zwar Zweifel, dass diesen Quatsch irgend jemand glaubt ausserhalb Judäas, aber für die Ziegenhirten hier reicht es wohl.

PS: Habe letztens von einem ominösen Typen gehört, der sich Paulus nennt. Bisschen verklemmt, der Gute, aber Märchen kann der schreiben wie ein Grosser. Habe mir die Rechte sichern lassen.