Schule und anderer Unfug, den sich Erwachsene ausdenken
[school.still.sucks.dub.mix.]

Wenn LehrerInnen gefragt werden, warum wir dies oder jenes pauken müssen, wiederholen sich zwei typische, nicht sehr einfallsreiche Antworten: a) "dass ist nun mal so" und b) "das lernst du nicht für mich, sondern dein Leben". Wirklich ... sehr originell. Um die schulische Zurichtung von Menschen rechtfertigen zu können, spukt daher in den Köpfen fast aller Menschen der Glaube an Erziehung. Ihr Kern ist die Konstruktion von Kindern als unmündigen Wesen, als "Mindermenschen": Kinder brauchen eine, die entscheidet, was gut für sie ist und was nicht. Immer muss einer da sein, der uns sagt, was wir zu tun haben. Dass muss wohl auch der Grund sein, warum wir nie gefragt werden, ob wir jeden morgen zur Schule wollen, ob wir uns in der fünften Stunde irgend einen langweiligen Vortrag anhören wollen, ob wir unseren Nachmittag für Hausaufgaben verschwenden wollen oder ob wir am Montag einen Vokabeltest schreiben wollen. Alles Mögliche müssen wir tun, nur eines dürfen wir nicht: uns selbstbestimmt entschieden, ob, wann und wo wir was lernen wollen. Mir ist jedenfalls noch kein Schüler und keine Schülerin bekannt, der je die Wahl gelassen wurde, ob sie in die Schule gehen möchte oder nicht.

Fremdbestimmung pur ... auch mit moderner "Verkleidung"

In der Schule werden wir ständig bevormundet, immer entscheiden andere für uns, die von sich auch noch behaupten, schon zu wissen, was für mich und dich gut ist: Das, was wir lernen, wird uns von anderen vorgesetzt. Der Lehrplan, nach dem sich LehrerInnen zu richten haben, legt fest, mit welchen Themen wir uns in einzelnen Fächern beschäftigen müssen. Der Stundenplan legt fest, wie lange wir uns wo in der Schule aufhalten müssen, und nicht wir selbst. LehrerInnen bestimmen, welche Aufgaben wir zu rechnen haben. Nicht wir, sondern andere entschieden, welche Anschaffungen die Schule macht, wie Innenhöfe, Grünflächen und Architektur gestaltet werden. Und wenn uns LehrerInnen gnädigerweise zwischen drei verschieden Büchern entscheiden lassen, ändert dass nichts daran, dass wir überhaupt eines lesen müssen.

In der modernisierten Variante ist diese Fremdbestimmung subtiler: Gruppenarbeit, Teamwork und projektbezogenes Arbeiten bewirken, dass Herrschaft kaum noch spür- und lokalisierbar ist. Erst einmal führen diese Methoden dazu, dass sich Menschen tatsächlich intensiver selbst organisieren und ihre Kreativität einbringen (was gut ist!), verdecken dabei aber, dass es weiter Vorgaben gibt, die von anderen gesetzt werden - Selbstbestimmung bleibt begrenzt: Das Ziel der Gruppenarbeit wird von Lehrplänen vorgegeben und von LehrerInnen bewertet, genau so wie im Betrieb Projektarbeit nicht für ein geiles Leben, sondern für Profite da ist! Hier verlagert sich zudem Kontrolle von LehrerInnen auf die SchülerInnen selbst, die sich in den Gruppen gegenseitig überwachen, da Fehler bzw. "Leistungsverweigerung" einzelner die Benotung bzw. Belohnung beeinträchtigt usw.

Unter den Bedingungen von Schule und Herrschaftsstrukturen insgesamt bedeutet diese Modernisierung vor allem, dass Menschen ihre eigene Zurichtung selber organisieren und sich damit auch noch identifizieren. Ein beliebter Trick moderner PädagogInnen ist z.B. das "gemeinsame" Besprechen von Noten ("Was hätten Sie gerne?") - nichts als Akzeptanzbeschaffung: Es wird Mitbestimmung, Gleichberechtigung suggeriert. Dabei wird das bestehende Machtgefälle in der Logik von "runden Tischen" geschickt ausgeblendet, denn die Entscheidungsgewalt liegt ja auch weiterhin unverändert bei den LehrerInnen. Zwang bleibt Zwang - auch bei noch so schöner Verpackung!

Noten, Machtmittel und konkurrierende Verhältnisse

Vor allem Noten sind dazu da, um uns unter Druck zu setzen, um uns Angst zu machen, damit wir das tun und lernen, was die LehrerInnen wollen. Denn wer im Kunstunterricht kein Bild malen will oder kann, weil er.sie.es unter Zwang nicht kreativ sein kann, bekommt eine 6 für "Arbeitsverweigerung". Und auch wer zu kritisch ist, wer sich gegen die LehrerInnen auflehnt, wird von diesen mit der Androhung einer schlechten Note eingeschüchtert. Doch schon der Gedanke an die Benotung reicht bei vielen aus, die diffuse Angst zu erzeugen, etwas "Falsches" zu sagen. Viele SchülerInnen leiden unter Denkblockaden, Redehemmungen, unter Angst - und das nicht nur in der Schule. Immer wieder hatte ich selber Angst mich zu melden, obwohl ich mir der Antwort sicher war - nie gab es eine Atmosphäre, in der ein lustvolles, angstfreies Lernen möglich war. So sichern sich die LehrerInnen ihre Macht, so sichern sie sich, dass keiner ihnen zu stark widerspricht oder gar auf die Idee kommt, für sich selbst zu entscheiden. Sie brauchen Noten, damit sie weiter über uns und unser Leben entscheiden können - wobei sie selbst faktisch nur Rädchen im Schulsystem sind.

Noten führen zur Vereinzelung: Sie lenken unser Interesse auf die eigene Note, den eigenen Vorteil und erzeugen so ein konkurrierendes Verhältnis. Unter diesen Bedingungen ist es "schlau", Wissen nicht weiter zu geben, da damit der eigene Benotungsstatus gefährdet wird. Das dies doch häufiger passiert spricht dafür, dass Menschen auch heute nie völlig von den Logiken des Systems bestimmt werden. In einer kooperativen Umgebung jenseits von Verwertung wäre es genau umgekehrt - einfach mal visionär gedacht: Allen gehört alles. Gemeinsamer Reichtum ersetzt Eigentum. Wo Wissen nicht mehr dazu eingesetzt werden kann bzw. muss, um sich zu verwerten, Geld zum Überleben zu verdienen, ist es kein Verlust, dieses weiter zu geben. Niemand wäre mehr abhängig von der Unwissenheit anderer. Was Menschen sich aneignen, würde immer auch meine Lebenssituation verbessern. Es entstünde so ein ständiges "Fliessen" von Wissen, Fähigkeiten und Information als selbstorganisierter Prozess freier Menschen ... vermutlich viel effektiver als wir uns heute vorstellen können!

Unter den realen Bedingungen führen u.a. Noten dazu, dasss ich fast alle SchülerInnen nur für sich interessieren, manche versuchen, sich bei den LehrerInnen einzuschleimen - "was geht mich die da drüben an, ich hab ja meine 2." So wird gezielt ein Keil zwischen die SchülerInnen getrieben, welcher verhindert, dass sie sich zusammen tun und als Gruppe eine Gefahr für das Schulsystem darstellen. Denn was würde passieren wenn eine ganze Klasse auf die Idee käme, sich zu weigern, noch länger Klassenarbeiten zu schreiben oder in die Schule zu gehen? Die Angst vor der 5 in Mathe, dem Stress mit den Eltern und die Ausgrenzung durch MitschülerInnen, bringt die SchülerInnen dazu, Sachen zu pauken, für die sie gar kein eigenes Interesse aufbringen. LehrerInnen, ob sie wollen oder nicht, nutzen diese Ängste gegen uns aus.

Noten sind da notwendig, wo uns das, was wir lernen, von aussen aufgezwungen wird. In Ländern wie England müssen SchülerInnen Schuluniformen tragen, alle sehen sich gleich. In der Schule wird allen von uns den einen Weg aufgezwungen, der von anderen als richtig erachtet wird. Dass jede von uns einzigartig ist, andere Wünsche und Fähigkeiten hat, dass jeder sein eigenes Lerntempo hat, wird von LehrerInnen Tag für Tag übergangen. In der schulischen (Auslese-)Logik ist es "normal", dass einige auf der Strecke bleiben. Und wenn am Ende des Jahres mal wieder einer oder eine hängen bleibt, ist diese Schülerin selbst schuld - und nicht etwa die Zurichtungsanstalt Schule. Das wirkliche "Versagen" ist in einer von Herrschaft durchzogenen Gesellschaft zu suchen, die Menschen zu austauschbaren Drohnen für Markt & Staat macht und dabei ständig Ängste, Gewalt und Lernstörungen produziert.

Schule als systematische Abrichtung

Immer wieder hören wir LehrerInnen sagen, dass Schule für uns da sei. Fast jeder ist schon mal der berühmte Satz zu Ohren gekommen, dass wir nicht für LehrerInnen, sondern "für uns und unser Leben" lernen würden. Solche Sprüche von LehrerInnen sind verlogen: Wenn Schule für uns SchülerInnen da sein soll, warum dürfen wir dann nicht für uns entscheiden? So wie Schule sich heute darstellt, ähnelt sie eher einem Gefängnis für Kinder: ein straffer Zeitplan, eine feste Sitzordnung, LehrerInnen, die mit Noten über unser Leben entscheiden, keine Freiheit, das zu lernen und zu machen, was wir wollen.

Menschen, welche sich nicht selbst entscheiden dürfen, können sich niemals zu einer eigenständigen Persönlichkeit entwickeln. Schule verbaut uns den Weg zu einem freien Leben, indem sie uns jeden Tag aufs Neue lehrt, dass wir uns unterzuordnen haben, dass andere entscheiden, was für uns gut ist und dass wir Sachen tun müssen, die wir gar nicht wollen. Und das ist kein Fehler von Schule, sondern ihr oberstes Ziel: Eine Gesellschaft, in der ArbeiterInnen im Betrieb nichts zu melden haben, in der sich Freiheit darauf beschränkt, alle vier Jahre zwischen Parteien wählen zu dürfen (die sich nicht wirklich voneinander unterscheiden), kann eben keine Menschen gebrauchen, die sich nicht von anderen herum kommandieren lassen bzw. selber unterdrücken wollen.

Durch Schule bekommen viele Kinder und Jugendliche psychische Probleme: Stress, ständige Unruhe, Kopfschmerzen, Niedergeschlagenheit, Aggressivität oder Lustlosigkeit. Schule macht krank - und es ist unübersehbar warum: Jeden Morgen um die gleiche Zeit aufstehen müssen, stundenlang in Klassenzimmern sitzen müssen, Noten, Klassenarbeiten, Hausaufgaben, die ständige Angst vorm Versagen. Wenn diese SchülerInnen dann mit ihren Eltern zum Arzt gehen, bekommen sie in der Regel Medikamente verschrieben, z.B. gegen Kopfschmerzen. Und SchülerInnen, die sich konsequent weigern, in die Schule zu gehen, werden von Psychologen als "verhaltensgestört" erklärt. Bei Schulverweigerung drohen zwangsweise Zuführung durch Polizei, später Jugendknast oder im schlimmsten Fall eine Psychiatrisierung.

Die Gründe für ein Leben ohne Schule mögen so unterschiedlich sein wie die Menschen, die sich dafür entscheiden, Fälle, aber die Antwort von Erwachsenen und Schulbehörden lautet immer gleich: das Kind ist das Problem, ist "unnormal" usw. - und nicht etwa die Schule. Doch es ist das Schulsystem, welches SchülerInnen ein engt und krank macht, es sind LehrerInnen, die uns unterdrücken. Wie sollen wir uns an einem Ort wohl fühlen, den wir unter Zwang besuchen müssen? Wie soll Lernen Spaß machen, wenn wir nicht selber festlegen können, was uns interessiert? Wie sollen wir uns selber verwirklichen, wenn wir nicht die Freiheit haben, Lernprozesse von uns aus und gemeinsam zu gestalten, ohne LehrerInnen?

Lernen in Freiheit

Kein Mensch auf der Welt kann besser wissen, was für dich gut ist, als du selbst. Und diese Fähigkeit können uns Erwachsene nicht absprechen, nur weil wir jünger oder unerfahrener sind. Erwachsene, ob Eltern oder LehrerInnen haben kein Recht, über unser Leben zu bestimmen. Sie haben nicht zu entscheiden, ob wir zur Schule gehen, was wir lernen und wo wir leben wollen. Lernen ist etwas, das jede einzelne und jeden einzelnen von uns betrifft, es ist ein wichtiger Teil unseres Lebens: jeden Tag gibt es etwas zu lernen - egal wie alt du oder ich sind.
   Lernen bedeutet (Weiter-)Entwicklung. Und diese Entwicklung sollte in unseren Händen liegen - und nicht in der von LehrerInnen oder wem auch immer. Es ist unsere Entscheidung, wie und was wir lernen wollen, und mit wem wir lernen wollen. Denn es ist ein riesiger Unterschied, ob ich mich freiwillig mit Menschen zusammen tue, die ich mag, oder ob ich zwangsweise in eine Klasse mit ganz vielen anderen gesteckt werde, mit denen mich nichts verbindet. Wir wollen Lernen und Bildung in kooperativer Umgebung - aber keine LehrerInnen, die über uns bestimmen dürfen und starre Institutionen, die uns einengen. Das kann nur bedeuten: weg mit Erziehung, Noten und Schulzwang - für ein freies Leben ohne Schule und Erziehung!

Staat & Schule ausmachen.
Lernen in freier Kooperation statt Konkurrenz.
Lernen für ein schönes Leben statt für den Verwertungsprozess.

Anti-Pädagogik, Kinderrechte & Anti-Psychiatrie im Internet


Pfoten hoch - und lasst euch von Schule und dem ganzen Rest nicht unterkriegen!

Schwarze Katze | http://schwarze.katze.dk