Wie der Jugendschutz die Jugend(Politik) stutzt
Auf-Ruhr Nr. 3, Juli/Aug. 88
Kennst du ihn, den
Jugendschutz? Nein?! Dann
gehörst du zu denen, die
glücklicherweise zumindest
von diesen Leuten der
Abteilung Jugendförderung,
die nur ,,unser Bestes"
wollen noch nicht auf ganz
miese Tour fertig gemacht
worden bist bzw. bei denen
es versucht wurde und immer
noch wird. Aber es gibt
genügend Leute (KindA,
Jugendliche), die mit den
,,Jugendbullen" schon scheiss
Erfahrungen gemacht haben.
Was einem/r z.B. passieren
kann, wenn Mensch sich
gegen die Welt der großen
Verwachsenen wehrt und
versucht, aus dieser
Scheisse auszubrechen
schildert folgender Fall:
Ein Jugendlicher, der sich
die Fascho-Sprüche seiner
Mutter nicht mehr anhören
konnte und sich aus einer
ganz konkreten Situation heraus, in welche mal
wieder eine dritte Person
halt mit derbsten Fascho-
Sprüchen beschimpft wurde
(,,Auch noch Polake!“, ,, Die
haben hier erst Recht
nichts zu suchen!“, ,,Gehn
se dahin, wo se her
kommen", ...) gegen den
Mist, den seine Mutter
abliess zunächst - wie schon
so oft - verbal wehrte, was
dazu führte, dass die Mutter
nun gegen ihren Sohn und
dessen politische Stellung
wetterte (,,Du hälst auch
noch zu dem Gesockse!", Du
und deine Verbrecherbande!", Das haste alles
von deinen Kommunisten!",
etc.). Die Situation war
mittlerweile so unerträglich und aufgeheizt,
daß der Jugendliche seiner
Mutter eine Ohrfeige
verpasste. Damit allerdings
war kein Innehalten
erreicht, sondern nun legte
die Mutter erst Recht los.
Zunächst schmiss sie dem
Jugendlichen einen Schuh
entgegen, der diesen mit
dem Absatz in der Nähe des
linken Auges traf. Dann
meinte sie, daß man mit ihm
überhaupt nicht mehr
zurecht käme und sie daher
den Jugendschutz anrufen
wolle, was sie dann auch
tatsächlich tat.
So begab
es sich, daß der Jugendliche
von seinem Schulleiter aus dem Unterricht
geholt wurde und ihn bat,
zu folgen. Auf die Frage
des Schülers, um was es
denn ginge, wurde nur
geantwortet, dass er dies
erst gleich sagen wolle.
Der Schüler wurde ins
Schulleiter-Zimmer geschickt, währenddessen der Schulleiter, der übrigens
Schulleiter der Schule ist.
über welche schon im ersten
SCHWARZBLATT berichtet
wurde, anscheinend zwei
Herren begrüsste, die kurz
darauf auch in das Zimmer
kamen. Der Schüler wußte
immer noch nicht, um was es
ging. Dort plaziert, fing
einer der beiden Männer an,
verhörmässig den Schüler nach Name, Geburtsdatum, Freizeitaktivitäten, Zugehörigkeit
politischer
Gruppen auszufragen, wobei es dem Schüler langsam dämmerte und er mit seinen Antworten sehr vorsichtig war. Seine Vorsicht war
begründet, als der
Jugendbulle das Gewaltverhältnis des Schülers erfragte.
Besagter Unmensch namens Arn... ((Name mit 5 Buchstaben, der mit Arn anfängt!) Das Nichtnennen des Namens hat rechtliche Gründe...!)) kam mit sehr lauten Ton darauf zu sprechen, der Schüler hätte seine Mutter verprügelt (s.o.) und auch seinen Vater verdroschen, der
schliesslich sehr krank sei und wegen dieser Sache eine
Kur machen müsse. Die Mutter hätte schwarze und blaue Flecken, die Herr
Arn.. wie weitere hinzugezogene
Beamte gesehen hätten. Seltsam ist dabei nur, das die blauen und schwarzen Flecken zwei Tage nach dieser angeblichen Sichtung spurlos verschwunden waren! Auf die
Anmerkung des Klassenlehrers, er habe den Eindruck als das die Familienverhältnisse nicht so astrein seien, reagierte der geschulte (verblödete) Sozialpädagoge, dass es in jeder Familie mal kleinere Probleme gebe und ging nicht weiter darauf ein.
Vielmehr setzte er seinen Psychoterror gegenüber dem Schüler fort. Ein falsches Wort gegenüber seiner Mutter oder gar körperliche Gewalt genüge, um ihn für 3 Jahre hinter Gitter zu bringen! Die schulische Laufbahn sei dann ersteinmal beendet. Das
Schärfste allerdings ist, dass der Schüler eine
Gefährdung der Schule darstelle und deshalb als Schülerlnnensprecher zurücktreten müsse und wieder ein normaler Schüler werden muss. Auf die Frage des
Schülers, was denn bitte schön ein normaler
Schüler" sei, antwortete das Schwein, dass dies ein Schüler sei, der sich in die Masse einordnet und sich nicht so hervortut!
Im Verlauf des Verhörs wurde der Schüler auch gefragt, wo er in einer bestimmten Nacht gewesen sei. Dies wäre auch so eine Sache dass er des öfteren Nachts von zu Hause fernbleibe. Im juristischen Sinne nenne man dies ,,Herumstreunen" Auch das dürfe nicht mehr vorkommen. ER WÜRDE JETZT OBSERVIERT WERDEN! (Ein
genauer Gesprächsverlauf wurde den anwesenden Personen von dem Schüler vorgelegt, indem speziell dieser Punkt von der Vertrauenslehrerin nachgefragt wurde, was dann Schul- und Stufenleiter bestätigen mussten!). Außerdem sagte der Arn.., wenns nach ihm gegangen wäre, wäre er noch ganz anders mit dem Schüler umgegangen und machte dabei eine bedrohliche Geste.
An diesem ausführlichen Beispiel kann Mensch sehen, was passieren kann, wenn Mensch sich gegen Pädagogik, Faschismus, Schule, etc, wehrt. Der Repressionsapparat fängt nicht erst bei den ,,echten" Bullen an, sondern beginnt schon mit der Pädagogik, die die Leute dazu erzieht, nur in bestimmten Rahmen zu
denken. Dieser Rahmen heisst, sich in erster Linie um die eigene Karriere, um Haus, Auto, Frau/Mann zu kümmern. Aber auch, politisch aktiv zu sein. Allerdings halt nur insoweit, dass es den Mächtigen nicht gefährlich werden kann. Letzteres hat Schule eigentlich ganz gerne. Politische Arbeit, Interessenvertretung übernimmt in der Schule eine Alibi-Funktion. Dabei arbeiten die verschiedenen Repressionsinstrumente gut zusammen - Bullen & Jugendschutz. Wie lange eigentlich noch sollen wir uns von absolut Verwachsenen beherrschen und verwerten lassen?