An die linken alternativen Pädagogen
(aus: Schwarz Roter Kain Kalenda 1983)

Kinder haben kein Recht auf Selbstbestimmung? In dieser Gesellschaft werden Kinder unterdrückt, werden ihnen ihre Rechte genommen, sie werden in Schulen, Elternhäuser, Heime gesteckt und dort jahrelang festgehalten. 1/4 ihres Lebens verbringen die Menschen so unter der Kontrolle von Eltern, Jugendämtern, Erziehern, werden sie mit der Ausrede unterdrückt, dass sie ja noch nicht selber über ihr Leben entscheiden können. Ihre Rechte als Menschen werden ihnen verwehrt, so müssen sie zwangsweise 10 Jahre und mehr) in die Schule, dürfen sich nicht die Menschen aussuchen, mit denen sie zusammenleben wollen, ihr ganzes Leben läuft total von den Erwachsenen bestimmt ab.

Woher nehmt ihr euch das Recht dazu?
Kein Gesetz, keine Bestimmung, keine Schulordnung dieser Welt ist gerechtfertigt, sie sind dazu da, um uns zu unterdrücken und zu kontrollieren. Es gibt sowas wie Menschenrechte, aber die haben für Kinder wohl keine Gültigkeit. Denn jeden Tag werden Millionen von Kindern ihrer Rechte beraubt...

minderjährig = minderwertig?
und ihr "linken"? Ihr seht das, habt das früher selbst alles lange genug mitgemacht, habt euch gewünscht älter zu werden, um da rauszukommen. und jetzt fällt euch nix anderes ein, als selber Erzieher und Lehrer zu werden. Alternativ natürlich, aber was heisstn das? Ihr gebt Zensuren und fördert damit das konkurrenz- und Leistungsverhalten, ihr geht nicht gegen die Ursachen an, wenn die Kids in der Schule randalieren - sondern ihr bestraft die Kinder wenn sie euch nerven.

Warum rennt ihr 5 mal inna Woche für 8 Stunden in Schulen, Erziehungs- und Freizeitheime und irgendwelche "Projekte", um dort Kinder und Jugendliche zu "betreuen" um sie dort "überlebensfähig" zu machen - das heisst angepasst, weil man so am besten durchkommt; die Spielregeln sind klar, alternativ oder nicht: wer sich auflehnt wird bestraft oder "therapiert", wer Liebe will, wird enttäuscht, wer ruhig ist fällt nicht auf.

Mich ärgern diese "fortschrittlichen" Erzieher mehr als konservative, weil sie unehrlicher sind: sie geben vor, anders zu sein und spielen doch das gleiche Spiel mit. Das Schema ist da, sie müssen auch mitmachen, weil sie sonst rausfliegen.

Wenn Lehrer keine Zensuren geben wollen, wenn sie die Schulpflicht abschaffen und die Kinder selbst bestimmen lassen wollen, passen sie nicht ins System und werden auch daraus entfernt. Kein Erzieher kann seinen Job machen, wenns ihm wirklich um die Kinder geht.

Ich habe niemals zu irgend ´nem "Pädagogen" soviel Vertrauen gekriegt, dass ich ihm meine wirklichen Probleme erzählt hätte. Kein Lehrer, kein Erzieher innem Heim und kein Betreuer hat jemals echtes Interesse daran gehabt. Wie kann man auch Vertrauen haben, weenn die Machtverhältnisse klar und unverändert sind und wenn man weiss, dass der Typ um 4 Feierabend hat und nach Hause geht und abends liegst du im Zimmer und fühlst dich einsam, aber kein Betreuer, keine Eltern, kein Lehrer, der dich streichelt und in den Arm nimmt.

Es kann immer nur eine oberflächliche Beziehung sein, denn wir sind euer Job und wenn ihr mal nen anderen Job kriegt seid ihr weg. erst müsst ihr mal euer Denken ablegen, euer Kind-Erwachsenen-Denken. Ihr seid nicht da oben, auch wenn ihr uns unter euch seht. Ihr steht solange auf der anderen Seite, wie ihr für sie arbeitet; direkt oder indirekt an dem System mitarbeitet, das uns kaputtmacht.

Und solange ihr glaubt, besser als die Kinder zu sein, nur weil ihr älter seid und vielleicht studiert habt. klar ihr habt mehr "Erfahrung" und seid erwachsener aber genau das wollen wir ja gar nicht werden!

Wir wollen unser Leben nach unseren Vorstellungen leben können, ohne den Zwang erwachsen werden zu müssen, wollen nicht in der Schule unselbständig gemacht werden und eure Theoriescheisse lernen, die uns nur zum "weiterkommen" nützt.

Ihr seid scheinbar trotz (wegen?) eurer grossen politischen Ansprüche nicht in der Lage, uns das beizubringen, was wir wirklich brauchen (wie man redet, denkt, liebhat, repariert, schreit und zärtlich ist) und auf Schulen zu verzichten.

Deshalb akzeptieren wir eure (auch alternativen) Institutionen nicht, wir brauchen euch (so) nicht und lernen lieber von uns, als uns eure scheisse anzuhören. eines Tages wird es keine Erzieher mehr geben - denn wir brauchen keine Pädagogen (auch keine alternativen)!

Kinderfrühling Berlin

1975 haben über 500 Schüler in der BRD Selbstmord als tragischen "Ausweg" aus den Zwängen dieser öffentlich-rechtlichen Gesellschaft begangen. Der häufigste Grund sind schlechte Zeugnisse. Die Anzahl der Selbstmordversuche von Schülern wird auf 20-30.000 pro Jahr geschätzt (Jahrbuch für Lehrer 77, S. 20) Die Zahlen haben seit den Siebzigern nicht abgenommen, sondern noch zugenommen. Tatsache ist auch, dass die Schule viele Schüler krank macht; sie leiden unter Schlaflosigkeit, dauerndem Erbrechen, Nervosität etc.