So hatte sich Bonzenkanzler Schröder seine Propagandatour nicht vorgestellt. In Wittenberge, wo jede/r 5. arbeitslos ist, wollte der Genosse der Bosse am 24.08.04 den für 76 Millionen Euro sanierten Bahnhof einweihen um nach den vielen Negativschlagzeilen mal wieder positiv in der Öffentlichkeit zu erscheinen. Das hat nicht geklappt.
Obwohl mit Polizei und Bundesgrenzschutz die Leibgarde des Systems den Bahnhofsvorplatz abriegelte, um die aufgebrachten Arbeitslosen nicht in die Nähe des Sozialraub-Kanzlers zu lassen, wurde er trotzdem mit Eiern beschmissen, ausgepfiffen und ausgebuht. Das Ei verfehlte ihn, Schröder fühlte sich dennoch getroffen. Der Zorn der Arbeitslosen über den Hartz-Sozialraub nimmt zu. Die Menschen wollen sich nicht mehr alles von korrupten Politikern gefallen lassen, die in fetten Bonzenschlitten vorfahren und die Armen bestehlen. Sie fühlen sich nicht mehr von ihnen vertreten und veranstalten wie schon 1989 Montagsdemos. Schon einmal konnte so ein übles Unterdrückungssystem, in dem sich einige Wenige auf Kosten der Massen bereicherten, gestürzt werden.
Während die SPD Altenheimbewohnern ihr Taschengeld kürzt und viele Arbeitslose wegen der Praxisgebühr nicht mehr zum Arzt gehen, können sich die Reichen über Steuergeschenke in Milliardenhöhe freuen. Jahrelang in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt und was ist der Dank? Suppenküche und Kleiderkammer. Hartz und Agenda2010 ist Armut per Gesetz. Für Militär und Repression ist in diesem System immer genug Geld da. Die Gelder werden von unten nach oben umverteilt. Das ist Klassenkampf von oben und Zorn und Wut dagegen ist mehr als verständlich.
1 Euro Jobs sind nichts anderes als staatlich verordnete Zwangsarbeit. Arbeitslose, die dazu gezwungen werden, sollen nach SPD-Vorstellungen nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik auftauchen. Wenn wir uns eins nicht mehr leisten können, dann ist es ein asoziales System und seine korrupten Profiteure. Die bisherigen Mittel und Organisationen haben sich als ungeeignet erwiesen. Unsere Agenda heisst Widerstand!
Der Sozialraub von Regierung und Kapital hat auch etwas positives: Er zerstört Illusionen in die Reformierbarkeit des kapitalistischen Systems. Wir müssen nur aufpassen, dass bei den Montagsdemos Parteivertreter nicht wieder ihr eigenes Süppchen mit dem Elend der Menschen kochen. Solange die Arbeitslosen bei den Sozialprotesten in der Minderheit sind, wird sich nichts grundlegendes ändern. Wie heisst es in der Internationalen: "Es rettet uns kein höheres Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen können wir nur selber tun." Die Befreiung der Arbeiter kann nur das Werk der Arbeiter selbst sein. Es bringt nichts auf Parlamentarier zu hoffen, die sowieso nur ihre eigenen Taschen füllen. Die Politikverdrossenheit nimmt zu und das ist gut so. Sind die Eierwürfe von Wittenberge erst ein Anfang? Wir werden sehen... Wir brauchen keine angepassten Gewerkschaften, keine neue Partei mit profilierungssüchtigen Volkstribunen, keine salbungsvollen Sozialworte der heuchlerischen reichen Kirchen - wir brauchen aufgeklärte Menschen, die anfangen ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen.