Schwarze Katze: Haustiere und ihr wunderbares Leben

Vor dem Schaufenster des Zoogeschäfts stehen Kinder und beobachten mit freudigen Gesichtern, wie sich die Hasen und Meerschweinchen in ihrem engen Glaskäfig aneinander drängen. Darüber hängt ein Schildchen, das den Preis der Lebewesen angibt. Ein Mann tritt in den Laden ein.
    "Guten Tag. Was soll's den sein?" fragt die Verkäuferin höflichst, als dieser die Theke erreicht.
    "Also...ich hätte gern einen weißen Hasen, drei Goldfische und den roten Papagei."
  Nachdem sie die gewünschten Tiere zusammen getragen hat fragt sie: "Sonst noch was?"
    "Ja, ich nehme noch zwei von den braunen Hamstern. Und bitte packen sie das Ganze ein...mit Schleifchen und so."

Entschuldige die Ironie...sie ist nur der klägliche Versuch, eine Realität zu parodieren, die wenig Anlass zu Lachen gibt: Papageien, Mäuse, Hamster, Goldfische oder Spinnen in Zoogeschäften - sie alle existieren nur, um gehandelt zu werden, um des Profit willens. In dieser Gesellschaft werden sie fast ausnahmslos nur in Hinblick auf ihre Verwertbarkeit wahrgenommen. Tiere werden so zur lebendigen Ware abgestuft, zu einem austauschbaren Ding, dass wie Spielzeug über den Ladentisch wandert - und ebenso kalt wieder ins Tierheim abgeschoben wird, wenn die Menschen keine Zeit, keine Lust haben, sich um ihr Wohlergehen zu kümmern. Tiere sind nicht mehr als ein massenhaft gefertigtes Produkt, bei dem das einzelne nichts zählt: keines ist mehr Wert als das, was sie den VerkäuferInnen an Geld einbringen.
  Das jedes Tier ein Individuum ist, das so wie wir Leid erfahren kann und ein Interesse hat, dieses zu vermeiden, wird von den Menschen verdrängt, damit sich nicht einmal ein Funke von Mitgefühl mit der eingesperrten Kreatur entwickeln kann.

Was bedeutet es für ein Lebewesen, in einen rechteckigen Käfig eingesperrt zu sein? BefürworterInnen von Haustieren argumentieren immer damit, dass ein Tier, das in Gefangenschaft geboren wird und nichts anderes kennt, sich an sein Leben hinter Gittern gewöhnt. Wenn diese "Gewöhnung" darin besteht, dass ein Hamster stundenlang ohne Pause im Kreis läuft oder sich die Zähne an Gitterststäben ausbeisst, dann haben sie recht. Das sich ständig wiederholende Verhalten ist der verzweifelte Versuch des Tiers, einen Ausweg zu finden - einen Ausweg, den es nicht gibt. Diese Stereotypie, wie sie auch die meisten Tiere im Zoo oder Zirkuse aufweisen, ist Ausdruck dessen, das diese Wesen schon völlig verstört, psychisch kaputt sind. Dieses Schicksal erleiden fast alle Haustiere.
  Aber es geht nicht darum, welcher Käfig für Haustiere "artgerecht" ist oder nicht: Wer sich auf diese Argumentation einlässt stimmt insgeheim mit den TierhändlerInnen darin überein, dass es an sich schon in Ordnung ist, Tiere einzusperren und wie leblose Objekte zu behandeln. Es geht darum, dass Menschen über das Leben von Tieren verfügen und sie zu Objekten erniedrigen. Die Frage ist die, ob Menschen es rechtfertigen können, andere fühlende Lebewesen gefangen zu halten und deren eigene Interessen einfach zu übergehen.

Viele Eltern rechtfertigen den Kauf eines Haustieres damit, dass es Kindern die Möglichkeit biete, Verantwortung zu erlernen - und dabei haben sie Psychologen und LehrerInnen auf ihrer Seite, die Tieren den Stempel "pädagogisch wertvoll" aufdrücken. Vor allem für kleine Mädchen, denen so beigebracht wird, sich mit der für diese Gesellschadt typischen Rolle der Fürsorgerin zu identifizieren: Am Haustier wird ihnen beigebracht, ständig andere zu pflegen und ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, welche irgendwo unter Erziehung, Haushalt und Beziehung begraben werden. Der Hamster, der Hund oder das Pony auf dem ReiterInnenhof werden dann im späteren Leben durch den Mann und die Kinder ersetzt, welche die Frau willig umsorgen soll.
  Hinter der Idee, Kindern mittels Tieren Verantwortungsbewusstsein bei zu bringen, steckt die gleiche Logik, mit der MedizinerInnen behaupten, Versuche an Mäusen könnten den Menschen helfen, Krebs zu "besiegen". Nur: Eine Maus ist kein Mensch...und jedes andere Haustier auch nicht. Verantwortung für andere Menschen lässt sich nur im Umgang mit Menschen erlernen. Und selbst wenn Tiere positiven Einfluss auf die Entwicklung eines Kindes nehmen sollte, wird das Ganze nicht weniger grotesk. Wie kann der lächerliche Nutzen für Menschen es rechtfertigen, ein lebendiges Wesen in ein Gefängnis zu stecken, in dem es bis ans Ende seiner bzw. ihrer Tage eingeknastet ist? Es ist so, als ob das Glück der Menschen und das Leid des Tieres sich "ausgleichen" würden - nur den Preis zahlen wie immer die Tiere. Sie bleiben stets nur Objekt, mit dem Menschen nach ihrem Gutdünken verfahren.

Wenn ich spazieren gehe und mir dabei Menschen mit ihren Hunden entgegenkommen frage ich mich, welchen Gefallen mensch daran finden kann, so mit einem lebenden Wesen umzugehen: Die Leine zwischen Herrchen bzw. Frauchen und Hund ist eine Fessel, welche Nähe erzeugt, wo eigentlich totale Entfernung besteht. Über die Leine, welche bestimmt, wie weit das Tier gehen kann, wird dem Hund vermittelt, dass er sich dem Menschen unterwrfen soll. Der Hund soll lernen zu gehorchen. "Mach was ich will" ist die Lektion, die das Tier jeden Tag zu lernen hat.
  Wie soll sich hier eine "echte" Beziehung, frei von Entfremdung, zwischen Mensch und Tier entwickeln. Denn das würde bedeuten, mit der Macht über es zu brechen.

Oft stellen Haustiere vor allem für alte Menschen die einzigen Gefährten dar, die sie vor völliger Einsamkeit bewahren. Tiere werden in dieser Gesellschaft als Ersatz für menschliche Zuneigung und Zärtlichkeit verkauft, Gefühle, für welche die Arbeitshetze den Menschen kaum noch Raum lässt. Viele Menschen leiden unter der Einsamkeit und so verlegen sie ihre an andere gerichteten Wünsche in das Tier. Doch in Wirklichkeit sind sie nur selten ein Ersatz für den Umgang mit anderen Menschen - aber sie trösten das Gewissen derer, die sich nicht um die Alten kümmern wollen oder können. Unter einem Wirtschaftssystem, das alles nur in Kriterien der Verwertbarkeit bewertet, sind alte Menschen nicht viel mehr als gesellschaftlicher Abfall. Tiere sind kein Ersatz für menschliche Liebe.

Tiere sind keine kaufbare Ware, sondern fühlende Lebewesen: weg mit den Gefängnissen für Tiere und für Menschen!