Globale Fundamentalisten
Friedensfestzeitung 08, Gastkommentar

In Afghanistan sollen die deutschen Soldaten auf Wunsch der USA als Nato-Mitglied mehr Engagement zeigen und in die Kämpfe im Süden des Landes mit kämpfenden Truppen, Hubschraubern und Fallschirmjägern eingreifen: sonst, so haben z.B. die Canadier gedroht, würden die ihr Kontingent zurückziehen: Es gebe, so der amerikanische Verteidigungsminister, Bedarf zum Ersatz eines ca. 3200 Mann starken, vorwiegend US- amerikanischen Kontingentes. Und das in einer Zeit, wo der Präsident von Afghanistan selbst schon Bedenken äußert, dass militärische Aufrüstung nicht das ist, was die Bevölkerung will, sondern Hilfe beim Aufbau der Infrastruktur, der Verwaltung, Gerichtsbarkeit, Polizei und Wirtschaft.

Man fragt sich ohnehin, warum dort so unklare Verhältnisse herrschen. Die sogenannten War-Lords, die eigentlichen Machthaber der Region, sind auch die Bosse der Drogen. Fast das gesamte Opium wird dort angebaut, hergestellt, verwaltet, transportiert und geschützt.

Also, welche Freiheit wird am Hindukush verteidigt? Fundamentalisten? Bush ist selber auch so einer. Afghanistan ist aber nicht der einzige friedlose Staat auf der Erde. Und jede Seite nimmt immer für sich in Anspruch, Frieden zu wollen. Frieden und Glück für möglichst viele. Da gibt es nur einige, die argumentieren mit Arbeitsplätzen und natürlich auch mit dem Frieden und Glück für ihre Leute, wenn sie Waffen herstellen und exportieren.

Andere argumentieren mit dem Recht auf Wohlstand und dass Die auf deren Kosten dieser Wohlstand gehe, ja selber auch dieses Recht für sich in Anspruch nehmen könnten. So beißt sich die globalisierte Katze immer wieder in den eigenen Schwanz.

Welche Wege zum Glück führen?
Ich fürchte keiner führt zu irgendwas. Ich kann doch die freie Marktwirtschaft nicht jemandem erklären, der zwar gelernt hat, dass Top Manager viel Geld bekommen, damit sie das Geld der Aktionäre vermehren, sich aber jedesmal beschwert, wenn Tausende von Arbeitnehmern ihren Job verlieren, weil die Manager nur ihre Managerpflicht tun. Das ist bei Nokia so, wird bei RWE so sein und überall, wo sich das Geld sehr weit von der Produktivität entfernt hat. Hauptübel der Globalisierung ist der globale Geldmarkt. Wenn irgend so ein Anlegerprofi in Frankreich mal über Nacht fünfeinhalb Milliarden Euro verzockt - bei einem zugestandenen Spielraum von 50 Milliarden Euro, dann sind das gerade mal 10 Prozent Verlust, oder? Oder die Gewinnzahlen (nachdem schon die Steuer abgezogen wurde) der Deutschen Bank von 6 Milliarden im letzten Jahr: Super, Ackermann!

Viele haben schon versucht diese und ähnliche Argumente zum Aufwachen anzubieten. Oder das Urheberrecht. Der internationale Schutz von Gebrauchsmustern und Patenten verschlingt bald mehr Geld, als der Gewinn, der mit technischen Neuerungen heute noch zu verdienen ist. Und dann gehen findige Biochemiker her und wollen immer mehr Patente auf genetische Codes haben. Sollte es gelingen, China, das kein Verständnis für Urheberrecht hatte, einzufangen, wird es bald zu einem globalen Entwicklungsstillstand kommen. Auch gut.

Dass der Krieg der Vater aller Dinge sei, mag ja sein, dann aber fragen wir uns doch, was macht die Mutter Erde die ganze Zeit? Und weil ich mich weigere, Fundamentalist zu werden, muss ich jetzt dann bald mit Denken aufhören. Vom Denken wird man ja auch nicht satt, und ob man glücklich wird, steht dahin.