Bei dem auf Aquascalientes verteilten Treffen waren etwa 2.500 Menschen aus aller Welt anwesend, unter anderem aus Spanien, Schweden, dem Baskenland, der Türkei, Australien und Neuseeland. Ein deutsches Subjekt mit Strumpf auf dem Kopf berichtet von seinem "revolutionären Beitrag" im Kampf gegen "den Neoliberalismus". Fünf große Teilbereiche werden auf dem Treffen behandelt: Die Frage nach der Art und Weise von revolutionärer Politik, Ökonomie, Kultur und Medien, die Frage danach, was die Zivilbevölkerung sei und das zapatistische Motiv "eine Welt mit Platz für viele Welten". Auf allen Ebenen des zapatistischen Kampfes beteiligen sich indigene Frauen: Auf jedem Treffen, so erklärt ein Mensch, gebe es eine Stuhlreihe für Frauen und eine für Männer. Unter sich hätten Frauen keine Hemmungen, ihre Ansichten zu äußern, weshalb dies ein Freiraum für sie darstelle. Auf dem Treffen kam natürlich auch nicht die Kultur zu kurz: Auf einer Bühne spielt eine größtenteils vermummte Band Musik, welche die Anwesenden zum kollektiven Tanzen animiert.
Einer der Zapatistas berichtet, dass sich viele mit ihnen in der Versorgungsfrage solidarisiert hätten. Seit Januar sei der Anteil von Mais, Kaffee und Bohnen zurückgegangen, Ersteres ist das Grundnahrungsmittel in Chiapas. Weiterhin erzählt er vom staatlichen Subventionsprogramm, dass vielmehr der Überwachung der zapatistischen Aktivitäten diene: Um Unterstützung zu erhalten, müssen sie den Namen des zuständigen Companeros preisgeben.
Eine Frau klärt über die Probleme im Bildungswesen auf: Es gebe keine oder kaum zweisprachig unterrichtende LehrerInnen, so dass die Kinder gezwungen seien, Castellanisch zu lernen, um etwas zu lernen. Damit würden sie sich aber von ihrer eigenen Sprache entfernen. In mexikanischen Geschichtsbüchern wird die präkolumbianische Geschichte unterschlagen und die indigene Bevölkerung als Barbaren dargestellt, wodurch die Vertreibungen der "EntdeckerInnen" legitimiert werden. Es gebe Bestrebungen, ein von außen unabhängiges, selbstverwaltetes Bildungssystem zu errichten, eigene LehrerInnen befänden sich bereits in der Ausbildung. Die Frau zeigt den Filmenden das Bild eines Kindes: auf ihm zu sehen eine Schule, über die Millitär-Hubschrauber und -Flugzeug kreisen.
"Die Medien sind eine Waffe gegen uns", erklärt ein Aktivist. Gerne hätten die Zapatistas breiten Zugang zu Kommunikationsmitteln, um sich eigene Medien bilden zu können.
Wie Zapata treten die Zapatistas als revolutionäre Bewegung für die Rechte der Armen ein, für die Befreiung des Landes. Dieser Kampf beschränkt sich allerdings nicht nur auf Indigenas oder Arme, sondern ist für alle MexikanerInnen offen, für alle, die von "den Widersprüchen des Systems betroffen sind".
Ein Teilnehmer aus Deutschland weiß über die Haltung in Europa zur mexikanischen Situation zu berichten: '94 hätte die BRD gegen die Militarisierung Mexikos protestiert und sich gegen die Bekämpfung der EZLN ausgesprochen. Seit einem Jahr übe mensch sich jedoch in Schweigen. Als Grund für dieses Verhalten nennt er ein neues Freihandelsabkommen zwischen Europa und Mexiko, an dem Deutschland maßgeblich beteiligt ist.
In einer Rede hält ein Indio fest, dass mensch "eigene Dörfer - eigene Verwaltung und Ökonomie" wolle, und dass sich Menschen und Gemeinden zu organisieren begännen. "Gleich und unterschiedlich" seien die Menschen rund um den Globus, verbunden durch das Festhalten an Träumen. Das sich bildende "Netz des Widerstandes" sei keine Organisation mit Hierarchien, Befehls- oder Entscheidungsgewalt. "Das Netz sind wir". Der Vorschlag eines zweiten internationalen Treffens im Herbst 1997 in Europa ruft zustimmendes Jubeln hervor. Die Formen der Unterdrückung seien verschieden und jede Bewegung führe ihren eigenen Kampf, dessen Erfahrungen in das gemeinsame Gedächtnis der Betroffenen eingingen.