Friedensfestzeitung 2007
Am 18. April 2007 enthüllte der Bürgermeister eine Ehrentafel zum Kriegsende in Iserlohn. Wie schon bei der Büste für Fritz Kühn wird erneut das Positive überhöht und Fehlverhalten ausgeblendet.
Da man sich nicht auf einen "Retter" der Stadt Iserlohn am Ende des 2. Weltkrieges einigen konnte, wird nun 5 Personen gedacht. Diese Ehrung ist berechtigt bei 3 der Beteiligten, die an der Übergabe der Stadt an die Amerikaner mitgewirkt haben: Pfarrer Heinrich Ditz (nicht Dietz, aber eine Neuerstellung der Tafel war nach Meinung des Referenten des Bürgermeisters zu teuer), Pfarrer Bruno Linde und der Arzt Paul Möckel haben die Kapitulation der Stadt mit betrieben, weil sie um Iserlohn besorgt waren und Schlimmeres verhüten wollten.
Problematisch ist die Ehrung von Hauptmann Albert Ernst, denn die von ihm geführte Panzereinheit gefährdete durch ihr Vorhanden sein die Stadt eher. Sie konnte von den amerikanischen Truppen gerade zum Anlass für die Zerstörung der Stadt genommen werden. Er hatte kurz vorher noch an Abwehrschlachten teilgenommen. Trotzdem erkennen wir an, dass sein Sinneswandel und die von ihm verantworteten Übergabeverhandlungen Tod und Zerstörung verhindert haben.
Ehrung eines verurteilen NS-Täters
Völlig abwegig ist den "Mut" von Otto Perl zu ehren. Otto Perl ist nach Kriegsende zu 6 Jahren Haft verurteilt worden. Grund war die Erschießung eines Soldaten, der wegen Fahnenflucht eine Zuchthausstrafe verbüßen sollte, im Iserlohner Polizeigefängnis. Was für ein fanatischer Anhänger des NS Systems muss jemand gewesen sein, der drei Wochen vor der Befreiung Iserlohns einen Menschen erschießt oder erschießen lässt, obwohl er nur zu Zuchthaus verurteilt ist? Ein solcher ist kein Vorbild dessen "Mut" geachtet werden sollte.
Durch Antrag der CDU und Beschluss des Hauptausschusses ist die Stadt in eine fatale Situation gebracht worden. Neben der unkommentierten Büste des NSDAP-Ratsherren Fritz Kühn gibt es nun ein weiteres problematisches Denkmal in Iserlohn.
Unser Vorschlag ist: Tafel abnehmen und neu nachdenken
- ob es überhaupt eine "Retter-Tafel" geben muss
- ob Personen wie Albert Ernst und Otto Perl mutiger Einsatz bescheinigt werden sollte und ob andere Facetten ihres Leben dabei unerwähnt bleiben dürfen
- ob ehrendes Gedenken nicht eher Deserteuren wie Erwin Schlünder gebührt
Nicht den Tätern, sondern den Opfern der Naziherrschaft wollen wir im Vorfeld des Friedensfestivals erneut gedenken.
Gedenkstunde am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus
Donnerstag, den 14. Juni, 18 Uhr
(Am Poth gegenüber der Bahnhofsbaustelle)