A-Camp 2001 - Erfahrungsbericht vom Camp... | |||||
meine Eindrücke vom anarchistischen Sommercamp 2001, Gruppe Lutter: Ich bin erst am Mittwoch und leider allein gekommen - hoffnungsvoll, aufgeregt und energiegeladen. Nach etwa 6 Stunden Reise waren erste Eindrücke: wenige Leute, viele "PrivatanarchistInnen", viel Leerlauf, wenig Aktion und AGs - also nicht so toll. Dafür nette Gespräche mit heimgekehrten TouristInnen aus dem Süden. Wenn ich nicht mit anderen so viel gelacht hätte über die Schwäche der Bewegung, wäre ich sicher sofort wieder abgereist. Beim Abendplenum, dass sich dabei selbst abgeschafft hat (es gibt doch noch Fortschritte...), war ich überrascht & völlig überfahren, als rege Nachfragen nach der AG Beziehungen kamen, die mittlerweile von allen "Kaputtkuscheln" genannt wurde - obwohl ich die AG noch gar nicht angekündigt hatte! Donnerstag, nach dem übrig gebliebenen Plenum war ich hoffnungsvoller gestimmt: viele AGs & viel solidarisches Verhalten beim anfallenden Orgakram, Kochen, Einkaufen, Kloputzen usw - erstaunlich gut selbstorganisierte Prozesse! Es gab dann wegen des Interesses zeitweise drei Gesprächskreise zu Beziehungskisten, richtig gut & persönlich. Später hab' ich die Einführung in MRT (Männer Radikale Therapie) mitgemacht, um zu sehen, was das wirklich ist, da ich nur darüber & vor allem Schlechtes gelesen hatte: Das war sehr intensiv und heftig, hat auch weh getan. Abends haben Ralf aus Berlin und ich 'ne schummrige Lesung verunstaltet...äh, veranstaltet. Nett war das spätabendliche, gemeinsame Sitzen um's Lagerfeuer, wo mensch spannende Diskussionen zwischen Fans der Selbstorganisation und Anarcho-SyndikalistInnen verfolgen konnte. Doof fand ich, dass die Möglichkeit, Interviews & anderen Radiokram zu machen, überhaupt nicht wahrgenommen wurde und ich am Ende kein brauchbares Material für eine A-Camp Sendung hatte. Insgesamt gab's schon Schönes, z.B. dass ich viele Leute aus unterschiedlichsten Städten kennen gelernt hab', leider oft politisch mehr als persönlich. Was sich für mich gar nicht gut anfühlt(e): viele der Anwesenden scheinen sich eher einer libertären Subkultur verpflichtet zu fühlen als einer gesellschaftsverändernden, anarchistischen Bewegung - ein Punkt, an dem ich die Kritik u.A. von FAUistas verstehe & teile. Irgendwie so der Eindruck, dass viele überhaupt nicht in die Gesellschaft hinein wirken wollen, sondern sich im eigenen Wohnprojekt, der Anarcha-Szene einigeln. Der Weg zur freien Gesellschaft, zur weltweiten Anarchie ist das nicht. Trotzdem und deshalb bin ich auf jeden Fall auch beim nächsten A-Camp dabei!
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