Stellungnahmen der IAA zum 1. Mai

1. Mai 2008, 2007, 2006, 2005, 2004, 2002


IAA-Aufruf zum Ersten Mai 2008: Gegen Staat und Kapitalismus
In Gedenken an die Haymarket-Märtyrer

IAA-Sekretariat: 1. Mai 2008
Übersetzung: Anarchosyndikat "eduCat",
www.anarchosyndikalismus.org

Wieder einmal ist der Erste Mai gekommen und mit ihm die Zeit des Erinnerns - im Kampf - an unsere Genoss/innen: Fünf anarchistische Arbeiter, die in einem Krieg zwischen den Klassen gestorben sind, den wir auch heute noch führen.[1] Sie wurden vom Staat ermordet, weil sie es nicht ohne Widerstand ertragen konnten, dass ihre Chefs von ihrer Arbeit gelebt haben. Weil sie es nicht ertragen wollten, dass Staat und Kapital eine Macht über ihr Leben haben.

Aber es sind nicht nur diese fünf Anarchisten - erinnern wir uns an die ungezählten Arbeiter/innen, Gewerk­schaf­ter/innen, Anar­chis­t/innen, Libertären, stol­zen menschlichen We­sen, die starben, weil sie die Ausbeutung der Menschen durch die Menschen nicht ertragen konnten. Sie alle leben weiter am Ersten Mai, dem Internationalen Kampftag der Arbeiter/innen.

Mit ihren hohen Idealen in unseren Herzen und mit unseren Gewerkschaften auf der Straße müssen wir unsere Rechte und unser Leben verteidigen:

Gegen die wilden Angriffe des neo-liberalen Kapitalismus! Kämpfen wir für eine freie Welt - heute genauso wie vor hundert Jahren!

In der Europäischen Union müssen die Arbeiter/innen unter dem Zusammenbruch des Wohlfahrtsstaates leiden, aber auch unter dem massiven Wachstum ungesicherter Arbeitsplätze. Der Verrat der Sozialdemokratie, die Unfähigkeit der bürokratischen Gewerkschaften und drei rechte Regierungen in Mitteleuropa werden diese Situation weiterhin verschlechtern.

In Lateinamerika kämpfen die Armen immernoch gegen den Würgegriff der multinationalen Firmen, die den ganzen Kontinent ausplündern, gegen die Zerstörung der Umwelt und ein Leben in größtem Elend. Aber auch Afrika bleibt immernoch nur ein Spielzeug in den Händen der nach-kolonialen Imperialist/innen, die die Flammen des Krieges zwischen den Menschen anfachen. Sie lassen ganze Bevölkerungen verhungern und an Seuchen sterben, um einen ganzen Kontinent seiner natürlichen Vorräte zu berauben.

Die Welt wird mit dem Schwert des Imperialismus der USA, Chinas und Europas neu geformt. In endlosen Kriegen werden die Armen und die Arbeiter/innen-Klasse geschlachtet, um die Interessen der militärischen Industrie, der Privatwirtschaft und der Herrschaft der regierenden Clique an diesen Ressourcen zu sichern.

In dieser Situation der wirtschaftlichen Krise, der Kriege und des wachsenden Elends ruft die Internationale Arbeiter/innen-Assoziation (IAA) an diesem Ersten Mai zum Kampf gegen die Ausbeutung der Arbeiter/innen-Klasse. Sie ruft auf zu einem Ersten Mai der Solidarität und Gegenseitigen Hilfe gegen die rassistische Teilung der Armen. Sie ruft auf zu einem Ersten Mai des Widerstands gegen kapitalistische Kriege und sie ruft die Arbeiter/innen auf, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Für die Selbstbefreiung von den Interessen der Bürokratie, des Kapitalismus und der Politik.

Die Befreiung der Arbeiter/innen-Klasse können nur die Arbeiter/innen selbst schaffen!

Für den freiheitlichen Kommunismus und die soziale Revolution!

Belgrad, Erster Mai 2008
Sekretariat der Internationalen Arbeiter/innen-Assoziation (IAA), www.iwa-ait.org

Übersetzung: Anarchosyndikat 'eduCat', Köln/Bonn, http://anarchosyndikalismus.org

[1] In Chicago, Illinois (USA) kam es am 03. Mai 1886 als Folge des Generalstreiks zu schweren Kämpfen mit der Polizei, die eine Streikversammlung mit Gewalt auflöste und sechs Arbeiter tötete. Tausende zogen daraufhin in einem friedlichen Protestmarsch zum Haymarket Square. Doch als am folgenden Tag von Unbekannten in der Menschenmenge auf dem Platz eine Bombe gezündet wurde, starben dabei zwölf Menschen, davon acht Polizisten. Die Polizei schoss daraufhin in die protestierenden ArbeiterInnen, was etwa zweihundert Tote und zahlreiche Verletzte zur Folge hatte. Da einige der Redner auf der Protestkundgebung Anarchisten waren, wurde behauptet, die Bombe sei von AnarchistInnen gelegt worden, was aber nie bewiesen werden konnte. Trotzdem wurden acht Anarchisten - fast alle Einwanderer aus dem Deutschen Reich - in den USA angeklagt und verurteilt. Fünf von ihnen wurden hingerichtet: Albert Parsons, August Spies, George Engel und Adolph Fischer; Louis Lingg starb in seiner Zelle. Oscar Neebe, Michael Schwab und Samuel Fielden durften im Gefängnis weiterleben.


IAA-Aufruf zum Ersten Mai 2007: Für Freiheit und Gleichheit: Direkte Aktionen und Solidarität
IAA-Sekretariat: 1. Mai 2007
Übersetzung: Anarchosyndikat "eduCat",
www.anarchosyndikalismus.org

In diesen Tagen feiern wir den grossen Sieg der ArbeiterInnen von Chicago (1886) und gedenken unserer fünf anarchistischen Kollegen, die unser Recht auf einen Acht-Stunden-Tag mit ihrem Leben bezahlt haben. Aber in diesen Tagen - am Ersten Mai 2007 - müssen wir auch feststellen, dass dieses hart erkämpfte Recht - wie so viele andere Rechte - immer mehr verschwindet. Die kapitalistische Maschinerie versucht sich von den Verpflichtungen, die wir ihr durch unsere Kämpfe und direkten Aktionen auferlegt hatten, zu "befreien".

In Europa hat uns das Ende des Kalten Krieges auch das Ende der sozialdemokratischen, kapitalfreundlichen Propagandashow namens "Wohlfahrtsstaat" gebracht. Seitdem hat der Kapitalismus den Arbeitenden in Westeuropa wieder sein wahres Gesicht gezeigt. Es ist eine laufende Kampagne, ein kapitalistischer Kreuzzug, der Angriffe gegen die Arbeitsrechte startet, die wie abgesprochen wirken: Die Gefährdung (Prekarisierung) von Arbeitsplätzen, die Vermarktung der Bildung und des Gesundheitssystems, die Privatisierung der sozialen Dienste und so weiter. Aber wir sollten nicht um das Verschwinden dieses jahrzehntelangen Tagtraums trauern. Das war alles bestenfalls nur eine kleine kapitalistische milde Gabe für die Unterdrückten. Milde Gaben? Nein Danke! Denn wir brauchen keine guten alten, christlichen Wohltätigkeiten. Denn für alles, was wir brauchen, für alles, was eigentlich uns gehört, werden wir kämpfen und es uns holen. Wir haben es schonmal getan und wir werden es wieder tun!

Im globalen Rahmen sehen wir, dass der Wettbewerb zwischen den kapitalistischen und imperialistischen Mächten untereinander sein Tempo beschleunigt. Während der russische Staat unter Putins Diktatur immer mächtiger wird, beeilen sich die USA ihr Wachstum und ihren Einfluss abzusichern und abzuschotten. Die Suche nach neuen Ölvorkommen und Transportwegen, die von Russland unabhängig sind, ist zur Zeit eines der Hauptziele der USA. Sie sind auch auf militärischem Gebiet nicht untätig - das neue Raketenschild, das die USA rund um die nördliche Erdhalbkugel aufbauen, weckt Erinnerungen an den Kalten Krieg und das Wettrüsten zwischen den USA und Russland. Dies ist ein gefährliches Spiel, in dem die Rolle Chinas nicht unterschätzt werden sollte. Die amerikanische Regierung versucht die Welt davon zu überzeugen, dass dieses Schutzschild gegen "Schurkenstaaten", wie Iran oder Nordkorea, gerichtet ist. Aber wenn man sich das Aufstellungsmuster der Radar- und Raketenstationen anschaut, wird mehr als deutlich, wessen Raketen die eigentlichen Ziele dieses Abwehrschildes sind. Der einzigen "Schurkenstaaten", die tatsächlich in der Lage sind die USA und ihre Verbündeten anzugreifen, sind Russland und China. China war das dritte Land in der Geschichte, das einen Menschen ins All gejagt geschickt hat, und das russische Raumfahrprogramm holt in dem neuen, "freundlichen" Wettlauf ins All auf. Beide Länder kündigen Mondlandeprogramme an und die USA beeilen sich, um wiedereinmal ihre technologischen Anstrengungen auf den militärischen Bereich zu übertragen (diese Strategie hatte in den 1980er Jahren gut funktioniert). Gleichzeitig versuchen die USA Fortschritte bei der Absicherung ihrer weltweiten militärischen Vorherrschaft zu machen.

Aber der politische Aspekt dieses neuen Wettrüstens ist vielleicht noch interssanter. Die USA versuchen andauernd die aufstrebende wirtschaftliche Macht und Osterweiterung der Europäischen Union zu unterlaufen. Dafür ist die NATO das perfekte Werkzeug. Wir konnten diese Taktik der Teilung der EU in das "alte" und das "neue Europa" beobachten, als sie in der Anfangsphase des Irakkriegs offen ausgesprochen wurde. Heute sehen wir, wie die USA die NATO benutzt, um Raketenstationen in Polen, Tschechien und wahrscheinlich auch in anderen ehemaligen Ostblockstaaten zu installieren, die heute Teil der EU und der NATO sind. Das "alte Europa" ist natürlich nicht erfreut, dass es sich dadurch in einem möglichen Konflikt mit seinem möglichen Verbündeten Russland befindet. Andererseits sind die politischen Eliten im "neuen Europa", die aus den antikommunistischen und vermutlich CIA-finanzierten Revolutionen hervorgegangen sind, nun froh, dass sie gegen Russland in Stellung gebracht werden und sonnen sich in der amerikanischen "Partnerschaft".

Gleichzeitig gibt es eine andere bedrohliche Erscheinung im nach-sowjetischen Osteuropa: die Radikalisierung der vom Staat finanzierten, rechtsextremen Propaganda und der Geschichtsrevisionismus. Zum Beispiel die Zerstörung von zahllosen Denkmälern im Baltikum, die an den antifaschistischen Kampf im Zweiten Weltkrieg erinnerten (wobei die Tatsache, dass diese Denkmäler das Ergebnis stalinistischer Propaganda waren, in diesem Fall unerheblich ist). Aber auch die Schliessung des russischen Teils der Ausstellung in Auschwitz ist eines von vielen sichtbaren, äusseren Beispielen für den rasanten Feldzug des Faschismus in Osteuropa. Im Inneren sehen wir noch bösartigere Symptome, von denen manche im "alten Europa" längst bekannt sind: Das Aufkommen von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, plattem Antikommunismus, und so weiter.

Die Europäische Union, die "Festung Europa", giesst natürlich mit ihrer Politik des kulturellen Rassismus, dem Eurozentrismus und der Propaganda der sogenannten "europäischen Werte" Öl ins Feuer (oder legt das Feuer selbst). In der Phantasiewelt des freien Marktes bedeutet das, dass die Kultur Europas bzw. der EU aus Zivilisation, Hochkultur, Toleranz und Frieden bestehe - im Gegensatz zu den Anderen, den blutrünstigen Barbaren ausserhalb der EU.

Mittlerweile geht die Besetzung des Irak ins vierte Jahr. Seit deren Beginn wurden über 600.000 Irakis ermordet und mehr als 1,6 Millionen mussten ihre Häuser verlassen. Ein Ende dieses organisierten Chaos, das von der US-Wirtschaft über die Leute im Irak gebracht wurde, ist nicht in Sicht. Wir haben zwar keine irakischen Massenvernichtungswaffen gezeigt bekommen, aber das US-Militär hat nicht davor zurückgeschreckt die eigenen chemischen Waffen einzusetzen - wie beispielsweise beim ersten Kampf um Falludjah im April 2004, als weisser Phosphor gegen die Aufständischen in der Stadt eingesetzt wurde.

Während die öffentlichen Dienstleistungen im Irak privatisiert wurden, müssen die Kinder auf ihrem Schulweg an Leichenbergen am Strassenrand vorbeigehen, weil niemand da ist, der diese wegräumt. Die Gesundheitsversorgung ist zu einer Sache aus längst vergessenen Tagen geworden, denn in Krankenhäusern und anderen lebenswichtigen Diensten gibt es einen katastrophalen Personalmangel, weil die Hälfte der ÄrztInnen bereits das Land verlassen hat.

Der Irak ist ein praktischer Spielplatz für den islamischen und amerikanischen Imperialismus geworden, denn die USA, Iran und Syrien benutzen den Irak als eine Bühne für ihren dreifachen Stellvertreterkrieg (so wie es Vietnam und Südostasien für Frankreich, die USA und die Sowjetunion für fast die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts gewesen waren).

Obwohl es schwer vorauszusagen ist, wie sich die Dinge entwickeln, ist es klar, dass eines der Ziele der Invasion bereits erfüllt ist: das irakische Öl wird weiterhin in US-Dollar gehandelt und nicht in Euro. Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch das "humanitäre" und "zivilisierte" Geschrei der EU nach einer friedlichen Lösung im Jahr 2003.

Ein vergleichbares Szenario wird nun um den Iran entfaltet. Die Hauptsorge der USA und der EU ist nicht das iranische Atomprogramm (das realistischerweise ausschliesslich Israel direkt treffen kann), sondern Irans Pläne seinen Ölhandel ebenfalls in dem stabileren Euro abzuwickeln. In Israel wird man immer nervöser, weil man eine aufstrebende islamische Atommacht im Hinterhof hat. Und man wartet nur auf grünes Licht von den USA, um die geplanten Angriffsschläge gegen zentrale Atomfabriken im Iran zu starten. Daher gehen im Mittleren Osten die Menschen und ihre Arbeiterklasse einer unsicheren und düsteren Zukunft entgegen.

Die wirtschaftlichen Ursachen all dieser Krisen sind klar. Der Kapitalismus ist mit seiner Taktik des "Teilens und Herrschens" davon abhängig, dass wir - die ArbeiterInnen der Welt - uns wegen unwichtiger und nichtvorhandener Themen, wie Rasse, Geschlecht, Nationalität, usw., gegenseitig bekämpfen. Er versucht unsere Kräfte zu zerteilen und gegen uns zu benutzen, damit wir sie nicht gegen unsere wahren Feinde wenden: Staat und Kapitalismus. Aber was die Regierungen und ArbeitgeberInnen wollen, ist nicht unbedingt das, was sie bekommen. Da der Kapitalismus die Grundlage für die Teilung herstellt, bringt er auch die Bedingungen hervor für die direkten Aktionen und die Solidarität der Arbeitenden.

Wir kämpfen in dem Feld der Wirtschaft und in Europa wurde eine neue Front eröffnet: der Kampf für Wissen und Bildung. Seit dem Beginn der Hochschulreformen in Europa, die als Bologna-Prozess bekannt wurden, wird die Kommerzialisierung der höheren Bildung und Universitäten vorangetrieben, um sie den Bedürfnissen des "freien Marktes" anzupassen. Doch gleichzeitig gibt es auch eine sich weiter und weiter radikalisierende Bewegung der streikenden StudentInnen in ganz Europa, von Deutschland und Frankreich bis Griechenland und Serbien.

Überall auf der Welt werden sich die ArbeiterInnen bewusst, dass wir eine grundsätzliche Gegnerschaft und direkte Aktionen gegen Staat und Kapital brauchen. Vom Balkan über Zentral- und Südost-Asien bis nach Lateinamerika werden mehr ArbeiterInnen davon überzeugt, dass Anarchosyndikalismus der einzig sichere und realistische Weg ist, um diese zwei Plagen zu bekämpfen, die die Menschheit schon zu lange quälen.

Leider müssen wir in Lateinamerika, trotz aller grossen Siege der ArbeiterInnen dort, uns vor dem Wiederauferstehen eines alten ideologischen und ökonomischen Vampirs in Acht nehmen - dem Staatssozialismus. Dieses Mal tritt er auf in Form eines fanatisch katholischen und nationalistischen Bolschewismus. Einer seiner Hauptvertreter ist der aus Funk und Fernsehen bekannte venezuelanische Komödiant, der unter seinem Künstlernamen "Präsident Chavez" berühmt wurde. Er will einen Cuba-Verschnitt in Venezuela aufbauen, mit einer Prise religöser Inbrunst und noch mehr Polizeistaat. Sein Personenkult ist schon im Aufbau und es heisst, dass die Kinder demnächst ein neues Fach in der Schule haben werden: Chavismus. Dort wird es ohne Frage um so wichtige Themen, wie lahme Witze auf Kosten von George Bush, oder wer der "besteste" Kumpel von Fidel Castro ist...

Das zeigt, dass es innerhalb des Rahmens von Staat und Kapital keinen längerfristigen Nutzen für die arbeitende Klasse zu erreichen gibt. Wir können eigentlich nichts gewinnen, auch keine Freiheit, wenn wir uns auf unsere selbsternannten Herren verlassen, dass sie sich für uns einsetzen und uns "den Weg zeigen". Wir müssen uns selbst durch uneingeschränkte Solidarität und direkte Aktionen auf unseren Weg zur Freiheit machen und damit mit der eigentlich menschlichen Geschichte und dem Fortschritt beginnen.

Um diesen Kampf zu gewinnen, müssen wir unseren Widerstand global führen. An diesem Ersten Mai wird die Internationale ArbeiterInnen-Assoziation (IAA) mit ihren Sektionen wieder einmal ihre Kräfte in den Kampf gegen prekäre Arbeit legen und auf diesem Weg am weltweiten Kampf um Freiheit teilnehmen. Eine besondere Betonung muss auf die Entwicklung des Anarchosyndikalismus in der "Dritten Welt" gelegt werden. An jenen Orten, die weit weg von allem Medieninteresse liegen und wo die arbeitende Bevölkerung - auch jetzt in diesem Augenblick - die schlimmsten Grausamkeiten erleiden muss, die je im Namen von Staat, Autorität und Kapitalismus begangen wurden. Es gibt einige Anzeichen, dass ArbeiterInnen in Indonesien, Pakistan und dem restlichen Asien ihren Willen zeigen, den Weg des revolutionären Syndikalismus zu gehen.

Die IAA strebt voller Hoffnung eine Welt an, in der es für kapitalistische und autoritäre Ausbeutung der arbeitenden Klasse keinen sicheren Ort mehr gibt. Eine Welt, die geradewegs auf die Freiheit zugeht, kann nur in einer Gesellschaft ohne staatliche und kapitalistische Unterdrückung entstehen, in einer Gesellschaft des libertären Kommunismus - der Anarchie.

Für Freiheit und Gleichheit: Direkte Aktionen und Solidarität!

Lang lebe die IAA und der Anarchosyndikalismus!

19. April 2007

Sekretariat der Internationalen ArbeiterInnen-Assoziation (IAA)

Belgrad (Serbien)

www.iwa-ait.org


Gegen Klassenungerechtigkeit: Direkte Aktionen und Solidarität!
IAA-Sekretariat: 1. Mai 2006
Übersetzung: Allgemeines Syndikat Nordhessen (
ASN)

Während wir uns dem 1. Mai 2006 nähern sehen wir kapitalistische Kräfte auf jedem Winkel der Erde nach höheren Profiten und Marktkontrolle jagen. Die Kapitalisten wollen sich von ihren Verpflichtungen zu würdigen Arbeitsbedingungen, Bezahlung und Sozialabgabenpflicht "befreien". Nun, im Jahre 2006, 120 Jahre nach dem Kampf um den 8-Stunden-Tag in Chicago dürfen wir nicht vergessen, dass kapitalistische Entwicklung nicht nur Unterdrückung, sondern auch Revolten hervorbringt!

Am ersten Mai 1886 streikten Arbeiter für den 8-Stunden-Tag, und am 4. Mai wurde als Provokation eine Bombe geworfen. Die Verantwortung wurde den Anarchisten Parsons, Fischer, Engel, Spies, Schwab, Neebe und Fielden aufgedrückt und diese wurden verhaftet. Von diesen wurden Parsons, Fischer, Engel und Spies gehenkt. Lingg verstarb im Gefängnis. Diese Haymarket Märtyrer gehören seitdem zum internationalen Proletariat und die universelle Begehung des 1. Mai ruft die Verbrechen der Verteidiger des "Freien Unternehmertums" in den USA in Erinnerung.

In Europa gibt es eine laufende koordinierte Kampagne gegen Arbeiterrechte: in Frankreich haben Studenten und Arbeiter gegen das Contrat Premiere Embauche (CPE) protestiert, welches erlaubt hätte, unter 26-jährige Arbeiter ohne Angabe von Gründen innerhalb einer zweijährigen Probezeit zu feuern. In Britannien gab es einen Generalstreik gegen Rentenkürzungen, in Spanien gab es Proteste gegen neue Arbeitsgesetze, um einige Länder zu nennen, wo die vielen Angriffe stattfinden.

Ein starker globaler Trend ist der zu immer mehr befristeten Arbeitsverhältnissen, und zu geringerem Schutz für unbefristete. Die OECD benutzt 22 Indikatoren zur Beurteilung des Schutzes von Arbeitsverhältnissen in verschiedenen Ländern. So richten sich die Angriffe gegen den Kündigungsschutz oder auch gegen Abfindungszahlungen als auch die Zunahme aller Arten von befristeten Arbeitsverhältnissen, welche ein Arbeitgeber den Arbeitssuchenden aufdrücken kann.

In diesen Indikatoren der OECD kommt ein Faktor nicht vor: die Möglichkeit zu kämpfen. Es ist kein Zufall, dass es so viele Dispute zum Thema Gerwerkschaftsbekämpfung und der Entlassung von Gewerkschaftsaktivisten gibt. In Barcelona gibt es ein Beispiel des Streiks der CNT-AIT gegen die Firma Mercadona, und die Arbeiter benötigen alle Solidarität, die sie bekommen können: Die Wiedereinstellung von drei Gewerkschaftern, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und gegen Übergriffe sind alles Gründe für den Streik!

"Union busting" ist ein Teil des heutigen "Rennen nach unten", welches Lohn- und Sozialabbau sowie den Abbau von Arbeitsbedingungen und -rechten beinhaltet. Wenn wir nach China schauen, welches als das nach unten führende Land angesehen wird, gibt es dort sehr geringe Mindestlöhne. China hat ein dezentrales Lohnsystem, wo "freie Zonen" um Investitionen konkurrieren. Diese Zonen nutzen ein Pass-System von befristeten Arbeitserlaubnissen zur Verwaltung migrierender Arbeiter.

Dieses Pass-System reguliert den Fluss der Arbeitskräfte und erlaubt es, je nach Bedarf mehr Arbeiter in diese Zonen zu lassen, oder diese heraus zu schicken. Wenn ein Arbeiter einen Unfall hat, krank oder zu alt wird, werden sie wieder in die ländliche Gegend geschickt. Fast alle weiblichen chinesischen Migrantenarbeiter sind um die 20 Jahre alt und dürfen ihre Familien nicht mit sich reisen lassen. Es gibt bisher keine "Hemmnisse" gegen niedrigste Bezahlung und extrem lange Arbeitszeiten. Gewerkschaftliches organisieren ist streng verboten.

Das Beispiel China zeigt, dass es kein Ende beim Rennen nach unten gibt, und dass chinesische Billigarbeit ebenfalls ein Exportprodukt ist - durch die Arbeit von Zeitarbeitsfirmen. Neben den Funktionen dieser Firmen, die Arbeiterschaft zu spalten, haben diese einen zunehmenden internationalen politischen Einfluss. Z.B. benutzt Israel Leiharbeiter von den Philippinen, Osteuropa und China und -aus "Sicherheitsgründen"- nicht aus Palästina. Israelische Arbeitgeber konfiszieren dazu den Pass von chinesischen Arbeitern, um organisieren zu verhindern.

Multinationale Konzerne haben ihre Fabriken über die Welt verteilt und in Gegenden niedriger Kosten in Asien und Lateinamerika versetzt. Neue Technologien haben gesichtslosen, spekulativen Anlagen Aufschwung gegeben, Aktien- und Devisenhändler sitzen hinter Computerschirmen und verschieben Geld und Investitionen über den ganzen Globus. Rohstoffe, Produktion und Märkte sind oft in unterschiedlichen Regionen, daher ist dieses System anfällig für Aktionen der Arbeiterschaft und instabile politische Bedingungen.

Verstärkter Wettbewerb und Rivalitäten unter den kapitalistischen Kräften macht es für diese nötig, die Ketten von Produktion und Transport als lebensnotwendig zu betrachten. Dieses wurde am 1. Januar 2006 klar, als der russische Konzern Gazprom die Ukraine nicht mehr belieferte, nachdem diese sich weigerte, den geforderten Preis zu zahlen. Dieser russisch-ukrainische Gaskonflikt hat auch Gasimporte der EU betroffen, welche etwa 66% ihrer Importe aus russischen Gasfeldern bezieht.

Als Teil der Militarisierung der Energiepolitik sehen wir US-Kriegsschiffe im Persischen Golf, das arabische Meer, die südchinesische See mit anderen Routen, welche für die USA und ihre Verbündeten wichtig sind. US-Truppen bewachen Gas-und Ölpipelines rund um den Erdball in Irak, Saudi-Arabien, Georgien, dem Training von Truppen in Nigeria und Angola bis hin zum repressiven "Plan Colombia", in welchem der Schutz der Ölinteressen zentraler Punkt ist.

Das gefährlichste Szenario für die USA wäre eine große Koalition von China, Russland und Iran. Putin hat kürzlich gesagt, dass er keine UN-Sanktionen gegen den Iran unterstützen wird, sofern nicht Beweise für eine militärische Nutzung des Atomprogramms vorliegen. Sowohl Russland und China haben Maßnahmen gegen US-Hilfe an NGO's unternommen mit Blick auf "farbige Revolutionen" in Georgien, Ukraine und Kirgisistan.

Und keines dieser Länder hat den Bericht an den US-Kongress vom 8. Januar 2002 vergessen, welcher darlegte, dass die USA bereit sein müssten, taktische Atomwaffen gegen China, Russland, Nordkorea, Iran, Libyen und Syrien einzusetzen. Seitdem wurde der Irak überfallen, Russland und China befürchten, von "Farbrevolutionen" eingekreist zu werden, und der Iran ist bedroht. Jedes verfügbare Mittel wird gegen den Iran eingesetzt werden, und Regimewechsel steht auf der Agenda.

Ein Regimewechsel würde den USA den Zugang zu großen Öl- und Gasvorkommen sichern, und, genau so wichtig, die Passage von Schiffen durch die Straße von Hormuz und den Persischen Golf ermöglichen, der wichtigsten Energietransportroute der Welt. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass dies auch es ermöglichen würde, Gas und Öl vom kaspischen Meer zu transportieren, die unsichere Route durch den Kaukasus, Russland und Afghanistan vermeidend.

Darüber hinaus hat der Iran seit 2003 in Erwägung gezogen, eine Ölbörse mit Euro-Währung zu gründen. Dies wurde einige Male vertagt, aber sollte es geschehen, würde es Schockwellen durch die Finanzwelt laufen lassen. Wenn man die riesigen US-Defizite und den schwachen Dollar betrachtet, wäre eine funktionierende iranische Ölbörse eine starke Bedrohung.

Es gibt keine gleichberechtigten Partner wenn der Kapitalist kauft, verkauft und den Preis der Arbeit drückt, während wir Arbeiter gehorchen müssen. Der Kapitalismus macht "Teile und Herrsche"-Systeme, damit wir gegen uns selber, um Fragen des Geschlechts, der "Rasse", Nationalitäten etc. kämpfen sollen. Aber was Regierungen und Arbeitgeber wollen ist nicht notwendigerweise das, was sie bekommen. Während der Kapitalismus die Basis für Zersplitterung schafft, ergeben sich durch ihn auch die Bedingungen für direkte Aktionen und Solidarität.

Solidarität bedeutet gegenseitige Hilfe und kennt keine Grenzen. Die einzige wahre "Arbeitsplatzsicherheit" kommt von uns selber und den Aktionen und der Solidarität, die wir erzeugen können. Direkte Aktionen am Arbeitsplatz bedeuten Streiks, Bummeln, Dienst nach Vorschrift, Besetzungen und Boykotts, und die Aktionen werden dann durchgeführt, wenn es für uns als Arbeiter richtig ist und nicht, wenn ein Tarifvertrag und Gesetze dieses erlauben.

Die Direkte Aktion, Propaganda und Solidarität muss aus unserer eigenen Stärke kommen, nicht aus einer Klassen-Kollaboration, wie durch Gewerkschaftswahlen zu Unternehmensausschüssen. Ökonomische Unabhängigkeit kann nur durch eigene Beiträge erworben werden, nicht durch Abhängigkeiten vom Staat . Föderalismus bedeutet, dass wir keine zentralistischen Strukturen und Fonds mit bezahlten Gewerkschaftsfunktionären schaffen.

Im Gegensatz zu reformistischen Gewerkschaften kämpft die IAA auf ökonomischen, sozialen, kulturellen und anti-militaristischen Ebenen. 70 Jahre nach der spanischen Revolution von 1936 rufen wir auf, die Aktionen gegen die Klassenungerechtigkeit zu verstärken, um den Kapitalismus und den Staat durch freie Föderationen freier Assoziationen von ArbeiterInnen zu ersetzen – libertärer Kommunismus!

Gegen Klassenungerechtigkeit: Direkte Aktionen und Solidarität!

Lang lebe die IAA!

Oslo, den 24. April 2006

IAA-Sekretariat


IAA - Gegen die kapitalistische Ausbeutung: Organisiert Euch und kämpft!
Erster Mai 2005

Erklärung der Internationalen ArbeiterInnen-Assoziation (IAA) zum 1. Mai 2005

Während wir uns dem 1. Mai nähern, sehen wir überall auf dem Globus kapitalistische Rivalitäten und schwerwiegende Angriffe auf die Arbeitsrechte und -bedingungen. Der Kapitalismus beutet uns nicht nur auf ökonomischer, sozialer und kultureller Ebene aus: Die Ängste anderer ArbeiterInnen vor Jobverlust, Menschen anderer Herkunftsländer und Terrorismus etc. ausnutzend, versucht das Kapital, uns für seinen ökonomischen und militärischen Wahn zu mobilisieren. Die globale Ökonomie befindet sich in einer sehr kritischen Situation, möglicherweise steht ihr ein Zusammenbruch des Dollar bevor. Der US-Gedanke war, dass der Irakkrieg sich selbst bezahlen würde, wenn nur erst das irakische Öl in den Weltmarkt einströmte. Gesteigerte Ölproduktion hätte somit geringere Ölpreise bedeutet und wichtige OPEC-Länder wie Saudi-Arabien, Venezuela und Iran hätten deutlich rückläufige öffentliche Einnahmen zu verzeichnen gehabt. Heute sehen wir, wie das Gegenteil sich bewahrheitet hat: Enorme Kosten des Krieges im Irak (und Afghanistan), hohe Ölpreise und sinkende Profite, dies alles spielte eine Rolle bei der Verstärkung des ohnehin beträchtlichen US-Defizits.

Die erdölexportierenden Länder werden nicht dabei zusehen, wie ihr Profit sinkt, während das Öl in Dollar pro Barrel gehandelt wird. Der Wertrückgang des Dollar lässt sie den Ölpreis anheben und den vergleichsweise starken Euro mehr und mehr als Alternativwährung für Erdöltransaktionen betrachten. Ungeachtet dessen, sehen sich Länder mit sich entwickelnder Ökonomie und beträchtlichen Dollarreserven der Bedrohung großer Verluste, verursacht durch Wertminderung des US-Dollar, gegenüber. Wir haben demzufolge in vielen Ländern den Umtausch der Bankreserven von Dollar in Euro beobachtet.

Durch die Energiesituation wird die Lage noch dramatisch verschlimmert, so warnt der Internationale Währungsfond bereits vor Problemen, die bei der Belieferung langfristig auftreten können. Dem IWF zufolge, steht die Welt, wegen dringender Nachfrage nach Erdöl von wirtschaftlich aufstrebenden Ländern und begrenzten Angebots von Ländern außerhalb der OPEC, am Rande eines "permanenten Ölschocks" und hoher Preise für Erdöl.

Tritt diese Situation jetzt in Erscheinung und nicht erst ab 2010, wie vorausgesagt, wird sie im wahrsten Sinne des Wortes Öl ins Feuer der Rivalitäten kapitalistischer Kräfte gießen und dadurch die Ausbeutung der ArbeiterInnen vermehren. Diese kapitalistischen Rivalitäten laufen in allen Kontinenten des Globus ab. Im Lichte der genannten Krise handeln die kapitalistischen Kräfte wie Öl-Junkies, die verzweifelt versuchen, ihre gegenwärtigen und zukünftigen Energiequellen zu sichern. Sie wissen, dass diejenigen, die die Energiequellen und Zulieferungswege kontrollieren, die Rivalen kontrollieren, da Erdöl und -gas das Herzblut des Kapitalismus sind.

Die Veränderungen in Georgien und der Ukraine stellen gewichtige Siegesstationen für die USA dar. Georgien ist ein Transitland für die bald fertiggestellte Baku (Aserbaidschan)- Tbilisi (Georgien)- Ceyhan (Türkei) Pipeline, die neben Georgien auch durch kurdische Regionen verläuft, Russland und Iran jedoch ausspart. Die Ukraine, als Haupttransitland für russisches Erdöl in die EU, wird wie die neuen EU- und NATO Mitgliedstaaten von den USA als Pufferzone genutzt werden, um russische und französisch/deutsche Interessen zu unterwandern. Der wahre Alptraum der USA und der imperialistischen Kräfte ist, dass ihre derzeitigen und zukünftigen Energielieferanten in immer größerem Maßstab von feindlichen und/oder "instabilen" Ländern abhängig werden. Die Strategie der USA, jene Länder im eurasischen Korridor zu kontrollieren, der durch Osteuropa, Zentral- und Ostasien verläuft, ist daher ein bedeutungsvoller Zusatz zum "Bogen der Instabilität", wie er genannt wird.

Die USA betreiben eine Menge an Aktivitäten gleichzeitig in diesem "Bogen der Instabilität". In Lateinamerika angefangen, wo sie versuchen, den blutigen Plan Columbia zu militarisieren und der Andenregion aufzuzwingen, über Afrika, wo sie mit hoher Geschwindigkeit ihre Präsenz vermehren, durch den Mittleren Osten mit der Irakbesatzung und der Drohung gegen Syrien, bis hin zum Afghanistankrieg in Zentralasien und nach Südostasien wo sie gegen Nordkorea eine Drohkulisse aufbauen und sich der aufstrebenden Macht China entgegenstellen.

Besondere Aufmerksamkeit muss dabei dem Mittleren Osten und dem Persischen Golf gezollt werden, wo die USA sich darauf vorbereiten, aus der Luft Attacken gegen strategisch-militärische Ziele im Iran durchzuführen sowie gegen vermutete nukleare, chemische und biologische Waffenproduktionsstätten, um einen Regimewechsel in diesem Land zu erzwingen. Nach Angaben des US Veteran-Journalisten Seymour Hersh benutzt die Bush-Administration das Pentagon statt des CIA für geheime Aktionen im Iran, um dem Kongress nicht Bericht erstatten zu müssen.

Die vorbereiteten Aktionen gegen den Iran haben, wie im Krieg gegen den Irak, einen sehr wichtigen und versteckten Grund. Das Saddam Hussein Regime wurde definitives Ziel, als sie ihre Erdöltransaktionen nicht mehr in Dollar, sondern in Euro tätigten. Der Iran hat seit mindestens 2003 in Betracht gezogen, einen Handel von Ölvorräten in Euro durchzuführen. Am 16. Juni 2004 berichtete der Guardian, dass dieser Plan 2005 umgesetzt werden solle. Jetzt ist der Plan, nach Alexander Gas & Oil, auf für den August 2005 festgelegt. Wenn es in die Praxis umgesetzt wird, wird das den IPE in London und den NYMEX in New York stark unterwandern und Bremsklötze in die Finanzwelt treiben, denn der auf Petrodollar basierende Handel ist einer der Grundpfeiler der ökonomischen Hegemonie der USA. Wenn wir das US Defizit und den schwachen Dollar mit in Betracht ziehen, wird klar welch immense Bedrohung die Vorhaben Irans für die USA bedeuten, und dass sie alles daran setzen werden, dies zu verhindern.

Wir sollten nicht darüber verwundert sein, das Krieger wie Scharon und Bush sich als Friedenstauben darstellen. Die "Road Map for Peace" lässt Palästinensische Territorien von einer Mauer umschließen und im März 2005 kontaktierte eine Anzahl ausländischer Konsortien (hauptsächlich aus US-Investoren bestehend) israelische Regierungsagenturen und den Regierungsbetrieb "Petroleum and Energy Infrastructures" und machte den Vorschlag, die Ölpipeline von Haifa nach Irak zu erneuern, die durch Jordanien verläuft. Diese Pipeline ermöglicht es, zentrale strategische Interessen in die Praxis umzusetzen. Sie kann die israelische Energiekrise lösen und Erdöltransport in die EU und USA sichern. Dieser Plan jedoch, wie andere im Mittleren Osten, setzt voraus, dass das "feindliche" Regime in Syrien geschwächt oder beseitigt wird sowie einen Irak, in dem der Widerstand, vor allem die Sabotage von Gas- und Ölpipelines, gebrochen wird.

Dieses strategische Projekt einer Pipeline zum Mittelmeer gewinnt im Licht der Vorbereitungen gegen den Iran noch mehr an Bedeutung, da die USA und die EU mehr und mehr Unabhängigkeit von Schiffstransporten durch die Meerenge von Hormuz anstreben. Der Iran hatte gedroht, diese Meerenge im Falle eines Angriffes zu blockieren, um somit die Ölpreise in nie dagewesene Höhen zu treiben.

In solchen Zeiten ist es wichtig, die Motive der kapitalistischen Kräfte zu enttarnen. Die EU ist kein sanfter und humanistischer Block, der sich den USA entgegenstellt, und Russland ist ein repressiver Staat, der beispielsweise den Krieg in Tschetschenien fortführt. Die US Militärkräfte haben mit ihrer Teilnahme an der Unterstützung für die Opfer des tragischen Tsunami eindeutig ihre Anwesenheit in dieser Region demonstriert. Die Meerenge von Malacca ist dort die bedeutende kritische Seeverbindung zwischen Persischem Golf und Ländern wie Südkorea, Japan und China.

China mit seinen derzeitigen und zukünftigen riesigen Bedarfsmengen an Energie wird mehr und mehr als strategischer Gegner der USA angesehen, da sie die USA auf der "Seidenstraße" in Asien herausfordert, enge Verbindungen zum Iran unterhält und sich den USA in Afrika und Lateinamerika entgegenstellt. In Lateinamerika haben Brasilien und Venezuela Verabredungen getroffen, den Ölexport nach China zu erhöhen, während China den Handel von Waffen und herkömmlichen Gütern in den Kontinent verstärkt betreibt.

Reibungspunkte zwischen USA und EU sind in der Politik gegenüber Iran und China klar erkennbar. In der Iranfrage wird die EU eine gemäßigtere Haltung einnehmen als die USA, und was China betrifft stellt sie sich den USA entgegen mit der Forderung nach Aufhebung des Waffenembargos. Die USA befürchten EU Allianzen mit Russland, das große Energievorräte besitzt, sowie den Aufbau von Verbindungen mit Lateinamerika und Ländern wie Indien und China in Asien.

Die Taktik der USA, Europa in ein "altes" und ein "neues Europa" zu zerteilen, wurde vor dem Irakkrieg und in der Anfangsphase deselben offen zur Schau gestellt. Die Fälle Irak und Ukraine zeigen, dass die USA versuchen, alle Energiequellen und Transportverbindungen von potentiellen Herausforderern der US Hegemonie zu kontrollieren. Die EU expandiert und ist, was den Handel betrifft, bereits eine Supermacht, militärisch jedoch vergleichsweise schwach. Darum versucht dieser Block nun, militärische und ökonomische Integration sowie "Reformen" durch die vorgeschlagene Verfassung voranzutreiben.

In Europa lautet die kapitalistische Regel, wie in allen Teilen der Welt, expandiere oder stirb. Die Offensive, die wir weltweit gegen die öffentlichen Dienste beobachten, öffnet Märkte und Kapital für Privatunternehmen. Viele Regierungen der Welt schauen auf Großbritannien, da die Blair Regierung, wie Schätzungen sagen, so weit geht, dass dort ein Fünftel der öffentlichen Dienstleistungen bis 2006/2007 vom privaten oder "freiwilligen" Sektor bedient werden können.

Ein weiterer globaler Trend ist, dass dauerhafte Jobs zu befristeten umgeändert werden, und dass die dauerhaften Jobs weniger geschützt sind. Die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) benutzt 22 Indikatoren um den Grad der Beschäftigungssicherheit in verschiedenen Ländern zu vergleichen. Angriffe sind so bei Entlassungen auszumachen, Verfahren, Abfindungen für Entlassungen aus regulären Verträgen, die nicht aus Fehlverhalten resultieren und natürlich die ganze Bandbreite der Zeitarbeit, die Arbeitgeber der Arbeitswelt aufstülpen können.

Eine der Formen der Zeitarbeit wird durch Zeitarbeitsagenturen geschaffen, die als multinationale Konzerne durch Sklavenarbeit ihren Profit erwirtschaften. Neben ihrer Funktion, Arbeitskräfte zu zerteilen, werden sie mehr und mehr politischen und internationalen Einfluss auf den sogenannten "Krieg gegen den Terrorismus" erlangen. Die bürokratischen und reformistischen Gewerkschaften (in Deutschland repräsentiert vom DGB, A.d.Ü), die von gesetzgeberischer Hilfe und Unterstützung von denjenigen angewiesen sind, die diese Angriffe durchführen, müssen entweder aufgeben oder kämpfen. Wenn sie überhaupt mobilisieren, sind sie zum Scheitern verurteilt, da sie nicht geschaffen sind, um Angriffen auf breiter Front zu begegnen und sich auf die eigene Stärke zu verlassen. Auf diese Weise werden reformistische Gewerkschaften zu Dienstleistungsanbietern und Lasten auf den Rücken der ArbeiterInnen, keine freien Werkzeuge für Emanzipation und Eigenaktivität.

Die einzige wirkliche "Berufssicherheit", auf die wir uns als ArbeiterInnen verlassen können, kommt von uns selbst, von der Solidarität und den Aktionen, die wir selbst zu verwirklichen im Stande sind. Im Gegensatz zu den reformistischen Gewerkschaften, weist die Internationale ArbeiterInnen Assoziation (IAA) die Integration in das kapitalistische System zurück. Wir arbeiten nicht mit herrschenden Klassen zusammen, wie z.B. durch "Gewerkschaftswahlen" nach staatlichem Schema. Wir haben keine bezahlten Funktionäre, wir erhalten keine Subventionen von unseren Gegnern.

Da die Angriffe von vielen Seiten kommen, kämpft die IAA auf der ökonomischen, sozialen, kulturellen und anti-militaristischen Ebene. Der anarchosyndikalistische Zusammenhang der Internationalen ist essenziell, da die Kämpfe auch Kämpfe für ein anderes System sind. Das Ziel der IAA ist, Kapitalismus und Staat durch freie Föderationen von freien Zusammenschlüssen der ArbeiterInnen zu ersetzen - durch den libertären Kommunismus.

In diesen repressiven Zeiten des "Krieges gegen den Terrorismus" müssen wir daran erinnern, dass der 1. Mai in Gedenken an die Haymarket-Märtyrer begangen wird. Diese AnarchistInnen wurden verfolgt, um die Streikbewegung für den 8 Stunden Tag in Chicago 1886 zu beenden. Sie wurden ungerechtfertigt beschuldigt, eine Bombe zur Explosion gebracht zu haben, mit dem heutigen aggressiven, militaristischen Kapitalismus kann dies wieder geschehen. Der Titel des 22. IAA-Kongresses, der im Dezember 2004 in Granada stattfand, lautete "Kein Krieg zwischen den Menschen - Kein Frieden zwischen den Klassen". Die Delegierten diskutierten Aktionen gegen die kapitalistischen Kriege (Irak, Tschetschenien, Kolumbien etc.), trafen eine interne Koordinierungsentscheidung und verfassten eine spezielle Erklärung gegen den Krieg in Kolumbien.
Der Kongress entschied, der Unterstützung der IAA-Sektionen und FreundInnen in Lateinamerika Priorität einzuräumen und koordinierte Aktionen gegen Zeitarbeitsagenturen vom 15.04. bis 01.05.2005 durchzuführen. Mit dem Titel "Internationale Aktionen gegen Zeitarbeit!" werden diese derzeit organisiert.

Der Kongress entschloss, dass die IAA sich selbst und den Anarchosyndikalismus gegen die Versuche verteidigen müsse, Parallelstrukturen/Parallelinternationalen aufzubauen und gegen Organisationen die unkorrekterweise unsere Initialen (AIT-IWA) verwenden. Darüber hinaus wird die IAA die Anstrengungen intensivieren, die IAA und den Anarchosyndikalismus auf weitere Länder auszuweiten. Der Kongress akzeptierte die Anarcho-Syndikalistische-Initiative (Serbien) als neue Sektion und die Anarcho-Syndikalistische-Initiative (Israel/Palästina) als befreundete Gruppierung.

In der Nachfolge des Kongresses hat die ASI (Israel/Palästina) die IAA informiert, dass sie sich als Gruppe aufgelöst hat. Stattdessen hat die Gewerkschaft GWU in Pakistan um Aufnahme gebeten. Eine Gruppe in Guatemala sagt, sie wolle den mit der IAA befreundeten Status. Die USW in Slowenien, die ASK in Kroatien und die große Gewerkschaft FSPNI in Indonesien informierten uns, dass sie geschwisterliche Verhältnisse zu uns wollen, um eine Mitgliedschaft in Erwägung zu ziehen.

Gegen die kapitalistishe Ausbeutung: Organisiert Euch und kämpft!
Lang lebe die IAA!
Oslo, 20. April 2005
IAA-Sekretariat
Dt Übersetzung: asn 28.04.2005 www.anarchosyndikalismus.de


Erster Mai 2004:
Kein Krieg zwischen den Menschen - kein Friede zwischen den Klassen!

Erklärung der Internationalen ArbeiterInnen-Assoziation (IAA) zum 1. Mai 2004

Von der Stadt Fallujah westlich Bagdads bis zu verschiedenen schiitischen Städten überall im Süd-Irak sieht sich die US-Armee dem heftigsten Widerstand seit dem Beginn der Besatzung des Irak vor einem Jahr gegenüber. Den US-Truppen, die zunehmend verbittert und demoralisiert sind, wird befohlen sich weiter auszubreiten. Es gibt bewaffnete Aufstände, Entführungen, Angriffe auf Öl-Pipelines und Transporte, und die verzweifelten USA bitten nun die Vereinten Nationen (UN) eine größere Rolle zu übernehmen.

Während diese Zeilen geschrieben werden ist das Ergebnis der Situation in Fallujah und Najaf noch unklar, aber - nach Angaben der Föderation der Arbeiterräte und Gewerkschaften im Irak (FWCUI) - hat in der Stadt Nasiriyah eine zu Muktada Al Sadr gehörende, bewaffnete Gruppe versucht Fabriken und Werkhallen zu räumen, um diese in befestigte Militärposten zu verwandeln und von dort die amerikanischen und italienischen Truppen zu bekämpfen.

Als Antwort haben die ArbeiterInnen sowohl in der Aluminiumfabrik als auch in der Sanitäranlagenproduktion sich trotz zahlreicher Todesdrohungen geweigert ihre Arbeitsplätze zu verlassen. Sie lehnten es ab, dass de Arbeitsplätze in Schlachtfelder verwandelt werden, was entweder deren Zerstörung oder mögliche Diebstähle und Plünderung zu Folge gehabt hätte. Also bestanden sie darauf in den Fabriken zu bleiben, um diese zu verteidigen. Eine Stellungnahme der FWCUI besagt:

"Wir weisen die Umwandlung von Arbeitsplätzen und zivilen Wohnräumen in reaktionäre Frontlinien zwischen den beiden Polen des Terrorismus im Irak gänzlich zurück. Die USA und ihre Verbündeten auf der einen Seite und die bewaffneten Milizen auf der anderen Seite sind bekannt für ihre Feindschaft gegenüber den Interessen der irakischen Leute. Wir werden uns den Versuchen dieser Milizen, die auf die Störung der Sicherheit und Stabilität der Bevölkerung abzielen, entgegen setzen. Und wir werden ihre Versuche bekämpfen, die Gesellschaft in einen Bürgerkrieg und somit in Zerstörung und Leid zu stürzen."

Im Irak, wie auf der ganzen Welt, wird ein Klassenkampf geführt. Was die Klasse der ArbeiterInnen von den KapitalistInnen unterscheidet, ist daß wir keine KapitalistInnen brauchen. Aber sie brauchen uns dringend für ihre Todesmaschine namens Kapitalismus. Sie brauchen uns, um ihre Waren und Dienstleistungen herzustellen, damit sie ihre Gewinne machen können. Sie brauchen uns als SoldatInnen, damit wir unsere Arbeits-GenossInnen töten und sie brauchen uns, um ihre Waffenindustrie am Laufen zu halten. Sie brauchen uns, damit wir ihre Ausrüstung und Truppen transportieren, um sie mit Nahrung zu versorgen und um das Herzblut des Kapitalismus zu produzieren: das Öl.

Die kapitalistischen Mächte handeln wie verzweifelte Öl-Junkies, die einen "Schuss" brauchen - besonders je näher wir dem Jahr 2010 kommen. Die Zeit ab 2010 wird als "Öl-Spitze" bezeichnet, weil dann der Verbrauch stärker ansteigen wird als die Produktion. Diese Entwicklung wird besonders durch den dringenden Energiebedarf von Staaten wie China oder Indien verstärkt. Der imperialistische Kampf wird - wie im Irak - nicht nur um die heutigen Rohstoffe geführt, sondern noch viel mehr um die zukünftigen Energiereserven. Auch um die Kontrolle der Marktanbieter, Öl-Handelswährungen, Öl- Preismechanismen und Einflussgebiete wird gekämpft.

Das erinnert an den umstrittenen Entwurf einer Studie, die 1992 von dem damals stellvertretenden US-Verteidigungsminister Wolfowitz angefertigt wurde. Diese Studie ging davon aus, dass das Hauptziel der US-Strategie sein sollte "jede feindliche Macht davon abzuhalten eine Region zu dominieren, deren Rohstoffe ausreichen würden unter vereinter Kontrolle die weltweite Energieversorgung zu ermöglichen".

Heute sprechen die US-PlanerInnen davon halb-dauerhafte oder ständige Militärstützpunkte entlang eines gigantischen Bandes einzurichten. Dieser "Bogen der Unbeständigkeit" verläuft vom Karibischen Meer über die Andenregion durch Afrika, den Mittleren Osten bis nach Zentralasien und endet in Südostasien. Dem aufmerksamen Auge wird nicht entgangen sein, dass dieser "Bogen" den Hauptgebieten mit großen Vorräten an Öl, Gas und Mineralien entspricht.

Es ist auch kein Zufall, dass Kolumbien hochgradig militarisiert wurde, um den blutigen Krieg fortzuführen. Kolumbien hat nämlich riesige Naturvorräte und eine Grenze zu dem Ölförderland Venezuela. Es ist ausserdem eine strategische Einfallstür zu der genetischen Vielfalt des Amazonas und zu den Märkten in Südamerika. Der Plan Colombia und dessen Ausweitung, die Regionale Anden-Initiative, ist für die USA der militärische Bestandteil der Amerikanischen Freihandelszone (FTAA).

Wenn wir die Linie nach Afrika verfolgen, so sehen wir die Pläne der USA ihre Militärpräsenz zu erweitern, indem sie ständige oder halb- dauerhafte Stützpunkte in Dschibuti, Algerien, Marokko, Tunesien, Senegal, Mali, Ghana und Kenia einrichten. Eine Schlüsselrolle für die USA in Afrika kommt dabei - nach Angaben von US-VertreterInnen - der Absicherung der Ölfelder in Nigeria zu.

Der "Bogen der Unbeständigkeit" geht weiter in den Mittleren Osten und wir sehen, dass der "Fahrplan für Frieden" sich als "Fahrplan" für Besatzung und Krieg offenbart hat. Die Opfer in diesem Konflikt, wie auch in den kapitalistischen Kriegen in Kolumbien, Afghanistan und Tschetschenien, sind die einfachen Leute. Dieses "Große Spiel" und die Rivalitäten der kapitalistischen Mächte verwandeln auch Zentralasien in ein Gebiet anhaltender Hochspannung. Und die Kontrolle Südostasiens ist für die USA lebenswichtig, um Japans Treue zu erhalten und das aufstrebende China zu untergraben.

Aber auch die historischen Zeiten, in denen wir leben, werden untergraben: Die Bedeutung der grausamen Eisenbahn-Bombenanschläge vom 11. März 2004 in Madrid ist, dass sie benutzt werden, um die fortgesetzte Eingliederung und Militarisierung der Außen- und Innenpolitik der Europäischen Union (EU) voranzutreiben. So wie die Anschläge des 11. September 2001 für die geo-politischen Interessen der USA und für einen dramatischen Angriff auf die Arbeitsbedingungen und Arbeitsrechte benutzt wurden.

Auch die neuen Mitgliedsstaaten der EU und der NATO werden von den USA benutzt, als eine Pufferzone um die russischen und die deutsch- französischen Interessen zu untergraben. Und wir können davon ausgehen, dass es zu erhöhten Spannungen zwischen den kapitalistischen Mächten kommen wird.

Die EU baut nun eine Schnelle Eingreiftruppe auf, die innerhalb von 60 Tagen mit flexiblen und beweglichen Einheiten weltweit einsatzbereit sein soll. Und gleichzeitig schließt sich die Festung Europa zusammen gegen Asylsuchende und ImmigrantInnen. Der neue Vorschlag der Europäischen Kommission zur Liberalisierung der "Dienstleistungen im Binnenmarkt" wird einen lebenswichtigen Teil der kapitalistischen Erweiterung gegen die Bedingungen der ArbeiterInnen- Klasse spielen, ebenso wie die Kampagne gegen Renten und öffentliche "Wohlfahrt".

Der weltweite Kapitalismus enthüllt offensichtlich, dass die reformistischen Gewerkschaften nicht dazu geschaffen sind, um diesen Angriffen etwas entgegen zu setzen. Diese bürokratischen, zentralistischen "Dienstleister" sind von der Unterstützung und der rechtlichen Hilfe der kapitalistischen Staaten abhängig. Diese lenken den sogenannten "Krieg gegen den Terror" um in einen dauernden Krieg gegen die ArbeiterInnen-Klasse und ihre Rechte. Auf der ganzen Welt sehen wir die Entwicklung von repressiven Sicherheitsstaaten, die Privatisierung der "Wohlfahrt", aber auch Massenentlassungen, Terror gegen Gewerkschaften, Maßnahmen gegen Arbeitslose und Arme, und sowohl die Verschärfung der Anti-Einwanderungs-Gesetze, wie auch die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, und so weiter.

Als anarchosyndikalistische Internationale unterstützt die Internationale ArbeiterInnen-Assoziation (IAA) weder KapitalistInnen, noch imperialistische Mächte oder Diktaturen. Die IAA baut auf die antimilitaristische Tradition der Ersten Internationale auf, indem sie Vorschläge für den Boykott der Waffenproduktion und für den Generalstreik gegen den Krieg macht. Seit die Kriegsführung mehr und mehr an private Firmen ausgelagert wird, ist es wichtig den Schwerpunkt auf den militärisch-industriellen Zusammenhang zu legen und auf die Firmen, die aus Kriegen Gewinn machen.

Die KapitalistInnen und Staaten brauchen vorhersehbare GegnerInnen, die vom rechtlichen Rahmen und von Zuschüssen abhängig sind. Sie wollen dadurch diese Organisationen leiten, kontrollieren, kürzen, spalten und nötigenfalls zerschlagen. Die Antwort der AnarchistInnen und AnarchosyndikalistInnen muss deshalb eine dauerhafte Aktivität in den Kämpfen und direkten Aktionen sein, in denen wir als ArbeiterInnen ein Bestandteil sind. Und wir müssen die Einbindung unserer freien Vereinigungen in das kapitalistische System verweigern.

Direkte Aktionen, Propaganda und Solidarität müssen auf unserer eigenen Stärke aufbauen, nicht auf Klassenbündnissen (wie zum Beispiel Betriebsratswahlen). Eine wirtschaftliche Unabhängigkeit kann nur durch Mitgliedsbeiträge gesichert werden, nicht durch staatliche Unterstützung. Föderalismus bedeutet, dass wir keine zentralistischen Strukturen aufbauen oder Gelder von bezahlten Gewerkschaftsprofis verwalten lassen. Im Gegensatz zu den reformistischen Gewerkschaften kämpft die IAA auf wirtschaftlichem, gesellschaftlichem, kulturellem und antimilitaristischem Gebiet für die Abschaffung von Kapitalismus und Staat. Diese sollen ersetzt werden durch die freie Föderation freier Vereinigungen von ArbeiterInnen - den libertären Kommunismus.

Die beste Art den Märtyrern des Haymarket-Bombenanschlags [vom 1. Mai 1889 in Chicago/USA] zu gedenken, ist es, verstärkt für ihre Ideen zu kämpfen. Die Sektionen und Freunde der IAA waren und sind aktiv gegen die kapitalistischen Kriege im Irak, in Kolumbien, Afghanistan und Tschetschenien. Und sie waren und sind im Kampf gegen die gesellschaftliche und wirtschaftliche Ausbeutung in Lateinamerika, sowie im Widerstand gegen Repression (wie gegen die "Thessaloniki 7"). Sie unterstützen direkte Aktionen, wie die der streikenden ArbeiterInnen der CNT-IAA in Spanien, und sie haben Generalstreiks, wie den der USI-IAA in Italien unterstützt - um nur einige Beispiel zu nennen. Die Internationale ArbeiterInnen-Assoziation ist auf einem klaren Weg im Kampf für die Selbstbefreiung der ArbeiterInnen!

Kein Krieg zwischen den Menschen -
kein Friede zwischen den Klassen.

Lang lebe die IAA!

Oslo, den 26. April 2004

Sekretariat der Internationalen ArbeiterInnen-Assoziation (IAA)


Selbstbefreiung der ArbeiterInnen statt "Neue Welt-Kriegs-Ordnung"!
Erklärung der Internationalen ArbeiterInnen-Assoziation (IAA) zum 1. Mai 2002

Imperien und Systeme steigen auf und fallen wieder.

Wir befinden uns nun in der dritten industriellen Revolution des Kapitalismus. Nach dem Kollaps der Sowjetunion ist nur noch eine Supermacht übrig, die Vereinigten Staaten von Amerika. Die USA dominieren die militärischen, ökonomischen, technologischen und kulturellen Dimensionen der Macht. Die Welt wird wie ein Schachbrett behandelt, auf dem die USA die verschiedenen SpielerInnen sowohl manipulieren als auch anpassen, um ihre Vorherrschaft zu sichern.

Was die heutige flexible "Produktion auf Abruf" von früherer Handarbeit unterscheidet, ist die industrielle Grössenordnung. Neue Technologien machen es möglich, den Herstellungsprozess von den Rohmaterialien über die Produktion bis hin zum Verkauf zu kontrollieren. Die Produktion passt sich dem veränderten "Markt" an und als ArbeiterInnen kennen wir die Konsequenzen:

Flexible Arbeitsstunden, flexible Arbeitskräfte, der Gebrauch von nebenvertraglichen Zweitlieferanten (subcontractors), Produktionsabbau (lean production), Rationalisierung und Arbeitslosigkeit. Die Beweglichkeit der Arbeitskräfte ist durch die Einführung von Gelegenheitsarbeit und "SklavenhalterInnen" (Zeitarbeitsfirmen) angepasst worden.

Die Globalisierung durchdringt immer weitere Teile der Welt.

Rohstoffe, Produktion und Märkte sind oft an unterschiedlichen Plätzen angesiedelt; das macht das System empfindlich gegenüber Aktionen von ArbeiterInnen und gegenüber unsicheren politischen Verhältnissen. Diese Verwundbarkeit befördert einen Wechsel im militärischen System, oder um es in der Sprache der Industrie zu sagen: "Produktion auf Abruf" macht "Militärinterventionen auf Abruf" nötig. Die alten "Fliessbänder" sind überholt. Die neuen müssen schnell, mobil und zuschlagend sein und müssen zur Not auch handeln bevor Konflikte zu eskalieren drohen. Neue Produkte, sogar atomare, müssen entwickelt werden, die den verschiedenen Aufgaben und Bedürfnissen entsprechen können.

Die Lehre, die die USA aus den Balkankriegen vor zehn Jahren gezogen haben, ist, dass sie erst zu spät einbezogen wurden. Das gerade wiedervereinigte Deutschland hatte 1991 die vorschnelle Anerkennung [der vormals jugoslawischen Teilrepubliken] Slowenien und Kroatien vorangetrieben, und begann die alte "Autobahn" nach Kroatien, Albanien, in die Türkei und den Iran wieder zu aktivieren. Russland hingegen hatte die Kontakte zu Serbien. Die Antwort der USA war zunächst die Unterstützung des "moslemischen" Bosnien. Dann starteten sie eine Allianz zwischen Bosnien und Kroatien, und belieferten sie mit Waffen, die diese gegen Serbien einsetzen sollten. Dieser Balkan-Konflikt wurde schliesslich nach 38 Monaten Krieg 1995 "gelöst" durch den Luftangriff der NATO und dem folgenden Abkommen von Dayton.

Diese Zeiten benötigen jedoch umfassende strategische Pläne.

So wie der Mashall-Plan Westeuropa [nach dem Zweiten Weltkrieg] in den 1950er Jahren umwandelte, brauchen die USA eine Planung für Ost- und Mitteleuropa, den Kaukasus, Zentralasien und Sudostasien. Durch die Kontrolle eine "Korridors" von strategisch bedeutenden Ländern könnten sich die USA Zugang zu den riesigen Öl- und Gasvorkommen verschaffen und somit die [ähnlichen] Versuche Europas, Russlands, des Irans und Chinas unterlaufen.

Der nächste Konflikt, der in Europa auftauchte, begann im Frühjahr 1999 mit dem militärischen Einschreiten der NATO im Kosovo. Die US-Interessen in diesem Krieg waren nicht in erster Linie die Verhinderung einer "ethnischen Säuberung" der SerbInnen gegen die muslimische Mehrheit. Es ging darum, Russland zu zeigen, dass die Anglo-AmerikanerInnen (USA und Grossbritannien) die Herren seien, und um einen grösseren Balkankrieg zu verhindern. Dieser hätte die Kontrolle über den europäisch-asiatischen Korridor schwer zurückgeworfen oder gar eine Katastrophe für ihre Weltmachtspläne bedeutet.

Die terroristischen Angriffe des 11.09. 2001 machten es möglich, viele Pläne zu verwirklichen, so wie die Strategie der "Neuen Seidenstrasse" und das neue mobile Einsatzkonzept für schnelle NATO-Kampftruppen. Der "Silk Road Strategy Act" von 1999 - ein nach der berühmten antiken Seidenstrasse benannter Plan - ist der "Marshall-Plan" zur Einsetzung von Handels- und Sicherheitsbeziehungen zwischen "Eurasien" [dem europäisch-asiatischen Kontinent] einerseits und den USA andererseits. Die Strategie mehrere Öl- und Gaspipelines zu besitzen ist nicht nur ökonomisch, sondern auch höchst politisch, um eine Abhängigkeit vom Süden (Iran), Norden (Russland) oder Osten (China) zu verhindern.

Eine dieser vielen Pipelines ist die geplante Rohrverbindung von Baku (Aserbaitschan) nach Ceyhan (Türkei), die durch Georgien und die kurdischen Gebiete führt, aber Russland und den Iran umgeht. Die andere Hauptpipeline, die von der Firma UNOCOAL geplant ist, soll durch Afghanistan führen, um die Anhängigkeit des schnell wachsenden Energiemarktes in Südostasien von den Verbindungsrouten durch den Iran oder China zu verhindern. Dies war durch die endlosen Kämpfe in Afghanistan gestoppt worden, aber unter der mittlerweile starken Militärpräsenz der USA in Afghanistan und vielen zentralasiatischen Staaten kommen diese Pläne wieder auf die Tagesordnung. Russland steht der Anwesenheit der US-Truppen höchst kritisch gegenüber, während es selbst einen grausamen Krieg gegen "FundamentalistInnen" in Tschetschenien führen, um ihre eigene Ölversorgung zu verteidigen.

Die sehr starke Verbundenheit der USA gegenüber Saudi-Arabien entpringt nicht so sehr aus ihrem eigenen Bedarf an Öl, sondern eher ihrem Zugang zu den Profiten und der Kontrolle über die Preise des Welt-Energiemarkts. So wie Kohle entscheidend für die erste industrielle Revolution [Dampfmaschinen] war, so ist das "schwarze Gold" [Öl] noch immer das Zentrum der kapitalistischen Entwicklung. Die Rolle Saudi-Arabiens hat im Vergleich zur Vergangenheit abgenommen, aber immer noch ist es der grösste Erdölproduzent - noch vor Russland und dem wichtigen "Baby" der USA, Norwegen.

Die Mehrheit der [Al-Qaida-]TerroristInnen, die an den Aktionen gegen das "World Trade Centre" [Welthandelszentrum] und das Pentagon [US-Verteidigungsministerium] teilgenommen haben [sollen], kommen aus Saudi-Arabien. Durch den Angriff auf die USA haben sie ebenfalls die Pro-US-Fraktion in der saudi-arabischen herrschenden Klasse angegriffen. Der Gesellschaftsvertrag in Saudi-Arabien basiert auf der Ausbeutung der 5 Millionen ArbeiterInnen in der Öl- und Dienstleistungsindustrie und auf der Unterdrückung aller Formen von Widerspruch. In letzter Zeit haben die Kürzungen in der Wasserversorgung, die Privatisierungen und der schnelle Bevölkerungszuwachs eine soziale Erregung geschaffen. Harte Diskussionen sind in der herrschenden Klasse entstanden, aus der auch die Familie Bin Laden kommt.

Die USA sind in Eile und ergreifen eine Menge Massnahmen gleichzeitig.

Ein Bericht an den US-Kongress vom 08.01.2002 hebt hervor, dass das US-Verteidigungsministerium sich auf die Notwendigkeit der Verwendung neuer taktischer Atomwaffen gegen China, Russland, den Irak, Nordkorea, Libyen und Syrien vorbereitet. Sie wollen Saudi-Arabien durch einen Angriff auf den Irak als Teil der "Achse des Bösen" stabilisieren. Zur gleichen Zeit beschleunigen die USA ihre Strategie der "Neuen Seidenstrasse" und ihre anderen Versuche nach mehr Unabhängigkeit vom Öl des Mittleren Ostens.

Die Kriegsvorbereitungen gegen den Irak sind der "Schatten" hinter den Ereignissen im Mittleren Osten. Die wichtigsten Kontrollposten und Verbündeten der USA in der Region sind die Türkei und Israel. Taktische Atomwaffen, die die Kommandobunker im Irak durchschlagen könnten, können dort getestet und eingesetzt werden. In diesem Golfkriegs-Szenario gibt es gegenwärtig keine offensichtliche Funktion der Palästinensischen Autonomiebehörde mehr, die vergleichbar wäre mit der Position der PLO [Palästinensische Befreiungsorganisation] im letzten Golfkrieg [1991]. Die USA erkennen das, doch sie bleiben bei ihrer offiziellen Position gegenüber den gemässigten arabischen Staaten und bauen ihre umfassende Allianz gegen den Irak aus.

Der "Friedensprozess von Oslo" war ein Abkommen, das aus Palästina ein neo-koloniales "Bantustan" [Reservat während der Apartheid in Südafrika] machen wollte, auf der Basis von totaler Abhängigkeit von Israel. Die westliche Unterstützung ging an die von der PLO geführten Behörden, ohne dass ernsthaft nach Korruption gefragt wurde. Als ein Ergebnis der Lehren aus der ehemaligen Intifada [palästinensischer Massenwiderstand ab 1988] begann Israel ZeitarbeiterInnen aus China und Osteuropa zu importieren anstatt PalästinenserInnen einzustellen. Dies schuf sowohl Arbeitslosigkeit, als auch grosse soziale Probleme im Gaza-Streifen und in der Westbank. Scharons Besuch in der Al-Aqsa-Moschee im Jahr 2000 war eine überlegte Provokation. Die neue "Intifada" wurde vom Staat Israel mit Gewalt beantwortet, woraufhin die palästinensische Seite mit Selbstmord-Bombenattentaten reagierte. Alles gipfelte in dem grausamen israelischen Militäreinsatz "Verteidigungswall" der Ostern 2002 begonnen wurde.

Gleichzeitig zu diesen Ereignissen im Mittleren Osten verstärken die USA ihren Zugang zu neuen Erdölvorkommen in Zentralasien und Lateinamerika. Die jüngste Verschärfung des Krieges im Namen des "Plan Colombia", der dem US-Angriff auf Vietnam [1964-72] ähnelt, dient der Sicherung der Bodenschätze - vor allem Erdöl - und der Errichtung einer geo-politischen Kontrolle in der strategisch wichtigen Region [nördliches Südamerika]. Kolumbien ist ein Einfallstor in das Amazonas-Gebiet, das zunehmend wichtiger wird durch die natürlichen Ressourcen und die Entwicklung der genetischen Nutzbarmachung der Artenvielfalt ["Biodiversität"]. Kolumbien liegt ausserdem nah an Venezuela, dem wichtigen Erdölliferanten der USA, wo Präsident Hugo Chavez neulich den Versuch eines Staatsstreichs erleiden musste.

In dieser Aufzählung haben wir jedoch Afrika nicht vergessen. Dieser an Mineralien, natürlichen Rohstoffen und Erdöl reiche Kontinent leidet so sehr unter Kriegen, Hungersnöten, Krankheiten und am Imperialismus, wie uns auch die "Awareness League" (Sektion der Internationalen ArbeiterInnen-Assoziation in Nigeria) immer wieder berichtet. Und die Rolle Afrikas wird mit der Fortsetzung der imperialistischen Globalisierung zunehmend wichtiger werden.

[Anti-Terror-Repression und gewerkschaftlicher Widerstand]

In dieser Erklärung zum Ersten Mai haben wir einen Überblick gegeben über die kapitalistische "New War Order" [Neue Welt-Kriegs-Ordnung]. Die terroristischen Angriffe trafen die die Vereinigten Staaten gleichzeitig mit dem Niedergang der Wirtschaft in Asien, Europa, Südamerika und den USA. Vor dem 11.09.2001 schätzte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) einen Verlust von 24 Millionen Jobs allein für das Jahr 2002, nach den Anschlägen jedoch wurden vorbereitete Angriffe auf die Arbeitsbedingungen mit dieser neuen Situation gerechtfertigt.

Die immer stärker werdende Militarisierung dieser Phase des neuen Kapitalismus enthüllt deutlich den Charakter der reformistischen Gewerkschaften, die nicht in der Lage sind diesen Angriff etwas entgegenzusetzen. Diese bürokratischen und zentralistischen "Dienstleistungs-Gemeinschaften" sind von staatlichen Unterstützungszahlungen und gesetzlichen Hilfen abhängig. Die Staaten, die ausserdem ihre neuen Kriege finanzieren müssen, leiten den sogenannten "Krieg gegen den Terror" einfach um in einen Krieg gegen die ArbeiterInnen-Klasse und ihre Rechte: Die Weiterentwicklung des Sicherheitsstaats, die Privatisierung der "Wohlfahrt", Massenentlassungen, die Zerschlagung von Gewerkschaften, Massnahmen gegen die Arbeitslosen und Armen, die Stärkung autoritärer Regimes und die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes.

Die Einführung neuer "Anti-Terror"-Gesetze, die wir weltweit beobachten können, werden angewendet gegen Demonstrationen und Streiks. Überhaupt gegen alle, die gegen die vom Kapitalismus hervorgebrachten Kriege - seien es soziale, wirtschaftliche oder militärische - etwas entgegensetzen. Wir dürfen auch am Ersten Mai 2002 nicht vergessen, dass die Anarchisten, die 1986 in Chicago ([USA] wegen des "Haymarket"-Bombenanschlags hingerichtet wurden, verfolgt wurden um die Streikbewegung und deren Aktivitäten für den 8-Stunden-Tag aufzuhalten. Schon damals wurde die "Terrorsiten-Karte" gegen AnarchistInnen ausgespielt, indem sie beschuldigt wurden einen provokativen Bombenanschlag ausgeführt zu haben. Dieses Ereignis wurde seitdem zu einem Boomerang gegen die KapitalistInnen, denn die hingerichteten Opfer der "Haymarket"-Verschwörung waren Teil des internationalen Proletariats, das diesem Mai-Tag noch heute gedenkt.

Heute gibt es berechtigten Anlass zu fürchten, dass die "Terror-Karte" wieder ausgespielt werden wird. Die Europäische Polizei (EUROPOL) zählt in ihrem Bericht an die Europäische Union, neben [dem islamistischen Terrornetzwerk] Al Qaida, gerade AnarchistInnen als TerroristInnen auf, die sie vor allem in Spanien, Italien und Griechenland verorten. EUROPOL beschuldigt die AnarchistInnen damit zu Unrecht und erwähnt mit keinem Wort die Faschisten und Nazis, die eine reale Bedrohung darstellen. Zusätzlich sagt die spanische EU-Präsidentschaft - zwar ohne eine direkte Erwähnung der AnachistInnen -, dass die TerroristInnen sich in sozialen Bewegungen verstecken würden. Gesellschaftliche Organisierungen und Bewegungen werden dadurch kriminalisiert, damit AktivistInnen festgenommen und eingeschüchtert werden und deren Geldmittel beschlagnahmt werden können. In Norwegen z.B. erlaubt das Gesetz bis zu 15 Jahren Haft für die Spendensammlung, und 10 Jahre Haft für die Spende selbst, an eine "terroristisch" [genannte] Organisation.

Die KapitalistInnen und die Staaten brauchen vorhersehbare GegnerInnen, die von dem gesetzlichen System, dessen Strukturen und finanziellen Unterstützungen abhängig sind. All dies, um sie zu leiten, zu kontrollieren, zu verringern, zu spalten und bei Bedarf zu zerschlagen. Die Internationale ArbeiterInnen-Assoziation (IAA) verweigert sich der Vereinnahmung ihrer freien Vereinigungen in dieses kapitalistische System. Die zahlreichen direkten Aktionen, aber auch die Aufklärungs- und Solidaritätsaktionen fussen auf unserer eigenen Stärke; die Geldmittel entstehen durch unsere Mitgliedsbeiträge. Es ist keine Bedrohung unsere Kassen beschlagnahmen zu wollen, denn wir sind FöderalistInnen und bauen keine grossen Zentralstiftungen auf.

Als AnarchosyndikalistInnen verraten wir nicht unsere Klasseninteressen, wie dies z.B. bei Betriebsratswahlen nach staatlicher Vorgabe der Fall ist. Wir haben keine bezahlten GewerkschaftsbürokratInnen und wir bekommen auch kein Geld von unseren Feinden, wie manche selbsternannten "libertären" Organisationen dies tun, die zunehmend an einer Verstärkung von Parallelstrukturen arbeiten und die den Namen der "Internationalen ArbeiterInnen-Assoziation (IAA)" als Blendwerk benutzen.

Der heutige Kapitalismus enthüllt die grundlegende Tatsache, dass die Staaten und ihre Militärmächte die Interessen der KapitalistInnen gegen die Lohnarbeitsabhängigen verteidigen. Die Internationale ArbeiterInnen-Assoziation (IAA) steht in der antimilitaristischen Tradition der Ersten Internationale [von 1864] und vertritt den Boykott der Waffenindustrie ebenso wie den Generalstreik gegen alle Kriege. Wir sehen deutlich die Verbindungen und Einflüsse zwischen wirtschaftlichen, technologischen, politischen und militärischen Interessen. Die freien Vereinigungen der IAA kämpfen daher auf den Gebieten Kultur, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, sowie in dem Bereich des Anti-Militarismus, für eine Ablösung des Kapitalismus und der Staaten durch die unabhängigen Zusammenschlüsse der ArbeiterInnen. Das ist für uns gleichbedeutend mit den freien Assoziationen, der Grundlage eines libertären Kommunismus.

Die Gruppen und Freunde der Internationalen ArbeiterInnen-Assoziation (IAA) waren - und sind noch immer - aktiv im Kampf gegen die Kriege in Afghanistan, Tschetschenien und Kolumbien. In der zweiten Aprilwoche 2002 organisierte die IAA koordinierte internationale Aktionen gegen Zeitarbeits-Agenturen, Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit. Die einzelnen Sektionen sind aktiv gegen die Flexibilisierung der Arbeitsmärkte (wie dies momentan z.B. in Italien mit dem Artikel 18 [Kündigungsschutz] geplant ist), gegen die gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Krise in Argentinien und gegen das Staudamm-Projekt "Endesa" in Chile, um nur einige Themen anzusprechen. Der aktuelle Arbeitskampf für die Wiedereinstellung des Arbeiters Michel im französischen Amiens zeigt deutlich die Möglichkeiten dieses internationalen Solidaritätssystems der Soforthilfe, die die IAA durch ihre "urgent actions" leistet. Die ArbeitgeberInnen greifen nämlich lieber die Gewerkschats-AktivistInnen an, anstatt die Arbeitsbedingungen für alle zu verbessern!

Kein Zweifel:
Nicht erst am bevorstehenden 80.Jahrtags der Gründung der Internationalen ArbeiterInnen-Assoziation (IAA), lässt der weltweite Kapitalismus seine Maske fallen und zeigt seinen wahren Charakter!

"Against the capitalist new war order - workers self emancipation! - Long live the IWA!"

Sekretariat der Internationalen ArbeiterInnen-Assoziation (IAA), Oslo, 15.April 2002;
www.iwa-ait.org

Übersetzung aus dem Englischen [und Anmerkungen]:
Bildungs- und Kultursyndikat "eduCAT"
der Freien ArbeiterInnen-Union (FAU-IAA) Bonn;
www.fau.org