Schwarze Katze: Keine A46 durch das Naherholungsgebiet Hexenteich und anderswo!

Wir, das sind in diesem Fall 3 Aktivisten der Schwarzen Katze, waren am 27.8.2000 auf einer Veranstaltung des Mendener GAJBs (Grün Alternatives Jugend Bündnis) über den Bau der A46. Dies fand an frischer Luft statt und zwar in der Leichenteilbrathütte (persönlicher Einwand des Verfassers gegen das Wort "Grillhütte") am Hexenteich. Dies war nicht umsonst so gewählt, da dieser Ort sehr themenbezogen ist (ihr werdet´s lesen). Referent ist an diesem Sonntag der Mendener Grünenfraktionssprecher Stefan Neuhaus gewesen. Stefan Neuhaus lehnt den Weiterbau der A46 strikt ab. Der Hexenteich als Treffpunkt für den Vortrag wurde aus dem Grund gewählt, da die A46 hinter dem Müllberg herführen und somit das Naherholungsgebiet Hexenteich komplett zerstören würde. Die noch nicht gebaute A46 würde dieses Gebiet in genau 2 voneinander getrennte, künstlich geschaffene Teilflächen zerschneiden. Durch die dann dort HERRschende Lärm-, Schmutz- und Abgasbelastung für nichtmenschliche Tiere, Mensch und Pflanzenwelt zerfiele das gesamte Gebiet binnen kürzester Zeit.

Seit in den 60er Jahren Deutschlands Autobahnen von den HERRschenden geplant wurden, steckt die A46, geplant als kürzeste Verbindung zwischen Hemer und Arnsberg, in der Kategorie "vordringlicher Bedarf". Dies bedeutet, dass sie höchste Priorität bei der schnellstmöglichen Umsetzung in die Tat besitzt. Na ja, jetzt haben wir 2000 und bis auf das Stück in Arnsberg (siehe Straßenkarte), war´s bisher ein (gelungener) Schuss in den Ofen. Ende der 70er Jahre gab es den ersten Widerstand gegen den Bau der A46 in Form von Initiativen, die nicht nur auf lokaler Ebene um Grüngebiete besorgt waren, sondern durchaus den globalen Kontext (des Autofahrens) sahen.

In Arnsberg, Hemer und anderen betroffenen Städten führten diese dann unter dem Motto "STOP A46" lokalbezogene Aktionen, wie Unterschriftenlisten oder Tage mit dem sogenannten "Lärmmobil" (siehe untenstehende Anmerkung) durch. Gegen Ende der 80er Jahre wurde von der Bundesregierung eine "Umweltverträglichkeitsstudie" (das ich nicht lache, das Wort an sich ist ja schon ein Witz ---Anmerkung des Verfassers) beantragt, deren Ziel es war, eine möglichst umweltfeindl..... ähhh umweltfreundliche Trasse zu finden. Es gab die verschiedensten Varianten für die Trassenführung, doch alle hatten eins gemeinsam: sie führten alle mehr oder weniger durch dem sogennanten "Wildpark" Vosswinkel benachbarten Lürwald, der ein hochrangiges Naturschutzgebiet ist, heute mehr denn je. Die EU hatte noch zu Kohls Zeiten, damals also noch EG, die sogenannte FFH-Richtlinie (FFH = Flora, Fauna, Habitat) erlassen, die besagt, dass alle Naturschutzebiete Europas registriert werden müssen (Meldepflicht für die einzelnen Staaten), um sie so besser europaweit schützen zu können.

Unter Kohls Regierung (ja,ja die schwarze Brut) versäumte die BRD Naturschutzgebiete, zu denen auch der Lürwald gehört, registrieren zu lassen. Die EU beschloss daraufhin die BRD mit einer symbolischen Summe von 1 Million DM täglich zu sanktionieren, wenn die Regierung es nicht schaffen wird bis April nächsten Jahres die Naturschutzgebiete einzutragen. Zudem droht die Streichung von Strukturfördermitteln seitens der EU. Die damalige Umweltverträglichkeitsstudie besagt(e) auch, dass, okölogisch gesehen, gar keine Autobahn gebaut werden dürfte. Zudem rechnete die Umweltverträglichkeitsstudie hoch, wieviel Verkehr bis 2010 dann durch die A46 entstehen würde. Und dieses Ergebnis sprach/spricht nicht für den Bau der Autobahn: es gäbe eine höhere Verkehrsbe- als eine -entlastung. Der Verkehr, der dann nicht mehr die B7 Richtung Iserlohn benutzt, würde ohne weiteres wieder hinzukommen, da davon auszugehen wäre, dass 30.000 Fahrzeuge zusätzlich auf der A46 führen aufgrund des aufkommenden überregionalen und europäischen Verkehrs.

Übrigens, wo wir gerade bei Zahlen sind, schon gewusst, in NRW sind mehr Autos als in ganz Afrika angemeldet. Seit der Kommunalwahl am 12.9.1999 sieht es für den Stopp des Weiterbaus wieder etwas schlechter aus, da die CDU Mehrheiten erringen konnte und die schwarze Brut schon immer A46-Befürworter war. Ist dir klar, was bei denen ganz oben auf der Liste steht!? Zum Beispiel wird aufgrund des anstehenden Baus bereits seit etlichen Jahren das grosse Feld vor der (S)hell-Tankstelle (von Menden kommend auf der rechten Seite) in Lendringsen freigehalten, obwohl die Trasse verworfen worden ist, die eigentlich hindurchführen sollte. Zusätzlich entstünden für die Städte Hemer und Menden eine Riesenmenge an Kosten, weil Tunnel (in Menden durch den Müllberg) gebaut werden müssten, die pro Meter 100.000 DM kosten.

In Menden gibt es mittlerweile wieder Widerstand gegen den Weiterbau der A46 in Form der GIGA (Gruppeninitiative gegen A46), an der sich auch Menschen und Gruppen aus der damaligen "STOP A46"-Initiative beteiligen. Die GIGA hat 5000 DM aufgebracht und fuhr nach Bonn, um an der dortigen Universität einen fachkundigen Professor für Städteplanung und Bauwesen aufzusuchen. Dieser besagte Herr bekam den Auftrag, erneut zu untersuchen, was die A46 nun kosten, was sie bringen oder auch nicht bringen würde (vom ökologischen Aspekt her mal ganz abgesehen). Die GIGA hatte einfach nicht genug Geld, um erneut eine Umweltverträglichkeitsstudie zu beantragen. Des Professors Fazit:: "Der Bau der Autobahn ist Schwachsinn, da sie ihre eigene Ziele verfehlt (Be- statt Entlastung etc.)."

Außerdem erechnete er die derzeitigen Kosten für den Weiterbau der A46, die sich momentan auf 500.000.000 DM belaufen. Als vor ca. 4 Monaten die Koalitionsverhandlungen in NRW zwischen SPD und den Grünen stattfanden, knickten die Grünen, bis dato strikte A46-Gegner, ein, weil sie unbedingt die Koalition mit der SPD wollten. Da die SPD nun aber die Autobahn sogar als Landesprojekt auf ihrer Liste hatte, mussten die Grünen beim Unterzeichnen des Koalitionsvertrages auch dieses unterschreiben. So viel also zum Namen der Partei, der ja mal angeblich Programm sein sollte. Momentan sieht es aber so aus, dass die derzeitige Autobahn frühestens 2007 weitergebaut wird, falls alles wie geplant läuft, und das sind die Prognosen derer, die sie am liebsten schon morgen fertig gestellt sehen wollen. Nach dieser sehr interessanten Aufarbeitung der Geschichte der A46, ging der Mendener Stefan Neuhaus noch auf mögliche Alternativen der Fortbewegung ein. Da das Sauerland eine eher ländliche Gegend ist, ist mensch realistisch gesehen auf das Auto angewiesen. Das heisst aber lediglich, dass mehr Möglichkeiten geschaffen werden müssten, um das Auto stehenzulassen, wie z.B. sogenannte Park+Ride-Projekte (siehe Dortmund).

Zudem müsste der öffentliche Personennahverkehr wesentlich attraktiver gestaltet werden. Als Beispiel schlug Neuhaus vor, den Mendener Bahnhof aufzuwerten, indem dort sowohl ein Fahrradunterstand installiert als auch ein Fahrradverleih eröffnet werden könnte (denn Fahrräder produzieren keine Schadstoffe). Die direkte Bahnverbindung zwischen Menden und Iserlohn über Hemer, die 1989 stillgelegt wurde, könnte reaktiviert werden. Und dies wäre sogar recht einfach, denn bis Hemer liegen die Schienen noch, weil die Bundeswehr die Strecke zwischen Menden und Hemer erhalten wollte aufgrund von möglichen "Krisenfällen", die das Transportieren von Panzern etc. von Nöten machen könnte. Nur von Hemer Richtung Iserlohn sind diese teilweise defekt oder mit Gehwegen überbaut, aber es gibt bereits Pläne, die Schienen nahtlos als Strassenbahnspuren oder Ähnliches weiterzuführen.


Schwarze Katze, Postfach 41 20, 58664 Hemer, http://schwarze.katze.dk
Das war's mit dem Vortrag und auch mit meinem Text. Und immer dran denken:

Ihr steht nicht im Stau - Ihr seid der Stau!

Anmerkung: Das Lärmmobil ist ein Kleinbus, der mit großen, leistungsstarken Lautsprechern ausgerüstet ist. Diese können den Lärm produzieren kann, den die A46 lokal gesehen dorthin bringen würde. Einen ganzen Tag wird dieses Mobil in die jeweils betroffene Stadt gestellt, um die Lärmbelastung einer Autobahn für die AnwohnerInnen zu simulieren. Zeitgleich verteilen UmweltaktivistInnen Flugblätter und Informationsmaterial.