Rot-Grün handelt: Atomkraftgegnern droht Unterbringung im Drahtkäfig
dpa-Meldung, abgedruckt im Schwarze Katze Rundbrief 19.02.01
Hannover (dpa) - Beim nächsten Castortransport mit Atommüll nach
Gorleben will die Polizei Gewalttäter notfalls auch in Drahtkäfigen und
Containern unterbringen. Das berichtete Niedersachsens Innenminister Heiner
Bartling (SPD) am Mittwoch im Innenausschuss des Landtages.
Die "mobilen Gewahrsamszellen aus Drahtgitter" sollen nach seinen
Angaben aber nur als letzte Lösung bereitgehalten und nach Möglichkeit
nicht
verwendet werden. "Insofern liegt es ein Stück weit auch in den
Händen des Widerstandes, dafür zu sorgen, dass die mobilen Zellen nicht
benötigt
werden", meinte er.
Die Grünen bewerteten den Einsatz von Drahtkäfigen und Containern zur
Gewahrsamnahme als menschenunwürdig und verfassungswidrig. "Die
Massnahme widerspricht allen europäischen Standards und Konventionen", erklärte
die innenpolitische Sprecherin Silke Stokar. Sie kündigte an, dieses
Vorhaben durch die europäische Menschenrechtskommission überprüfen zu
lassen.
Die Grünen haben Stokar zufolge nach der Unterrichtung im Innenausschuss
Zweifel an der Wahrung der Verhältnismässigkeit der Mittel beim
Polizeieinsatz
während des Castortransportes.
Dieser ist für die letzte März- oder erste Aprilwoche vorgesehen. Aus
der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague in Frankreich sollen sechs
Castorbehälter mit hochradioaktivem Müll in das Zwischenlager Gorleben
gebracht
werden. Es handelt sich um den ersten Transport nach vierjähriger Pause.
Die Polizei geht nach Bartlings Darstellung davon aus, dass mit
Widerstandsaktionen zu rechnen ist, die mindestens die Grössenordnung
des letzten Transportes 1997 erreichen. Dazu zählt auch militanter
Widerstand von Autonomen und Extremisten. Deshalb seien auch ebenso viele
Polizisten wie damals - 14 900 Beamte allein in Niedersachsen -
erforderlich.
Wegen der möglicherweise längeren Einsatzdauer in Folge eines
zusätzlichen Messprogrammes beim Umladen in Dannenberg und zur Verbesserung der
Ablösezeiten für die Beamten werde der Kräfterahmen sogar etwas
erhöht. Insgesamt müssen laut Bartling bis 2011 etwa 163 Behälter mit
Atommüll aus der Wiederaufarbeitung nach Gorleben gebracht werden.