Heißa, war das eine Freude, als der grüne Minister Jürgen Trittin verkünden durfte, dass Deutschland das erste Land der Welt sei, das den Atomausstieg vollzieht. Für unsere Kinder und deren Kindeskinder haben die Bundesregierung im Allgemeinen und die Grünen im Besonderen knüppelhart mit der Atomindustrie um diesen Ausstieg gerungen und letztlich den Atomkonsens erreicht. Ja okay, wenn ich in einem Auto sitze und aussteigen will, dann halte ich an und steige aus. Aber bei Atomanlagen gibt es halt Sachzwänge, die einen Sofortausstieg unmöglich machen, sagen die Grünen. Deshalb gibt es einen Ausstieg, der den Betreibern eine Bestandsgarantie für ihre Anlagen gibt, bis quasi zu deren voraussichtlichen wirtschaftlichen Aus, sagt die Anti-Atom-Bewegung.
Undankbare Wähler
Und zu allem Ungemach haben
sich die WählerInnen nicht erkenntlich
gezeigt und wählten eine andere
Regierung. Da macht man eine
Vereinbarung und schon ist sie wieder
für den Popo! Unser Umweltschutzminister
heißt nun Gabriel
und ist von der SPD. Zum Atomkonsens
steht der zwar nach wie vor,
doch ein paar andere aus dem
Regierungslager schon jetzt irgendwie
gar nicht mehr. Der hessische
Ministerpräsident Koch würde ganz
gerne neue Atomkraftwerke bauen
lassen. Und im Hinblick auf eine zu
erwartende globale Energieverknappung
durch Länder wie China und
Indien steht er damit noch nicht mal
alleine da. „Wenn Deutschland
international wettbewerbsfähig bleiben
will, brauchen wir die Atomenergie“,
so die Folgerung.
Der gefährliche Bär
Aber jetzt mal unabhängig von
den ungelösten Problemen der
Atomenergie, wie z.B. Sicherheit
oder ungelöste Endlagerung, ist
der Vorrat an Plutonium auch
nicht unbegrenzt. Selbst wenn
man das Risiko eines GAUs in
Kauf nimmt, selbst wenn man das
Risiko eines terroristischen Anschlags
oder eines gezielten militärischen
Schlags für verhältnismäßig
betrachtet, was ist damit
erreicht? Ein paar Jahre mehr billige
Energie! Das eigentliche
Problem, dass die Menschen
Energieträger finden müssen, die
sich nicht erschöpfen, also regenerativ
sind, das besteht weiterhin.
Dass Atomenergie für den
Menschen und die Umwelt
gefährlich ist, weiß man nicht erst
seit Tschernobyl, Harrisburgh oder
Sellafield. Im Mai dieses Jahres
wurde in Bayern ein einziger
Braunbär zum Abschuss freigegeben,
da potenziell gefährlich. Nun
ist es natürlich nachzuvollziehen,
dass eine Begegnung mit einem
Bär gefährlicher sein könnte, als
neben einem Atomkraftwerk zu
stehen. Nur greifen Bären einen
Menschen im Normalfall nicht
an. Anders Atomkraftwerke: Sie
produzieren täglich strahlenden
Müll und stellen eine reale Gefahr
dar! Warum ist es dann eigentlich
so schwierig, diese Gefahr abzustellen?
Es gibt eine Alternative
Aber die Politik und ihre
Auswirkungen auf unser Leben
sind nur eine Seite. Die andere
Seite sind wir selber, die
Verbraucher. „Alle Kassen klingeln
still, wenn ein starker
Verbraucher das will“, ist die quasi
neoliberale Abwandlung eines
alten arbeiterbewegten Spruches.
Beinhaltet aber die Tatsache, dass
es einfach nur konsequent ist nur
das zu konsumieren, was man für
richtig hält. Und dabei muss Ökostrom
nicht mal teurer sein.
Firmen wie Yello oder auch die
Iserlohner Stadtwerke können
ihren Strom relativ günstig anbieten,
da ihr Energiemix (die
Energieformen, aus denen der
Strom erzeugt wird) relativ viel
Atomstrom beinhaltet. Darin enthalten
sind natürlich nicht die
Kosten, die für die Endlagerung
des Atommülls über tausende von
Jahren anfallen.
Vorsicht: Blender
Den Stromanbieter zu wechseln
ist konsequent und einfach!
Es gibt Firmen wie die Lichtblick
GmbH aus Hamburg, Greenpeace,
das Ökostrom aus rein regenerativen
Energiequellen anbietet, oder
auch die Schönauer Elektrizitätswerke.
Daneben gibt es Angebote
wie z.B. Pure Power St Moritz der
Stadtwerke Iserlohn. Das bringt
aber rein gar nichts, da lediglich
Strom aus einem alten Wasserkraftwerk
teuer an die Kunden
verkauft wird. Echte Ökostromanbieter
sorgen dafür, dass ihr Strom
zu einem großen Anteil von
Neuanlagen stammt und mit
ihrem Gewinn investieren sie in
den Bau neuer Anlagen.