Stromwechsel jetzt
Friedensfestzeitung 06, Michael

Heißa, war das eine Freude, als der grüne Minister Jürgen Trittin verkünden durfte, dass Deutschland das erste Land der Welt sei, das den Atomausstieg vollzieht. Für unsere Kinder und deren Kindeskinder haben die Bundesregierung im Allgemeinen und die Grünen im Besonderen knüppelhart mit der Atomindustrie um diesen Ausstieg gerungen und letztlich den Atomkonsens erreicht. Ja okay, wenn ich in einem Auto sitze und aussteigen will, dann halte ich an und steige aus. Aber bei Atomanlagen gibt es halt Sachzwänge, die einen Sofortausstieg unmöglich machen, sagen die Grünen. Deshalb gibt es einen Ausstieg, der den Betreibern eine Bestandsgarantie für ihre Anlagen gibt, bis quasi zu deren voraussichtlichen wirtschaftlichen Aus, sagt die Anti-Atom-Bewegung.

Undankbare Wähler
Und zu allem Ungemach haben sich die WählerInnen nicht erkenntlich gezeigt und wählten eine andere Regierung. Da macht man eine Vereinbarung und schon ist sie wieder für den Popo! Unser Umweltschutzminister heißt nun Gabriel und ist von der SPD. Zum Atomkonsens steht der zwar nach wie vor, doch ein paar andere aus dem Regierungslager schon jetzt irgendwie gar nicht mehr. Der hessische Ministerpräsident Koch würde ganz gerne neue Atomkraftwerke bauen lassen. Und im Hinblick auf eine zu erwartende globale Energieverknappung durch Länder wie China und Indien steht er damit noch nicht mal alleine da. „Wenn Deutschland international wettbewerbsfähig bleiben will, brauchen wir die Atomenergie“, so die Folgerung.

Der gefährliche Bär
Aber jetzt mal unabhängig von den ungelösten Problemen der Atomenergie, wie z.B. Sicherheit oder ungelöste Endlagerung, ist der Vorrat an Plutonium auch nicht unbegrenzt. Selbst wenn man das Risiko eines GAUs in Kauf nimmt, selbst wenn man das Risiko eines terroristischen Anschlags oder eines gezielten militärischen Schlags für verhältnismäßig betrachtet, was ist damit erreicht? Ein paar Jahre mehr billige Energie! Das eigentliche Problem, dass die Menschen Energieträger finden müssen, die sich nicht erschöpfen, also regenerativ sind, das besteht weiterhin. Dass Atomenergie für den Menschen und die Umwelt gefährlich ist, weiß man nicht erst seit Tschernobyl, Harrisburgh oder Sellafield. Im Mai dieses Jahres wurde in Bayern ein einziger Braunbär zum Abschuss freigegeben, da potenziell gefährlich. Nun ist es natürlich nachzuvollziehen, dass eine Begegnung mit einem Bär gefährlicher sein könnte, als neben einem Atomkraftwerk zu stehen. Nur greifen Bären einen Menschen im Normalfall nicht an. Anders Atomkraftwerke: Sie produzieren täglich strahlenden Müll und stellen eine reale Gefahr dar! Warum ist es dann eigentlich so schwierig, diese Gefahr abzustellen?

Es gibt eine Alternative
Aber die Politik und ihre Auswirkungen auf unser Leben sind nur eine Seite. Die andere Seite sind wir selber, die Verbraucher. „Alle Kassen klingeln still, wenn ein starker Verbraucher das will“, ist die quasi neoliberale Abwandlung eines alten arbeiterbewegten Spruches. Beinhaltet aber die Tatsache, dass es einfach nur konsequent ist nur das zu konsumieren, was man für richtig hält. Und dabei muss Ökostrom nicht mal teurer sein. Firmen wie Yello oder auch die Iserlohner Stadtwerke können ihren Strom relativ günstig anbieten, da ihr Energiemix (die Energieformen, aus denen der Strom erzeugt wird) relativ viel Atomstrom beinhaltet. Darin enthalten sind natürlich nicht die Kosten, die für die Endlagerung des Atommülls über tausende von Jahren anfallen.

Vorsicht: Blender
Den Stromanbieter zu wechseln ist konsequent und einfach! Es gibt Firmen wie die Lichtblick GmbH aus Hamburg, Greenpeace, das Ökostrom aus rein regenerativen Energiequellen anbietet, oder auch die Schönauer Elektrizitätswerke. Daneben gibt es Angebote wie z.B. Pure Power St Moritz der Stadtwerke Iserlohn. Das bringt aber rein gar nichts, da lediglich Strom aus einem alten Wasserkraftwerk teuer an die Kunden verkauft wird. Echte Ökostromanbieter sorgen dafür, dass ihr Strom zu einem großen Anteil von Neuanlagen stammt und mit ihrem Gewinn investieren sie in den Bau neuer Anlagen.