Der Film beleuchtet und hinterfragt die Notwendigkeit und Auswirkungen von psychologischen Verdrängungsmechanismen, angesichts der stetig vorhandenen und wachsenden Gefahr von Umweltkatastrophen und existentieller Bedrohung, die von der Zerstörung der Natur, unserer Lebensgrundlage ausgeht.
Ein Umweltminister ( der Töpfer ) geht baden, - im verschmutzten Vater Rhein. Ein anderer Minister kostet vor laufender Kamera von radioaktiv verseuchtem Molkepulver, nimmt aber nur eine Fingerspitze davon. Anhand dieser Beispiele wird die Frage nach einer Verharmlosungstaktik oder Mutprobe gestellt. Der Film wirft die Frage auf, ob wir angesichts der Gefahrenkulisse von atomarem Müll, Meeresverschmutzung und der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl nicht ständig mit Angst leben müssen. Angst, die zu Wut und der Forderung nach Veränderung führen kann, oder zu Verharmlosung und Verdrängung. Wo das letztere vorherrscht, komme es sehr schnell zu einem Gefühl der Gleichgültigkeit.
So hätten viele Umweltbewegungen wie z.B. Greenpeace, trotz öffentlichkeitswirksamen und sympathieträchtigen Aktionen, "ständig mit der Halbwertzeit unserer Betroffenheit zu kämpfen". Dennoch tauche manchmal das kollektive Bewußtsein für die bedrohten natürlichen Lebensgrundlagen an die Oberfläche; z.B. in Form von zwei von Packeis eingeschlossenen Walen, die dann mit Unterstützung der Regierung und hohem technischen Aufwand befreit wurden. Die Frage wird in den Raum gestellt, Zitat: "Wird hier Angst verdrängt und Freude provoziert, entsteht die Illusion, daß Technik die Natur retten kann?"
Eigene Wertung:
Dieser Film handelt einmal nicht von Umweltzerstörung, ihren Ausmaßen und Konsequenzen; nicht die Katastrophen und Gefahren selbst werden in den Vordergrund gestellt, sondern die Gefühle und Ängste, die sie mit sich mit bringen und der Umgang mit diesen Gefühlen. Es wird aufgezeigt, daß die Art und Weise, wie wir mit realen Gefahren und dazu bestehenden Ängsten verfahren, auch wesentlich unsere Zukunft bestimmt. Denn es gibt zwei Möglichkeiten mit existentielllen Ängsten umzugehen: Entweder sie motivieren uns zum Handeln und wir lösen sie konstruktiv und gewinnen so auch Einfluß auf die angstauslösende Situation, oder wir wollen die Angst gar nicht wahrnehmen und verdrängen sie.
In beiden Fällen liegt meiner Ansicht nach eine Schutzfunktion. Wenn ich in Angst und Gefahr die Notwendigkeit zum Handeln sehe, verliert sie ihre Macht über mich und wird zur Motivationsquelle. Verdränge ich die Angst und setze mich nicht mit ihr auseinander, belastet sie mich im ersten Moment nicht mehr, sie ist aber noch existent und kann wieder zu Tage treten, dann lege ich alle Energie darein, angstauslösende Momente wegzuschieben oder zu leugnen. Man sollte einmal darüber nachdenken ob der Satz: "Man kann ja doch nichts tun", auch solch einer Verdrängung von realer Angst entspringt, vielleicht der Angst vor Verantwortung? Ich stimme mit der im Film geäußerten Meinung überein, daß Verdrängung von Angst und Gefahr auch eine Selbstschutzfunktion hat. Gäbe es keine Form von Verdrängung, würden vermutlich zuviele Ängste auf uns einstürzen, mit denen wir nicht fertig würden. Wir wären dann in der Gefahr in ständiger Angst leben zu müssen und von ihr überwältigt zu werden. Aber es ist ebenso gefährlich ständig die Augen vor Problemen zu verschließen, denn dann kann man sie nicht lösen.
Es ist wahrscheinlich auch eine extreme Form von Verdrängung mit immer mehr Technik und Wissenschaft Probleme, die bereits daraus entstanden sind, bekämpfen zu wollen. Ich halte das für einen fatalen Fehlschlag. Es bedeutet daß die Natur immer mehr technischen Entwicklungen unterworfen und angepaßt wird. Wie das Beispiel von Insektizid-resistenten Gen-Pflanzen eindrücklich zeigt. Denn Technik ist das Ressort der Industriellen und diese haben kein Interesse daran ihre Handlungen, wie z.B. die Abholzung des Regenwaldes, zugunsten der Natur einzuschränken oder einzustellen und so Probleme zu vermeiden.
Es könnte auch zu einer eingebildeten Überheblichkeit des Menschen führen, daß alle geschaffenen Probleme kontrollierbar sind, und das ist gefährlich, denn das sind sie eben nicht!
Kein Urwaldriese, der gefällt wird, ist zu ersetzen, jede ausgerottete Tierart unwiederbringlich verloren, abgelagerter Atommüll strahlt noch Jahrhunderte und Jahrtausende!
Abschließend läßt sich sagen, daß der Film für die relativ kurze Spieldauer von 20 Minuten, sehr kompakt gestaltet und informativ ist. Er behandelt ein Thema, welches einem im Hinblick auf Umweltkatastrophen und Naturzerstörung kaum in den Sinn kommt: Die Angst vor der Angst und unser Verhalten das daraus entspringt. Der Film endet mit den Worten: "Es geht darum einen kühnen Blick für das, was wir tun, zu wagen und aufrechtzuerhalten." Dem möchte ich mich anschließen, denn nur wenn wir uns nicht weigern, Gefahren wahrzunehmen, können wir sie erkennen und ausschalten.