Atomausstieg jetzt!!!
Friedensfestzeitung 09, Friedensplenum

Der Kampf gegen die Atomenergie und fur eine Energiewende geht in eine entscheidende Phase. Bei der Bundestagswahl steht hier eine selten eindeutige Entscheidung an, da die Parteien hier unterscheidbare Positionen vertreten. Wahrend SPD, Bundnisgrüne und Linke am Atomausstieg festhalten, stehen CDU und FDP fur längere AKW-Laufzeiten und die Aufkündigung des Ausstiegskompromisses. Das FriedensPlenum beschäftigt sich seit seiner Grundung mit der Atompolitik. Neben der Teilnahme an Demonstrationen bedeutet dies vor allem Aufklärungsarbeit, denn nichts macht die Gefahren der Atomindustrie deutlicher, als die blanken Fakten. Hier eine kurze Zusammenstellung zu den Gefahren, den Scheinargumenten der Atomlobby und den Alternativen:

AKWs - Grundlage für Atomwaffen
Die geplante atomare Bewaffnung der Bundeswehr war in den 50er Jahren der eigentliche Beweggrund fur den deutschen Einstieg in die Atomkraft. Die Motivation vieler Regierungen zur Nutzung der Atomenergie ist neben der Nutzung von Atomanlagen zur Energieerzeugung auch heute doppelter Natur: Mit der entsprechenden Anlage und genugend angereichertem Plutonium ist man in der Lage, Atomwaffen herzustellen und sich somit Massenvernichtungswaffen zu beschaffen. Länder wie Indien und Pakistan, Israel, Südafrika, aber auch Staaten wie Nordkorea verfügen mittlerweile uber Atomwaffen, weitere streben diese an. Atomkraftwerke und die internationale Atomindustrie sind die Grundlagen der Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen.

Groster anzunehmender Unfall
Tschernobyl, Harrisburg - schon vergessen? Am 25. Juli 2007 retten zwei Dieselmotoren als letztes Sicherungssystem das schwedischen AKW Forsmark vor der Kernschmelze - in nur 200 km Entfernung von Stockholm. Derselbe Betreiber (Vattenfall) ist auch in Deutschland aktiv, der Rauch uber dem AKW Brunsbuttel "beunruhigte" im Fruhjahr 2008 die Menschen in Hamburg. Selbst im Atomstaat Frankreich ist man mittlerweile besorgt wegen häufiger Meldungen uber Uranlecks im AKW Tricastin. Schon wieder wollen uns Politiker und Atomfunktionare einreden "unsere" AKWEs seien sicher und konnten länger laufen. Und was passiert, wenn es schief geht? Glauben Sie, dass Herren wie Köhler, Koch, Clement oder Huber mit Hand anlegen, wenn es gilt, die strahlenden Reaktorreste nach einem Super-GAU schnellstmöglich zu sichern und zu verkapseln? So wie in Tschernobyl, wo die so genannten "Liquidatoren" nach getaner Arbeit elendig verreckten?

Der Strahlenmüll
Die Standortfrage eines "sicheren Endlagers" fur den atomaren Mull deutscher AKWs muss noch geklärt werden, hört man die Atompolitiker sagen. Die Worte "sicher" und "Endlager" in Zusammenhang mit hochradioaktiven Mull zu verwenden, ist eine bodenlose Frechheit und eine der dreistesten Lugen, die der Bevölkerung aufgetischt wird. Es handelt sich beim Abklingen der Strahlung um Zeiträume, die um ein vielfaches länger sind, als Menschen bisher auf diesem Planeten leben. Die bisherigen Endlagerstätten wie Morsleben und Asse sind tickende Zeitbomben. Morsleben ist teilweise eingestürzt, das Salzbergwerk Asse säuft ab. Die Menschen nahe der Asse wie etwa in Wolfenbuttel freuen sich schon, wenn erst das Grundwasser kontaminiert wird und dann die ganze Suppe hoch geschwemmt wird - die Kinder werden es noch erleben. Auch in Gorleben soll der Strahlenmüll in Salz eingelagert werden - wie eine "Volks"-Partei wie die CDU dies nach dem Desaster in der Asse noch fordern kann, entzieht sich dem gesunden Menschenverstand. Die rückholbare Aufbewahrung und Wartung auf zukünftigen Atomfriedhöfen ist in Anbetracht der Gefahren der einzig verantwortbare Umgang mit der atomaren Erblast. Der derzeitige Umgang mit dem Atommüll ist schlicht ein Verbrechen an zukunftigen Generationen.

Die Kosten
Gerne beklagen politische und wirtschaftliche Vertreter der Atomlobby die "hohen Kosten" der erneuerbaren Energien und kritisieren Subventionen, die in diese Zukunftstechnologien fliessen. Kein Wort wird jedoch verloren uber die Abermilliarden Mark und Euro an Steuermitteln, die bisher und in Zukunft in die Atomwirtschaft gehen. Nach Auskunft der Bundesregierung sind allein seit 1974 folgende Subventionen geflossen:
6,25 Milliarden Euro fur atomtechnische Forschungsvorhaben
10,28 Milliarden Euro fur die Suche und Sanierung von "Endlagern"
5 Milliarden Euro fur die Sanierung des Uranbergwerks Wismut
Weitere 5 Milliarden fur die Altlastensanierung sind bereits fest eingeplant.
Wohlgemerkt: Die Rede ist von Steuermitteln, gerechnet ohne den gesetzlichen Anteil der Energiekonzerne Eon, RWE, Vattenfall und EnBW. Diese haben ihre AKWs natürlich weiterhin nicht gegen schwere Störfalle versichert. Während für jedes Kraftfahrzeug eine Haftpflicht besteht, werden im Falle eines GAUs die immensen Kosten vergesellschaftet. Doch auch ohne einen schweren Störfall ist die Kostenrechnung fur die Zukunft nicht nur eine Milchmädchenrechnung, sondern glatter Betrug: Die Ewigkeitskosten fur den Atommüll sind nicht einmal ansatzweise eingepreist. Die Rede von "billigem" Atomstrom und "abgeschriebenen AKWs" beruht auf Schönrechnerei zugunsten der Konzerne. In Wirklichkeit werden die Menschen noch in sehr langer Zeit die Zeche fur den angeblich "billigen" Atomstrom bezahlen!

Die Alternative
Ohne 1000 neue AKWs weltweit geht es nicht, behaupten selbsternannte "Experten". Deutschland musse unbedingt dabei sein, damit der "Anschluss" nicht verpasst werde. Das Gegenteil ist richtig: Deutschland ist noch führend in der Entwicklung erneuerbarer Energien aus Wind, Sonne und Biomasse. Jedes Kind weiss heute, das die Solarenergie allein die Energieprobleme dieses Planeten im Verbund - auf Dauer auch preisgünstig - lösen kann. Die Subventionen in diesen Wirtschaftszweig sind bisher jedoch geradezu ein Witz - verglichen mit den offentlichen Mitteln, die in die Atomwirtschaft geflossen sind und weiter gezahlt werden mussen (s.Abschnitt zum Atommüll). Es kann und muss gehandelt werden - und zwar jetzt! Die gross angekündigten AKW-Neubauten in Europa scheinen dagegenzusprechen. In der Realitat entpuppt sich der einzige aktuell im Neubau befindliche finnische Reaktor bereits vor Fertigstellung als Millionengrab. Die deutsche Politik ist gut beraten, am Atomausstieg festzuhalten und die Technologien von morgen zu fördern. Denn nur wenn der Einstieg in die erneuerbare Energiezukunft ernsthaft umgesetzt wird,werden Arbeitsplatze, Wohlstand und eine saubere Umwelt gesichert.