Kein Fracking im Sauerland und anderswo!
Schwarze Katze, Friedensfestzeitung 2011

Was sich in Jahrmillionen aus Überresten von Pflanzen und Kleinstlebewesen gebildet hat, wird - wenn es nach den Energiekonzernen geht - in wenigen Jahren verfeuert. Um noch mehr fossile Rohstoffe aus dem Boden zu holen, planen die Energie-Multis vermehrt unkonventionelle Erdgasvorkommen auszubeuten, obwohl es bis zum heutigen Tag noch keine gefahrlose Fördermethode gibt.

Was bedeutet Fracking?
Im Unterschied zu konventionellen Gasvorkommen, wo das Gas im Porenraum leicht gefördert werden kann, muss bei unkonventionellen Vorkommen das gashaltige Gestein zerrüttet werden. Die Methode dazu nennt sich Hydraulic Fracturing, kurz Fracking. Die unkonventionellen Gasvorkommen liegen tief unter der Erde in Schiefer- und anderen Gesteinsformationen und werden durch Fracking nach oben transportierbar. Fracking bedeutet, dass bei einer vertikalen Bohrung nach dem Erreichen gasführender Gesteinsschichten dort horizontal noch ein Stück weitergebohrt wird. Nun werden dort Unmengen von Wasser vermischt mit Sand und einem Mix aus Tonnen giftiger Chemikalien hereingepumpt, um dadurch unterirdische Sprengungen des Gesteins vorzunehmen. Durch Aufbrechen entstehen Risse und so löst sich das Gas aus den kleinen Zwischenräumen und kommt nach oben. Ein Teil der giftigen Brühe bleibt im Boden. Diese kann zu einer Gefahr für das Grundwasser werden, wenn sie durch Risse oder nie auszuschließende Erdverschiebungen nach oben gelangt. Eine große Gefahr für Gesundheit von Mensch und Tier droht, da die Chemikalien zum Teil hochgiftig und krebserregend sind und in den Nahrungskreislauf gelangen können. Beim Fracking werden unter anderem BTEX-Chemikalien verwendet. Das sind Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylol. Insbesondere in landwirtschaftlich geprägten Gegenden kann ein Austritt dieser Chemikalien verheerende Folgen haben.

Bohrungen in NRW
In halb NRW planen ExxonMobil, Thyssengas und andere Konzerne die Suche nach im Schiefergestein enthaltenen Erdgasvorkommen. Aufgrund der Proteste von Anwohnern und Wasserwerken hat die Landesregierung NRW vorerst bis Ende 2011 ein Moratorium verabschiedet. Aber Entwarnung kann nicht gegeben werden: Das Moratorium bedeutet vermutlich kein endgültiges Aus für Fracking in NRW. Der Staat kassiert schließlich bei ertragreichen Bohrungen kräftig mit. Gelsenwasser-Chef Manfred Scholle spricht deutliche Worte: "Die Braunkohle hat durch die Tagebaue in NRW die Landschaft zerstört, der Steinkohlebergbau im Ruhrgebiet hat den Untergrund kaputt gemacht. Jetzt könnte durch die Fracking-Bohrungen noch unser Wasser gefährdet werden. Bei jeder anderer Bohrung, etwa auf Erdwärme, sind Wasserschutzgebiete und deren Einzugsbereiche tabu. Und ausgerechnet hier soll Fracking möglich werden?" Sein Fazit: "Stoppt den Wahnsinn!"

Du kannst kein Geld trinken!
Benzol im Blut
Im Landkreis Rotenburg wird Fracking von ExxonMobil angewendet. Dort ist eine Leitung undicht geworden. Daraufhin ist der Boden um diese Leitung untersucht worden und es wurden Quecksilber und das krebserregende Benzol im Boden festgestellt. Bei einem Teich in der Nähe des Erdgasfeldes Söhlingen sind 150 Karpfen gestorben und Bäume hatten Schäden. Bei einem Anwohner wurden im Auftrag des NDR-Magazins Markt erhöhte Benzol- und Quecksilberwerte im Blut gemessen. Viele Anwohner sehen darin im Gegensatz zu ExxonMobil einen Zusammenhang mit Fracking und haben nun Angst um ihre Gesundheit. ExxonMobil nannte die Vorfälle in Söhlingen/Rotenburg "harmlos", was Umweltschützer wiederum anders sehen. Benzol kann Leukämie, Krebs, Beeinträchtigungen des Immunsystems und Blutbildveränderungen hervorrufen.

Vorbild USA?
In den USA gibt es schon einige negative Erfahrungen mit Fracking. Dort wurde bereits Grund- und Trinkwasser verseucht und als Folge der Vermischung von Gas und Grundwasser gab es in Privathäusern feuerspeiende Wasserhähne, aus denen brennbares Methan entströmte. Des Weiteren müssen betroffene Anwohner den Preisverfall ihrer Grundstücke fürchten. Auch wird von erheblichen Umweltschäden berichtet, denn giftige und zum Teil radioaktive und mit Schwermetallen wie z. B. Quecksilber belastete Bohrschlämme wurden nicht fachgerecht entsorgt. Umweltbelastungen und Emissionen für die Anwohner entstehen aber auch durch Luftverschmutzung, Baustellenlärm und viele LKW-Fahrten. Weitere Gefahren sind undichte Bohrleitungen und Rohre z.B. durch Korrosion und zu hohem Bohrdruck, mögliche Erdbeben oder Erdabsenkungen ähnlich wie beim Bergbau und eine Versalzung des Grundwassers. Anwohner mussten Mineralwasser kaufen, statt wie all die Jahre vorher Wasser aus ihrem eigenen Brunnen zu schöpfen. In den USA haben beim Fracking Bohrlochabdichtungen durch grundwasserführende Schichten dem hohen Druck nicht standgehalten und so sind krebserregende chemische Substanzen ins Grundwasser gekommen.

Gefahr für das Sauerland
Wenn sowas wie in den USA auch hier passiert, dann sieht es für die Gesundheit im Sauerland für uns und die nachfolgenden Generationen nicht gut aus. Daher begnügen wir uns nicht mit einem zeitweiligen Moratorium, sondern befürworten einen sofortigen Stopp von Fracking und allen dazugehörigen Probebohrungen. Im nördlichen Märkischen Kreis hat die 100prozentige BASF-Tochter Wintershall seit August 2010 ihren Claim abgesteckt. Ihre Aufsuchungslizenz bedeutet ein exklusives Förderrecht in "ihrem" Gebiet, wozu neben anderen Regionen von NRW auch Teile des Sauerlands gehören. In den nächsten drei Jahren soll laut der Firma Wintershall im Sauerland, welches zum "Erlaubnisfeld Ruhr" gehört, zwar noch nicht gefrackt werden, dafür wollen sie aber zur Vorbereitung auf das Fracking Probebohrungen bis ca. 200 Meter Tiefe durchführen. Bei Gasfunden wird es sicherlich nicht bei Probebohrungen bleiben. Kernbohrungen sollen laut Wintershall frühestens ab Sommer 2011 stattfinden. Die Konzerne haben sich in der Vergangenheit weder in Niedersachsen noch im Münsterland durch Transparenz ausgezeichnet. Und so wurden weder die zuständigen Behörden noch die Wasserwerke, die Umweltgruppen oder die Bürger ausreichend informiert. Das sieht das bestehende Bergrecht auch gar nicht vor. So ist beispielsweise auch die genaue Zusammensetzung der zum Fracken verwendeten Chemikalien Geheimsache. Auch die Grundstückseigentümer müssen nach Bergrecht kein Einverständnis für die Bohrungen geben.

Protest ist angesagt!
Während die Konzerne die Gefahren verharmlosen, haben schon Anwohner aus Kanada, USA, Frankreich, Südafrika und anderswo gegen die mögliche Vergiftung von Boden und Trinkwasser durch Fracking protestiert. Die US-Städte Pittsburgh in Pennsylvania und Buffalo im Bundesstaat New York haben Fracking verboten. In NRW und Niedersachsen haben sich bereits Bürgerinitiativen dazu gebildet, die für die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen eintreten. Statt Chemie ins Erdreich zu pumpen, sollte besser die Entwicklung und Verbreitung von alternativen Energien gestärkt werden. Die letzten Quellen endlicher fossiler Energie anzuzapfen bedeutet darüber hinaus die fehlende Notwendigkeit sich schnell um alternative Energie zu kümmern und Jahrzehnte alles weiterlaufen zu lassen wie bisher. Es kann nicht sein, dass Boden und Wasser verseucht werden, nur damit die Multis dicken Profit machen. Protest ist angesagt! Dabei passt das Friedensfestmotto 2011 wie der Gasbohrer ins Gestein: X21 - Es gibt kein ruhiges Hinterland!

Weitere Infos zu Fracking: http://schwarze.katze.dk/doku/fracking.html

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