Sein Akkuschrauber rattert nicht mehr
Nachruf auf Roland Wendering
Friedensfestzeitung 05

Im Spätherbst letzten Jahres erreichte uns die Nachricht vom plötzlichen Tod unseres langjährigen Mitstreiters, Kritikers und Individualanarchisten Roland Wendering. Ein Schlaganfall raffte ihn hinweg. Er war unser Mann des klaren Wortes und der direkten Aktion mit dem Motto: "Handeln und nicht nur labern." Dabei wollte er oft mit dem Kopf durch die Wand. Roland war ein Familienmensch, hatte ein mitfühlendes Herz und stand auf der Seite der Schwachen, Unterdrückten oder Ausgegrenzten. Er verfügte über ein erstaunliches Detailwissen. Gerade weil er ein Kopf wie ein Rathaus hatte, konnte er aus dem Stand Zusammenhänge auf den sprichwörtlichen Punkt bringen.

Seine Spezialität war die praktische, schnelle Lösung. Während wir noch über Möglichkeiten zur Unterstützung der Flüchtlinge in Iserlohn beratschlagten, hatte er schon einen Service zur Versorgung mit alltäglichen Gebrauchsgütern eingerichtet. Er unterstützte dabei viele Flüchtlinge persönlich, und verlangte ultimativ von uns, dass wir statt zu labern den Arsch hochbekommen und zupacken sollten. Roland hat uns mit seinen handwerklichen Fähigkeiten und seinem Materialfundus oft aus der Patsche geholfen. Beim Regenfest ´94 sorgte er blitzschnell für eine Überdachung.

Den Kasten um die Kühn-Büste zur Errichtung unserer Kaiser- Franki-Büste und die Schautafeln für die "Fritz-Kühn-war-doch- Rädchen-im-Nazi-System-Ausstellung" hatten wir auch ihm zu verdanken. Seine Kontakte waren uns immer wieder von Nutzen. Dass er daraus aber folgerte, er sei im Besitz des allein selig machenden Festkonzeptes, hat zu manchen heftigen Diskussionen und letztendlich leider zu seinem Rückzug geführt. Das Friedensfest blieb trotzdem eine Herzenssache von Roland.

Er war ein durchweg politisch handelnder Mensch. Gegen die Atomkraft hat er extra einen Sonderzug nach München zur Demonstration gegen die geplante Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf organisiert. Auch in Gorleben und Ahaus hat er sich an diversen Aktionen beteiligt und manche Leitplanke umgebogen. Für den Volkszählungsboykott hat er in Iserlohn massiv geworben. Problematisch dabei war, dass er schon zu Beginn ganz genau wußte, wann alle den Boykott abbrechen sollten. Bei den GRÜNEN hat er an der Aufbauarbeit mitgewirkt. Sein Gastspiel war allerdings nur von kurzer Dauer. Das Ende kam, nachdem er am Rande einer Ausschusssitzung einen Witz über die Brücke an der Westertorpassage zum Besten gegeben hatte.


Kritischer Wegbegleiter:
Roland Wendering verstarb
am 30. September 2004.

Diese sei ganz leicht zu beseitigen. Man bräuchte doch nur einen führenden Industriellen regelmäßig hinüberfahren zu lassen und das der RAF mitteilen. Dann sei die Brücke schnell weg. Das war einigen zu viel und er wurde aus den GRÜNEN rausgemobbt. Um die Iserlohner Junk-Scene hat er sich auch gekümmert. Sein Optimismus, dass man den Leuten nur eine Perspektive und ein Dach über dem Kopf bieten müsse, damit sie den Scheiß sein lassen, erwies sich als etwas blauäugig. In dem Haus in der Wasserstraße waren die Leute gern, aber auf seinen Rat haben nur wenige gehört. Trotzdem leistete er damit einen wichtigen Beitrag für das soziale Klima in der Stadt, besonders auch durch seine Arbeit im ASI e.V. Viele Sozialhilfeempfänger hätten ohne seinen Rat sehr alt ausgesehen.

Zu dem Verhältnis von Arm und Reich hat sich Roland klar geäußert. Für ihn leben die Asozialen, die sich auf anderer Leute Arbeit ausruhen, am Tyrol oder Bürgergarten und nicht in den Vierteln mit hoher Dichte an Beziehern von Stütze. Er hat viel geleistet, aber Roland war ein Typ mit Ecken und Kanten, womit nicht alle klarkamen. Trotzdem fordern wir nicht wie andere in dieser Stadt die Benennung einer Straße nach unserem Roland, obwohl schon mal im Scherz angedacht war, dass zum Schluss des überflüssigen Innenstadtringes noch ein Roland Wende-Ring fehlt. Wir werden unseren politisch und praktisch aktiven Grantler und "Besserwisser" Roland vermissen.