Ökologisch Anarchistisches Forum

Frieden mit der Natur - Nicht Staat, nicht Kapital!
Rede auf der Gründungsveranstaltung am 10.06.06 in Düsseldorf
Gründungserklärung
Historischer Text zu Öko-Anarchismus - Einleitung
Möglichkeiten und Grenzen anarchistischer Mitarbeit bei den Grünen
Aufruf! Aktionen gegen den G8-Gipfel 2007
Beschlussfassung der Teilnehmer des ökologisch-libertären Treffens vom 28. September 2007 in Wuppertal

Frieden mit der Natur – Nicht Staat, nicht Kapital!
Einladung zur Gründung vom Ökologisch-Anarchistischen Forum
im Forum deutschsprachiger AnarchistInnen / IFA (ÖAF-FdA/IFA)
veröffentlicht im Schwarze Katze Rundbrief 15.04.06

Du findest sie gut, die Welt, so wie sie ist? Du glaubst, sie sei nicht veränderbar? Dann lies nicht weiter.

Bedenke: Die durch die Machtverhältnisse und Ungleichheit offenkundigen gesellschaftlichen Zustände spitzen sich weiter zu. Diese Machtverhältnisse steigern die Ausbeutung von Mensch und Natur. Die Herrscher dieser Welt und Ihre PolitikerInnen und Militärs führen Krieg gegen den Rest: Naturvernichtung, Entrechtung des Menschen, Verschlechterung unserer Lebensbedingungen, mehr staatliche Überwachung, Aufrüstung von Polizei und Militär sind Teil der Politik des Systems. Jeder Staat steht auf der Seite der Reichen.

Du willst gegen dieses unfreiheitliche System der Ungleichheit, der ihm zugrunde liegenden Herrschaftsideologie, sowie der von ihm betriebenen Naturzerstörung aufbegehren? Gut so! Du siehst dich also noch nicht als wehrloses Opfer dieser Verhältnisse und deren Verursacher.

Und der angebliche "Sozialismus", besser: Staatskapitalismus, hat die Änderung nicht erwirkt. "Alternative" und linke Parteien haben keine Alternativen anzubieten. Auch sie dienen der anti-ökolologischen Ausbeuterordnung des Kapitals und propagieren dessen Wachstumsideologie. Sie sind Teil des Systems, sie dienen ihm. Und die Herrschenden und ihre PolitikerInnen verbreiten ihre Propaganda, angeblich gäbe es keine Alternative zu der von ihnen beherrschten Welt.

Weiter so? – Ein anderer Weg

Doch die Alternative besteht in einem freiheitlichen Sozialismus, zum Beispiel auf anarchokollektivistischer Grundlage, in dem es keine Herrschaftsstrukturen mehr gibt - keine Macht über Mensch und Natur. Stattdessen soll der Geist der Basisstrukturen und der Dezentralität dominieren. Die wenigen bestehenden Kollektive als Inseln der Freiheit und Gleichheit, können herrschende Machtverhältnisse alleine nicht abschaffen. Es besteht sogar die Gefahr, dass sie durch interne Bürokratisierung halb-kapitalistisch entarten. Die Lebens- und Kampfbedingungen der Menschen in Stadt und Land, sowie am Arbeitsplatz, müssen von einem ökologisch-orientierten sozialen Anarchismus geprägt sein, wenn Veränderungen für die ganze Gesellschaft von Grund auf angestrebt werden sollen. Die verschiedenen libertären Projekte lassen sich dabei miteinander verbinden.

"Die revolutionäre anarchistische Philosophie und Aktion haben die Befreiung des Individuums und die Gleichberechtigung der Menschheit als Ganzes zum Ziel" (Aus der Resolution des Kongresses der IFA-IAF in Carrara/Italien 1978).

Die Ideologie der Herrschaft über Mensch und Natur, ihre Ungleichheit, Naturzerstörung und Krieg, entsprechen der Logik herrschenden Denkens. Das der Mensch die Natur beherrschen müsse, steht in einem engen Verhältnis zur Beherrschung des Menschen durch den Menschen selbst. Dies zeigen Vergangenheit und Gegenwart deutlich. Deshalb lehnen wir die bestehende Kultur, welche Ausdruck der Werte der herrschenden Klasse ist, völlig ab. Deren autoritäre und repressive Strukturen sollen durch ein neues System freiheitlicher, anarchistischer Kulturformen ersetzt werden.

Antikapitalistische ökologische Politik auf libertärer Grundlage

Das Selektionssystem Schule bevorzugt die Jugend der herrschenden Klasse, die Jugend der unteren gesellschaftlichen Klassen wird reif für die Ausbeutung in hierarchischen Produktions-Abläufen gemacht. Über den Umweg von Familie und Schule wird dem Heranwachsenden das Prinzip des Gehorsams eingetrichtert. Das Ergebnis sind gut funktionierende Untertanen am Arbeitsplatz und beim Militär. Daher müssen ideologische Inhalte des herrschenden Schulwesens zurückgewiesen werden. Radikaler Kampf und Widerstand gegen Funktion und Strukturen der Schule müssen gefördert werden.

Die so genannte "Gewerkschaftsbewegung" ist nichts anderes als eine das kapitalistische Ausbeutersystem stützende Struktur. In verschiedenen Ländern gibt es verschiedene Modelle. Das in der BRD existierende Modell der "Einheitsgewerkschaft" ist Teil des kapitalistischen Systems, das Alternativen bekämpft und Parteien unterstützt. Auch andere, der angeblichen "Mitbestimmung" dienende "Gewerkschaftsverbände" fahren diesen Kurs. Diese hierarchischen Organisationen sind ebenfalls der kapitalistischen Wachstumsideologie verpflichtet. Es bedarf anderer Formen des Widerstandes sowie die Selbstorganisation der Betroffenen, wie sie z.B. auch die internationale anarchosyndikalistische Bewegung propagiert. Direkte Aktion und Generalstreik können dabei viel bewirken.

Die herrschende Wissenschaft steht ebenso im Sold der kapitalistischen Ausbeuterordnung und unterwirft Mensch und Natur "wissenschaftlich" den Verwertungsinteressen des Kapitals. Überall zeigt sich das deutlich: Ob in Fragen der Atomenergie, der Genmanipulation, der Ausbeutung und Zerstörung der Wälder, der Chemisierung von Mensch und Umwelt, der Ausbeutung der Tiere und so weiter. Es gibt nichts, was der Gier von Kapital und Staat entgeht. Daher ist es notwendig, auch hier die Herrschaftsinteressen aufzuzeigen und sich zur Wehr zu setzen.

Frauenunterdrückung kennzeichnet die gesamte Gesellschaft. Freiheitlicher Sozialismus muss die Frauenfeindlichkeit des Systems anprangern. Eine libertär-egalitäre Gesellschaft kann nur dann entstehen, wenn wir als systembekämpfende Kräfte alle Formen von Ungleichheit und Unterdrückung bekämpfen und abschaffen.

Stärkung der libertären Bewegung

Die Gründung einer öko-anarchistischen FdA-Gruppe soll die organisierte anarchistische Bewegung überregional stärken und dort aktiv sein. Theorie und Praxis ökologisch-libertärer Zielsetzung sollen im öffentlichen Raum zu wirken beginnen.

All jene, deren Absicht es ist, hierbei mitzuwirken, sind eingeladen, sich hier zu engagieren.

Uns hier zu organisieren bedeutet: Wir können vor Ort handeln, eigene Schwerpunkte setzen und als Mitglied in der bestehenden deutschsprachigen anarchistischen Föderation unsere Kräfte bündeln.

Das Treffen findet statt am 10.06.2006 um 17 Uhr im Café Modigliani, Wissmannstraße 6, Düsseldorf.

Initiativkreis für die Gründung des Ökologisch Anarchistisches Forum FdA/IFA

Ökologisch-Anarchistisches
Forum im FdA/IFA

- Initiativkreis -

FdA/IFA
Seit dem Jahr 2000 gibt es im deutschsprachigen Raum das ‚Forum deutschsprachiger AnarchistInnen FdA)’. Zu seinen Zielen gehört es u.a. anarchistisches Leben zu ermöglichen und eine anarchistische Föderation aufzubauen. Deshalb tritt es für die Realisierung des libertären Sozialismus ein.

Das FdA ist Teil der in verschiedenen Ländern der Welt aktiven ‚Internationale der Anarchistischen Föderationen (IFA - Internationale des Federations / IAF - International Anarchist Federations)’.

Sie wurde auf einem internationalen Kongress gegründet, der im August/September 1968 in Carrara / Italien stattfand.

Die IAF-IFA versteht sich als Instrument der internationalen anarchistischen Bewegung zur Vorbereitung und Verwirklichung der sozialen Revolution. Ihre Prinzipien beruhen auf den Statuten, welche auf dem Kongress der Ersten Internationalen der Anarchisten 1872 in Saint-Imier/Schweiz beschlossen wurden.

Rede auf der Gründungsveranstaltung am 10.06.06 in Düsseldorf
Ökologisch Anarchistisches Forum
veröffentlicht im Schwarze Katze Rundbrief 24.07.06

Liebe FreundInnen, liebe GenossInnen,

Unter dem Leitsatz: "Frieden mit der Natur – Nicht Staat, nicht Kapital!", wurde für das Treffen heute in Düsseldorf eingeladen. Das geschah auf unterschiedliche Weise: über die Düsseldorfer Stadtzeitung "terz", über die Internet-Seiten des virtuellen libertären Info-Ladens "Zapata" und über die der anarchistischen Gruppe "Schwarze Katze" im Sauerland. Es wurden 2 500 Flugblätter in verschiedenen Städten verteilt, in der "Graswurzelrevolution" erschien ein entsprechender Beitrag, der auf dieses Treffen hingewiesen hat.

Um was geht es? Um nichts anderes als um die Gründung eines Ökologisch-Anarchistischen Forums im FdA/IFA. Im Forum deutschsprachiger AnarchistInnen, welches Mitglied in der Internationalen der Anarchistischen Föderationen (IAF-IFA) ist und hier im deutschsprachigen Raum die anarchistische Föderation aufbaut. Eine politische Formation, die im Wachsen begriffen ist und die für das Ziel einer "herrschaftsfreien Gesellschaft ohne Grenzen, Klassen und Staaten auf der Grundlage der freien Vereinbarung, der gegenseitigen Hilfe und des anarchistischen Föderalismus" eintritt, wie es in der Prinzipienerklärung des FdA heißt. Dabei werden keine Vorschriften gemacht, wie der Zustand einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung erreicht werden soll. "Gleichberechtigt vertreten sind alle anarchistischen Richtungen", egal ob mutualistisch, anarcho-kommunistisch, tolstojanisch, anarchosyndikalistisch, anarcho-kollektivistisch, individualanarchistisch, anarcho-feministisch oder eben öko-anarchistisch. Ist der Weg mit den Grundsätzen des FdA vereinbar - ausgeschlossen sind dabei "anarcho-kapitalistische", Gesellianische und national-"anarchistische", also faschistische Positionen und Richtungen – so sind die genannten Vorgaben nachrangig.

Aber, und das ist eben auch eine Tatsache, ökologisch-libertäre oder ökologisch-orientierte sozialanarchistische Positionen und Richtungen sind gegenwärtig im FdA, auch nach meiner Wahrnehmung, unterrepräsentiert. Und nicht nur dort! Ja, sie sind kaum organisiert. Gründe genug, dies zu ändern. Und darüber hinaus gibt es auch noch andere. Ob wir nun den in diesem Land stattfindenden radikalen Sozialabbruch nehmen oder die von oben betriebene Renaissance der Atomenergie durch Atomkapital und Staat, die Gefährdung und Verwertung von Mensch und Natur, die Ausbeutung von Mensch und Tier, militärische Aufrüstung und Kriegführung des Staates in anderen Ländern, die Aufrüstung von Polizeiorganisationen und Geheimdiensten im Inneren dieses Landes und so weiter. Oder ob es um die Entrechtung des Individuums oder der unteren gesellschaftlichen Klassen geht – es gibt viele Gründe die organisierte anarchistische Bewegung im deutschsprachigen Raum zu stärken. Es geht auch darum, eine ökologisch-libertäre Opposition wider das herrschende System, gegen Staat und Kapital, zu schaffen und gleichzeitig die anarchistische Föderation aufzubauen - gemeinsam mit anderen Strömungen im FdA, für das große Ziel der Freiheit einzutreten. Aktiv und theoretisierend für das gemeinsame Ziel zu kämpfen: Für die Rettung der Erde, gegen Naturzerstörung, für eine Welt ohne (Atom-)Waffen und gegen Kriege – für eine Gesellschaft ohne Oben und Unten und gegen soziale Entrechtung des Menschen. Gegen seine Ausbeutung und die der Natur. Für individuelle Freiheit und soziale Gleichheit, für die Abschaffung des Staates, denn die Menschen können ihre Angelegenheiten auch ohne die Institution Staat untereinander frei regeln.

Dabei geht es aber auch darum, sich von den ganzen linken Blitzableitern zu unterscheiden, die über die Ungerechtigkeiten, die dieses kapitalistische System produziert, nur jammern, die aber nicht bereit sind, auch den Staat in Frage zu stellen und in typisch deutscher Nibelungentreue letztlich dem System zu Kreuze zu kriechen. Denn das ist das Verhalten dieser linken Untertanen. Fundamentaler und revolutionärer Widerstand ist nicht ihre Sache uns so spielen sie die demokratischen Narren, deren Rolle es eben ist, jeden Protest und Widerstand zu kanalisieren und verpuffen zu lassen. Und so bleibt dann halt alles beim Alten und die Herrschenden können beruhigt schlafen gehen. Die heimlichen und offenen Freunde von Staat und Kapital finden wir überall. Es sind nicht nur die Konservativen, Liberalen und Sozialdemokraten. Es sind nicht nur die Faschisten, Stalinisten und Trotzkisten. Nicht zu vergessen, die Katastrophe der angeblichen "Gewerkschaften", die, nicht nur in diesem Land, eine verhängnisvolle Rolle gespielt haben und auch jetzt noch spielen. Sie haben schon immer eine untertänige und vaterländische sozialdemokratische Rolle gespielt, als Teil des kapitalistischen Systems. Immer der kapitalistischen Wachsstumsideologie verpflichtet und immer bestrebt, jegliche Alternativen zu bekämpfen. Von jeher hat der Sklave den Herren nachgeäfft.

Aber es gilt auch das: Was lehrt die Geschichte?
Uns vor Augen zu führen, dass es in der Geschichte der Entwicklung der Menschheit, die immer durch einen Kampf zwischen Herrschern und Beherrschten gekennzeichnet war, durch mehr oder weniger erfolgreiche Freiheitskämpfe und Revolutionen, es da und dort auch Siege gab - mal mehr, mal weniger - immer auch bald Schluss mit den neuen Freiheiten war, sobald vermeintliche oder tatsächliche linke Parteien die Oberhand in solchen Auseinandersetzungen bekommen haben. Dann begann das Spiel vom Herr- und Knechtsein sehr schnell von neuem. Man erinnere sich hierbei nur an die russische Revolution, die schlussendlich in der stalinistischen Terrorherrschaft endete. Oder man bedenke die Rolle, die die Staatskommunisten in der spanischen Revolution gespielt haben. Zwei solcher Beispiele, die erwähnt werden sollen, um zu zeigen, was geschehen kann, wenn eine Revolution durch falsche Fünfziger und von anderen trojanischen Pferden besetzt wird. Es ist sehr wohl ausschlaggebend, welchen Charakter revolutionäre Bewegungen und Organisationen haben. Es ist sehr wohl wichtig, welche Ideen den gesellschaftlichen Befreiungsversuchen zu Grunde liegen.

Aber weiter. Nehmen wir die Grünen. Nichts ist von ihnen geblieben. Einst waren sie rebellisch und wollten eine andere Gesellschaft. Was einst als links und widerständig begann, ist längst verschwunden. Heute sind sie eine antisoziale und naturzerstörerische Atom- und Kriegspartei, die auch innerparteilich gleichgeschaltet wurde. Das ist der Preis, den die zu zahlen haben, die sich auf den Staat einlassen. Die fast magische Integrationskraft des Staates ist viel zu groß und zu gründlich, als dass ihm jemand widerstehen könnte. In diesem Zusammenhang wurden alle oppositionellen antikapitalistischen Kräfte bekämpft und hinausgedrängt. So z.B. auch die "Landes-AG Basisdemokratie/Anarchie bei den GRÜNEN NRW" in den 80er Jahren. Eine öko-anarchistische Gruppe wie diese wurde letzten Endes nicht akzeptiert, da sie den, in dieser Partei maßgebenden marxistischen Kreisen, die immer gegen die anarchistische Philosophie Front gemacht haben, ein Dorn im Auge waren und immer schon, das liegt in der marxistischen Ideologie begründet, auf der Seite des Staates standen. Das ist eben etwas, was in hierarchischen Gebilden, wie es Parteien nun mal sind, immer wieder der Fall war und sein wird, da Parteien vorgegebene etablierte politische Organisationsmodelle des herrschenden Systems sind.

Alternativen zu diesen bürgerlichen Organisationsmodellen, wie die graswurzlerische "Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen" oder die anarchosyndikalistische FAU waren immer auch, aufgrund ihrer geringen Mitgliederstärke, in der BRD zu unbekannt, um im Bewusstsein der Bevölkerung eine nennenswerte Rolle zu spielen. Leider! Und dennoch gab es immer wieder Versuche, auch diese Organisationen zu unterwandern und umzufunktionieren. Von Seiten marxistischer Kräfte. Das ist aber bis heute nicht gelungen, auch wenn die Graswurzelföderation nicht mehr existiert. Es ist notwendig, dieses zu erwähnen, nicht etwa um die Geschichte libertärer Bewegungen in diesem Lande darzustellen, sondern um die Gefahren, deren sie ausgesetzt waren und sind aufzuzeigen und klar zu sagen, wer "am Werk" ist, um uns "unschädlich" zu halten. Auch gab es Versuche aus rechter Richtung in das FdA einzusickern und ihr rechtes Gift zu versprühen. Mensch denke da an das Aufnahmebegehr von Gesellianern in das FdA vor noch gar nicht so langer Zeit. Das gleiche Problem könnte auch auf eine öko-anarchistische Gruppierung zukommen, wenn diese eine Zeitlang besteht und größer werden sollte. Umso mehr ist Wachsamkeit notwendig.

Ein Ökologisch-Anarchistisches Forum im FdA/IFA soll ein Angebot an Menschen mit ökologisch-orientierten sozialanarchistischen, weiter anarchafeministischen und ökologisch-anarchistischen bzw. ökologisch-libertären Ausrichtung. Es sollte sich nach seiner Gründung einer klaren weltanschaulichen Grundlage verpflichtet fühlen, so dass ein klares Profil erkennbar ist. Denn was ist es, was wir brauchen? Bedingungslose Freiheitsliebe, Ablehnung jeglicher Art von Obrigkeit und Staat, Ablehnung der bürgerlichen Ordnung mit ihren, das Individuum eingrenzenden Gesetzen. Ablehnung jeglicher naturvernichtender Philosophie, der bürgerlich-kapitalistischen Wachstumsideologie und Produktionsweise.

Und: Statt des Staates die freie Föderierung. Die Abschaffung der gesellschaftlichen Klassen und Rangstufen, der Privilegien und Unterschiede aller Art, der absoluten Gleichheit aller sozialen Natur. Schließlich die Beseitigung des Patriarchats. Um es mit Michael Bakunin zu halten, für den klar war, "dass Sozialismus ohne Freiheit Sklaverei und Brutalität bedeutet". Eine Aussage, die fast prophetisch z.B. auch in Russland in Erfüllung gehen sollte.

Des Weiteren sollte ein ÖAF im FdA/IFA immer deutlich ein System namens Kapitalismus auch ablehnen, welches in all seinen Erscheinungsformen und in allerhöchstem Maße anti-ökologisch ist. Genau dieser Kapitalismus ist es, der die Erde zerstört und nicht etwa eine "abstrakte" Menschheit, die angeblich die Erde übervölkert.

Denn "die ökologischen Probleme haben ihre Wurzel in der Gesellschaft und in den sozialen Problemen", wie es Murray Bookchin genannt hat. Es ist längst fällig, auch angesichts der ökologischen Deformierung dieser Welt, sich gegen das destruktive System des Kapitalismus zu richten, gegen seine Naturzerstörung, seine Kriege und der diesen Dingen zu Grunde liegenden Herrschaft des Menschen über den Mensch und die Natur. Überall!

Gründungserklärung
Beschluss vom 2. regionalen Treffen des Ökologisch-Anarchistischen Forums (ÖAF) am 24.06.06

Der Kapitalismus treibt das ökologische System in eine globale Katastrophe. Diese ist gekennzeichnet durch die Zerstörung der ökologischen Lebensbedingungen, wie zum Beispiel Atomenergie, Gentechnologie, Klimakatastrophe, Massentierhaltung, Unterwerfung von Mensch, Tier und der übrigen Natur unter die Verwertungsinteressen des Kapitals, Zerstörung der Wälder und so weiter. Sowie die Kriegserklärung von Staat und Kapital nach innen, wie zum Beispiel Massenerwerbslosigkeit, staatlicher Sozialterror, Verschärfung des Repressionsapparates und Kriegführung nach außen.

Dies aufzuzeigen, zu bekämpfen (z.B. mit den Mitteln der Direkten Aktion), abzuschaffen und an ihre Stelle eine herrschaftsfreie, antiautoritäre, antimilitaristische und antikapitalistische Ordnung zu setzen, ist das Ziel des Ökologisch-Anarchistischen Forum – ÖAF.

Aus diesem Grunde hat sich eine Gruppe von Menschen getroffen um in einen Gründungsprozess einer ökologischen FdA-Gruppe einzutreten. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, die anarchistische Bewegung überregional zu stärken und als Teil der anarchistischen deutschsprachigen (Aufbau-) Föderation (FdA), zusammen mit anderen libertären Richtungen, für das Ziel einer herrschafts- und ausbeutungsfreien Gesellschaft ohne Naturzerstörung und Krieg einzutreten. Für eine Gesellschaft ohne Hierarchien, Staat und Kapitalismus.

Wir sind als ökologisch-orientierte FdA-Gruppe auch Teil der Internationale der Anarchistischen Föderationen (IFA-IAF) und bekennen uns als AnarchistInnen und Libertäre daher auch zum föderalistischen Organisations- und Gesellschaftsprinzip, sowie zur Selbstorganisation aller Ausgebeuteten und Unterdückten weltweit.

Wir verstehen unseren Gründungsprozess als Angebot an alle Menschen mit sozialanarchistischen (z.B. AnarchokollektivistInnen), öko-anarchistischen bzw. öko-libertären Grundpositionen, die mit uns einen solchen Weg revolutionär gehen wollen.

Diesen Beschluss fasste das 2. regionale Treffen des Ökologisch-Anarchistischen Forums (ÖAF) am 24. Juni 2006

Historische Texte
zu Öko-Anarchismus

1. Einleitung
2. Möglichkeiten und Grenzen anarchistischer Mitarbeit bei den Grünen

Einleitung

Seit dem 10. Juni 2006 gibt es das Ökologisch-Anarchistische Forum (ÖAF). Notwendig wurde dessen Gründung, weil es seit längerer Zeit keinen bundesweiten Ansatz für eine Gruppierung mit einer öko-anarchistischen bzw. ökologisch-libertären Zielsetzung gibt. Gerade deshalb und weil die Problematik der von Staat und Kapital betriebenen Naturzerstörung so unbestreitbar real ist. So real, wie das Vorhandensein von Kriegen und der Realität des weltweiten anti-sozialen Kampfes der Herrschenden und der Regierenden gegen die Ausgebeuteten und Unterdrückten im real-existierenden kapitalistischen System.

Wenn es ein solches ÖAF gibt, so ist dies auch als ein "Angebot an alle Menschen mit sozial-anarchistischen, öko-anarchistischen bzw. öko-libertären Grundpositionen" zu sehen, wie es in der Gründungserklärung der Gruppe heißt. Dabei steht diese Gruppe, alleine schon durch ihre ökologisch-anarchistische Ausrichtung, im historischen Kontext in der Tradition eines organisatorischen und weltanschaulichen Ansatzes, den es in den 1980er Jahren gab. Es handelt sich hierbei um die einst in der alten grünen Partei, für kurze Zeit beheimatete LANDES-AG ANARCHIE/BASISDEMOKRATIE BEI DEN GRÜNEN NRW.

Der sich auf diese öko-anarchistische Landes-Arbeitsgemeinschaft beziehende nachfolgende historische Text von Horst Blume in der Zeitschrift "Schwarzer Faden", Nr. 11/1983 wiedergibt Standpunkte dieser Gruppe in jener Zeit. Gleichzeitig zeigt er die Grenzen auf, die einer solchen freiheitlichen Plattform in der hierarchichen Organisationsform "Partei" gesetzt sind.

Das ÖKOLOGISCH-ANARCHISTISCHE FORUM strebt die Aufnahme in das FdA an, auch um das Projekt einer deutschsprachigen anarchistischen Föderation zu stärken und dem Ziel der Anarchie näher zu kommen.

JAS

Möglichkeiten und Grenzen anarchistischer Mitarbeit bei den Grünen
Schwarzer Faden 11/83, Horst Blume

"Am Freitag, den 25. 3. 1983 trafen sich im ‚Grünen Laden’ etwa 30 grüne und nicht-grüne, anarchistisch denkende Leute um eine Landes AG Anarchie/Basisdemokratie zu gründen. Es wurden Erfahrungen und Meinungen ausgetauscht die zum Teil weit auseinanderlagen. Innerhalb des kurzen Abends konnten keine gemeinsamen Positionen erarbeitet werden. Gemeinsam beschlossen wurde aber, weiterhin zusammenzuarbeiten. Dazu wollen wir uns am 14./15. Mai 1983 in Wuppertal treffen." (aus "Grünes NRW-Info 4/5, 1983)

1. EINIGE BEMERKUNGEN ZUR SITUATION INNERHALB DER GRÜNEN

Trotz vieler Möglichkeiten sind die Entscheidungsstrukturen bei den Grünen häufig undurchsichtig und mehr und mehr werden Beschlüsse in den oberen Gremien gefasst, bevor die Basis darüber entschieden hat. Die grüne Fraktion im Parlament mit ihren Mitarbeitern und der seit März einsetzende Zustrom von neuen, meist unerfahrenen Mitgliedern wird diese Tendenz noch verstärken.

Inzwischen arbeitet ein nicht unbedeutender Teil der Linken innerhalb der Grünen mit. Das hat nicht nur eine stärkere inhaltliche Einflußnahme zur Folge, sondern auch die Tendenz zur Fraktionierung nimmt zu. Der innerlinke Kampf um Einflußsphären mit all seinen negativen Erscheinungsformen findet jetzt auch innerhalb der Grünen statt. In den 70er Jahren haben die zahlreichen K-Parteien trotz unveränderter theoretischer Fundamente die meist fragwürdige Flexibilität besessen, sich aufkommenden sozialen Bewegungen oberflächlich anzupassen, um sie vereinnahmen zu können. Ihre neue Heimat bei den Grünen zwingt diese Gruppen, ihre bisherigen inhaltlichen Positionen zu überdenken, denn ein kommunistischer Gewerkschafter und ein Ökologe müssen ja auf Dauer irgendwie in den Grünen miteinander zurechtkommen.

Manche Gruppe im neuen alternativ-grünen Gewande hat heute noch große Schwierigkeiten, ihre linkssozial-demokratische oder othodox-marxistische Vergangenheit hinter sich zulassen: Das sieht man an dem nur zögernden und mit Vorbehalten versehenen Aufgreifen einer antiautoritären Selbstverwaltungsperspektive in der wirtschaftspolitischen Diskussion, in der Vernachlässigung des radikal-pazifistischen sozialen Verteidigungskonzeptes in der friedens-politischen und an der von ständigen Mißverständnissen begleiteten Debatte über den Industrialismus.

2. WAS VERANLASST ANARCHISTEN INNERHALB DER GRÜNEN POLITISCH MITZUARBEITEN?

Viele sehen in den Grünen eine Anti-Partei, in der wichtige Bestandteile des Anarchismus anzutreffen sind. Einige sind in Ermangelung eines akzeptablen überörtlichen anarchistischen Organisationsansatzes bei den Grünen gelandet, andere sind erst hier mit anarchistischen Ideen vertraut geworden. Weiter hat die grüne Partei ihrer Ansicht nach in Kleinstädten und auf dem Lande eine wichtige Funktion.

Hier ist die Bevölkerung dem Autoritätsdenken besonders verhaftet, so daß es nahezu unmöglich ist, als Anarchist aufzutreten. Ferner fehlt es hier an einer breitgefächerten Bürgerinitiativbewegung, die sich der wichtigen Themen annehmen könnte. Indem die zumindest teilweise anerkannte parteiähnliche Struktur der Grünen benutzt wird, kann dem Bewußtsein der Bevölkerung auf halbem Wege entgegengekommen werden, um anarchistische Inhalte zu transportieren. Einem großen Teil der grünen Anarchisten ist klar, daß es bei diesen Überlegungen allein nicht bleiben darf, sondern eine zielstrebige Weiterentwicklung der vorhandenen Ansätze zu einer selbstständigen Interessenvertretung erreicht werden muß.

3. MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN

Vorerst soll die in Bewegung geratene innerlinke und grüne Diskussion ausgenutzt werden, um anarchistische Kritik endlich in ein breites Publikum zu hineinzutragen und dort Lernprozesse zu bewirken. Allerdings besteht hier die Gefahr, die eigenen Fähigkeiten zu überschätzen. Bisher haben wir hauptsächlich in Bürgerinitiativen mitgearbeitet, die sich eine klar umrissene Aufgabe gestellt haben, etwa ein Atomkraftwerk zu verhindern. Wir setzen uns als Anarchisten z.B. für die Anwendung von direkten Aktionen ein oder versuchten von bestimmten Honoratioren ausgehandelte faule Kompromisse zu verhindern.

Diese Absichten waren klar und eindeutig. Dies Situation innerhalb der Grünen ist aber anders als in Bürgerinitiativen, weil hier die nur andeutungsweise vorhandenen programmatischen Zielvorstellungen der Anarchisten in Konkurrenz zu umfangreichen und gut ausgearbeiteten Theorieansätzen anderer sozialistischen Gruppen ohne große Schwierigkeiten in einer parteiähnlichen Struktur wieder finden, ist bei der anarchistischen Arbeitsgruppe innerhalb der NRW-Grünen eine nicht unbegründete Abneigung gegen Formen des polit-strategischen (Macht-)Denkens vorhanden. Unsere Kritik an aufkommenden autoritären Strukturen innerhalb der Grünen war bisher recht zutreffend und hat deswegen spontan manchen Beifall vom murrenden Parteivolk erhalten. Dies reicht aber nicht aus. Es kommt nicht so sehr darauf an, bei jedem beliebigen Vorgang von unserer Seite Mißfallen kundzutun. Eine so aussehende Mitarbeit bei den Grünen hat bestimmt nicht zur Folge, daß unsere Bestrebungen realitätsnäher und wirkungsvoller ausgerichtet sind, als in den bisherigen anarchistischen Organisationsversuchen zum Ausdruck kam.

4. WICHTIGER IST, DASS WIR UNS DIE FÄHIGKEITEN ANEIGNEN, IN FESTEN ARBEITSPROJEKTEN VERANTWORTUNG DAFÜR ZU ÜBERNEHMEN, AKTIONEN UND THEORETISCHE DISKUSSIONEN KONTINUIERLICH IN EINE LIBERTÄRE RICHTUNG HIN ZU ENTWICKELN.

Die recht unterschiedlich ausfallende Mitarbeit von Libertären in den Grünen gilt es deswegen immer wieder kritisch zu hinterfragen Die beschwichtigende Formel "die einen Anarchisten arbeiten eben in diesem organisatorischen Zusammenhang, die anderen in jenem" halte ich nicht für sehr hilfreich.

Wir müssen uns schon die Mühe machen, zu überlegen, mit welcher Form wir als Anarchisten in Zukunft zusammenarbeiten wollen. Als Diskussionsforum zur Klärung unserer Ansichten ist die Landes-AG Anarchie angesichts der weit auseinanderliegenden Meinungen und Erfahrungen der Mitarbeiter sicherlich sinnvoll und angebracht. Aber sie kann nicht den Anspruch erfüllen, eine unabhängige Föderation ersetzen zu wollen.

Aufruf! Aktionen gegen den G8-Gipfel 2007
Ökologisch Anarchistisches Forum

Im Juni 2007 findet in Heiligendamm (Mecklenburg-Vorpommern) ein Gipfeltreffen der politischen Führer der acht führenden Staaten dieser Welt, auch G8-Gipfel genannt, statt. Das ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, dass Menschen aus verschiedenen Initiativen Gegenaktionen planen, um aufzuzeigen, dass wir nicht bereit sind, die Politik, die die G8-Führer repräsentieren, hinzunehmen.

Auch für die vielschichtige libertäre und anarchistische Bewegung in diesem Land ist dies eine weitere Möglichkeit, in diesem Zusammenhang für eine ausbeutungs- und herrschaftsfreie Welt zu demonstrieren. Und diese als Alternative zu Staat und Kapital zu propagieren. Ganz gleich, ob am Tag des G8-Gipfel-Treffens der antisozialen Naturzerstörer zentrale Aktionen vor Ort stattfinden, oder ob es eher dezentrale Aktionen an verschiedenen Orten sein werden - wir rufen dazu auf, sich massenhaft an den Protesten gegen diese Propaganda-Veranstaltung zu beteiligen und ein Zeichen gegen den "neoliberalisierten" Kapitalismus und gegen den Staat zu setzen.

Ökologisch-Anarchistisches Forum (ÖAF) Erklärung
Beschlussfassung der Teilnehmer des ökologisch-libertären Treffens
vom 28. September 2007 in Wuppertal

Die anwesenden Mitglieder des ÖKOLOGISCH-ANARCHISTISCHEN FORUM (ÖAF) haben auf ihrem Treffen am 28. September 2007 die offizielle Auflösung des ÖAF, nach intensiver Beratung und Diskussion, beschlossen. Anstelle des ÖAF soll in der Nachfolge desselben, zunächst einmal eine Initiative gegründet werden, die auf der Grundlage ökologisch-libertärer Inhalte und selbiger politischer Zielsetzung aktiv sein soll.

Zur Begründung: Das ÖAF hat es, seit seiner Gründung nicht geschafft, über den kleinen Kreis seiner Gründer zu wachsen und sich zu entfalten. Das Interesse an einer organisierten überregionalen öko-anarchistischen Arbeit und Aktion scheint bei null zu sein. Die Tatsache, dass es dem ÖAF nach mehr als einem Jahr nicht gelungen ist, ins Bewusstsein einer breiteren kritischen, linken und anti-kapitalistischen Öffentlichkeit zu rücken, zeigt deutlich, dass eine ökologisch-anarchistischen Formation derzeit keine Chance hat, sich zu entfalten.

Die Notwendigkeit einer libertären ökologischen Organisierung und Transparenz wird aber seitens der Mitglieder der Gruppe, die sich im bisher bestehenden ÖAF organisiert haben, gesehen. Eine solche ökologisch-libertäre oder libertär-ökologische Positionierung schlösse aber die Möglichkeit ein, auch Menschen zu organisieren, die sich nicht unbedingt als Anarchisten bezeichnen, will sie nicht von vorn herein scheitern. Menschen, die sich dem Ziel der Schaffung einer herrschaftsfreien Gesellschaft auf einer grünen Erde verpflichtet fühlen und öko-libertäre Grundsätze und Ziele zu ihrer Sache machen möchten.

Auch aus diesen Gründen wird die Gründung einer Initiative mit einer solchen Grundausrichtung für das Jahr 2008 ins Auge gefasst. Eine ökologisch-libertäre Zielsetzung ist aufgrund einer weiteren naturzerstörerischen und anti-sozialen Politik des herrschenden Systems und der ihm zugrunde liegendenden kapitalistischen Wachstumsideologie zwingend gegeben. Entsprechende Vorbereitungen laufen in nächster Zeit an.

Der bestehende organisierte Personenkreis bleibt auch weiterhin existent.

Wuppertal, im September 2007

Über eine neue Internetpräsenz und weitere Infos werden wir an die Öffentlichkeit treten. Die bisherige ÖAF-Hompage wird noch bis zum Jahresende zur Nutzung zur Verfügung stehen. Danach wird die neue Gruppe sich über eine neue Internetpräsenz zu Wort melden.