Eine unbequeme Wahrheit
Friedensfestzeitung 2007

Für uns Deutsche ist der Klimawandel bisher doch eigentlich `ne töfte Sache. Super Sommer, wie ein Rudi Carrel sich das in den 70-er Jahren nie erträumt hätte und im Winter frieren wir nicht mehr. Das Mittelmeer wird an den Biggesee verlegt, Fiesta Sauerland! Und als Hossa bürgern wir gleich einen süßen, knuffigen Eisbären ein.

Okay, es gibt ein paar Spaßbremsen, die nicht von einem Klimawandel, sondern von einer Klimakatastrophe sprechen. Dabei gibt es den natürlichen Treibhauseffekt schon immer. Dieser ist dafür verantwortlich, dass die Erde für uns bewohnbar ist. Natürliche Treibhausgase sind vor allem Wasserdampf, Kohlendioxid, Methan und Lachgas. Ohne diese Gase läge die mittlere Lufttemperatur der Erde ungefähr bei -18 °C und damit ungefähr 33 °C unter dem tatsächlich vorhandenen Mittelwert von etwa +15 °C. Es wäre also ein gutes Stück zu kalt auf unserer Erde.

Leider hat der Mensch die Angewohnheit alles zu übertreiben. Die zügellose Verbrennung fossiler Energieträger hat zur Konsequenz, dass die Durchschnittstemperatur um 0,17 °C pro Jahrzehnt steigt. Das hört sich erstmal nicht wild an, aber durch Rückkoppelungen (durch schmelzende Eisflächen der Gletscher und der Polargebiete wird weniger Sonneneinstrahlung reflektiert) verstärkt sich diese Entwicklung. Außerdem ist es interessant zu wissen, dass es bei der letzten Eiszeit auch nur 6°C im Durchschnitt kälter war als jetzt.

Dieser Temperaturanstieg hat viele Auswirkungen. Nicht nur Fiesta Sauerland, sondern weniger Schneefall, ein steigender Meeresspiegel, Gletscherschmelze, Überschwemmungen, heftigere Naturkatastrophen und vieles mehr:

* Gesundheitsrisiken durch höhere Lufttemperaturen und längere und intensivere Hitzewellen. Laut einer vom Kieler Institut für Weltwirtschaft erstellten Studie wird sich die Zahl der Hitzetoten bis zum Jahr 2100 um 12.000 erhöhen. Demgegenüber stehen immerhin 5.000 weniger Kältetote. Ein mehr wird es auch an Zecken, Borkenkäfern und Krankheiten wie Malaria geben.

* Umweltrisiken durch einen Anstieg des Meeresspiegels von aktuell 3 cm pro Jahrzehnt. Küstenregionen und Inseln werden verschwinden. Die Ozeane werden sich nicht nur ausdehnen, sondern auch Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnehmen und dadurch versauern. Diese Versauerung wiederum wirkt sich auf Korallenriffe aus, die vielen Kleinstlebewesen somit keine Lebensgrundlage mehr bieten können, was schlecht ist, weil sie quasi am Anfang der ozeanischen Nahrungskette stehen.

* Naturkatastrophen durch steigende Meerestemperaturen, was zu veränderten Niederschlagsmustern führt, die wiederum dem Osten Afrikas häufigere und extremere Dürren bescheren. Die höhere Temperatur führt auch zu einer steigenden Verdunstungsrate, was auch zu Starkniederschlägen führt, die eine verstärkte Bodenerosion zur Folge haben.

* Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schätzt, dass ein ungebremster Klimawandel bis zum Jahr 2050 bis zu 200 Billionen US-Dollar volkswirtschaftliche Kosten verursachen könnte. Der im Oktober 2006 veröffentlichte Stern-Report nennt an zu erwartenden Schäden durch den Klimawandel bis zum Jahr 2100 Werte zwischen 5-20 % der globalen Wirtschaftsleistung. Effektive Präventionsmaßnahmen (insbesondere die Reduktion von CO2) kosten dem gegenüber knapp 1 % am Welt-BIP und sind wesentlich wirtschaftlicher als das „Beheben“ von Umweltschäden.


Der Iserlohner Mühlenberg nach dem Sturm "Kyrill"

Diese Reihe von Beispielen ließe sich endlos weiterführen. Mal ganz davon abgesehen, dass es keine Reservewelt gibt, an der man alles mal ein bisschen durchspielen kann. Das die globale Erwärmung aber viele Risiken birgt und vom Menschen verursacht ist, daran gibt es keinen Zweifel mehr.


Der Honsel, Iserlohn-Letmathe 2007

Kollektives Nichtstun

Und was wird dagegen gemacht? Von den Politikern dieser Erde hört und liest man erstmal viel. Kyoto-Protokoll, Norwegen will bis 2100 das erste Land der Erde sein, das kein Kohlendioxid ausstößt, China investiert Milliarden in erneuerbare Energien und selbst ein George W. Bush jun. kommt unter den Eindrücken des Wirbelsturms Katrina nicht umhin, etwas in der Richtung zu machen. Ob das wirklich ausreichend ist, mag man anzweifeln, wenn man den UN-Klimabericht liest. Von einer massiven Senkung des CO2-Ausstosses sind die Länder dieser Welt, allen voran die Industriestaaten, jedenfalls noch weit entfernt.

Was machen die deutschen Politiker?

In der Weltöffentlichkeit leider viel zu wenig beachtet, sind die bahnbrechenden Erfolge der vergangenen rot-grünen Regierungskoalition völlig untergegangen. Peter Hartz und seine gleichnamigen Umweltprogramme haben schließlich durch eine massive Absenkung des Lebensstandards großer Bevölkerungsteile dafür gesorgt, dass diese sich keine Flugreisen oder Autos leisten könnten, um dem Klima zu schädigen. Im Schatten bleiben da die Zugeständnisse der deutschen Autoindustrie. Erst geben sie mit Michael Schumacher ihre beste Werbeikone verloren, dann wird Ihnen trotzdem vorgeworfen zuwenig für die CO2-Verringerung ihrer Karossen gesorgt zu haben. Aber was interessiert des Deutschen Lieblingskind, dass es in Japan Reiskocher mit einem Verbrauch von 3 Liter Benzin pro 100 Kilometer gibt? Die „modernen“ deutschen Fahrzeuge konnten ihren Durchschnitt immerhin auf 8,2 Liter senken!

Die großen Energieversorger hierzulande zeichnen sich auch nicht gerade durch atemberaubenden und konsequenten Klimaschutz aus. Ihr Lieblingsargument ist die Atomenergie, die ja schließlich so gut wie keinen Kohlendioxid-Ausstoß verursachen soll. Recht haben sie! Nach dem nächsten Super-GAU spricht eh keiner mehr über das Wetter und wenn der Atommüll erstmal die Luft und das Grundwasser verseucht hat, haben wir ganz andere Probleme. Solange es den Atom-Nonsens noch gibt, ist sich z.B. RWE nicht zu schade, 5 neue Braunkohlekraftwerke bauen zu wollen. Genau solche Kraftwerke, die noch mal so ein Extra-Schüppchen Treibhausgase verursachen. Immerhin hätten sie in den letzten Jahren Millionen in neue Filteranlagen und ähnliches investiert...naja und ein paar Millarden Gewinn haben sie auch gemacht.

Aber es wäre zu einfach die Verantwortung nur auf Politiker und Industrie abzuwälzen. Okay, die Industrie macht ihre Gewinne auch auf Kosten des Klimas und somit auf unser aller Gesundheit. Und solange diese Gewinne nicht der ganzen Bevölkerung zu Gute kommen, scheint vielen Menschen der persönliche Klimaschutz schlicht zu teuer. Die/der Einzelne hat aber trotzdem die Möglichkeit, etwas zu tun, sei es durch Änderungen im Konsumverhalten oder durch Wechsel des Stromversorgers. Im Internet gibt es inzwischen eine Vielzahl von CO2-Rechnern, die einem aufzeigen, wo man selber ansetzen kann (z.B. bei Quarks & Co.).

Am klimaneutralsten hierzulande mag die Person leben, die sich vegan mit Produkten aus der Region ernährt, kein Auto fährt, stattdessen viel Fahrrad oder zu Fuß unterwegs ist, keine langen Urlaubsreisen macht (zumindest keine mit Flugzeugen), Energiesparlampen verwendet und nicht dem Konsumterror verfallen ist. In diesem Sinne ein fröhliches Friedensfestival!


Zeichnung: Iris

Fleisch essen Klima auf!

Ein einfaches Beispiel: Die Bratwurst aus Rind. Um eine Kalorie Rinderbratwurst herzustellen, müssen 10 Kalorien pflanzliche Energie verbraucht werden. Das alleine ist schon eine immense Ressourcenverschwendung. Mit in dieser Berechnung ist der Energieaufwand für das Futter, den Tiertransport, die Medikamente, mit denen die Tiere vorher vollgestopft werden und die automatisierten Schlachtanlagen, bei denen auch mal Tiere durchrutschen und unbetäubt geschlachtet werden. Das Rind als solches erzeugt eine Menge an Methangas, eines der Treibhausgase. Viele: Rinder erzeugen viel Methangas. Deshalb kommen Vegetarier auch bei den erwähnten CO2-Rechnern viel besser weg als Fleischesser! Mal davon abgesehen, dass es ethisch nicht korrekt ist fühlende Lebewesen für seinen Gaumenkitzel töten lassen und für einen selber viel gesünder (siehe Rheuma, Gicht, Schlaganfälle, usf.).