Schwarze Katze Rundbrief 11.12.06
Katzen erreichen mühelos, was uns Menschen versagt bleibt:
durchs Leben zu gehen, ohne Lärm zu machen.
Ernest Hemingway
1.) Verfassungsschutz gefährdet die Verfassung
Humanistischer Pressedienst, 05.12.06
BERLIN. Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, hat sich in einem Zeitungsinterview (mit der "Bild am Sonntag") für die Nutzung von Erkenntnissen ausgesprochen, die unter Folter erlangt worden sind. Entsprechende Informationen von ausländischen Geheimdiensten dürften nicht ignoriert werden. Es gehe darum, Anschläge zu verhindern.
Die Verwertung von Informationen, die mit Wahrscheinlichkeit oder - im Falle Guantanamo - gar mit Gewissheit unter Folter zustande gekommen sind, ist ein offensichtlicher Verstoß gegen das absolut und universell geltende Folterverbot. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Folter von deutschen oder ausländischen Geheimdiensten ausgeführt wurde. Für Folter-Erkenntnisse muss ein absolutes Verwertungsverbot gelten. Nach geltender Rechtslage gehört die Verhinderung von Anschlägen (Gefahrenabwehr) auch nicht zu den Aufgaben des Verfassungsschutzes, vielmehr ist er für die Beobachtung des Vorfeldes von möglichen Gefahren zuständig.
Zur Aussage des obersten "Verfassungsschützers" Fromm stellt Rechtsanwalt Dr. Fredrik Roggan, stellvertretender Bundesvorsitzender der Humanistischen Union, fest: "Das unbedingte Folterverbot ist Ausdruck des Schutzes der Menschenwürde aus Artikel 1 Absatz 1 des Grundgesetzes. Es bindet alle staatliche Gewalt und ist aufgrund seiner Absolutheit einer Abwägung mit anderen Rechtsgütern nicht zugänglich."
Deshalb sei es schon ein eklatanter Verfassungsbruch gewesen, dass Mitarbeiter deutscher Geheimdienste sich an Verhören in Guantanamo und anderen rechtsfreien Orten beteiligt haben. Erst recht verbiete sich die Verwertung solcher Informationen. Roggan verweist auf die rechtliche Parallele zum Frankfurter Entführungsfall und zur anschließenden Verurteilung des Polizeivizepräsidenten Daschner: "Auch das Recht der Gefahrenabwehr kennt die Absolutheit des Folterverbots. Folter oder Folter-Erkenntnisse können deshalb auch nicht zur Abwehr von Anschlägen gerechtfertigt werden. Die Äußerungen von Herrn Fromm belegen eine resistent verfassungswidrige Haltung." Es sei nicht hinnehmbar, wenn ein Leiter einer deutschen Sicherheitsbehörde die Verwertbarkeit von Foltererkenntnissen behauptet: "Fromm setzt sich damit über das von Innenminister Schäuble verbotene Augenzwinkern in Sachen Folterverbot hinweg - er verschließt in dieser Frage das Auge!"
Die Humanistische Union fordert die Abberufung von Verfassungsschutz-Chef Fromm.
2.) Ist das Arbeiterwohlfahrt?
Fotos und Bericht: Schwarze Katze, Dezember 06
Sozialdemokratische Wurzeln
Die AWO wurde 1919 als "Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt in der SPD" gegründet. Seitdem ist sie de facto eine SPD Vorfeldorganisation, in der regelmässig Sozialdemokraten gutbezahlte Vorstands- und Leitungsposten zugeschanzt bekommen. Bei Montagsdemos und anderen Sozialprotesten gegen die staatliche Sozialraubpolitik hat die Arbeiterwohlfahrt sich deutlich zurückgehalten. Wer beisst schon die Hand, die einen füttert? Die AWO steigt aus dem Bundesangestelltentarifvertrag (BAT) aus und drückt so die Löhne. Das sozialdemokratisch regierte Berlin macht der AWO vor wie Lohnkürzungen am besten gehen. Die Senatsmehrheit von SPD und Linkspartei beschloss zuungusten der Beschäftigten aus dem "Kommunalen Arbeitgeberverband" auszutreten. Folge: Lohnsenkung. Das ist sozialdemokratische Politik.
Sozialabbau-Münte erhält höchste AWO Ehrung
Am 25.11.06 verleiht die AWO dem ehemaligen SPD-Parteivorsitzenden Franz Müntefering, der für die Rente ab 67 eintritt, die Marie-Juchacz-Plakette. Die höchste Auszeichnung der AWO ist nach der sozialdemokratischen Gründerin des Verbandes benannt und wird vom Bundesvorstand verliehen. Mit der Auszeichnung werden laut AWO-Pressemitteilung "Persönlichkeiten geehrt, die sich Zeit ihres Lebens für die zentralen AWO-Grundwerte von Freiheit und Solidarität eingesetzt haben". Heuschrecken-Münte ist für die Einführung des Sozialraubgesetzes HartzIV und der Zwangsarbeit durch arbeitsplatzverdrängende 1 Euro Jobs mitverantwortlich. Das ist also laut AWO "Freiheit und Solidarität". Pfui! Die AWO verdient gut an den von ihr angebotenen 1 Euro Jobs, da ist eine Medaille für Sozialminister Müntefering ein angemessenes Dankeschön.
Überflüssige besetzen Berliner Zentrale
Über die Besetzung der Berliner AWO-Zentrale durch Die Überflüssigen erscheint am 11.10.04 ein Indymedia-Bericht:
"Seit wenigen Minuten ist die Landeszentrale der AWO (Arbeiterwohlfahrt) am Halleschen Ufer 32-38 von 50 "Überflüssigen" besetzt. Warum AWO? 600.000 Ein-Euro-Jobs wollen die Bundesverbände der Arbeiterwohlfahrt, der Caritas, des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, des Deutschen Roten Kreuz und der Diakonie ab nächstem Jahr anbieten. Bis vor wenigen Wochen waren die Hartz-Gesetze noch in der Kritik dieser Verbände - jetzt wollen sie davon profitieren."
AWO verdient an 1 Euro Jobs
Die AWO verdient sich in vielen Städten durch die Bereitstellung der 1 Euro Jobs dumm und dämlich. Pflegetätigkeiten sind eine schwere und
verantwortungsvolle Tätigkeit und sollten angemessen bezahlt werden! Bei 1 Euro pro Stunde wird wohl kaum die erforderliche Motivation aufkommen. Das geht zu Lasten der Alten und Kranken. Durch 1 Euro Jobs gehen ausserdem Arbeitsplätze verloren. Auch wenn die Tätigkeiten unter dem Deckmantel der "gemeinnützigen und zusätzlichen" Arbeit angeblich keine Arbeitsplätze vernichten, sie tun es doch. Wieso sollte die AWO noch Menschen sozialversicherungspflichtig tariflich entlohnte Arbeit geben, wenn sie dieselbe Arbeit für einen Euro pro Stunde bekommen? Und diesen Euro auch noch bezahlt bekommt? Wir finden das Verhalten der AWO unsozial!
Ein "Verband mit sozialer Tradition" spart bei den Beschäftigten
Laut ihrem Grundsatzprogramm kämpft die Arbeiterwohlfahrt für eine sozial gerechte Gesellschaft. Schauen wir uns an, was darunter in Hemer verstanden wird: Im AWO Altersheim Hemer sind Hauswirtschaft und Küche an Fremdfirmen ausgegliedert worden. Die apetito catering GmbH ist für die Verpflegung verantwortlich, cleanik servicepool GmbH aus Wunstorf übernimmt Hausmeister, Hauswirtschaft und Spülküche. Was bedeutet das? Die dort 40 Beschäftigten werden nach einem Jahr weniger Geld für dieselbe Arbeit bekommen. Wir finden das nicht in Ordnung! AWO bedeutet Arbeiterwohlfahrt. Ist so ein Verhalten wirklich Wohlfahrt an Arbeiterinnen und Arbeitern? Nein! Sparen wir uns stattdessen die Chefgehälter! Es ist ein Unding die Beschäftigten erst so spät über die Pläne zu informieren. Wird der AWO Bezirk Westliches Westfalen auch in den 50 anderen von ihm betriebenen Altersheimen so ein unsoziales Gebaren an den Tag legen? Im offiziellen AWO-Leitbild heisst es im schroffen Gegensatz zur Realität: "Achtung und Schätzung unserer Mitarbeiter ist für uns als Verband mit sozialer Tradition Grundlage unseres Handelns".
Demo in Hemer
Am Do., 27.07.06 findet um 15 Uhr vor dem AWO Altersheim Hemer an der Parkstrasse eine Demo der dort Beschäftigten unter dem Motto "Verraten und verkauft" statt. Die Schwarze Katze ist solidarisch mit dem Kampf der AWO-Beschäftigten und beteiligt sich deswegen an der Arbeiterdemonstration. Unser Fazit: Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt!
Demo gegen AWO-Sparpläne in Hemer Fotos: Schwarze Katze, 27.07.06 |
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Verraten und Verkauft |
Demo der AWO Beschäftigten in Hemer |
Bewohner des AWO-Altenheims |
Aufschrift: Herzlos in die Zukunft |
AWO Seniorenzentrum Parkheim Hemer |
Laute Bauarbeiten am AWO Gebäude während der Demo |
Deutliche Worte
Schon 2004 kündigte die AWO-Geschäftsführung mit dem bezeichnenden Zitat "Es gibt keine Tabus mehr" den künftigen Sparkurs an. Ein AWO-Parkheimbewohner wählt in seinem am 26.07.06 im Iserlohner Kreisanzeiger veröffentlichten Leserbrief deutliche Worte:
"Bei der Diskussion um das AWO-Parkheim zeigt sich die AWO-Bezirksverwaltung absolut asozial (nicht gemeinschaftsfähig/-willig)". Der Anwohner beklagt, dass jeder Arbeiter "einzeln genötigt werden" soll, "Verträge zu unterschreiben, die ihm aufgezwungen werden." Nach seiner Ansicht folgt "die AWO (in Nähe der SPD und ihren - sozialen? - Mitgliedern) (...) der Politik der Wirtschaftlichkeit mit Abbau aller sozialen und menschlichen Grundwerte. Wie zu erfahren war, hat die AWO sogar eine eigene Verleihfirma: Arbeitsverträge von nur vier Wochen oder 9,2 Wochenstunden oder Tagesverträge. Eine ständige Fluktuation!"
Der betroffene Bürger befürchtet: "Was geschieht mit der alten Bewohnerschaft? Kein Wort darüber! Wird das Gelände an einen Immobilienhai verkauft, der Alte einfach rausschmeißt? Wird der Beirat unterrichtet? Bei der Gelegenheit sei daran erinnert, dass die Krankenkassen seinerzeit die Ärzte aufforderten, den 80-Jährigen nur noch das Mindeste zu verschreiben, sie hätten ihr Leben gelebt: "Alte, legt die Löffel weg!".
Ein weiterer Auszug aus dem Leserbrief: "Eigenartig, dass das Management einen Einblick in das Defizit von 500 000 Euro verweigert. In letzter Zeit wurden Sachen angeschafft, die ausschließlich der Repräsentation dienten. Liegen vielleicht Managementfehler vor, die zu Besorgnis bei den Bewohnern führen müssen, da sie zu Leistungsminderungen führen könnten? Die AWO zeigt jedenfalls, dass Bewohnerschaft und Arbeitnehmerschaft bei ihr nicht demokratischen und fairen Regeln unterliegen. Sie ist asozial." Der Leserbrief schliesst mit der Feststellung, dass Arbeiter und Bewohner jetzt in ständiger Angst leben.
Das hat System
Die AWO Hemer ist kein Einzelfall. Seit einiger Zeit privatisieren Städte und Gemeinden ihre Putzkolonnen und sanieren damit die Stadtkasse auf Kosten der Arbeiter. Durch die städtische Ausgliederung von ehemals eigenen Aktivitäten in Fremdfirmen und 1 Euro Jobs verschlechtert sich die Position der Arbeiter. Die abhängig Beschäftigten müssen für weniger Geld mehr Arbeit in kürzerer Zeit erledigen. In einem kapitalistischen System hat Profitmaximierung oberste Priorität. Ökologische und soziale Fragen spielen da eine untergeordnete Rolle. Es ist Zeit für ein soziales Miteinander zu kämpfen.
Aktionen gegen Sozialraub
- FAU - Die etwas andere Gewerkschaft: www.fau.org
- Chefduzen - Forum der Ausgebeuteten: www.chefduzen.de
- Infos zu aktuellen Kämpfen und Soliaktionen: www.labournet.de
- Schwarze Katze Themenseite Soziales
Schwarze Katze - Postfach 41 20 - 58664 Hemer - http://schwarze.katze.dk
3.) Wie kann man dieses Schicksal ändern?
Vereins für politische Flüchtlinge Münster, September 06
Einladung des Vereins für politische Flüchtlinge zur Diskussion am Samstag, 9. September 2006 ab 15 Uhr im Interkulturellen Zentrum "Don Quijote", Scharnhorststr. 57, Münster/Westfalen
Der September war immer ein schöner Monat in meiner Erinnerung. Am 8. September 1979, ein paar Monate, bevor das Schah-Regime und sein verbrecherischer Apparat zusammenbrachen und der Schah abhauen musste, wurde der Widerstand geschlachtet. Hunderte wurden getötet, verletzt und verhaftet. Später, wenn wir über diesen Tag redeten, nannten wir ihn den "Schwarzen September".
Aber hat diese Dunkelheit mit dem Monat September zu tun? Bestimmt nicht! Alle Monate waren so schwarz in dieser Zeit. Und dennoch brauchte man Licht zum Leben. Das war ein Zufall. War es wirklich ein Zufall, oder war es ein "bewusster Zufall"? Es gab in den Monaten zuvor schon genauso viele Tote und Verletzte. In Lateinamerika, in Europa, im Iran - in jedem Land weltweit! In den heutigen Tagen wiederholt sich dies alles: Terror, Mord, Massaker, Marschieren, Besatzung, Zerstörung - auch im September - jeden Tag.
Jahre später, im September 1988 im Iran, gab es Krieg zwischen Irak und Iran. Weltkrieg. Kalter Krieg. Es dauerte acht Jahre, bis die Kriegsmaschinerie kaputt war. Dennoch war die Situation Krieg. Das Kriegsrecht war immer noch in Kraft - bis heute.
Die Soldaten, die Mörder und Opfer, waren müde, aber sie
schrieen nach Krieg. Die Kinder weinten, denn sie hatten
ihre Väter und Familien verloren, aber sie spielten Krieg.
Die ganze Kultur war Krieg. Leben im Krieg - alle wateten
in Asche und Blut!
In den Flüssen flossen Blut und Leichen, keine kleinen
schwarzen Fische. Und der Himmel war schwanger - und
regnete Blut.
8. 8. 1988 - nach acht Jahren Krieg: Acht Jahre Kaufen und Verkaufen von Waffen - die Kriegsindustrie und Kriegshändler verdienten weltweit bestens daran. "Weil Gott es so will!" Der Krieg ist zu Ende, die Waffen schweigen, bis die Menschen im Iran laut weinen. Durch eine historische Entscheidung, eine unmenschliche Entscheidung, eine barbarische Entscheidung von Khomeini und seinem Kriegsapparat. Er hat den Befehl gegeben, dass alle politischen Gefangenen, die bei ihrer Meinung bleiben und nicht an Gott glauben wollen, ermordet werden. Zehntausende wurden ermordet.
Ein klares NEIN ist zum Himmel aufgestiegen. NEIN zu
Krieg und Faschismus.
In nur einem Monat sind Tausende Studentinnen und
Studenten, Arbeiterinnen und Arbeiter, bewusste und
unbewusste Menschen, umgebracht worden. Ebenso Ärzte
und Andersdenkende wurden massakriert, ermordet und
geschlachtet.
Es regnete Blut!
Das Land versank in Blut und schwieg!
"Weil Gott es so will!", hörte man. Immer öfter.
Ist es wirklich Gottes Wille? Wer ist dieser Gott? Ist er ein
Bluttrinker? Ist er ein Ungeheuer?
Ich habe gedacht, dass nein, ich habe gewollt, gewünscht,
dass nein. Ach, könnte ich schreien - weltweit! So heftig,
so wahnsinnig, dass der "Liebe Gott", Allah, unser Land
verlassen muss, und dass für immer sein Schatten auf
unserem Schicksal verschwindet.
Ich habe in einer kleinen Ecke vom Paradies unserer Erde gewohnt - geliebt, und mein Paradies wurde zerstört. Meine Existenz wurde zerstört. Meine Seele, meine Gefühle sind zerstört. Meine Kultur wurde zerstört. Ich wurde wach. Der Schock war groß. Ich sehe genau, wie Millionen Menschen in jeder der anderen Ecken der Erde, unserem Paradies, das gleiche Schicksal teilen. Wer hat unser Schicksal so blutig, so traurig, so … gemacht? Mit diesem blutigen Fluss floss ich nach Deutschland. Nun bin ich schon zwanzig Jahre zwischen Euch als Freund oder Feind. Ich bin hier und lebe im Exil und Elend. Ich lebe in einem Land, in dem Marx und Engels und Luxemburg und Brecht geboren und aufgewachsen sind - gelebt und gewirkt haben. Aber auch ein Hitler. Viele Hitler.
Man hört auf der Straße: "Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!" - und keine Schießerei. Das macht Hoffnung! Ich laufe auf der Straße. Ich arbeite weiß und schwarz in den Fabriken. Ich gehe zu den Menschen, die sich treffen und sich "Friedensgruppe", "AntiFa", "antikapitalistisch", "antiimperialistisch", "Antikrieg", "Linke", "Kommunisten", "Marxisten", "Anti-System-Gruppen" usw. nennen. Zwanzig Jahre zwischen diesen Menschen. Zwanzig Jahre "Antikrieg" und für Frieden. Und alle Monate waren September. Schwarz. Der "Schwarzer September"-Fluss fließt überall - in allen Ecken unserer gemeinsamen Erde. Die Flüchtlinge aus aller Welt haben das Gesicht dieses Staates verändert: neue Lager, Asylheime, Abschiebeknäste, "Gut"-Scheine, Fresspakete, Nervenkriege… Auch weltweit hat sich das Gesicht verändert: Zerstörung, Besatzung, Mord, Gefangennahme, Folter, Isolationshaft… Was ist geworden aus unserem Paradies?
Eigentlich wollte ich nur über den Iran reden. Aber das geht nicht mehr. Ich bin ein Mensch. Ich komme aus Afrika, Amerika, Asien, Australien. Ich bin hier, weil weltweit Politik nichts anderes als Zerstörung und Besatzung bedeutet. Wie kann man über den Iran reden und die Menschen in unseren Nachbarländern, in Afghanistan und im Irak vergessen?
Nach dem Zweiten Weltkrieg, nach 124.000 Propheten von Noah bis Marx - bis heute -, schreit die Menschheit nach Frieden und Freiheit: "Nie wieder Krieg!". Wer hat das gehört? Wer müsste diese Forderung auf die Beine bringen: Die Kirche? Die Synagoge? Die Moschee? Oder die anderen herrschenden Gedanken? Die Kriegsmaschinerie bleibt nicht eine Sekunde stehen. Es gibt keinen "Waffenstillstand". Nicht eine Sekunde lang! Die Mehrheit der Menschen ist - ob bewusst oder unbewusst -, mitgelaufen. Bis zu dieser Sekunde. Und auch die nächste Sekunde. Krieger und Heilige Krieger sind von Land zu Land und von Haus zu Haus gelaufen, und haben "neue Kriege" gemacht; haben gemordet und sind ermordet worden.
Aber total anders als vorher: "Neue Kriege", neue Versionen! Mit Industrie und technischer Revolution, mit Gehirnbomben, mit Medien und neuen Medien, mit Marktwirtschaft und Börsen, mit Elektronik und Computern, mit Wissenschaft und Philosophie - Faschist-Demokraten!
Was ist aus der Welt geworden? Eine verrückte Welt!
Wir schreien: "Krieg ist Terror!" und "Kriegstreiber sind
Terroristen!". Aber niemand hört das. Der Heilige Krieg,
der Krieg aller Arten ist die Mutter des Terrors.
Wollen wir kein Kind? Kein unterdrücktes Kind? Kein
armes Kind? Kein verbildetes oder ungelerntes Kind? Kein
verrücktes Kind? Dann müssen wir die Mutter stoppen!
Warum stoppen wir sie nicht?
Vielleicht, weil der Heilige Krieg "heilig" ist? Heilige
Wirtschaft, heiliges Wachstum, heilige Profite, heiliges
Kapital. Oder wissen wir nicht, warum? Sind wir dumm?
Sind die Menschen hier und dort dumm? Wissen sie nicht?
Wissen sie nicht, was Besatzung ist? Was Zerstörung ist?
Was Armut ist? Was Asyl und Lager und "Gut"-Scheine
sind? Was Nervenkrieg ist? Was politische Gefangene
sind? Was Folter und Mord sind? Was Zerstörung der
Kultur ist?
Nicht im Iran, nicht in Pakistan, nicht in Afghanistan, nicht
im Irak, nicht in Palästina - nirgendwo?
Es muss daran liegen, dass diese Länder "unzivilisiert"
sind. Aber warum dann nicht hier, in einem zivilisierten,
demokratischen Überwachungsstaat?
Medien machen Meinung. Ja! Tag und Nacht, rund um die Uhr "Nachrichten". Krieg und Kriegspropaganda. Wenn wir dazugelernt haben, wieso läuft die Kriegsmaschinerie dann noch? Wieso zerstört sie den "Traum" der Menschen - das Paradies; Niemandes Land;
Alles für Alle?
Seit zwanzig Jahren sind wir "Antikrieg", Anti-... auf
Demonstrationen und Kundgebungen. Das gehört zum
Alltag der weltweiten Kriegsmaschinerie. Man ist frei, zu
reden. Man ist frei, zu demonstrieren. Man ist frei,
Tausende schöne Sachen zu fordern. Wer sollte diese
Forderungen akzeptieren? Niemand! (Man redet nicht über
Ausnahmen…)
Ja, wir dürfen reden. Aber wir dürfen nicht in Not geraten und das Problem ernstnehmen. Wer sollte unsere Forderung auf die Beine bringen? Der Staat mit "unseren" Vertreterinnen und Vertretern an der Macht. Wer? Die Lehrerinnen und Lehrer, die Schülerinnen und Schüler, die Studierenden, die Professorinnen (die wenigen, die es gibt…) und Professoren, die Gewerkschaften, die Arbeiterinnen und Arbeiter, die Ausbeuterinnen und Ausbeuter, die Intellektuellen, die Ärztinnen und Ärzte, die Parteien, die Parlamente, die G8, die UNO? Wer hört uns überhaupt? Wer sind wir? Anti-was? Was machen diese Menschen überhaupt? Wo sind diese Menschen, während wir uns treffen?
Ich bin nicht dumm. Die Menschen sind nicht dumm. Die Menschen können lernen und denken. Warum Krieg? Das findest Du doch auch Scheiße! Warum lassen die bewussten Menschen die Kriegsmaschinerie gewähren, warum lassen sie die Regierungen, Machthaber, Herrschenden und andere heute und in Zukunft die Menschen kaputtmachen. Wie kann man lernen, ohne zu wissen? Wie kann man sie stoppen - nicht nur hier, sondern weltweit? Nicht morgen, sondern heute, in dieser Sekunde, jetzt!
Was bedeutet es, zu "träumen"?
Wie kann man Soldat werden, wenn man vorher Mensch
war? Soldaten sind Mörder. Und Opfer. Egal, mit welcher
Ideologie, Nationalität und Farbe.
Wie kann man ein Mensch für andere Menschen sein?
Liebe Menschen!
Der Krieg steht vor unserer Tür. Er klopft mit Harz IV,
Privatisierung, Sozialabbau, Überwachung, Terrorverdacht,
Religion, Nation, Hautfarbe, Geschlecht, mit
Polizisten, Geheimpolizisten, Richter und Rechtsanwälten,
Beamten und Behörden, mit Stolz und Ehre an die Tür.
"Bitte schön, treten Sie ein! Willkommen!"
Er tritt ein. Denn jeder bezahlt - bewusst oder unbewusst -
egal, wie er oder sie heißt.
Solange wir den Krieg bezahlen, sind auch wir
verantwortlich für die Zerstörung und Vernichtung, die er
anrichtet - die wir mit ihm anrichten...
Ach ja, abends in der Talkshow hat der Professor noch
gesagt: "Die Menschen sind viele, ein paar Milliarden. Die
Kassen sind leer, auch ein paar Milliarden. Wenn es zu
viele sind, haben sie keinen Wert!"
Am nächsten Morgen in den 10-Uhr-Nachrichten -
Umfrage auf der Straße: "Brauchen wir eine stärkere
Überwachung - Ja oder Nein?". Um 18 Uhr dann die
"Hochrechnung": 78% ja, 7% nein und 15% keine Angabe.
Die Kriegsmaschinerie läuft und ermordet täglich
Tausende.
Aber keine Sorge, der Antiterror-Apparat steht bereit. Er
kostet nur wenige Milliarden…
Wie kann man dieses Schicksal ändern?
4.) Genug ist genug - Atomausstieg selber machen!
Schwarze Katze Empfehlung: Kein Cent an Atomfirmen. Energieanbieter wechseln.
Infos zum persönlichen Atomausstieg unter www.atomausstieg-selber-machen.de
Nach der faktischen Aufkündigung des Atomkonsenses durch die Atomkraftwerksbetreiber RWE, E.on, Vattenfall und EnBW rufen Umwelt- und Verbraucherschutz-Organisationen die Menschen in ganz Deutschland auf, sich von den Atomkonzernen zu trennen. Wechseln Sie jetzt Ihren Stromlieferanten. Erteilen Sie dem Wortbruch der Konzerne mit der Aufkündigung Ihrer Vertragsbeziehungen eine angemessene Antwort. Es kostet Sie fünf Minuten. Helfen Sie, den Atomausstieg in Deutschland so schnell wie möglich zu vollziehen.
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
in diesen Tagen werden wir Zeugen eines beispiellosen Wortbruchs. Wir erleben die endgültige Abkehr einiger der einflussreichsten Manager dieses Landes von einem Vertrag, der am 14. Juni 2000 nach schweren Geburtswehen unterzeichnet wurde wie ein Friedensabkommen zwischen feindlichen Lagern. Die Vereinbarung über den Atomausstieg entschärfte einen Konflikt, der die alte Bundesrepublik ein viertel Jahrhundert und das vereinigte Deutschland eine Dekade lang gespalten hat wie kein anderer innenpolitischer Streit - zeitweise bis hin zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen.
Formal wurde der Atomkonsens ausgehandelt zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und einer Handvoll Spitzenmanager, die einige der bis zum heutigen Tag umsatzstärksten und gewinnträchtigsten Unternehmen dieses Landes vertraten. Sie mussten handeln, weil das bedingungslose Festhalten an der Atomenergie dem in hunderten von Demonstrationen und ungezählten Umfragen erklärten Willen der großen Mehrheit der Bevölkerung zuwider lief. Die Deutschen wollten und wollen die mit der Nutzung der Atomenergie verbundenen Risiken nicht länger tragen.
Der so genannte Atomkonsens wurde vor sechs Jahren vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder, von dessen Wirtschafts- und Umweltminister und den Vorstandsvorsitzenden der Energiekonzerne unterzeichnet. Es gab an diesem Abkommen von Anfang an auch Kritik von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen. Denn für ihren Verzicht auf die zuvor unbefristeten Laufzeiten ihrer Atomkraftwerke ließen sich die Manager fürstlich entlohnen: An den Standorten erhielten sie Genehmigungen für Zwischenlager für die verbrauchten Reaktorbrennelemente, womit die latente staatliche Drohung, Meiler wegen fehlender Fortschritte bei der Atommüllentsorgung stillzulegen, nach Jahrzehnten beendet war. Vor allem aber setzten sie sich mit ihrer Forderung nach üppigen Restlaufzeiten durch, ein Umstand, der ihnen bis heute Jahr für Jahr enorme Gewinne garantiert und dazu geführt hat, dass in Deutschland immer noch 17 Atomkraftwerke am Netz sind.
Immerhin, fortan wurde in Deutschland über die Energiewende und die Abkehr von der Atomenergie nicht mehr nur theoretisch geredet. Mit den spektakulären Ausbauerfolgen der Erneuerbaren Energien wurde sie auch eingeleitet. Diese Entwicklung hat der Atomkonsens nicht ausgelöst. Aber die Erwartung, dass alle Atomkraftwerke nach und nach abgeschaltet werden, hat die Notwendigkeit und den Druck erhöht, eine alternative Stromproduktion konkret zu entwickeln.
Die beiden ältesten Atomkraftwerke in Stade und Obrigheim wurden abgeschaltet, die Atomtransporte zur Wiederaufarbeitung atomarer Abfälle nach Frankreich und England gestoppt. Die vier Altreaktoren Neckarwestheim 1 (Betreiber: EnBW), Biblis A und B (RWE) und Brunsbüttel (Vattenfall, E.on) werden bei Einhaltung von Geist und Buchstaben der Konsensvereinbarung und durchschnittlicher Auslastung in den Jahren 2008 und 2009 ihre im Atomgesetz fest geschriebene Reststrommenge aufgebraucht haben und vom Netz gehen. Neue Atomkraftwerke zur Stromproduktion dürfen in Deutschland nicht mehr gebaut werden, solange das Atomgesetz in seiner heute gültigen Fassung Bestand hat. Bis heute wollen zwei Drittel aller Deutschen den Atomausstieg. Sehr viele wünschen seine Beschleunigung.
Diese Zahl hat sich weiter erhöht, seit das Hochtechnologieland Schweden Ende Juli 2006 in Forsmark nur knapp einer atomaren Katastrophe entging - und sich die gedankenlose Behauptung der deutschen Reaktorgemeinde, Vergleichbares sei in Deutschland nicht zu befürchten, für Brunsbüttel als Propaganda-Märchen erwies. "Beide Seiten werden ihren Teil dazu beitragen, dass der Inhalt dieser Vereinbarung dauerhaft umgesetzt wird."
Von dieser in der Atomkonsensvereinbarung vom 14. Juni 2000 eingegangenen eindeutigen Verpflichtung hat sich der Stromkonzern RWE mit seinem Antrag auf Laufzeitverlängerung für den 1975 in Betrieb gegangenen Reaktor Biblis A endgültig verabschiedet. Dieser Vorstoß ist ein Tabubruch. Er soll sicherstellen, dass das Atomkraftwerk, einer der umstrittensten Meiler Deutschlands, über den nächsten Bundestags-Wahltermin gerettet wird - in der Hoffnung auf eine Regierung, die nach 2009 den Atomkonzernen zu Diensten ist. Geht es nach RWE, ist mit dem Tag der Antragstellung der Ausstieg aus dem Atomausstieg eingeleitet. RWE Vorstandschef Harry Roels erweist sich als wortbrüchig. Die Aussicht auf Sonderprofite in Höhe von rund 250 bis 300 Millionen Euro pro Jahr wiegt für den Manager schwerer als die Sicherheit und der erklärte Wille der Mehrheit der Bevölkerung. Die Behauptung, er müsse mit Blick auf die Aktionäre so handeln, ist absurd: Die Anteilseigner kennen die Modalitäten des Atomausstiegs, seit vor sechs Jahren die Konsensvereinbarung auch von RWE unterzeichnet wurde. RWE steht mit seinem Wortbruch nicht allein. Auch die Herren Wulf Bernotat (E.on), Klaus Rauscher (Vattenfall Europe) und Utz Claassen (Energie Baden-Württemberg) rühren seit dem Tag der Bundestagswahl im September 2005 unentwegt die Trommel für eine Renaissance der Atomenergie in Deutschland mit dem einzigen Ziel, die ältesten und unfallträchtigsten Reaktoren länger betreiben zu können, als es ihre Vorgänger vertraglich zugesichert haben. Vattenfall, gemeinsam mit E.on Betreiber der Unfall-Reaktoren in Forsmark und Brunsbüttel, hat einen Antrag auf Laufzeitverlängerung des Atomkraftwerks Brunsbüttel für 2007 angekündigt. EnBW will den ersten Schritt zum Ausstieg aus dem Ausstieg noch in diesem Jahr gehen und einen entsprechenden Antrag für das Kraftwerk Neckarwestheim 1 stellen.
Die große Mehrheit der deutschen Haushalte bezieht ihren Strom direkt von RWE, E.on, Vattenfall, EnBW oder von Stadtwerken, die von den Atomkonzernen aufgekauft und beherrscht werden. Das Versprechen der Konzernherren, ein Weiterbetrieb der Atomkraftwerke wirke dämpfend auf die Strompreise, ist von der Wirklichkeit längst widerlegt. Die Preise steigen seit Jahren, obwohl die Atomkraftwerke laufen. Schuld ist der faktisch nicht vorhandene Wettbewerb am Strommarkt. Es liegt an Ihnen, ob das so bleibt. Sie alle, die Sie sich über den Wortbruch der Manager ärgern und für den Atomausstieg eintreten, können mit wenigen Zeilen auf einem Briefbogen oder ein paar Klicks im Internet die Vertragsbeziehung zu den Atomstromproduzenten beenden und Ihre Elektrizität ab sofort von Unternehmen liefern lassen, die sich einer zukunftsfähigen, Klima schonenden und risikoarmen Stromerzeugung verschrieben haben. Sie gründet auf effizienter Energieumwandlung und Erneuerbaren Energien aus Sonne, Wind, Wasser oder Biomasse.
Verabschieden Sie sich von den Atomstromproduzenten. Dazu ruft Sie ein Zusammenschluss
von Organisationen und Initiativen auf, von denen einige den Atomkonsens in den vergangenen
Jahren als Etikettenschwindel kritisiert und andere ihn als alternativlos befürwortet haben. Wie
Millionen Menschen in diesem Land sind wir überzeugt, der Ausstieg aus dieser Hochrisikotechnologie
müsste - auch nach dem jüngsten Weckruf aus Forsmark - schneller vollzogen werden
als ursprünglich vereinbart. Voraussetzung dafür ist, dass viele Menschen jeden Versuch der
Konzerne, Atomkraftwerke länger zu betreiben, mit ihrem persönlichen Atomausstieg beantworten.
Die Entscheidung liegt bei Ihnen.
Dr. Aribert Peters, Bund der Energieverbraucher
Dr. Gerhard Timm, Bund für Umwelt und Naturschutz
Winfrid Eisenberg, IPPNW
Leif Miller, Naturschutzbund Deutschland
Roland Hipp, Greenpeace Deutschland
Jürgen Sattari, ROBIN WOOD
Jochen Stay, X-tausendmal quer
Rainer Baake, Deutsche Umwelthilfe
Hubert Weinzierl, Deutscher Naturschutzring
Ab 14.11.06 startet in Aschaffenburg die libertäre Vortragsreihe "Was ist eigentlich Anarchie". Auftaktveranstaltung ist am 14.11.06 mit dem Referent Horst Stowasser. Einmal pro Montag wird es im Rahmen der Reihe eine Vortragsveranstaltung rund um`s Thema Anarchie geben. Die Termine der libertären Vortragsreihe stehen fest, Änderungen natürlich nach wie vor möglich. Soweit nicht anders angegeben finden alle Termine um 19 Uhr im Café "Schwarzer Riese" in Aschaffenburg statt.
Sozialabbau, prekäre Arbeits- und Lebensverhältnisse, eine steigende Kluft zwischen Arm und Reich, Kriege und Militarisierung, katastrophale Umweltverhältnisse oder auch rassistische Übergriffe - die Liste von Problemen mit den wir Tag für Tag konfrontiert sind, ließe sich wohl endlos fortsetzen.
Während wir mit dem oben genannten zu kämpfen haben, propagieren PolitikerInnen, Medien und Prominente im Einklang die totale Alternativlosigkeit zu den herrschenden Verhältnissen. Darum wird es zunehmen wichtiger sich über gesellschaftliche Alternativen Gedanken zu machen. Denn ein System in dem nur wenige Menschen die Chance haben einen Platz in der ersten Reihe zu haben, war, ist und bleibt nicht wünschenswert - dennoch ist es Realität.
Wir können und wollen diese Realität nicht akzeptieren. Unsere Vorstellung von einer Welt in der alle Menschen in einer freien und solidarischen Gesellschaft leben, die auf Selbstbestimmung, Autonomie und gegenseitigem Respekt basiert ist eine Idee, eine Utopie, über die es sich zu reden lohnt.
Genau hier knüpft unsere libertäre Vortragsreihe an. Wir wollen aufzeigen, das es Ideen, Vorstellungen und Alternativen zu den bestehenden Verhältnissen gibt, zu deren Bekanntmachung unseren Beitrag leisten, darüber streiten und diskutieren und vor allem Menschen dazu animieren sich selbst aktiv für eine gewalt- und herrschaftsfreie Gesellschaft einzusetzen.
"Ein voller Erfolg" so das Resümee der Initiative für ein alternatives Kulturzentrum in Aschaffenburg (Abakuz), über die Veranstaltung "Was ist eigentlich Anarchie" welche am Abend des 14.11.06 im Cafe Schwarzer Riese stattfand. Mehr als 50 Gäste folgten der Einladung des Vereins um die Thesen und Ideen Horst Stowassers zu hören. Kein freier Stuhl mehr und eine wahrlich dicke Luft herrschte im kleinen Veranstaltungsraum des Cafes. Sogar mit dem Boden mussten einige Besucherinnen und Besucher als Sitzgelegenheit vorlieb nehmen. In lockerer Atmosphäre referierte Stowasser eine gute Stunde, über die Ideenwelt des Anarchismus, ging auf praktische Beispiele der Bewegung ein und versäumte es nicht auch mit Sarkasmus und Ironie die "eigene Szene" kritisch unter die Lupe zu nehmen. Dogmatische und autoritäre Verhaltensmuster seien nicht nur Teil der Mehrheitsgesellschaft sondern auch in unseren eigenen Reihen vorhanden, so der Referent. Stowasser, welcher bereits seit vielen Jahren im anarchistischen Milieu zu Hause ist, stellte aktuelle Projekte vor welches sich mit herrschaftsfreiem Leben "ohne Chef und Staat" auseinandersetzen. So das "Projekt A" aus Bad Neustadt: Dort gründeten Mitte der 80er Jahre einige Menschen selbstverwaltete Betriebe und alternative Wohnformen, welche noch großteils bis heute erfolgreich bestehen. "Raus aus dem Ghetto und rein in die Mitte Gesellschaft" war die eigentliche Message zum Schluss der Veranstaltung. Durch gelebte Beispiele sollten die Menschen sehen, das anarchistische Organisierung keine Utopie von übermorgen ist, sondern bereits heute Stück für Stück aufgebaut werden kann.
"Die überraschend hohe Zahl von Besuchern lässt positives hoffen" so ein Vertreter des Abakuz. "Ziel unserer Vortragsreihe ist eben nicht nur über libertäre Ideen zu diskutieren und zu deren Bekanntmachung beizutragen sondern daraus auch praktische Konsequenzen zu ziehen." Wie diese Praxis und gelebte Utopie einer herrschaftsfreien Gesellschaft aussehen könnte ist derzeit nicht abzusehen, darin waren sich Referent sowie Gäste einig. "Schließlich war es vor ein paar hundert Jahren für viele Menschen nicht zu glauben das wir irgendwann unsere demokratischen Repräsentanten frei wählen anstatt von Gott auserwählte Kaiser vorserviert zu bekommen" bemerkte Stowasser.
Die Reihe "libertärer Informationen" des Vereins geht bereits im Dezember weiter. Am 13.12.06 werden Aktivisten der Gruppe B.A.S.T.A aus Münster über die Hintergründe und aktuelle Situation der zapatistischen Rebellion in Chiapas/Mexiko berichten.