Repression in Bonn
direkte aktion #68, April 88

Trotz relativer Nichtbeachtung in der ’direkten aktion’ (??, d. Tipper) ist die Repressionswelle in der BRD nicht vorbei. Mehr oder weniger beachtet ziehen sich Festnahmen und Durchsuchungen über das ganze Land hin. Der Staat versucht seine Erkenntnisse über Strukturen und Strategien der radikalen Linken zu verbessern und lässt dies mit massiver Einschüchterung einhergehen. Bestehende Strukturen, wie z.B. in Rhein-Main, werden politisch isoliert und zerschlagen.

Unsere Erfahrung lehrt uns, dass Repression nicht von der Art der politischen Arbeit, sondern von deren Inhalten und Zielen abhängt. So wurden in Bonn zwei Frauen verhaftet, die auf Grund ihrer Kleidung und ihrem momentanen Aufenthaltsort (in der Nähe einer gemeldeten Sprühaktion) voll in das Raster der Staatsmacht passten. Obwohl der Zeuge sich nicht an zwei Frauen erinnern konnte, genügte eine in der Nähe gefundene Sprühdose, die beiden für die nächsten 13 Stunden einzuknasten. Vorwurf: Sachbeschädigung und 129a (Werbung f. terroristische Vereinigung). Noch während die beiden Frauen in Haft saßen, wurden deren Wohnungen durchsucht, gemäß "Gefahr im Verzüge". Dabei wurden neben persönlichen Briefen und Fotos diverse Flugblätter, u.a. zur Gen-Technologie, und Unterlagen der FAU beschlagnahmt. Weiterhin beschlagnahmt wurden Schreibmaschinenfarbbänder und Kugelkopf. Die Wohnungen wurden fotografiert und alle DA's beschlagnahmt.

Seit Bestehen unserer FAU-Gruppe, haben wir uns mit Repression auseinandersetzen müssen. So wurde z.B. unsere Postlagerkarte gezielt blockiert, und auch zur Zeit kommt bei unserer Kontaktadresse nichts mehr an. Hinzu kommt nun die Einschüchterung unserer Genossinnen.

Langsam müsste jedeR einsehen, dass Repression gegen uns alle gerichtet ist, KeineR kann sich ihr entziehen. Jegliche kritische Beschäftigung mit dem System, sei es VoBo oder Gewerkschaftsarbeit, muss sich zwangsläufig mit staatlicher Repression auseinandersetzen. Dies verlangt ein deutlicheres Verhalten zu dieser Sache von uns, sowie die Solidarität mit den direkt Betroffenen.

Wenn bei uns noch der Vorwurf "Werbung für/Mitglied einer terroristischen Vereinigung" lautet, so gilt das für Italien schon lange nicht mehr. Dort gilt: es ist völlig unwichtig, ob Waffen gefunden werden oder nicht, es sei nämlich davon auszugehen, dass die Angeklagten über Waffen verfügen könnten. Oder, es sei nicht der Punkt, ob schon eine Vereinigung gegründet ist, oder nicht, viel wesentlicher sei es, dieser Gründung mit der Verhaftung zuvorzukommen. Das ist nichts anderes als Gesinnungshaft.

Repression hängt nicht von unserem Handeln ab, sie soll uns alle treffen, isolieren, einschüchtern, zerschlagen! Ziehen wir daraus Konsequenzen! Keine Information mehr als nötig dem Staat liefern (Namen...)! Die Auseinandersetzung mit der Repression gemeinsam führen! Die Vereinzelung durch verbindliche Strukturen und Solidarität aufheben! (Früher hieß das "organisiert Euch", Vorwärts für und mit dem Gemeinplatz! d. Tipper)

FAU-Bonn