Stoppt den Wahlzirkus!
Autor: Das kleine Arschloch
terminator Juni 02
"Politik ist die Kunst, Menschen davon abzuhalten, sich um Angelegenheiten zu
kümmern, die sie eigentlich etwas angehen." (Paul Valéry)
Wieder einmal im September werden wir, d.h. die für mündig befundenen, über
18jährigen Menschen mit deutschem Ausweis, aufgerufen zur Wahlurne zu
gehen, um auf ein paar Zettel Kreuze zu machen. Entsprichst du nicht diesen
Kriterien bist du "stimmlos" . Es ist wie in der griechischen Demokratie, auf die
sich manch einE IntellektuelleR gerne beruft - ein Teil der Menschen ist
ausgeschlossen von der "demokratischen Partizipation". Diesen Menschen wird
das Recht, RepräsentantInnen für ihre Interessen zu wählen, von vorneherein
vorenthalten.
Die Wahl gleicht einem Lottospiel - mit dem Unterschied, daß mensch nur
verlieren kann – nämlich seine / ihre Stimme. Wir haben die "Wahl" zwischen
Parteien, die uns alles mögliche versprechen, aber nie einhalten können, was sie
versprechen. Begründet wird dies dann später mit Sachzwängen. Manch ein
Mißerfolg wird mit wortreichen Hülsen als etwas Gutes und unseren Interessen
Dienendes dargestellt.
Die Parteien werden durch irgendwelche Personen, die wir nicht kennen,
repräsentiert. Diese Personen, die wir nicht kennen, die uns aber im Stadtbild kurz
zuvor von jedem Laternenpfahl fies entgegen grinsten und mit locker-flockigen
Sprüchen warben, wollen / sollen unsere Interessen vertreten?! Woher wollen die
unsere Interessen kennen? Habt ihr schon einmal mit ihnen über eure Interessen
gesprochen? Ich nicht.
Stehen wir nun in der Wahlkabine vor den Zetteln mit lauter Parteinamen und
haben die Wahl zwischen vielen Übeln, vermissen wir doch das wichtigste Feld
zum Ankreuzen - keine dieser Parteien / Selbstverwaltung!
Viele WählerInnen
machen dennoch ein gültiges Kreuz, um das größere Übel zu verhindern oder um
den Rechten den Einzug ins Parlament zu erschweren.
Nach der Wahrnehmung des demokratischen Rechtes der Stimmabgabe können
wir mit stolz geschwillter Brust als gute BundesbürgerInnen zum gemütlichen Teil
übergehen - den Ausgang der Wahl im Fernsehen zu verfolgen. Wer wird
gewinnen? Schafft die FDP die 5% Hürde? Eifrig wird mitgefiebert und es gibt
nach der Wahl dennoch nur GewinnerInnen unter den Parteien. Die Frage ist
letztendlich nur, wer bekommt den größeren Freßnapf und wer bekommt den
höher dotierten Job. Die Politik bleibt die gleiche - ob olivgrün, rosarot, blutrot,
schwarz oder farblos. Großspurige Wahlversprechen sind in kurzer Zeit den
"Kompromissen" und "Sachzwängen" geopfert - aus PazifistInnen werden
MilitaristInnen, statt großartiger Senkung der Lohnarbeitslosenzahlen - wie
Kanzler Rotkohl ankündigte - ist der Anstieg selbiger nicht mehr mit der
professionell gefälschten Statistik zu übertünchen. Sündenböcke sind immer
schnell gefunden.
Die Opposition gibt sich immer pseudoradikal gegen
unpopuläre Maßnahmen, handelt aber im Falle der Regierungsübernahme
genauso wie die vorherige Regierung. Es spielt sich vor unseren Augen die
reinste Tragikkomödie ab und wir nehmen wie hypnotisiert als ZuschauerInnen
daran teil und legitimieren dies durch unsere regelmäßig Stimmenbeerdigung in
der Wahlurne.
Wenn wir feststellen, daß wir uns "verwählt" haben, ist es schon zu spät.
Meine
Partei und die von mir auserkorenen FürsprecherInnen meiner Interessen werden
vielleicht nicht ins Parlament gewählt. Was dann? Ich bin auf der großen Bühne
der Politik nicht repräsentiert und muß fünf Jahre auf eine neue Chance warten,
eineN Repräsentanten/in bzw. seine Partei zu wählen, von der ich die Illusion
habe, daß sie meine Interessen gut vertritt.
Wer einmal seine Stimme in der Urne zu Grabe getragen hat, muß fünf Jahre
warten, bevor sie/er wieder eine Stimme erhält. In dieser Zeit kümmern sich von
unseren Steuergeldern finanziert irgendwelche BerufspolitikerInnen um unsere
Angelegenheiten.
Wir haben unsere eigene Entmündigigung legitimiert, indem wir
uns am Wahlzirkus beteiligt haben. Jetzt wird uns wie immer von oben mitgeteilt,
was für uns "unten" am besten ist. Wir verlassen uns darauf, daß die da "oben"
die Sachen für uns schon regeln und wissen was das Richtige für uns ist. Es ist
sehr bequem. Fast jegliche Eigeninitiative wird aufgegeben – dafür sind die da
"oben" ja delegiert, sich darum zu kümmern – Umweltverschmutzung,
Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Gewalt: die PolitikerInnen werden sich schon
darum kümmern. Und wenn wir nicht zufrieden waren, wählen wir ein anderes
Übel - oder bleiben dabei, weil die anderen Übel noch schlimmer wären.
Heute rufen wir auf "Stop Stoiber!" Und bei der nächsten Wahl tritt vielleicht ein/e
noch schlimmererE VertreterIn der PolitikerInnenkaste an und es wird zum
Verhindern des größeren Übels zur Wahl von Stoiber aufgerufen. Es wird Zeit aus
diesem Teufelskreis auszusteigen. Wir wollen nicht das kleinere Übel, sondern wir
wollen gar kein Übel. In leichter Abwandlung eines Zitates von Bertold Brecht
müßte es heißen "Wir brauchen keine neuen PolitikerInnen, sondern überhaupt
keine!"
Organisiert euch selbst - seid nicht länger stummes
Stimmvieh !
Legitimiert nicht länger durch Stimmenbeerdigungen
dieses System !
Wählt ungültig !