Wählen gehen? Ein paar Gedanken dazu.
ein anarchist - 03.07.2002 20:02
indymedia

Wählen gehen ist die Mitbeteiligung an der eigenen Verarschung.
Nie wird sich durch eine Wahl etwas ändern - wenn doch, dann würden Wahlen sofort verboten werden. Alte Binsenweisheit.

Man kann Kapitalismus nicht abwählen.
Man kann den Staat nicht abwählen.
Mann kann Faschismus nicht abwählen.
Man kann Emazipation nicht wählen.
Man kann Gerechtigkeit nicht wählen.
Man kann Freiheit nicht wählen.

Denn all diese Dinge stehen uns garnicht zur Wahl, obwohl sie essentiell sind.
Man kann diese Dinge weder wählen noch abwählen, man kann nur gegen oder für sie kämpfen. Und diesen Kampf müssen wir selbst führen, niemand anders als wir mit unseren eigenen Gehirnen und unseren eigenen Händen, Füssen und Ärschen.

Dieser Staat tut nichts, was „das Volk“ wünscht und er hat es nie getan und er wird es nie tun und es liegt nicht einmal in seinem Sinn, auch wenn einige „Globalisierungskritiker“ diesem Irrglauben anhängen, ihn verbreiten und ihn dadurch einen neuen, gefährlichen Glanz verleihen, der schnell verblendet, weil er so verlockend einfach ist. Diese „Globalisierungkritik“ hat nichts mit Attacke zu tun, sondern ist ein Blindgänger.

Der Staat ist nicht geschaffen worden, um die Welt demokratisch zu gestalten, im Gegenteil. Der Staat ist geschaffen worden, um den Besitz und die Privilegien von Wenigen vor der Mehrheit zu schützen: Binsenweisheit Nummer Zwei.

Parteien und Parlamente sind nur eine Maske. Was sich dahinter verbirgt, konnten wir in Genua deutlich sehen: Die nackte Gewalt, die gefühllose, brutale Macht, die Unterdrückung. Spiel ihr „demokratisch-freiheitlich-parlamentarisches“ Spiel nicht mit und sie versohlen dir den Arsch.

Das ist Europa, das ist Deutschland, das ist der Staat: der durchlöcherte, blutverschmierte Schädel von Carlo Giuliani am 20. Juli 2001 während der Proteste gegen den G8-Gipfel in Genua. Und das ist die Wahl, die sie uns lassen: entweder die Selbstverleugnung durch Anpassung an das System oder- im Extremstfall- eine Kugel im Kopf. Das ist, was sie uns vermitteln wollen: „Spielt ihr unser ‚Väterchen Staat’- Spielchen nicht mit, müsst ihr ein anderes mit uns spielen: Russisches Roullet“

Angst sollen wir haben, uns die Hosen vor ihnen vollscheissen, das ist die Grundidee ihres genialen Plans.
Das ist IHRE Wahl. Es scheint also ausweglos. Und das ist es auch. Aber nur solange, wie wir glauben, das es wichtig wäre, vor welche Wahl der Staat uns stellt und dass es nur diese Möglichkeiten gäbe. Nur solange wir glauben, dass der Staat irgendeinen Wert hat, der über die Brocken, die er uns hinwirft (Sozialhilfe, Arbeitslosenhilfe, Bafög etc. ...) hinausgeht.

Glaubt seinem Geschwätz nicht, denn es sind nichts als Lügen. Aber das werdet ihr schon bemerkt haben. Vielleicht ist es nur nicht jedem bewusst.

Es ist für den Durchschnittsmenschen schwer, das zu begreifen. Schliesslich wird ihm von Anfang an erzählt, das es der Staat oder die herrschende Gesellschaft ist, die die Freiheit überhaupt erst möglich macht. Aber das ist eine offensichtliche Lüge: Von Geburt an verblödet uns diese Gesellschaft systematisch, sie macht uns von ihr abhängig, sie legt uns an ihren einschläfernden Tropf, formt uns zu unselbstständigen Lehmklumpen. Sie lehrt uns sogar die Angst vor der Freiheit, sie lehrt uns die Angst vor uns selbst- bis wir von ganz allein und ohne Zwang unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten, unseren eigenen Wert, unser Ich verneinen. Tumorartig verankert sich die staatliche Gesellschaft in unseren Köpfen.

Der Staat ist das Maß aller Dinge. Jetzt noch.
Es sollte anders sein.
Aber werden Wahlen das je ändern? Nein.

Warum also wählen gehen? Es kann dafür nur einen Grund geben: Die Selbstverarschung. Selbstverständlich trägt die Selbstverarschung viele Namen, aber das sollte uns nicht täuschen.

Machen wir uns also ran, diesem Scheiss ein Ende zu bereiten. Es ist möglich und wir werden es auch schaffen... oder vorher an Altersschwäche eingehen, aber das ist höhere Gewalt.

Geben wir unsere Stimme nicht ab, benutzen wir sie lieber selbst.

"Wir brauchen keinen starken Mann,
denn wir sind selber stark genug
Wir wissen selber was zu tun ist
Unser Kopf ist gross genug "

altes Liedgut


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