Am Wahlsonntag gibt es viele Alternativen ...
FAU Magdeburg - 21.03.2006

Unsere Empfehlung für die Landtagswahlen am 26. März in Sachsen-Anhalt.

Am Wahlsonntag gibt es viele Alternativen ...
... z.B. können wir endlich wieder mal ausschlafen, ausgiebig frühstücken und anschließend mit Freunden unsere Freizeit genießen oder überlegen wie wir wirklich etwas verändern können.

Letztlich ist es egal, ob wir zur Wahl gehen oder nicht oder welche Partei wir wählen. Die Parteien allesamt versuchen, möglichst viele WählerInnen zu werben und versprechen alles besser machen zu wollen, als die amtierende Regierung und die anderen Parteien. Mittlerweile dürfte offensichtlich sein, dass es völlig egal ist, welche Partei bei der Wahl gewinnt. Es geht den Regierenden - gleich welcher Couleur - einzig und allein darum, die Interessen von Kapitalverbänden durchzusetzen und die eigenen Pfründe zu sichern. Auch PolitikerInnen, die ehrlich an der Erfüllung ihrer Wahlversprechen interessiert sind, werden durch sogenannte "Sachzwänge", d.h. durch die Erpressung seitens der Unternehmer, woanders zu investieren, dazu gebracht, sich den herrschenden Spielregeln zu unterwerfen. Wahlen haben die Aufgabe uns vorzugaukeln, wir würden selbst mitentscheiden können. Letztlich dienen sie aber nur dazu, dem herrschenden System die nötige Legitimation zu geben. Es soll verschleiert werden, dass wir wirklich wichtige Dinge nicht mitentscheiden können - wir wählen nur, wer statt Dir und Mir zu entscheiden hat, aber nicht, wie dieser jemand in einer bestimmten Situation entscheiden wird. Und was zur Entscheidung steht, wird meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit von den eigentlich Mächtigen, d.h. vor allem den Unternehmerverbänden, vorgegeben.

Abgeordnete sind nur ihrem "Gewissen" verpflichtet, nicht ihren Wahlversprechen oder der Wählerschaft - und wie korrumpierbar ein Gewissen sein kann, wissen wir. Durch das Prinzip, die Wahrnehmung der eigenen Interessen an eine Schicht von VolksvertreterInnen zu übertragen, sind die WählerInnen faktisch entmündigt. Eine an der Macht befindliche Minderheit kontrolliert die Mehrheit der Menschen und sähe es am liebsten, wenn wir uns aus der politischen Gestaltung unserer Gesellschaft raushalten würden. Wahlen bieten uns keine Alternativen. Wir wurden nie gefragt, ob wir ein solches System überhaupt wollen. Regierungen fällen Entscheidungen über unseren Köpfe hinweg, an deren Folgen wir alle zu knabbern haben. Aktuell wird uns das besonders drastisch vorexerziert - wir sollen künftig unter immer schlechteren Bedingungen länger und für immer weniger Geld arbeiten und müssen für das, was wir zum Leben benötigen, immer mehr bezahlen. Damit wir unsere Wut nicht an den Verantwortlichen auslassen, wird der weitverbreitete Frust gegen andere kanalisiert: sogenannte kriminelle Ausländer, Sozialschmarotzer, Schwarzarbeiter, Chaoten (und mitunter auch ein paar schwarze Schafe unter den sonst so fähigen und fürsorglichen PolitikerInnen und Managern). An denen kann man viel gefahrloser - für sich selbst und die Mächtigen - Dampf ablassen.

Selbstorganisation statt Stellvertretung!
Solange wir uns auf die Spielregeln der Herrschenden einlassen, wird sich nichts ändern - zumindest nicht zum Besseren. Nur wenn wir uns selber - unabhängig von den Parteien, Gewerkschaften oder sonstigen etablierten Verbänden - organisieren, können wirkliche Alternativen entstehen. Sich in Basisgruppen oder Netzwerken zusammenzuschließen, bietet die Möglichkeit einer freiheitlichen Entscheidungsfindung, die die Kreativität, Verantwortung und das Selbstbewusstsein der Menschen fördert. Sicher ist es ein weiter Weg bis zu einer neuen Gesellschaft - an uns ist es, hier und heute einen Anfang zu wagen, der möglicherweise mal in eine Alternative mündet, die nicht nur die Herrschenden auswechselt, sondern Herrschaft, Hierarchien und Diskriminierungen - gleich welcher Art - nicht mehr kennt.

Wir, Mitglieder der Freien Arbeiter und Arbeiterinnen Union (FAU) - einer noch kleinen Gewerkschaftsinitiative, setzen auf die direkte Aktion zur Durchsetzung von Interessen. Anstatt über Ziele und Forderungen, die unsere konkreten Lebensverhältnisse betreffen, das Parlament oder Verhandlungsrunden - also indirekt Funktionäre und Interessenvertreter - entscheiden zu lassen, wollen wir diese durch unser gemeinsames Handeln durchsetzen. Direkte Aktionen reichen von Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit bis zu Streiks, Boykotts und Besetzungen. Wir kämpfen für die Verbesserung der derzeitigen Arbeits- und Lebensbedingungen, bleiben aber jedoch nicht dabei stehen, sondern wollen gemeinsam in einer libertären (freien), klassenlosen Gesellschaft leben. Dazu gehört auch die Aneignung der notwendigen Fähigkeiten, um zukünftig einmal die gesamte Gesellschaft in Selbstverwaltung der Beschäftigten betreiben zu können.

Aufbauend auf der Erkenntnis, dass jeder revolutionäre Ansatz bereits Teile der neuen Gesellschaft in sich tragen soll, ist schon heute die FAU organisiert. Basis der Organisation sind die lokalen Orts- und Branchengruppen, die ihre Angelegenheiten und Arbeitsschwerpunkte autonom regeln. Einmal jährlich findet ein bundesweiter Kongress statt, auf dem alle die Gesamtorganisation betreffenden Fragen diskutiert werden. In der Zwischenzeit koordinieren sich die lokalen Gruppen auf regelmäßig stattfindenden Regionaltreffen. Wichtige Entscheidungen werden durch Mitglieder-Urabstimmungen getroffen. Bezahlte Funktionäre gibt es in der FAU nicht - und damit auch keine Funktionärseliten. Alle Mandate rotieren regelmäßig, die Delegierten haben ein imperatives Mandat ihrer Gruppen, d. h. sie sind an die Entscheidung der Gruppe gebunden - die "Geschäftskommission" der Gesamt-FAU hat ausschließlich koordinierende Funktionen.

Gerade in einer globalisierten Welt, in der der Kapitalismus über Staatsgrenzen und Kontinente hinweg agiert, kann unser Kampf nicht isoliert in einem Land geführt werden. Wir müssen uns weltweit solidarisieren und die Kämpfe globalisieren, sonst werden wir immer wieder auf der Verliererseite stehen. Die FAU hat sich daher der "Internationalen ArbeiterInnen Assoziation" (IAA) angeschlossen, um diesen Kampf gemeinsam auf der ganzen Welt zu führen. Anarcho-Syndikalismus (frz. Syndikat = Gewerkschaft) bedeutet für uns allerdings nicht nur, dass wir unsere Interessen am Arbeitsplatz vertreten, sondern in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens aktiv werden und dieses selbst organisieren wollen. So sehen wir die FAU als Gewerkschaft für alle Berufe, genauso wie für Arbeitslose, SchülerInnen, Studierende, Stadtteilinitiativen etc. Wenn wir wirklich etwas bewegen wollen, müssen wir schon selber aktiv werden.

Wir haben keine andere Wahl:

Die Stimme erheben statt abgeben - die Wahlzettel ungültig machen!!!


NichtwählerInnen - Wahlsiegparty
FAU Magdeburg, 21.03.06

Am Wahlsonntag wollen wir NichtwählerInnen - die (hoffentlich) stärkste Kraft an diesem Tage - gemeinsam auf unseren Wahlsieg anstoßen. Die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht: Nachdem wir bei den Europa- und Kommunal-Wahlen 2004 die absolute Mehrheit erreichten, wurde die „Partei der NichtwählerInnen“ bei den Bundestagswahlen im letzten Jahr die stärkste aller Parteien: gegenüber den gut 600.000 nicht abgegebenen bzw. ungültigen Stimmen in Sachsen-Anhalt, landet die SPD mit gerademal 475.000 Stimmen abgeschlagen auf Rang 2. Und vielleicht haben ja doch ein paar mehr Leute aus den offensichtlich nicht eingehaltenen Wahlversprechen und dem Postengerangel nach der Wahl ihre Schlüsse gezogen? Jedenfalls wollen wir uns am Wahlabend gemeinsam über die Schönfärberei der Wahlverlierer amüsieren - für deren (TV-) Übertragung wird gesorgt sein, ebenso wie für entsprechende Getränke.

Wenn ihr Lust habt, so kommt doch auch hin:

26.03.06, 16.00 im Blaue Welt Archiv / Thiembuktu in der Thiemstr. 13 in Magdeburg-Buckau.