Zwangsarbeiter in Iserlohn
Friedensfestzeitung 2000

Zwangsarbeiter
Keiner will´s gewesen sein

Verschleppt, zur Arbeit gezwungen und eingesperrt - tausende von Menschen wurden während des Dritten Reiches im Märkischen Kreis von den selbsternannten Herrenmenschen wie Sklaven behandelt. Doch obwohl praktisch jede größere Firma in Iserlohn mit dem Einsatz von Zwangsarbeitern gute Profite machte, tendiert die Bereitschaft zur Wiedergutmachung gegen Null.

Die Krone schoß Dr. Jochen Kirchhoff ab. Der Iserlohner Unternehmer und Präsident der Arbeitgeberverbände in NRW weigert sich nicht nur beharrlich, in den Entschädigungsfonds einzuzahlen, nein, er sieht sich auch noch zu Unrecht angeklagt. Die in seiner Firma eingesetzten Zwangsarbeiter seien gut behandelt worden, beteuert Kirchhoff, der die ganze Aufregung nicht versteht. Natürlich, wenn denn sich denn jemand von den Betroffenen persönlich bei ihm melden würde, ließe sich das Ganze sicherlich regeln - doch so eine anonyme Regelung, die ist nicht seine Sache. Na prima. Da ist es sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis Kirchhoff seine Ehemaligen zu einem bunten Nachmittag einlädt und mit ihnen über die gute alte Zeit diskutiert.

Doch im Ernst: Dieses Angebot zur persönlichen Wiedergutmachung ist nichts anderes als der Versuch, ohne Kosten aus der Sache herauszukommen. Wie viele der in seinem Unternehmen eingesetzten Sklavenarbeiter mögen heute noch leben und von seinem großzügigen Angebot in Rußland oder der Ukraine erfahren?

Bei solch einem Präsidenten verwundert es nicht, daß auch der Rest der heimischen Unternehmer wenig Anlaß sieht, für die Sünden der Vergangenheit verantwortlich zu zeichnen. Mit der Begründung, daß der damalige Chef nicht mehr lebt, oder sich der Firmenname inzwischen geändert hat, sieht man sich jeder Verantwortung entbunden.

Vielleicht sollte der IBSV Kirchhoff noch einmal zu seinem Traditionsessen einladen. Nachdem der beispielhafte Unternehmer dort bereits 1993 das Wort ergreifen durfte, könnte er diesmal vielleicht über das Thema "Schuld und Sühne" philosophieren.

FriedensPlenum Iserlohn