[musikal. Einführung]
Anmoderation: "Deutsche Soldaten haben während der Zeit des Zweiten Weltkriegs viele Verbrechen begangen. Darum geht es heute Abend auch in dieser Sendung. Es läuft nämlich eine interessante Ausstellung in Hagen und wir von der Schwarzen Katze haben ein Interview mit einem der Organisatoren der Ausstellung gemacht, und das kommt nach dieser Musik."
[musikal. Unterbrechung]
[Interview Beginn]
"Ich spreche jetzt mit Heinz Richter. Hallo! Heinz Richter hat eine Ausstellung über die Verbrechen der deutschen Wehrmacht konzipiert und realisiert und diese Ausstellung ist im Moment in Hagen zu besichtigen. Wo ist die Ausstellung denn da zu besichtigen?"
"Die ist in der Hagener Stadthalle zu besichtigen und ist am letzten, am 12.11. eröffnet worden."
"Bis wann ist die zu besichtigen?"
"Bis zum 13.12. ist sie zu besichtigen.""Was ist denn auf diesen Bildern genau zu sehen?"
"Die Bilder geben einen Querschnitt durch die wichtigsten Ereignisse innerhalb der Jahre der Naziherrschaft in Bezug auf die Wehrmacht. Das erste Bild zeigt die Vereidigung der ehemaligen Reichswehr auf den Führer und Oberbefehlshaber und geht dann über 1936, den spanischen Bürgerkrieg mit dem Einsatz der 'Legion Condor' weiter zum August 1939 mit der Bombardierung der offenen Hauptstadt Polens, Warschau; geht in den Frankreichfeldzug, bis hin zum Ende 1944/45 in Berlin mit dem zerschossenen Brandenburger Tor."
"Dazwischen sind ja auch noch einige Bilder zu sehen, wo ganz direkt Verbrechen der deutschen Soldaten zu sehen sind und da gab es nämlich eine ganze Menge in der deutschen Geschichte und auch Geiselerschießungen."
"Ja, in Pancevo, Jugoslawien, wurden Menschen zusammengetrieben, und als Geiseln erschossen und teils erhängt. In Condomari, Kreta, wurde die männliche Dorfbevölkerung dieses Dorfes Condomari zusammengetrieben und von Fallschirmjägern in einer Waldlichtung erschossen. In Minsk, eines der eindrucksvollsten und deprimierendsten Bildern, ist die Erhängung von zwei Jungen, in Anführungsstriche "Partisanen", die von deutschen Wehrmachtsoffizieren persönlich an den Strick geknüpft werden und erhängt sind."
[musikal. Unterbrechung]
"Wie haben denn jetzt ältere Leute, die auch in der Wehrmacht eventuell noch drin waren, halt darauf reagiert?"
"Hm, ja, es kommen immer welche dazu, die also deutlich dann ihr Missfallen äußern über die Art und Weise der Präsentation, wahrscheinlich weil sie ihnen zu sehr nahe geht, und operieren dann mit dem Begriff der 'Fälschung'. Aber das ist ja alles an den Haaren herbeigezogen und längst widerlegt."
"Vielleicht waren sie aber auch selber an Verbrechen der deutschen Wehrmacht beteiligt, das könnte ja auch sein? Es gibt aber auch Jüngere, die die Bilder auch kritisieren, vor allem aus dem Nazispektrum und da hat's ja auch schon einige Vorfälle gegeben. Es gab nämlich einmal den Vorfall in Iserlohn, wo ein Bild verunstaltet worden ist, und dann gab's jetzt noch vor einigen Tagen noch einen negativen Vorfall in Hagen, wo zehn Mitglieder der rechten, nationalistischen NPD eben auch da waren. Was ist in Iserlohn passiert und was ist vor allen Dingen dann in Hagen passiert?"
"Ja, in Iserlohn, da entsinne ich mich noch, wurde unmittelbar vor der Eröffnung im Rathaus auf einmal Bombenalarm gegeben. Wir mussten den Raum, in dem die Ausstellung stattfinden sollte und auch aufgebaut war, mussten wir verlassen, vor das Rathaus gehen, und da nach einiger Zeit hieß es denn, es hat sich als ein, nur ein privater Koffer herausgestellt. Das war also dann ein gutes Ende dieser Schreckensnachricht."
"Das eine Bild in Iserlohn ist ja auch verunstaltet worden."
"Ja, das ist verunstaltet worden und ist durch die Versicherung ersetzt worden und neu angefertigt worden."
"Was ist jetzt in Hagen passiert?"
"Hm ja, ich würde sagen, der Ausdruck 'passiert' ist vielleicht etwas scharf, auf jeden Fall sind in Hagen am Dienstag bei der Eröffnung Neonazis, also jüngere Leute, etwa vielleicht 10 jüngere Leute aufgetreten, die sich dann als Neonazis outeten bzw. von Teilnehmern der Eröffnungsveranstaltung als solche erkannt wurden. Es gab so kleine Wortwechsel, wobei es dann auch um 'Fälschung' und ähnliche Tiraden ging; war aber im Großen und Ganzen, hmm, konnte es den Eindruck der Ausstellung nicht mindern."
"Das heißt, sie wollen also die geschichtlichen Tatsachen nicht anerkennen?"
"Genau das, ja!"
"Wer jetzt von unseren Hörerinnen oder Hörern jetzt Interesse hat, die Ausstellung anzugucken... könntest du nochmal sagen, bis wann die stattfindet und wo die stattfindet?"
"Ja, die Ausstellung läuft derzeit bis zum 13. Dezember 2002. Allerdings empfiehlt es sich, in der Stadthalle vorher anzurufen, da es an einigen Tagen durch andere Veranstaltungen möglich ist, dass die Ausstellung nicht zu sehen ist. Ich könnte eigentlich mal, ich hab hier so'n paar Daten... dann ist am 5., 6., 7. und 8. Dezember abgehängt und dann läuft sie die Woche über bis zum Freitag, den 13."
"Wer das jetzt so schnell nicht mitbekommen hat, die ganzen Daten und wann und wo das stattfindet, das steht auch auf der Schwarze Katze-Internetseite unter der Rubrik 'Termine'; dort ist auch ein Bild der Ausstellung schonmal abgebildet. Es ist halt im Internet zu erreichen unter www.radiokatze.de.vu."
[musikal. Unterbrechung]
"Ich spreche jetzt mit Heinz Richter, Mitorganisator der Ausstellung 'Die Wehrmacht - Das Schwert der Nazis'. Hallo!"
"Guten Abend"
"Was hat die Wehrmacht eigentlich für Verbrechen begangen?"
"Die Wehrmacht hat die Verbrechen gegangen, für die Nazis willfährig zu sein und die Naziideologie über ganz Europa zu tragen. Das ist der erste Punkt, den man der Wehrmacht vorwerfen kann. Und es begann mit dem Eid auf den Führer 1934 - nicht auf die Verfassung, sondern persönlich auf den Führer."
"Von rechter Seite ist ja bestritten worden, dass die Wehrmacht überhaupt Verbrechen begangen hat. Könnten Sie da Beispiele zu nennen, dass die Wehrmacht wirklich Verbrechen begangen hat?"
"Ja, ich führe das ja hier an diesen Bildern aus, die in der Ausstellung zu sehen sind. Hier, wir stehen gerade vor einem Bild, betitelt '22. April 1941, Pancevo, Belgrad'. Da kann man sehen, wie die Wehrmacht serbische Zivilisten aus dem Dorf holt, abführt zu einem aufgebauten Galgen hinführt und die Zivilisten an Galgen aufhängt. Auf einem Nebenbild, auch vom 22.April 1941, Pancevo bei Belgrad, steht ein Offizier, das ist übrigens ein sehr bekanntes Bild, ein Offizier mit der Pistole und schiesst auf die halbtoten Zivilisten noch, gibt denen den sogenannten Gnadenschuss. Und im Hintergrund Scharen von Soldaten, die sich dieses Schauspiel betrachten. Daneben kommt der 2. Juni 1941, Condomari in Kreta. Das ist ein Fallschirmjägerüberfall auf die griechische Insel gewesen, und auch hier wieder ganz deutlich, wie lustvoll diese 'Spezialisten', diese 'Elitesoldaten', Fallschirmjäger zivile Männer zusammentreiben und auf einer Lichtung im Olivenhain in Massen erschießen."
[musikal. Unterbrechung]
"Die Ausstellung fängt an mit dem Bild 'Der Eid auf den Führer, 1934'. Könnten Sie speziell dazu etwas sagen?"
"1934, im August, starb der Reichspräsident Hindenburg und am gleichen Tage wurde die damalige Reichswehr direkt auf den Führer vereidigt. Es spielte keine Rolle mehr die Verfassung, es war der persönliche Eid auf den Führer, der willenlos von allen Angehörigen der Reichswehr geleistet wurde. Daneben steht ein bezeichnendes Bild 1935: 'Armee und Partei. Hitler, der Reichskriegsminister Blomberg und der Propagandaminister Göbbels im Dreiergespräch vertieft'."
"1939, an Hitlers 50. Geburtstag gibt es auch ein Bild."
"Ja, und zwar eine riesengroße Parade der Wehrmacht vor dem 'Geburtstagskind', dem Führer, anlässlich des 50. Geburstages in einer unheimlichen nazistischen Dekoration, geradezu als Galavorstellung präsentiert."
"Die nächsten drei Bilder behandeln Verbrechen der Wehrmacht außerhalb Deutschlands."
"Ja, hier unmittelbar im Eingangsbereich habe ich drei Bilder nebeneinander gehängt, und zwar den 26. April 1937, Guernica, mit einem Ausschnitt des weltberühmten Bildes von Picasso; 1939: Warschau, eine Ruinenstadt als Luftbild gezeigt und 1940, Rotterdam, dem Erdboden gleich gemacht. Diese drei Bilder sind der Beginn des Terrorangriffs der deutschen Lutwaffe auf zivile Städte. Und diese Argumente, die uns immer vorgehalten werden, 'Dresden war ja noch viel schlimmer!', diesen Argumenten habe ich die drei Bilder entgegengesetzt. Wären Guernica, Warschau und Rotterdam nicht gewesen, hätte es kein Dresden gegeben."
[musikal. Unterbrechung]
"Bekannt ist ja auch das Foto vom Warschauer Ghetto...?"
"Hier, bei diesem Foto, 1943: Warschauer Ghetto, ist eindrucksvoll zu sehen, wie die Wehrmacht Frauen und Kinder im Warschauer Ghetto zusammentreibt und dann abführt."
"Warum haben Sie diese Ausstellung konzipiert?"
"Ja, die Ausstellung ist angeregt worden durch die Ausstellung des Hamburger Institutes über die Verbrechen der Wehrmacht. Wir hatten den Gedanken, uns diese Hamburger Ausstellung nach Hagen zu holen, haben dabei aber erfahren, dass wir die Kosten dafür, die sich in Höhe von 30.000 Mark bewegen sollen, nie aufbringen können, und zum anderen sei diese Ausstellung auf Jahre hin ausgebucht. Daraufhin haben wir gesagt, dann machen wir unsere eigene Ausstellung und das Ergebnis sehen wir hier."
[musikal. Unterbrechung]
"Bis zum 15. Dezember 2002 wird es in der Hagener Stadthalle noch die Ausstellung 'Die Wehrmacht. Das Schwert der Nazis' geben. Seitdem die Ausstellung in November '97 in Hagen erstmals gezeigt wurde, ist sie durch viele Rathäuser, Kirchen und Schulen und Westphalen gewandert und hat dort überall großes Interesse gefunden. Jetzt, nach fünf Jahren, kehrt sie nach Hagen zurück an prominente Stelle. Sie wird bis zum 15. Dezember in der Stadthalle Hagen zu besichtigen sein.
Die Ausstellung macht deutlich, wohin rassistische und nationalistische Ausgrenzung und Fremdenhass, Führerkult und bedingungsloser Gehorsam in letzter Konsequenz führen - nämlich zum Massenmord. Bei der Ausstellungseröffnung in der Hagener Stadthalle am 12.11.2002 tauchten NPD-Mitglieder aus dem Märkischen Kreis auf. Vielleicht sehen sie jetzt ein, was für Verbrechen die Wehrmacht begangen hat. Wir glauben zwar nicht, dass sie nun Erkenntnis der geschichtliche Wahrheit über die Verbrechen der Wehrmacht erworben haben, aber mensch sollte die Hoffnung nie aufgeben. Vielleicht hören ja auch einige von ihnen zu und für sie, aber nicht nur für sie, ist jetzt das Lied 'Das weiche Wasser bricht den Stein'."
[musikal. Unterbrechung]
Abmodi Schwarze Katze: "Heute Abend gings in der Schwarze Katze-Radiosendung die ganze Zeit um die Wehrmachtsausstellung in der Hagener Stadthalle, die noch bis zum 15. Dezember stattfindet. die Ausstellung zeigt auf großen eindrucksvollen Fotos das Bündnis von Wehrmacht und Naziführung. Sie macht deutlich, dass der Glaube, die Wehrmacht sei der weitgehend unbefleckte Hort von Anstand und Ehre inmitten der Nazibarbarei gewesen, durch die Forschung der letzten Jahre widerlegt ist. 'Die Wehrmacht war das Instrument Hitlers zur Führung eines vebrecherischen Angriffskrieges', so der ehemalige Verteidigungsminister Volker Rühe von der CDU am 13. März 1997 im Bundestag. Die Ausstellung beschränkt sich dabei nicht auf die Zeit von 1941 bis 1944, wie die Reemtsma-Ausstellung, sie umspannt die gesamte Epoche des zweiten Weltkrieges, vom Eid auf die Person des Führers 1934 über die Geiselerschießung durch deutsche Soldaten bis zum Meineid der letzten deutschen Russlandheimkehrer 1955. Sie schworen und die logen, nicht gemordet, nicht geschändet, nicht geplündert zu haben, sondern nur nach den 'Gesetzen' des Krieges gehandelt zu haben.
Also, das ganze ist ziemlich interessant und wie gesagt, das findet in der Hagener Stadthalle bis zum 15. Dezember statt. Wir haben halt auch 'ne Sonderseite über die Ausstellung im Internet bereitgestellt, und die kann halt auch über die Schwarze Katze-Internetseite eingesehen werden, und die Adresse lautet: www.radiokatze.de.vu, und dann auf 'Termine' klicken.
Jou, das wars dann, schönen Abend noch!
[musikal. Ausklang]