Schwarze Katze: Ich spreche jetzt mit jemand von der Autonomen Antifa Solingen. Wieviel Leute sind ungefähr hier?
Autonome Antifa Solingen: Ich schätz mal so acht - neunhundert.
Schwarze Katze: Und was ist der Inhalt der Demonstration?
Autonome Antifa Solingen: Traditionell zum 1. Mai die normalen Themen wie Antifaschismus, Antirassimus dieses Jahr, weil demnächst am 1. Juli die Demo zum Abschiebeknast in Büren geht und da wird hier für mobilisiert. Und dieses Jahr verstärkt der Sozialabbau.
Schwarze Katze: Der Deutsche Gewerkschaftsbund veranstaltet hier auch jedes Jahr traditionell 1. Mai Demos, warum laufen diese achthundert Leute nicht bei der 1. Mai Demo vom DGB mit?
Autonome Antifa Solingen: Der DGB ist einfach zu reformistisch, der spielt doch mit den Herrschenden das gleiche Spiel und damit können wir uns überhaupt nicht identifizieren.
Schwarze Katze: Und was ist die Alternative dazu?
Autonome Antifa Solingen: Der Revolutionäre 1. Mai (lacht).
Schwarze Katze: Viele Leute hier sind auch in schwarz gekleidet, hat das etwas Besonderes zu bedeuten?
Autonome Antifa Solingen: Ja. Zum Teil sind ziemlich viel Autonome hier. Die Autonomen setzen sich meist aus Selbstschutzzwecken durch die schwarze Kleidung vor Übergriffen von Polizeibeamten oder Faschisten ein bisschen von der Masse ab. Also laufen gleich rum, damit sie nicht so schnell angreifbar sind.
Schwarze Katze: Hat die schwarze Farbe auch noch eine historische Tradition?
Autonome Antifa Solingen: Ja, klar. Schwarz ist die historische Farbe der anarchistischen Bewegung und schwarz-rot die der Anarchosyndikalisten. Und mit Anarchie ist jetzt nicht das gemeint, was zur Zeit ziemlich oft in den Medien vorkommt, also Chaos und Unordnung und weiss der Geier was. Anarchie bedeutet einfach nur eine herrschaftsfreie Gesellschaft, ohne Staat und ohne Führung, basierend auf Selbstorganisation. Und das Schwarz-Rot der Syndikalisten, das ist einfach, dass die anarchistische Bewegung in Gewerkschaften organisiert ist.
Schwarze Katze: Viele andere Leute hier auf der Demo haben bunte Haare.
Autonome Antifa Solingen: (lacht) Das sind die ganz normalen Punks, die hier mit rumrennen. Spass an der Freude.
Schwarze Katze: Sie grenzen sich doch auch durch die bunten Haare von der Gesellschaft ab, oder?
Autonome Antifa Solingen: Ja. Viel mehr als Autonome. Autonome versteh ich auch als politisch irgendwie. Und die Punks halt mehr Spass und links und ... na ja. Mehr Just for Fun.
Schwarze Katze: Du machst ja schwerpunktmäßig in einer Antifa-Gruppe mit. Sind eigentlich alle Anarchisten antifaschistisch drauf?
Autonome Antifa Solingen: Ja, so rum schon, klar. Andersrum nicht so. Anarchisten klar, Anarchisten sind sicherlich alle antifaschistisch drauf. Aber nicht alle Antifaschisten oder Antifaschistinnen sind jetzt Anarchisten. Es gibt auch einige Kommunisten darunter oder halt Sozialdemokraten.
Schwarze Katze: Wo läuft denn die Route her?
Autonome Antifa Solingen: Dieses Jahr läuft sie ein bisschen anders als sonst. Also das erste Stück durchs Viertel und von da aus dann ein Stück durch die Innenstadt, wo wir grad langgekommen sind. An McDonald´s vorbei und dann zur Rathausgalerie. Die Rathausgalerie ist in Wuppertal der Inbegriff der neuen Reichen. Also es ist ein ziemlich nobles teures Einkaufsparadies und da gehen wir auch vorbei und dann wieder zurück durchs Viertel zum Schusterplatz, wo dann abends das Strassenfest ist.
Schwarze Katze: Und spielen da Musikgruppen?
Autonome Antifa Solingen: Ja, es spielen noch zwei Bands heute abend.
Schwarze Katze: Wieviel Polizei ist hier?
Autonome Antifa Solingen: Schwer zu sagen. Ich schätz mal ziemlich viel Staatsschutz und so, vielleicht zwei/drei Hundertschaften.
Schwarze Katze: Warum ist der Staatsschutz hier?
Autonome Antifa Solingen: Der Staatsschutz muss immer schön gucken, seine Fühler ausstrecken und schauen wer mit wem redet, wer wem grad Interviews gibt. (lacht). Um sich halt ein Bild über die Szene zu machen.
Schwarze Katze: Oh, dann werden wir ja grade auch beobachtet, oder? (lacht)
Autonome Antifa Solingen: Ja, geh ich schwer von aus. (lacht)
Schwarze Katze: Ja, vielen Dank für das Interview.
Autonome Antifa Solingen: Bitte bitte.
Schwarze Katze: Was für Gruppen waren hieran denn beteiligt?
Autonomer: Zum grösstenteil autonome antifaschistische Gruppierungen und auch verschiedene linke Parteien.
Schwarze Katze: Es waren auch sehr viele Punks und unorganisierte Leute da, stimmt das?
Autonomer: Es sind immer unorganisierte Leute dabei, ich bin auch unorganisiert.
Schwarze Katze: Wir sind jetzt ziemlich am Ende der Demonstration, was findet jetzt statt?
Autonomer: Jetzt ist ja eingentlich eher so ein grosses Happening angesagt. Eigentlich so eine wilde chaotische Party. Es läuft aber alles ganz ruhig und friedlich ab.
Schwarze Katze: Die Revolutionäre 1.Mai Demonstration in Wuppertal hat ja schon ein bischen Tradition. Was ist in den letzten Jahren so passiert?
Autonomer: Es kam nie zu irgendwelchen Zwischenfällen. Es kam lediglich zu Provokationen durch die Bereitschaftspolizei, also diese SEK-Typen, diese Terminator, diese Gepanzerten, die schon mal hin und wieder Versuche gestartet haben, die Demo zu kesseln und zu provozieren durch dieses Stockschlagen auf die Schilder und so weiter. Aber es ist nie zu ensthaften Ausschreitungen gekommen.
Schwarze Katze: Wie haben die Demonstranten da reagiert?
Autonomer: Zum grössten Teil diszipliniert. Es gab auch einige, die aggressiver reagiert haben, aber wie gesagt, es hat hier nie ernsthafte Ausschreitungen gegeben. Es ist nie zu handgreiflichen Auseinandersetzungen gekommen, nichts nennenswertes, nur Kleinigkeiten.
Anti Atom Gruppe Bergisches Land: Ich wollte noch was zu Gronau sagen. Ihr wisst vielleicht, dass der nächste Castortransport nach Arhaus oder Gronau geht. Auch 11 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ist die BRD dem Ausstieg aus der Atomindustrie noch keinen Schritt näher. Während Gorleben das Ende der Atomspirale darstellt, ist Gronau ihr Anfang.
Ohne angereichertes Uran könnte keiner der 17 bundesdeutschen Leichtwasserreaktoren arbeiten. Über die vielen Gefahren für Mensch und Umwelt, mit denen die Atomtechnologie verbunden ist, wird viel zu oft vergessen, dass Atomtechnologie auch Atombomben-Technologie ist. Nicht zuletzt um die Verbindung zur Atombombe zu verschleiern sprechen AtomlobbyistInnen ja auch lieber von Kernkraftwerken, als von Atomkraftwerken. Eine Trennung der friedlichen und militärischen Nutzung der Atomtechnologie ist nicht möglich.
Jedes Land, das über Zivilatomanlagen verfügt, hat die Möglichkeit, in kürzester Zeit auch eine Atombombe zu bauen. Nicht nur Atomreaktoren sind potentielle Waffenschmieden. Gerade Urananreicherungsanlagen können leicht für militärische Zwecke gebraucht werden.
Nicht umsonst hat sich die militärische Atomforschung im dritten Reich auf die Urananreicherung konzentriert.
In Gronau würde die Herstellung von Waffenuran keine Schwierigkeiten machen. Ein weiterer Grund aufzupassen, wo der nächste Castor hingeht und dann auch mit zur Demonstration zu kommen."
Schwarze Katze: Das war der Redebeitrag, der auf der Revolutionären 1. Mai Demonstration in Wuppertal zum Thema Atom gehalten wurde.
In Gorleben äußerten viele ihren Unmut über die herrschende Atompolitik. Unzufriedenheit auf breiter Ebene gibt es auch über den Sozialabbau der Unternehmer und der Bundesregierung.
Nachfolgend ein Redebeitrag zum Sozialabbau.
Aber vorher noch ein Sprechchor, der auf der anschließenden Demonstration gerufen wurde:
"Kampf auf der Straße, Streik in der Fabrik, das ist unsere Antwort auf Ihre Politik."
Redebeitrag zum Sozialabbau
So was sind Ereignisse, die hier im grauenhaften Land sehr selten sind. Auch die Stahlarbeiter tauchen eine Woche später auf, treten in relativ wilde Streiks, greifen Krupp-Chef Kromme mit Eiern und Bierbüchsen an und demonstrieren gegen die Macht der Banken in Frankfurt.
Ereignisse, die früher die gesammelte Linke sobald als Störung zur konkreten Unterstützungsaktionen hingerissen hätte.
Auch wir selbst warten nach dem Stahlarbeiterkonflikt mit gemischten Gefühlen und leuchtenden Augen 1991 in Rheinhausen.
Im Ernst! So ungünstig ist die Zeit hier nicht auch unsererseits ein paar Initiativen einzuleiten, die die soziale Frage Thematisieren, oder? KomplizInnen gesucht. Ernst gemeinte Zuschriften unter Chiffre 'Unser Tag wird kommen'.
Komm zu den Autonomen
Quetschenpaua
Schickis sind im Ghetto
Quetschenpaua
Autonome 1. Mai Demo in Wuppertal 14:00 Uhr Platz der Republik
Wuppertal Elberfeld anschl. Straßenfest auf dem Schusterplatz
...eigentlich is alles schon gesagt:
immer mehr arbeit für immer weniger geld und weniger soziale absicherungen.
und ein paar politikerInnen, die weiter versuchen, das ganze schön zu reden
(und tatsächlich meinen, es würde ihnen noch eineR glauben). ein paar
gewerkschaften, die diesen gruseligen reformkurs mit angezettelt haben und
jetzt häucheln, sie würden dem (aus tradition) noch einen hauch
widersprechen, aber auch nicht wirklich was ändern wollen (sondern lieber
nena hören). und wir, die wir uns von all jenen vertreten lassen sollen,
das aber gar nicht wollen (denn schließlich kann ich mein leben besser
selber in die hand nehmen)
und da sitzen wir noch zu hause?!
und kratzen den letzten cent zusammen, um den bus zum jobcenter zu
bezahlen?!
schwatzen den leuten als callcenter-agent (4,50€ die stunde)
„glücksversprechende“ lose auf?!
hocken mit den kindern in der bude, weil der kita-platz fehlt?!
wittern in unserer kommilitonin die konkurrentin, weil sie ein jahr jünger
ist?!
und gucken uns den rest der scheiße im fernsehen an (kriege, vereinsamung,
rassistische überfälle, migrationskontrolle)?!
heraus zum 1. mai!!!
wir wollen, dass alle menschen bahn & bus & schwebebahn fahren können, ohne
dabei arm zu werden!
wir wollen, dass alle, die krank sind, sinnvoll behandelt werden!
wir wollen, dass wasser, luft & liebe uns als unsere existenzgrundlage zur
verfügung stehen und niemandem gehören!
wir wollen uns mit tätigkeiten beschäftigen, die nicht am geld orientiert
sind, sondern in denen wir einen sozialen sinn sehen!
wir wollen solidarisch zusammen feiern und agieren!
denn da ist noch was, was wir uns nicht nehmen lassen wollen: Nein zu sagen, wenn uns etwas nicht passt. unversöhnlich zu sein, wenn die ausbeutung nur erträglicher gemacht, aber nicht abgeschafft werden soll.
phantasievoll zu sein, wenn wir unsere wünsche auf die strasse tragen. stärker zu werden, indem wir uns mit anderen verbünden und aufeinander beziehen: auf kämpfe für soziale zentren I mit umsonst-kampagnen I in erwerbslosenratschlägen I mit bleiberechtskämpfen (wie für die staatenlosen libanesInnen) I in sozialforen I auf streiks in betrieben und unis (wie die busfahrerInnen in leverkusen) I mit betriebsgruppen, die weitergehen wollen als in sozialpartnerschaften I auf kämpfe gegen privatisierung (wie gegen die abkommen in zentralamerika oder gegen die pläne in indien) I mit besetzungen von fabriken, die anschließend selber verwaltet werden (wie die firma zanon in argentinien)
und wie schon seit vielen jahren: auf die strasse zu gehen für die
autonome 1.mai-demo
14.00 uhr, platz der republik, wuppertal
anschließend: straßenfest auf dem schusterplatz
bringt freundinnen & freunde mit, leckere esswaren, liegestühle, zeit zum
klönen, feiern & glotzen.
1. mai – spass dabei!
entdecke die gelegenheit – für ein bessres leben gilt der streit!