direkte aktion # 77 | direkte aktion ist die anarchosyndikalistische Zeitung. |
Beziehungen, Sexualität und Männerherrschaft |
Als anarchosyndikalistische Zeitung gibt die FAU-IAA die zweimonatlich erscheinende "direkte aktion" heraus. Aktuelle Ausgaben dieser lesenswerten Zeitung können über den Schwarze Katze Vertrieb bezogen werden. Ursprünglich wurde der Beitrag für die zweite Ausgabe der AFAZ (Anarchistisch Autonom Feministische Zeitung) geschrieben. Vorher wurde der Beitrag auch schon in der Nr. 77 der “direkten aktion“ mit leichten Kürzungen veröffentlicht. Die folgende Fassung ist die ungekürzte:
Einleitung
Den meisten Frauen und vielleicht auch
einigen Männern dürfte vieles, was in diesem Papier festgehalten ist, bekannt
sein, denn die “Frauenfrage“ stand in den letzten zwanzig Jahren immer mal
wieder zur Diskussion. Aus den Erfahrungen innerhalb der FAU und anderer Gruppen
und Projekte mußte ich aber leider schließen, daß sich kaum etwas konkret
verändert hat. Noch immer Ablenkungsmanöver. mangelnde Auseinandersetzung,
Drücken vor praktischen Konsequenzen. Einige der Verhaltensweisen von Männern
werden im Folgenden angesprochen, andere möchte ich kurz vorwegschicken. Die
Behauptung, das Problem sei in einer Gruppe geklärt, ist albern, solange die
Herrschaftsform Patriarchat weiterexistiert. Diese Bemerkung drückt nur aus,
dass
1. Realität als statisch angesehen wird
und
2. die gesellschaftlichen Dimensionen von
Patriarchat und Frauenbewegung nicht erkannt wurden.
Ein beliebtes Mittel des Ausweichens ist
auch die Diskussion darüber, warum das Thema Frauen immer in Zeiten der Krise
der Linken auf den Tisch kommt und welche böse Absicht der Frauen da wohl
hinterstecken könnte. Diese Fragestellung ignoriert die kontinuierliche Arbeit
von vielen Frauen in diesem Bereich. Das Zyklusartige erscheint nur den Männern
so. Allerdings gibt es Zeiten, in denen Frauen die Auseinandersetzung mit
Männern nicht mehr oder noch nicht suchen. Interessanter ist die Frage, warum z.
B. in bewegungsreichen Zeiten das Thema dann wieder so in den Hintergrund
gedrückt wird.
Beim Schreiben das Papiers ist mir
aufgefallen, daß auch bei mir die Schere im Kopf ganz gut funktioniert. Zu oft
erwischte ich mich dabei, bestimmte, mir bereits von Männern bekannte Einwände
schon im Vorhinein zu widerlegen oder Dinge so auszudrücken, daß sie aufgrund
der Einschränkungen (meist, oft usw.) jederzeit relativierbar sind. Es ist nicht
so einfach. sich mit einem Großteil der Menschen anzulegen, mit denen frau
tagtäglich zu tun hat und es ist verdammt einfach, die Schwachpunkte an einem
Papier herauszufiltern, d. h. es zu zerreißen. Trotzdem glaube ich, daß
weiterhin genug Diskussionsstoff drinnen steckt.
“Objektivität“? Dieser Aufsatz ist, wie alle
Aufsätze, subjektiv: die Einschätzungen und Analysen beruhen auf meiner
Wahrnehmung, meinen Erfahrungen und meiner Art, Erlebnisse zu verarbeiten. Deine
Lebenssituation entscheidet darüber, welche Erfahrungen du machst, Dein
Bewußtsein, Dein Selbstverständnis und Deine Art zu denken sind entscheidend für
die Verarbeitung dieser Erfahrungen. Gesellschaftlich und kulturell geprägte
Denkmuster ‚Wertvorstellungen, vorhandene oder nicht mehr vorhandene
Sensibilität. vorhergehende Erfahrungen und antrainierte Verhaltensmechanismen,
Vorlieben und Abneigungen sind ausschlaggebend für die Wahrnehmung der
Wirklichkeit. Objektivität ist also ein Absurdum, sobald Menschen mit ins Spiel
kommen.
Dies trifft natürlich auch auf das Thema
Mann/Frau zu - ich kann nur von meinen Erfahrungen als Frau ausgehen, die
Wirklichkeitswahrnehmung des Mannes wird mir (fast) nur verbal vermittelt, d. h.
gefiltert durch ein Sieb von Denk- und Formulierungsprozessen. Die
Unterschiedlichkeit der Erfahrungsweiten von Frauen und Männern ist ein Fakt und
Voraussetzung für viele der untenstehenden Überlegungen und
Thesen.
Für die Analyse der derzeitigen Situation
ist es übrigens völlig unwichtig, ob die typisch männlichen oder weiblichen
Verhaltensweisen ansozialisiert oder angeboren sind. Diese Frage wäre höchstens
dann von Bedeutung, wenn es um die Utopie, d. h. die Überwindung ungleicher
Verhältnisse geht. Doch selbst dann ist diese Diskussion nur bedingt wichtig.
Denn wann ich eine nicht-patriarchale Utopie definiere als Möglichkeit zur
Wiederaneignung verlorener Fähigkeiten und als Weiterentwicklung der im Menschen
angelegten Möglichkeiten, dann wird die Frage nach der Angeborenheit bestimmter
Verhaltensmuster auch dabei zweitrangig. Doch die Frage nach der Utopie stellt
sich sowieso erst im zweiten Abschnitt der Diskussion, denn über die Überwindung
von Herrschaftsverhältnissen läßt sich erst dann reden, wenn klar ist, worin sie
bestehen, wie sie funktionieren und wo sie sichtbar und angreifbar werden.
Diesem ersten Schritt ist dieses Papier gewidmet.
Das “Patriarchat“
Das Patriarchat, also die Herrschaft des
Mannes über die Frau und die gesellschaftliche Höherbewertung der als “männlich“
angesehenen Eigenschaften manifestiert sich, wie alle Herrschaftsverhältnisse,
auf drei Ebenen:
a) die
institutionelle: Staat, Wirtschaft, Justiz usw. Dabei geht es im die
traditionelle Besetzung der Führungspositionen durch Männer und um die Struktur
der Herrschaftsinstrumente, die eben auch von männlichem Denken erdacht und in
Wirklichkeit umgesetzt wurde. Dazu gehört auch die Stellung der Frau in der
Gesetzgebung, ihre Ausbeutung als minderbezahlte Arbeitskraft in
"frauenspezifischen" Berufen usw.
b) die
soziale oder gesellschaftliche Ebene: damit meine ich Männer- und
Frauenverhalten allgemein, gesellschaftliche Wertvorstellungen, die direkte
soziale Kontrolle durch Erziehungsmuster und Rollenerwartungen und die
indirekte, die durch verinnerlichte Mechanismen in unseren Köpfen funktioniert.
Diese Dinge bezeichne ich als sozial, weil wir alle ausnahmslos davon betroffen
sind, weil sich keine/r von uns dieser gesellschaftlichen Konditionierung
entziehen kann und konnte.
c) die “private“ Ebene: Beziehungen,
Kleingruppen, individuelles Verhalten. Hier handelt es sich um die subjektiven
Erfahrungen und die (meist individuelle) Verarbeitung
derselben.
Diese Aufteilung ist weniger hilfreich bei
der Analyse der bestehenden Machtverhältnisse, denn in der Praxis ergänzen sich
die Herrschaftsmechanismen auf den verschiedenen Ebenen. Ich führe sie
hauptsächlich an, weil sie bei der Diskussion um Lösungsstrategien von Bedeutung
sind: meine persönliche Einflußsphäre erstreckt sich auf die unteren beiden
Ebenen, während politische Organisationen und Bewegungen sich auch auf der
institutionellen Ebene mit der~ Machtträgerlnnen auseinandersetzen müssen. Z. Z.
besteht eine Tendenz innerhalb der gemischten Gruppen, in denen ich arbeite,
Lösungsansätze auf der untersten, der persönlichen oder Gruppenebene zu suchen,
weil dies so lange außen vor geblieben ist und vor allen Dingen auch
vielversprechender ist. Ich denke aber, daß bei der Analyse patriarchaler
Herrschaftsverhältnisse klar wird, daß die Überwindung auf allen drei Ebenen
gleichzeitig erfolgen muß.
Feminismus - was ist das?
Im Gegensatz zu den von Männern entwickelten
politischen Analysen und allgemeinen Forschungsansätzen sind diese drei Aspekte
in fast allen mir bekannten Schriften der Frauenforschung enthalten, findet hier
keine Abstraktion statt, die für die betroffenen Frauen nicht mehr
nachvollziehbar wäre. Die Loslösung von Forschung und Theorie vom realen Alltag
und die Ausklammerung der gesellschaftlichen Folgen dieser Abstraktion ist auch
einer der Hauptkritikpunkte von FeministInnen an der herkömmlichen,
männerdominierten Wissenschaft. Die Ansätze von Frauen zu einer eigenen Analyse
von Gesellschaft und Herrschaft gehören für mich zum Interessantesten, was in
den letzten Jahren geschrieben wurde. Trotz aller Behinderungen struktureller
und sozialer Art (kein Geld, keine Stellen an den Unis, politische Angriffe auf
autonome Frauenprojekte, Kriminalisierung, Diffamierung der Frauenforschung als
"unwissenschaftlich") ist von Frauen auf vielen Gebieten einiges geleistet
worden. So gibt es mittlerweile Untersuchungen über Frauenverhalten in
Diskussionen, Männergewalt, zur Städteplanung. Es gibt eine ausführliche Kritik
am marxistischen Arbeitsbegriff, Untersuchungen über weibliche Sozialisation,
eine feministische Sprach- und Wissenschaftskritik usw. usf. Ich schreibe dies
hier hauptsächlich, um den Herren Genossen die Dimension ihres Nicht-Wissens vor
Augen zu führen.
Zur bisherigen Diskussion in der
"radikalen Linken"
Es gibt ja immer noch Frauen, die, ausgehend
von einer gemeinsamen Utopie von Männern und Frauen, sich verzweifelt bemühen,
den Herren Genossen die Bedeutung der Patriarchatskritik für die politische
Arbeit zu vermitteln. Dahinter steckt natürlich auch die Motivation, die
existierenden Gruppen, Organisationen und Arbeitsfelder nicht einfach den
Männern zu überlassen. Und natürlich der persönliche Aspekt, daß frau mit diesen
Männern ja auch privat zu tun hat und es eben da ohne eine Veränderung beim
männlichen Geschlecht auch schwer erträglich wird.
Jetzt laufen verdammt viele dieser
Diskussionen aber nach dem leidigen Muster ab: Frau fordert, Mann weicht aus.
Zieht sich auf Plattheiten zurück oder geht zum Gegenangriff über, stürzt sich
auf nicht ausgereifte Gedanken oder ungewohnte Begriffe. Ganz offensichtlich
gibt es eine tiefgehende Aversion, eine Heidenangst bei Männern vor der
Auseinandersetzung mit dem Thema Patriarchat. Ist auch irgendwo logisch, denn
eine wirkliche Beschäftigung damit würde das Infragestellen von a) der bisher
gemachten Politik und b) der persönlichen Verhaltensweisen erfordern. In
Anbetracht der Tatsache, daß viele von uns Politik als eine Art
Beschäftigungstherapie betreiben, um sich eben nicht unbequeme und
angsteinflößende Gedanken über die Gestaltung des eigenen Lebens machen zu
müssen, ist diese Vorstellung für viele halt ein Horror. Dazu kommt noch die
Gefährdung des Einflusses in der Gruppe/Organisation und die Verunsicherung
durch diffuse Ansprüche, die die
gewohnten Abwehrmechanismen nicht mehr zulassen. Denn natürlich holen wir uns,
bei allem Idealismus, mit dem wir Politik machen, auch immer eine gehörige
Portion Anerkennung, eine Art sozialen Status in der Gruppe oder Bewegung. So
ganz uneigennützig ist unser Engagement ja wirklich nicht. Dazu kommt noch der
gerade unter AnarchistInnen so beliebte moralische Zeigefinger und eine Art
Prinzipienreiterei, die ein offenes Eingeständnis von Fragen, Schwächen usw.
unmöglich machen. Das steht für mich in einem direkten Zusammenhang mit unserem
schwierigen Utopieverständnis: wir halten uns nur an einigen wenigen Prinzipien
und Vorstellungen fest und nicht an einem ausgefeilten Programm. Das ist zwar
eigentlich richtig, führt aber oft dazu, daß unser moralischer Imperativ ein
Verständnis für die Wirklichkeit gerade in ungewohnten Situationen verhindert.
Wie wäre es mit einem neuen Prinzip: Denken ohne Scheuklappen oder so ähnlich?
Leider wirkt sich unsere Art zu diskutieren auf die Patriarchatsdiskussion ganz
besonders aus. Die Forderung nach eigenständigem Denken, die von Frauen an die
Männer gestellt wird, wird schnell mißverstanden als moralischer Druck, sich auf
eine bestimmte Art und Weise, “opportun“, zu verhalten und führt letztendlich
wieder zur Flucht zurück ins Mackersein. Ich bin zwar auch nicht mehr bereit,
bestimmte Sprüche und Verhaltensweisen in Gruppen zu akzeptieren, aber die
eigentliche Auseinandersetzung um Feminismus und Patriarchat kann nur in einer
repressionsfreien Atmosphäre geführt werden. Vielleicht geht das bei diesem
Thema prinzipiell besser in nicht-gemischten Gruppen. Soviel zur persönlichen
“Gefährdung‘, jetzt zur Infragestellung der althergebrachten
Politik.
Das Streetfightertum wurde von Frauen ja
bereits ausführlichkritisiert, das Räuber- und Gendarmspiel ebenfalls. Doch die
Kritik läßt sich leicht ausweiten auf sämtliche Männer-Idole der radikalen
Linken, von Che bis Durruti. Gerade bei AnarchistInnen stehen Wagemut, eine Art
von Einzelkämpfertum mit kollektivem Anspruch, die Waffe als Symbol der Macht
und andere “typisch männliche“ Heldenvorstellungen hoch im Kurs. Die
geschichtliche Identifikation bezieht sich auch ausschließlich auf Männer, denn
von den Frauen in der anarchistischen Bewegung ist uns kaum etwas erhalten
geblieben. Und keiner dieser Männer hat Nennenswertes zum Geschlechterkonflikt
geschrieben, obwohl es zu ihren Zeiten aktive Frauen gab, zum Teil in ihrem
direkten Umfeld. Die wenigen Anekdoten, die über ihr Privatleben erhalten sind
(fast immer überliefert durch die Frauen) sind wenig schmeichelhaft, Zeugnisse
typischen Mackertums. Bsp: Most, Kropotkin, Proudhon, Mühsam. Hinterfragenswert
fände ich auch das Rebellenbild im Anarchismus. Wie sehr beeinflußt ist es durch
die Idee vom “Herrn im eigenen Haus“-Seins, des “Herr der Lage“-Seins? Hat die
Ablehnung fremder Herrschaft einen direkten Zusammenhang mit der Erfahrung einer
eigenen Herrschaftssphäre das Mannes innerhalb eines überschaubaren Umfeldes?
Ist die “Geschlechterfrage‘ also bedeutungslos im Hinblick auf
Gesellschaftsanalyse und Utopie?
In der anarchistischen Bewegung wurde und
wird ständig diskutiert, wen wir mit unseren Aktionen ansprechen wollen, welche
Schwerpunkte wir in unserer Arbeit setzen, welche Kampagnen gemacht werden
sollen. Klar ist dabei dann auch mehr oder weniger, daß wir an der Betroffenheit
der Menschen ansetzen müssen, seien es nun wir selbst oder irgendeine
Zielgruppe. Und oft genug geraten wir dabei auf das Glatteis der
gesellschaftlich vorgegebenen Funktionsaufteilung: mal sind es ArbeiterInnen,
KonsumentInnen, Jobberlnnen, StudentInnen usw. Auch wir zerlegen die Menschen
damit in die Funktionen, die sie für das Kapital haben und setzen dann noch oft
an dem Klischeebild von Alltag an, das nur noch für eine Gruppe von
hauptsächlich Männern überhaupt gültig ist (siehe 35-Stunden-Woche,
Flexibilisierung usw.). Wir suchen Massen, wo nur noch kleinere Gruppen
isolierter Individuen vorhanden sind, sind aufgrund unseres Denkens unfähig, die
wirklichen Gemeinsamkeiten herauszufiltern. Die Ursache dafür sehe ich in den
Überbleibseln materialistisch-marxistischer, d. h. männlicher Denkweisen in
unserer Theorie. Danach verfügen bestimmte gesellschaftliche Gruppen potentiell
über Macht und müssen deshalb von uns agitiert werden. Jegliche Einwände (z. B.
unbezahlte Arbeit, Verlagerung von Arbeit aus den Produktionsbetrieben, vor
allem aber das subjektive Bedürfnis von Menschen, nicht mehr auf Funktionen
reduziert zu werden) werden von den Vertretern dieser Richtung vom Tisch
gewischt. Sie interessieren nicht die Menschen, sondern ihre vermeintliche
gesellschaftliche Sprengkraft. Dies gilt auch für unsere allgemeinen Themen wie
Umwelt, Frieden oder Antifa. Auch hier das Schielen nach gesellschaftlichem
Einfluß, der sich offenbar in Quantitäten ausdrückt und nicht in radikaler
Kritik und möglichst phantasievollem Aktionen, die die Andersartigkeit
anarchistischen Denkens vermitteln. In den jeweiligem Analysen fehlt dazu noch
die besondere Bedeutung von patriarchalem Denken, männlicher Technikbesessenheit
und Männergewalt ohne die bestimmte kapitalistische oder gesellschaftliche
Phänomene aber gar nicht vollständig erklärbar sind (z. B.
Faschismus).
Warum greife ich die größtenteils bekannten
Kritikpunkte an der anarchistischen/anarchosyndikalistischen Bewegung noch mal
auf? Ich bin der Meinung, daß der Anteil des “männlichen“ Politikverständnisses
an diesen Irrtümern noch lange nicht gründlich genug hinterfragt ist. Noch immer
werden mir Flugblätter in die Hand gedrückt, die scheinbar Theorien und Analysen
verbraten, die ich an keinem Punkt auf mein Leben beziehen kann, oft noch
verfaßt in einer Sprache, in der kein vernünftiger Mensch privat reden
würde.
Schlagwörter, undurchdachte Zusammenhänge,
völlige Realitätsferne weisen doch darauf hin, daß hier einer Scheinwissenschaft
gefolgt wird, die nicht an eigenen Erlebnissen überprüft wird. Auch ich als Frau
habe mich oft genug darauf eingelassen, um in bestimmten Diskussionen mit den
Männern mithalten zu können, um ihnen auf ihrer Ebene etwas entgegensetzen zu
können. Ich sehe so aber kein Vorwärtskommen mehr, sondern nur noch das weitere
Abdriften in die gesellschaftlichen Isolierung.
Analog zu den Forderungen von FeministInnen
an die herkömmliche Wissenschaft wäre eine Überprüfung aller gängigen
Befreiungs-, Faschismus- u. a. Theorien innerhalb der Linken fällig. Dabei muß
die Rolle patriarchaler Unterdrückung von Männern und Frauen in geschichtlichen
und aktuellen Herrschaftsformen analysiert werden. Außerdem sollte uns daran
liegen, die subjektive Nachvollziehbarkeit abstrakter Überlegungen zu
ermöglichen. Als Maßstab können dabei natürlich erst mal nur wir mit unseren
Erfahrungen dienen, ein zugegebenermaßen etwas beschränkter Teil der
Bevölkerung.
Aber zumindest würde dies einen Prozeß in
Gang setzen, der weitere spannende Diskussionen ermöglicht. Denn durch das
Überdenken der eigenen Sozialisation können wir hoffentlich eine Sensibilität
entwickeln für das Funktionieren von Anpassungsprozessen und Machtmechanismen
überhaupt und diese Erkenntnisse vielleicht sogar mal
vermitteln.
Diesen Ansatz will ich jetzt an einem, von
FAU-Frauen geführten Gespräch verdeutlichen:
Wir redeten über unser Verhältnis zur Arbeit
und versuchten, weibliche Sozialisation und das Verhalten von Frauen am
Arbeitsplatz zusammenzubringen. Wir stellten fest, daß Arbeit in unseren
Vorstellungen immer nur eine Möglichkeit der Lebensgestaltung war und für die
meisten von uns eine zumindest vorübergehende Abwesenheit aus dem Erwerbsleben
durchaus vorstellbar ist. Die Perspektive “bis zur Rente“ war für uns kaum
vorstellbar, zumal die meisten von uns auch nur “Jobs“ hatten, mit
Arbeitsbedingungen, die auch kaum ein Leben lang aushaltbar waren und einem
Verdienst, der halt eben gerade mal für eine Person ausreicht. Und fast alle von
uns waren, trotz Emanzipation, in den typischen Frauenberufen tätig. Diese
Situation prägt schon mal unsere Einstellung zu Widerstand am Arbeitsplatz
überhaupt, er ist kaum zukunftsorientiert und vor allem sind die Bedingungen für
Widerstand in einer solchen Arbeitssituation einfach schlecht. Wir Frauen leben
seit jeher mit der “Flexibilisierung“, sind immer und ewig Lückenbüßer gewesen.
Generell feststellbar war auch eine mangelnde Konfliktbereitschaft bei Frauen,
eine tiefsitzende Angst vor der fast immer männlichen Autorität im Betrieb. Alle
sahen wir uns mit bestimmten Erwartungen an Aussehen und Verhalten konfrontiert,
bei
dem wir einer gewissen Vorstellung von
Weiblichkeit Rechnung zu tragen hatten. Dazu kommt noch die sexuelle Komponente
eines männlich-weiblichen Autoritätsverhältnisses, also einerseits die Angst vor
Belästigungen und das Hinnehmen derselben und andererseits das uns antrainierte
"Gefallen wollen". Soviel zu den Gemeinsamkeiten.
Die tatsächliche Situation der einzelnen
Kolleginnen war dann extrem unterschiedlich, abhängig davon, ob sie Kinder hat
oder nicht, ob sie alleinerziehend ist, wie weit sie ihr Mann unter Druck setzt
usw. Dieser Fakt prägt unser Leben außerhalb der Arbeit weit mehr, als ähnliche
Umstände das Leben eines Mannes bestimmen. Vor allem greifen die verschiedenen
Lebensbereiche so ineinander über, daß ein rein auf die Arbeit fixierter Ansatz
von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Ich kann von keiner Frau, die schon
bei einem Fehlbetrag in der Kasse des Supermarkts von ihrem Mann verprügelt
wird, erwarten, daß sie an einem Streik teilnimmt. Dies nur als besonders
krasses Beispiel. Ich will darauf hinaus, daß Allgemeinlösungen und absolut
gestellte Forderungen hier einfach nicht greifen, daß abstrakte Analysen über
“Prekarisierung“, “Entgarantierung der Arbeit“ usw. hier nur zweitrangig
sind.
Wenn wir über Lösungen nachdenken, um unsere
verschiedenen Bedürfnisse an unsere Alltagsgestaltung unter einen Hut zu
bringen, dann ist sowieso eine radikalere Veränderung der Arbeitssituation
erforderlich. Unser Problem ist, daß es Arbeitsplätze mit niedriger Stundenzahl
und ausreichend Geld für nicht qualifizierte Frauen nicht gibt und die wenigen
von uns, die über eine ausreichende Qualifikation verfügen, an gute Jobs nicht
rankommen, weil sie von Männern besetzt sind.
“Sie könnten ja schwanger werden“. Auch die
unter linken Frauen ausgeprägte Flucht in die Alternativbetriebe hat sich nicht
als Lösung erwiesen. Wir sind uns bewußt, daß wir mit diesen Bedürfnissen leicht
Manövriermasse des Kapitals bleiben, doch haben viele Frauen einfach keine
andere Möglichkeit, als sich auf “entgarantierte“ Arbeit
einzulassen.
Ich hoffe, aus diesem Abschnitt geht hervor,
wie “strukturelle Gewalt gegen Frauen“, individuelle Lebenssituation und soziale
Konditionierung ineinander übergreifen. Ich gehe deshalb so intensiv auf diesen
Punkt ein, weil er zeigt, daß weder die Schema F-Antworten der etablierten
Gewerkschaften noch die betriebsorientierten Ansätze innerhalb der
anarchistischen/anarchosyndikalistischen Bewegung die Dimension des Problems für
uns Frauen erfassen. Lösungs- und Ansatzpunkte können nur vor Ort, in der
jeweiligen Klitsche und oft auch nur in Zusammenarbeit mit den dort arbeitenden
Frauengruppen gefunden werden, denn um offensiv am Arbeitsplatz auftreten zu
können, müssen irgendwie auch die Zwänge außerhalb der Arbeit angegangen werden.
Die Solidarität muß sich auch auf den sogenannten “Reproduktionsbereich“
erstrecken.
Der Alltag der
“Scene“
Ich möchte nun noch einiges zu den
gesellschaftlichen und individuellen Auswirkungen des Patriarchats schreiben,
vor allen Dingen zu den für mich bis jetzt sichtbaren unmittelbaren Schritten
zur Veränderung.
Was ich von den Männern in der Bewegung
erwarte, sind selbständige Überlegungen zu folgenden
Punkten:
Einmal die oben bereits erwähnte Überprüfung
von Theorie, Geschichte und Praxis der anarchistischen Bewegung. Dann eine
absolut notwendige Beschäftigung mit der eigenen Sozialisation als Mann, darin
vor allem die Rolle der Sexualität und des Frauenbildes. Abgeleitet davon stellt
sich die Frage nach einer nicht-patriarcbalen Utopie, der Wiederaneignung
verlorener Fähigkeiten. Ebenso wichtig ist das Bewußtmachen emotionaler
Reaktionen, die scheinbar der Erfassung mit dem Verstand entzogen sind und die
zu repressiven Verhaltensweisen in Gruppen und in Beziehungen
führen.
Frauen- und
Männerbild
Von der Frauenseite aus ist es wohl
notwendig, daß wir unsere Erwartungen an die Männer, also die Dinge, die sie für
uns "interessant" machen, auch mal überprüfen. Die Hierarchien in der Scene
existieren z. T. deshalb, weil auch heute noch die Männer, die sich in Gruppen
am besten darstellen können. für uns eine gewisse Faszination besitzen. Auch wir
schätzen das Reden-können immer noch höher ein als das Zuhören-können. In der
Hoffnung, zum weichen Kern vordringen zu können, arbeiten wir uns an den harten
Mauern ab, versuchen, zu verändern und zu erziehen, anstatt Männer mit
ausgeprägt männlichen Verhaltensweisen wirklich mal auflaufen zu
lassen.
Das gleiche gilt für das Frauenbild der
Männer. Von uns wird auch innerhalb der Bewegung eine gewisse Weiblichkeit
erwartet. Früher wurden solche Ansprüche mit Begriffen wie “Anmut“, “Grazie“,
“Einfühlsamkeit“ usw. bezeichnet, Begriffen, die nur mit Frauen in Verbindung
gebracht werden. Diese Erwartungen haben •sich verändert, ja, aber es sind
einfach nur neue hinzugekommen. Heute müssen wir zusätzlich noch redegewandt,
selbständig, intelligent etc. sein, damit die Frau wieder als Schmuckstück
dienen kann. Dieses neue Frauenbild wird den “Emanzen“ gerade von traditioneller
lebenden Frauen vorgeworfen, da sie das Gefühl haben, den neuen Ansprüchen der
Männer nicht mehr zu genügen. Und wir überfordern uns oft selbst und merken
nicht einmal, daß wir es den Männern nur bequemer machen mit unserer
“Selbständigkeit“.
Denn die ist “in“ beim “linken“ Mann. Aber
bitte nicht zuviel davon - jede Überschreitung der vorn Mann vorgegebenen Norm
(= er selbst) wirkt peinlich, unpassend, macht den Männern Angst. Überlegenheit
wird den Frauen höchstens auf den traditionellen Frauengebieten zugestanden, auf
den anderen Gebieten reagieren Männer mit Konkurrenz. Nur allzuwenige sind in
der Lage, bestimmte Aussagen etc. anzunehmen ohne sich unterlegen zu fühlen.
Eine typische Form der Ignoranz ist die Weigerung, gerade in Beziehungen, sich
mit den Themen, Büchern etc. zu beschäftigen, die Frau wichtig findet, ein
solches Interesse aber umgekehrt erwartet wird.
Woher ich diese Thesen nehme? Aus
Beobachtungen. Eine Kritik aus Frauensicht wird zu oft mit Redeschwällen
beantwortet, die zu zwei Dritteln am Thema vorbeigehen. Mackerhaftes Auftreten
von Frauen provoziert heftigere Ablehnung auf Seiten der Männer als ein solches
Verhalten aus den eigenen Reihen. Und dann die berühmte non-verbale
Kommunikation. Mit einem charmanten Lächeln lassen sich Dinge als Frau in einer
Gruppe viel besser durchsetzen. Was bei Männern noch als entschiedenes Auftreten
durchgeht, wirkt bei Frauen aggressiv.
Die Einzelheiten dieses vorherrschende
Frauen/Männerbildes und der damit verbundenen Schönheitsideale und
Gefühlskonditionierung sind mir aber auch erst durch die feministische
Literaturkritik bewußt geworden. Erst durch das Herausarbeiten der
Frauenklischees in der Literatur wurde mir klar, mit welchen Rollen ich mich
mein Leben lang identifiziert hatte. Dabei ist die Bedeutung der anderen Medien,
vor allem da. Fernsehen, noch lange nicht berücksichtigt. Über die verschiedenen
Rollen und Zwänge, die die Kunst für Männer bereit hält, habe ich mir noch keine
großen Gedanken gemacht, ich weiß nur von Müttern, daß die Rollenklischees in
den Medien einer geschlechtsunspezifischen Erziehung sehr im Wege
stehen.
Und die
Auswirkungen
Ich werde als Frau in der
Scene/Organisation/Beziehung noch einmal mit den Erwartungen und
Verhaltensweisen konfrontiert, gegen die ich mich oft im normalem Alltag, in dem
alles noch etwas direkter auftritt, schon dauernd wehren muß. Aus den wenigen,
weitgehend gleichberechtigten Erfahrungen mit Frauen und auch ein paar Männern,
die sich ihre Sensibilität bewahrt hatten, weiß ich, wie wichtig ein halbwegs
streßfreier Raum ist, eine Möglichkeit des Nachdenkens, Genießen und
Gehenlassens. Durch diese Erfahrungen wird mir aber auch immer wieder klar, wie
repressiv und leistungsorientiert die Stimmung in den Politgruppen
ist.
Frauen reagieren wesentlich stärker auf die
versteckten Zeichen von Sympathie oder Antipathie, von Ernstgenommen oder
Ignoriertwerden. Dafür gibt es verschiedene Gründe: einmal die Scheu vor
direkten körperlichen Berührungen und offensivem Zugehen auf Männer, das schnell
unangenehm wird und von dem uns von klein auf abgeraten wird. Dann die uns
antrainierte Zurückhaltung, das Bitten statt Fordern. Mädchen wird beigebracht,
daß sie irgendwie zu “sein“ haben, während Jungen etwas “leisten“, etwas
darstellen müssen. Hier verändern sich die Ansprüche zwar auch, aber die subtile
Erwartungshaltung hat unsere Kindheit entscheidend geprägt. So entwickelten wir
sehr früh “Antennen“ für nicht direkt vermittelte Gefühle bei anderen. Sehr
wichtig finde ich auch, daß den meisten Frauen das Gefühl einer Souveränität
über den eigenen Alltag völlig fehlt (siehe vorne das Bild vom “Herrn im eigenen
Hause“). Das Recht auf individuelle Revolte, auf das Durchsetzen des eigenen
Kopfes wird Mädchen stärker abgesprochen als Jungen. Es gibt für sie kaum einen
Bereich, wo sie zumindest theoretisch “das Sagen haben“, jedenfalls nicht als
positiv besetztes Bild. Herrschaft erleben Frauen also immer aus der Perspektive
der Unterdrückten und entwickeln entsprechende Verhaltensmechanismen. Das Ausmaß
dürfte bei allen Frauen unterschiedlich sein, aber prinzipiell wirkt die
geschlechtsspezifische Erziehung bei uns allen.
Die Lustfeindlichkeit, Unsicherheit.
repressive Atmosphäre auf Treffen wird von Frauen eher empfunden als bewußt
registriert. Der Grund für das Unbehagen muß dann erst mühsam in Gesprächen
außerhalb der Gruppe ermittelt werden, ist also in der direkten Situation nicht
vermittelbar. Dazu kommen die direkten Ausdrücke von Desinteresse:
Endlos-Monologe in Unterhaltungen zeugen von Desinteresse an der Meinung
anderer, Unterstellungen und Fehl-Interpretationen sind, wenn sie nicht
taktische oder rhetorische Mittel sind, Ausdruck von Nicht-Zuhören. Dieses
Verhalten ist nicht ausschließlich auf Männer begrenzt, sie bringen es aber
wesentlich häufiger und vor allem auch in privatem Gesprächen, in denen ich es
von Frauen nicht kenne.
Beziehungen,
Sexualität
Kommen wir also nun zum Verhalten der
Scene-Macker in Beziehungen und im Bereich Sexualität. An diesem Punkt haben die
wenigsten etwas begriffen, für zuviele ist nicht-orgasmusfixierte Zärtlichkeit
kaum vorstellbar, Sinnlichkeit ein absolutes Fremdwort. Da wird immer noch an
den Bedürfnissen der Frau vorbeigevögelt, ist Sexualität Technik und nicht
Lusterfahrung. Es gibt dazu einen hervorragenden Artikel einer Frau, erschienen
vor Jahren in der “Großen Freiheit“, dem auch heute noch nichts hinzuzufügen ist
(Titel: No more heroes oder wo bleibt die Revolution im
Bett?).
Die Reaktionen von Frauen auf den Artikel
machten mir klar, daß diese scheinbar so persönlichem Erfahrungen allgemein, d.
h. sozial sind. Um jetzt Konsequenzen für die politische Ebene und die Utopie zu
ziehen, müßten noch Psychoanalyse, Kultur- und Religionskritik usw.
miteinfließen. Wäre interessant, würde aber leider zu weit
führen.
Auch im stinknormalen Alltag ist von einem
Einbeziehen der Frau in die eigenen Handlungen, das erst ein gleichberechtigtes
Miteinander ermöglicht, wenig zu spüren. Ob der Mann nun vorneweg läuft und die
Frau hinterherdackeln muß oder an anderen Punkten einfach sein Ding durchzieht
und die Frau sich eben anpaßt oder zwangsweise dagegenpowert, der Versuch einer
wirklichen Gemeinsamkeit wird kaum unternommen. Das Ganze wird dann noch mit dem
Anspruch auf Freiheit gerechtfertigt, als sei Freiheit etwas, das immer gegen
andere durchgesetzt werden muß und nicht etwas, das nur gemeinsam und
gleichberechtigt mit anderen geschaffen werden kann. Aber bevor ich mich jetzt
zu sehr in die Details verliere, kehre ich lieber wieder zum Ausgangspunkt
zurück.
Vor allem durch Gespräche •mit Frauen ist
mir klar geworden, daß viele Verhaltensweisen, die ich für privat bzw.
persönlich hielt, eigentlich soziale Phänomene sind, denn sie treten massenhaft
auf. Den meisten Männern fehlt diese Erkenntnis, denn sie setzen sich seltenst
mit anderen Männern darüber auseinander. Aus der Erkenntnis der
gesellschaftlichen Dimension scheinbar privater Probleme lassen sich aber die
Mechanismen ableiten, mit denen Herrschaft aufrechterhalten wird. Unter
Hinzuziehung der äußeren Gegebenheiten beginne ich, die strukturellen
Mechanismen von Herrschaft zu begreifen und kann Ansatzpunkte für Widerstand
suchen. Gleichzeitig erkenne ich die Begrenztheit einer Veränderung auf einer
rein persönlichen Ebene. Ich wünsche mir, daß dieser Zusammenhang in der
Patriarchatsdiskussion von den Männern begriffen wird, damit Gespräche darüber
überhaupt möglich werden.
Dani, FAU-Frankfurt
Wir Anarcho-Syndikalisten haben die
herrschaftslose, ausbeutungsfreie auf Selbstverwaltung begründete Gesellschaft
als Ziel.
Die Selbstbestimmung in allen
Lebensbereichen ist die grundlegende Idee des
Anarcho-Syndikalismus.
Daher lehnen wir die Organisierung unserer
Interessen in zentralistisch aufgebauten Organisationen ab, da diese stets
Machtkonzentration und Hierarchie bedeuten. Weder soll noch kann mensch mit
Stellvertreterinnenpolitik, wie z. B. von reformistischen Gewerkschaften,
Parteien und Kirchen betrieben wird, unsere Interessen
durchsetzen.
Dagegen sind wir direkt und indirekt
lohnabhängigen Menschen für die Selbstorganisation in unabhängigen Gruppen.
Diese sind bundesweit (in der FAU)
und international (in der IAA)
zusammengeschlossen.
Zur Durchsetzung unserer Ziele und
Förderungen dienen uns sämtliche Mittel der DIREKTEN AKTION, wie z. B. Besetzungen, Boykotts, Streiks etc. Im
Gegensatz dazu lehnen wir indirekte Mittel wie die parlamentarische Tätigkeit in
jeglicher Form ab. Mit dieser Art von Organisierung verbinden wir die
Möglichkeit, Vereinzelung und Perspektivlosigkeit aufzuheben und so für eine
revolutionäre Veränderung auf freiheitlicher Grundlage zu
kämpfen.
Da die Macht und die Stärke des
kapitalistischen Systems in der privaten bzw. staatlichen Verfügungsgewalt über
die Produktionsmittel und in der tagtäglichen Ausbeutung der arbeitenden Klasse
begründet sind, ist der ökonomische Bereich der Hauptansatzpunkt für den
antikapitalistischen Kampf.
Revolutionäre Arbeit in den Betrieben trifft
den Kapitalismus nicht nur in seinen Erscheinungsformen, sondern an seiner
Wurzel. Diese Arbeit kann nur erfolgreich sein, wenn in allen gesellschaftlichen
Bereichen gleichzeitig revolutionäre Arbeit geleistet wird, da alle Kämpfe in
einer Wechselbeziehung zueinander stehen.
Alle Menschen, die in diesem Sinne mit uns
zusammenarbeiten wollen, sind uns willkommen.
angenommen auf dem Pfingstkongreß
1989