Carlo Guiliani, du wurdest ein Opfer des Systems. Du hast gegen Ungerechtigkeit und für eine menschliche Gesellschaft gekämpft. Carlo, du lebst in unseren Herzen weiter! In Lutter, in der Nähe von Goslar am Harz, fand das anarchistische Sommercamp 2001 statt. Die dort anwesenden Anarchistinnen und Anarchisten demonstrierten am Montag, den 23.07.01 in Goslar gegen die Ermordung des Globalisierungskritikers Carlo Guiliani. Die sehr laute und kämpferische Demonstration durch Goslar im Harz war zwar klein, aber ein wichtiges Zeichen gegen Unterdrückung, staatlichen Mord und Kriminalisierung von Globalisierungskritikern. |
Die etwa 80 AnarchistInnen machten mit Musik, Transparenten und Parolen ("Fenster klirren und ihr schreit, Menschen sterben und ihr schweigt", "Für die Macht der Reichen gehen Sie über Leichen" u.a.) auf sich aufmerksam. AnwohnerInnen und Touris waren sehr interessiert, teilweise gab es auch Zuspruch bis Applaus. Für das kleine Goslar war diese Demo zweifelsohne ein Ereignis und für's örtlichen Blättchen auch Thema. Die Flugis gingen weg wie nix und der untenstehende Redebeitrag wurde an vielen Stellen vorgelesen. Wir möchten nicht, dass Carlo in Vergessenheit gerät, deswegen dokumentieren wir den Redebeitrag an dieser Stelle. |
Redebeitrag zur anarchistischen Demo am 23. Juli 2001 in Goslar
anlässlich des Todes von Carlo Giuliani bei den Protesten gegen den G-8 Gipfel in Genua
In Genua wurde am Freitag dem 20. Juli ein Mensch erschossen. Carlo Guiliani nahm Teil an den Protesten gegen das Gipfeltreffen der G8 - Regierungschefs. Er wurde von einem Polisizisten in den Kopf geschossen. Dieser Vorfall löst bei uns Wut und Trauer aus. Er ist Ausdruck der Gewaltanwendung gegenüber Menschen, die trotz aller Einschüchterungsversuche von Seiten der Herrschenden, für ihre politischen Ziele kämpfen. Bei den Protesten in Genua geht es nicht, wie in den Medien gerne so dargestellt, um Krawalltourismus und das Einschlagen von Fensterscheiben:
Die Proteste richten sich gegen den Führungsanspruch der vornehmlich westlichen Industrienationen. Diese meinen aufgrund ihrer Wirtschaftsstärke allein die Verteilung von sozialen, ökonomischen und kulturellen Gütern der Welt beherrschen zu können. Die G8 stellen sich selbst wohltätig dar und verschleiern dabei, daß sie selbst für das Wohlstandsgefälle verantwortlich sind.
Die Abhängigkeit der sogenannten Entwicklungsländer ist für die Industrienationen von Vorteil für die Durchsetzung ihrer wirtschaftlichen Interessen. Das markwirtschaftliche System des Kapitalismus fordert die Ausbeutung und ständige Verfügbarkeit möglichst billiger Arbeitskräfte und Ressourcen. Die Verschuldung bei hochverzinsten IWF-Krediten macht es diesen Ländern immer schwerer, sich gegen die Vorgaben der Industrie zu wehren.Umwelt- und Sozialstandarts treten dabei in den Hintergrund, bzw. werden durch Freihandelsabkommen immer weiter abgebaut.
Für die Durchsetzung ihrer Interessen sind den Herrschenden alle Mittel recht. Proteste werden mit Tränengas und Knüppeleinsätzen niedergeschlagen, TeilnehmerInnen werden kriminalisiert und der Protest von mehr als 150.000 Menschen wird in den Stellungnahmen der PolitikerInnen und in den Berichten der Medien auf das Bild von gewalttätigen Polithooligans reduziert. Die massive Gewalt die von der Polizei ausgeht ist gezielt, um die Protestbewegung zu demoralisieren. Diese Übergriffe werden in den Medien verharmlost, als Notwehr dargestellt oder verschwiegen.
So wurden am Abend des 21. Juli zwei Gebäude von der Polizei gestürmt. Dabei handelte es sich um eine Schlafunterkunft. Die Polizei prügelte auf die zum Teil schlafenden Menschen ein, Augenzeugen berichten von schweren Mißhandlungen. Etliche Verletzte wurden danach, zum Teil noch in ihren Schlafsäcken, herausgetragen und ins Krankenhaus abtransportiert. Viele andere wurden sofort festgenommen. In dem anderen Gebäude waren die Rechtshilfe und der Sitz eines alternativen Medienzentrums untergebracht. Dort wurde Informationsmaterial und Ausrüstung beschlagnahmt oder zerstört, darunter auch Beweise zu vorherigen Übergriffen der Polizei.
Wir lassen nicht zu, daß einige wenige über das Schicksal der Welt bestimmen, ohne dass die von den Entscheidungen betroffenen Menschen beteiligt werden. Wir lassen nicht zu, dass Menschen im Namen des Kapitalismus mißhandelt und getötet werden. Wir lassen nicht zu, dass Andersdenkende kriminalisiert und zu Krawallmachern degradiert werden.
Wir fordern, dass nach den Bedürfnissen der Menschen und nicht nach den Interessen der Wirtschaft gehandelt wird.
Kapitalismus ist organisiertes Verbrechen!
Wir kämpfen mit Carlo Giuliani - jetzt erst recht!