Kapitalismus und Krieg
Autonome Jugend Antifa Nürnberg
Quelle: Schwarze Katze Rundbrief 03.07.03
In diesem Vortrag versuche ich den Zusammenhang
von Krieg und Kapitalismus in Ansätzen zu erklären. Er hat nicht den
Anspruch auf vollständig oder 100%er Richtigkeit, sondern soll vor allem
zum Denken und Diskutieren anregen.
Im Moment glaubt niemand der
amerikanischen Regierung ihr Gerede von Demokratie, Menschenrechten und
der angeblichen Zerstörung von Massenvernichtungswaffen im Irak. Es geht
vor, allem ums Öl. Aber warum ist das Öl nun so 'wichtig? Ich werde
versuchen das zu erklären.
Krieg hat sich historisch
verändert:
In der Urzeit/Steinzeit hatten die Menschen nur
wenig zum Leben. Ihre Überlebenstechniken waren so schlecht, dass sie sich
gezwungenermassen zu großen Gemeinschaften zusammenschliessen mussten. Viele
Arbeiten mussten gemeinschaftlich verrichtet werden weil es nicht die
nötigen Werkzeuge gab oder z.B. bei der Jagd der Mensch nicht stark genug
war. Somit war Krieg auch immer ein Krieg um Gemeinschaftsbesitz, da ein
Individuum alleine nicht überlebensfähig war. Es war der Kämpf gegen
andere Nahrungsmittelkonkurrenten oder zur Verteidigung des
Gemeinschaftsbesitzes. Eine Vergrösserung des eigenen Gebiets war in dieser
Situation nicht möglich bzw. sinnvoll, da der Alltag vom Überlebenskampf
bestimmt war.
In der Antike entwickelte sich die
Sklavenhaltergesellschaft. Sklaven waren die mit Abstand billigsten
Arbeitskräfte, die in grosser Zahl benötigt wurden. Dies waren meistens
Kriegsgefangene. Im Unterschied zur Urzeit hatte sich die Produktion
weiter entwickelt und damit auch die Gesellschaft. Das täglich Leben
spielte sich nicht mehr nur um die Frage wo das nächste Essen herkommt ab,
sondern es entwickelte sich das Handwerk, die Kunst und der Handel.
Dadurch wurde es möglich Krieg produktiv zu nutzen. D.h. der
gesellschaftliche Reichtum wurde auf Kosten andere Nationen vergrössert.
Das geschah durch Aneignung von Boden, Produkten und Arbeitskraft in Form
von Sklaven.
Mit dem entstehen des Kapitalismus um 19. Jahrhundert
kam es zu einer Veränderung. Der Kapitalismus breitet sich immer weiter
auf der Welt aus und wird Global. Eine Unterscheidung in Freund und Feind
ist nicht mehr so klar möglich. Jedes Land ist nun neben Feind und
Konkurrent auch Geschäftspartner, Kunde und Lieferant.
Aus dieser
Basis heraus war auch die Entstehung der bürgerlichen Friedensbewegung der
80er möglich, wie es sie meines Wissen nach nur in den entwickelten
Industrieländern gibt/gab. Das BRD Kapital gehört zu den mit am
technologisch und ökonomischen fortschrittlichsten. Aus diesem Grund kann
es im Frieden weltwirtschaftliche Gewinne machen und andere Konkurrenten
ausschalten. Das geschieht zum Beispiel durch Zölle auf Produktimporte um
so den eigenen (binnen-)Markt vor zu niedrigen Preisen zu schützen.
Daneben können Produkte wie z.B. im Hightech Bereich aus einer
monopolartigen Stellung heraus exportiert werden. In einigen Fällen können
auch Produkte billiger in die dritte Welt (Trikont) verkauft werden und
dort der Markt "übernommen" werden. Dies geschah z.B. in den 80ern durch
Weizenexporte aus den USA, die zur weitgehenden Zerstörung der
Selbstversorgerwirtschaft (Subsistenzwirtschaft) im Trikont geführt hat.
In Teilen der Friedensbewegung wird die Abwesenheit von offenem Krieg als
der zu erreichende Zustand verstanden. Dabei wird der tagtägliche
Überlebenskampf in der dritten Welt (Trikont) und die tagtäglichen Zwänge
hier, wie arbeiten gehen, übersehen und ausgeklammert.
Krieg nutz
im Kapitalismus zur Sicherung der eigenen Gewinne. Wenn Staaten aus der
Peripherie (d.h. ökonomisch/technisch und militärisch weniger weit
entwickelte Staaten) durch Eingriffe versuchen in grösserem Mass den
Weltmarkt für sich zu beeinflussen, werden sie von den Metropolen
(Industrienationen) abgestraft.
Das geschieht durch Entzug von
Krediten, durch Sanktionen, Embargos oder eben Krieg. Das Zitat von Carl
Phillip von Clausewitz, einem Militärtheoretiker aus Preussen (1834), dass
"der Krieg ist nichts anderes, als eine Fortsetzung des politischen
Verkehrs mit anderen Mitteln" ist gilt nach wie vor.
Rüstung und
Krieg, wem nutzt es?
Vom Standpunkt der normalen Menschen ist
eigentlich die Waffenproduktion Verschwendung von Rohstoffen, Arbeit und
Energie. Sie sind zur Stillung der Bedürfnisse der Menschen nicht zu
gebrauchen. Niemand kann Bomben essen und in Gewehren wohnen Kriege nützen
dem Kapital. Vor allem die Rüstungsindustrie profitiert natürlich von
Krieg. Rüstungsaufträge werden von Staaten gegeben. Das Geld dafür holen
die Regierungen sich von den normalen Menschen durch Steuern. Anschliessend
werden die Waffen in einem Krieg verschossen. Danach werden wieder neue
Aufträge vergeben. Bezahlt hat das alles die Bevölkerung, einen Nutzen
haben sie davon nicht. Ein grosser Rüstungsindustrieller wohnt auch in
Nürnberg-Erlenstegen, der Herr Diehl.
Neben dem Rüstungskapital nützt
der Krieg aber auch dem restlichen Kapital. Durch Kriege wird das Kapital
eines Landes, d.h. z.B. seine Fabriken, zerstört. Dadurch wird der ganze
Markt zerstört, da niemand mehr arbeiten kann und kein Geld für
Neuinvestitionen da ist. Das ebnet den Weg nach dem Wiederaufbau zur
besseren Ausbeutung von Arbeitskräften, da die Menschen in erbärmlichen
Verhältnissen leben und auf Lohnarbeit angewiesen sind. Das Kapital kann
dadurch auch die Kaufkraft in dem Land nützen, da es als einziges das Geld
für grosse Investitionen hat. Durch die moderne Produktion ist ihm somit
auch der billigste Marktpreis garantiert und wird deswegen auch die
meisten Verkäufer finden. Hintergrund einer solchen Strategie sind die
gesättigten Märkte in den Industrieländern. Seit einigen Jahren herrscht
dort eine offensichtliche Krise.
Um die Gewinne zu steigern hat das
Kapital zwei Möglichkeiten, entweder, es senkt die Löhne und verlängert
die Arbeitszeit, oder es investiert in moderne Maschinen. In den
Industrienationen wurde die Produktion immer Maschineller, dadurch werden
weniger Arbeitsplätze benötigt. Dadurch sinkt aber die Kaufkraft der
Gesellschaft und die Güter können nicht mehr so gewinnbringend verkauft
werden.
Der bisher letzte Versuch die Krise zu überwinden war die
Ausrufung der Informationsgesellschaft. Über das Internet sollten neue
Märkte erschlossen werden. Dieser Traum ist mittlerweile geplatzt, viele
Firmen sind pleite.
Aus diesem Grund ist es notwendig neue Märkte zu
erschliessen und das geht am besten wenn alles platt gebombt ist. Dann gibt
es keine Konkurrenten mehr und das Kapital der Industrienationen hat eine
art Monopolstellung.
Für die momentane Situation heisst das vor
allem:
Der Wirtschaft in Amerika geht es schon seit längerer
Zeit schlecht. Von amerikanischen Wirtschaftsexperten wird auf einen
Aufschwung durch billige Energie gehofft. Und Erdöl ist nun mal eines der
Hauptenergieträger. Gleichzeitig gibt es eine wirtschaftliche Entwicklung
hin zu einer stärkeren Industrialisierung vor allem in China. Dadurch
steigt die Nachfrage nach billigem Erdöl. Wenn das China bekommt könnte
sich daraus ein ernsthafter Konkurrent auf dem Weltmarkt entwickeln. Aus
diesem Grund wird Versucht eine Strategie der Eindämmung anzuwenden, indem
versucht wird die Kontrolle über das Erdöl zu bekommen.
D.h. eine
Kontrolle der Fördermenge und der Lieferwege und dazu müssen die
Förderländer kontrolliert werden. Es soll also versucht werden eine
monopolähnliche Stellung, was Öl betrifft zu bekommen, um so
konkurrierende Nationalökonomien, wie China, zurückzudrängen.
Kurz
möchte ich in diesem Zusammenhang noch auf die Rolle der BRD und ihre
halbherzige Haltung gegen den Krieg eingehen.
Zum einen hat die BRD
gute wirtschaftliche Beziehungen zum Irak und meines Wissens auch schon
Verträge zur Ölförderung für die Zeit nach dem Embargo gegen den Irak. In
wie weit die nach dem Krieg noch etwas wert sind bleibt abzuwarten. Die
Aufteilung der eroberten Ölfelder unter den Ölkonzernen der
kriegsführenden Staaten hat zumindest schon begonnen. Zum anderem haben
deutsche Firmen schon unter Helmut Kohl grosse Investitionen in China
getätigt, während das Verhältnis zwischen China und USA etwas unterkühlt
ist.
Es ist klar, Krieg ist ein profitables Unterfangen, das ist
auch der Grund, dass sie immer noch geführt und auch in Zukunft geführt
werden, solange wir nicht die Welt auf den Kopf stellen und endlich die
Menschen und nicht die Profite zählen.
Kapitalismus bedeutet
Krieg! Kampf dem System!